Guten Tag, Freunde der gespielten gespielten Musik. Aufgrund des reichhaltigen Interesses und des ungestümen Kommentaraufkommens sahen wir uns gezwungen, noch einen weiteren Artikel zum Thema The Beatles: Rock Band zu veröffentlichen. Hat Daniel in seinem Vergleichsartikel schon viele Wahrheiten verbreitet, geht dieser Text etwas mehr auf die Feinheiten dieses wunderbaren Werks ein. Eventuelle Dopplungen sollten sich in Grenzen halten, ich bitte dennoch, sie zu entschuldigen.
Harmonix haben im Vergleich zum direkten Vorgänger einige Detailverbesserungen vorgenommen, die gerade für Score- und Vielspieler Vieles angenehmer machen. So gibt es für die Freunde der tiefen Töne jetzt endlich eine Basskarriere, inklusive leicht einsehbarer Bassscores. Im Übungsmodus sind nun auch beim Gesang einzelne Songabschnitte wählbar, ein Tonhöhenpfeifer hilft, bei mehrstimmigem Gesang den richtigen Ton zu finden, und Harmonie- und Sologesangsscores sind wie bei den Saiteninstrumenten säuberlich getrennt. Das Hammer-On-Chords-Timing ist so viel besser gelungen, dass es Rock Band 2 als Patch nachgereicht wurde, und endlich wird auch wieder die Sternanzahl im Quickplay angezeigt. Andere Änderungen sind der Bewahrung des ursprünglichen Beatles-Liedgut verpflichtet, wie schwer sich diese auf das Spielvergnügen auswirken, muss jeder mit sich selber ausmachen: Die Freeformdrumfills wurden gegen einen einzelnen leuchtenden Block eingetauscht (was je nach Punktewunsch auch durchaus Vorteile hat, verpasst man so nämlich nicht mehr so viele Noten, wenn man seine Starpower ähm Beatlemania für schnellere Passagen aufspart), Gitarreneffekte wie Wahwah und Flanger sind nicht aktivierbar, Big Rock Endings, Tamburin und punktebringende Spracheinlagen fielen komplett weg und der Tremolo ist kaum hörbar. Aber all dies ist nicht wichtig.
Da die Instrumente zu Rock Band 2 hierzulande nie erschienen sind, sind die TBRB-Instrumente ohne Einschränkung zu empfehlen, auch wenn ich die 109€ für die Standalone-Gitarren schon ziemlich haarig finde. Die Drums sind wesentlich leiser und federnder als die der RB1-Schießbude, die beiliegenden Sticks sind deutlich leichter, das Pedal ist metallverstärkt und daher nicht so bruchanfällig wie das Vorgängermodell, der Bass ist ein Traum von Lautlosigkeit und Optik, auch wenn bei intensivem Gebrauch die Lackierung rund um die Strumbar Schaden nimmt, der Mikrophonständer ist stabil, metallen und fühlt sich angenehm -Achtung, Unwort- wertig an. Abgesehen vom Mike sind die Instrumente kabellos, was ich bei den Drums etwas fragwürdig finde, aber mit einer Batterieladung halten die erstaunlich lange – nach sieben Wochen fingen die Drums an zu blinken, die Gitarre läuft noch immer, und das bei regelmäßigem und lang andauerndem Gebrauch. Aber all das ist unwichtig.
Der Schwierigkeitsgrad der Achievements hat deutlich zugenommen. Konnte man bei Rock Band 2 den Großteil auch in niedrigeren Schwierigkeitsgraden ergattern, verlangt TBRB wesentlich häufiger den höchsten Schwierigkeitsgrad. Dem nicht genug, gibt es instrumentspezifische 100%-Achievements, teils für Soli, teils für ganze Songs, und auf Gitarre noch mit Zusatzschwierigkeitsmodifikator (so müssen in drei Songs alle Hammer-Ons/Pull-Offs eben so gespielt (will sagen: Nicht gestrummt) werden). Das ist auch für Menschen, die eine dreistellige Stundenanzahl mit den Vorgängern verbracht haben, recht harter Tobak. Dass zwei Achievements nur durch die längerfristige Mobilisierung einer oder gar zweier weiterer Sänger machbar sind und dies nur gemeinsam vor der Konsole und nicht über XBL funktioniert, macht das Ganze nicht leichter. Aber wichtig ist das natürlich überhaupt nicht.
Das Charting, also das Leveldesign eines Rhythmusspiels, ist instrumentenübergreifend allererste Sahne. Als Vielspieler bin ich jedesmal wieder überrascht, wie unterschiedlich Level aus gerade mal vier bzw. fünf Einzelelementen aufgebaut werden können, die trotzdem das Gefühl vermitteln, jeden Melodieverlauf des Liedes wiederzuspiegeln. Natürlich ist dies stark vom jeweiligen Song abhängig, aber die Befürchtung, das Schlagzeug wäre ob etwaiger Unfähigkeit Ringos (der ich im Übrigen nicht zustimme) viel zu leicht zu spielen, bewahrheiten sich nicht. Was mich als Laien überraschte, war wie spannend die Bassläufe in vielen Song sind, das hätte ich zugegebenermaßen dem ollen McCartney nicht zugetraut. Aber der war halt auch mal cool. Gitarre ist weitestgehend sehr schön (wenn auch in wenigen Fällen Geigen gechartet werden, worauf ich nicht so stehe), inklusive einiger doch schwieriger Soli, und der Gesang ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, gerade das Harmoniegedöns verlangt intensivere Beschäftigung mit den Songs als zuvor. Jedoch sollte man stets im Hinterkopf haben, dass ein Großteil des Beatles-Gesamtwerks im Popumfeld angesiedelt ist, demzufolge sollte man keine minutenlangen Gniedelsoli oder Doublebassstakkato erwarten – so Schwierigkeit das Einzige sein sollte, was euch bei der Songauswahl interessiert, ist TBRB vielleicht nicht die richtige Wahl. Aber jetzt bitte nicht den Umkehrschluss ziehen – zwar kommt es bei Schwierigkeitsgrad entsprechenden Fähigkeiten selten vor, dass man einen Song komplett verkackt (mit Ausnahme von den wenigen schnelleren Drumtracks und einigen fies hohen Gesangsparts), aber für Goldsterne oder 100% muss man sich auch mit hervorragender Instrumentbeherrschung ordentlich anstrengen. Interessant und gewöhnungsbedürftig ist schließlich noch, dass teilweise (vor allem im Abbey Road-Addon) zwei oder drei kürzere Songs zu einem Level zusammengepappt sind, wenn sie auf LP auch ineinander übergingen. Nicht weiter schlimm, aber gerade für Sänger komplizierter, müssen diese sich schließlich dann zwei Melodien merken. Apropos Addon: Etwas blöde ist, dass, so man sich das komplette Album zieht, der Song “The End” insgesamt dreimal vorkommt (einzeln im Hauptspiel und als Teil des kompletten B-Seiten-Medleys sowie des Teils “Golden Slumbers/Carry That Weight/The End”), was mich persönlich weniger störte, wenn ich da nicht immer das Solo verkackte bzw. den “Love you”-Part korrekt sänge. Aber ist das wichtig? All signs point to no.
(Disclaimer: Die Aussagen des vorherigen Absatzes bezüglich der Chartingqualität beziehen sich ausschließlich auf den höchsten Schwierigkeitsgrad. Über alles andere kann ich keine Aussage machen.)
Grafisch ist es Klax mit warmen Farben. Komplett ohne Wichtigkeit.
Ach halt, da war ja noch was im Hintergrund. Zu den bizarren Traumlandschaften hat Daniel ja schon was geschrieben, dem möchte ich nur hinzufügen, dass jeder einzelne Beatle bestimmt ein Dutzend mal modelliert wurde, mit jeweils verschiedener Frisur, Bartwuchs und Kleidung. Natürlich stellt sich immer die Frage, wie wichtig Kleinigkeiten bei einem Spiel sind, bei dem man im normalen Spielverlauf eh auf nichts am Rande achten kann, aber gerade die Mimik der Figuren hat es mir angetan, kleine Momente, Blicke, ein Lächeln, Augen schließen… wirkt sehr sympathisch. Aber wie gesagt: Unwichtig.
Das Einzige, was wirklich wichtig ist, das einzige, was die Frage beantworten könnte, ob dieses Spiel für euch geeignet ist, ist euer Verhältnis zu den Beatles. Für Fans stellt sich die schlichtweg keine Frage, so auch nur ein gelindes Interesse an dem Genre existiert, denn neben der Möglichkeit, die Musik in Stereo zumindest fake mitzuerleben, gibt es noch haufenweise Fotos, Texte und Videoaufnahmen freizuschalten, dazu noch das bisher unveröffentlichte Studiogebrabbel vor und nach jedem einzelnen Lied… Andersrum ist es für Menschen, die Beatlessongs überhört haben und/oder immer scheiße fanden ein absoluter Overkill an Hippiekacke, Psychidelika und Popmüll. Ich befand mich in der glücklichen, wenn auch vermutlich seltenen Lage, nur 13 von den 57 bisher veröffentlichten Songs zu kennen, und von 6 davon wusste ich entweder nicht, dass die von den Beatles sind, oder hatte sie nur als Coverversion gehört. Zusammen mit meiner unabstreitbaren Popaffinität war das Spiel demzufolge ein Quell lang anhaltender Freude und ist es bis heute. Abschließend noch eine nicht zu vergessene Wahrheit über das Genre allgemein: So ihr nicht alle vier Instrumente spielt, reduziert sich der Solo-Spielspaß naturgemäß um ein bis drei Viertel (ja, ich kenn Leute, die keinen Bass spielen). Und wenn ich auch verstehen kann, dass nicht jeder eine goldene Kehle haben kann: Jungs, Trommeln macht echt Spaß.
17 Kommentare
Vielleicht sind Musikspiele bei unseren Lesern ja wirklich inzwischen durch…? Ich persönlich habe auch schon seit Monaten keine Plastikgitarre mehr in der Hand gehabt. Vielleicht zeigt sich langsam auch das Problem, dass es sich bei all diesen Varianten letztendlich doch um ein und dasselbe Spiel handelt?
Ich finde ja, dass Lego Rock Band hier endgültig den Vogel abschießt. Ich meine: Rock Band mit Lego-Avataren? WTF?! ;D
Ich mag die Beatles wirklich sehr und würde mir diese Rock Band-Version sooo gerne holen, auch weil ich bis jetzt weder einen GH-, noch einen RB Titel besitze, aber 170€ für ein Spiel sind mir einfach viel zu teuer :'(.
Musikspielmüdigkeit …, ach was, das liegt bestimmt nur an den Beatles. Wir sind einfach zu alt. In Zeiten, in denen Take That schon zu den golden Oldies gerechnet werden, finden sich die Beatles zusammen mit Buxtehude in der Schublade für Vorvergangenes.
[quote]Musikspielmüdigkeit …, ach was, das liegt bestimmt nur an den Beatles. Wir sind einfach zu alt.[/quote]
Hey, hey, die Beatles sind auch nicht gerade aus meiner Zeit. Überhaupt sind die Beatles sehr zeitlos, weswegen ich das Argument nicht gelten lasse. Die Verkäufe sind ja auch nicht schlecht. Beatles sind das WiiSports unter den Musikspielen. Ein trojanisches Pferd, mit dem Nichtspieler an das Genre rangeführt werden können.
Zum Kommentaraufkommen: Wir sollten mal eine Studie über Artikel die am Wochenende erscheinen machen. Da sind immer sehr viel weniger Leser und damit Kommentatoren unterwegs.
Zum Spiel und S3: Es ist demoralisierend in den Highscorelisten immer sofort mit SpielerDrei verglichen zu werden. Der spielt ja auch nur im höchsten Schwierigkeitsgrad. Logisch, dass er dann mehr Punkte bekommt! Menno.
hab vorhin auch mal kurz nach dem Komplett-Set von TBRB gestöbert und finde die Verkaufsstrategie ja schon wieder unter aller Kanone. Das komplette Set mit allen Instrumenten gibt es nur als Limited Edition? Damit man es noch ein bißchen teurer machen kann als es eh schon ist?
Ich persönlich fände ja schön, wenn all die Musikspiele auch einfach mal mit einem Drumkit gebundelt würden, statt immer nur mit Gitarren…
Es gibt neben der LE mit den neuen besseren Instrumenten auch eine Beatles Special Value Edition mit Rock Band 1 Instrumenten für 120€.
Ansonsten gebe ich dir recht: die Hardware-Veröffentlichungen des Rock Band Franchise sind schon immer etwas merkwürdig.
@ Daniel & Value Edition: Ja, die hab ich auch schon entdeckt, aber wenn man daneben die besseren Instrumente sieht, will man das “Minderwertige” irgendwie auch nicht haben =(.
Also als interssierter Leser eurer Seite will ich euch mal einen Gefallen tun und ein Kommentaqr schreiben, ( Die scheinen ja sehr begehrt zu sein ;)
Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie man jemals so viel Geld für Plastikgitarren ausgeben kann… habe das ganze nie begriffen, udn werde es wohl in nächster Zukunft auch nicht begreifen. Musikspiele fallen für mich als Vielspieler ( PC / WII ) absolut in die Kategorie “unnötiger Kram”. Und dann auf meiner (fast) Lieblings-spieleseite gleich 2 Artikel in Folge in denen die Vor und Nachteile von verschiedenen Plastikgitarrenversionen erläutert werden – ich bin ein wenig shocked :o
Kommentare hin oder her – was die Zugriffe angeht, sind unsere diversen Musikspiel-Artikel der letzten Monate ziemlich weit vorne. Ein gewisses Interesse scheint also immer noch zu bestehen.
Sollte jetzt keine Kritik sein, ich bin nur verwundert, weil das so gar nicht meins ist. MAcht ruhig weiter so… nur der Artikel Output könnte noch erhöht werden ;)
Viel Spaß weiterhin.
[quote]Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie man jemals so viel Geld für Plastikgitarren ausgeben kann…[/quote]
Ja, ich auch nicht. Gut, ich habe über 300 Teuro für einen Drum-Controller ausgegeben, aber das ist ja was ganz anderes. ;)
Ein Ion?
Ja. Nachdem sich zwei Pedale und ein Pad verabschiedet haben, hatte ich nicht so viel Lust auf noch so ein billiges Teil. Allerdings ist auch der Ion Drummer nicht der Weisheit letzter Schluß.
So du (oder ein anderer geschätzter Leser) Interesse an Fernduell durch Leaderboards hast und auf 360 spielst: Mein Gamertag ist denkbar einfach zu erraten.
Hm… es macht mir ein bisschen Sorgen, da du 1000/1000 RB2-Gummipunkten hast. ;) Aber könnte man sicherlich irgendwie einrichten.
Sind eigentlich die anderen Spieler-Gamertags genauso einfach zu erraten oder verstecken sich dahinter andere Spieler-Gamer?
Also SpielerZwei ist nicht SpielerZwei, und SpielerVier hat gar keine XBox. Aber mehr wird nicht verraten!
Sie haben [s]Post[/s]Toast!