Ein einfacher Flugsimulator, kein Dogfight, kein Looping, keine Fassrolle, kein Immelmann. Dazu noch ein kräftiger Schuss aus der Färbepistole und etwas altbackene Sammelei. Dazu noch etwas Sehnsucht, “games as art” und man hat… Flower, den Nachfolger von flOw. Flower ist so neu und toll und einzigartig und Grund genug sich eine PS3 zuzulegen. Alleine der Abspann, lang und Achievementpunkte für’s Anschauen gibt es auch noch. Endlich hat auch der PS3-Besitzer sein Braid. Das ist die Zukunft des Videospiels. Seltsam, dass das Ganze zur Reise in meine Erinnerungen wird.
Flower und Moondust.
Ich habe nur noch schwache Erinnerungen an Moondust. Ein Spiel, das keins war, auf einem C64, der nicht meiner war. Man steuerte einen Pixelballen, manchmal nahm man einige der Begleiter mit und mit Glück verwirbelten sich die Flugbahnen aller Beteiligten, die dynamisch erzeugte Begleitmusik veränderte sich und man bekam eine undurchschaubare Punktwertung mit auf dem Weg zum High-Score. Es war seltsam und hatte unmittelbar keine Nachfolger (die mir bekannt sind), die seine Ideen aufnahmen und weiterverfolgten. Schlagt es nach, macht euch schlau: Jaron Lanier, Moondust. Nein, ich will es mir nicht auf einem Emulator anschauen, manchmal muss Erinnerung verklärt bleiben.
Flower und Pac-Man.
Ich bin der Wind oder ein Blütenwirbel, der vom Wind getrieben wird. Ich bin frei (so wie der Wind), wirbele so über die Prärie (so wie ein Blütenwirbel) und habe nichts besseres zu tun als mehr oder weniger linear angeordnete Blüten abzuklappern. Habe ich alle Blüten berührt geht es in den nächsten Bereich. Die Geister von Blinky, Pinky, Inky und Clyde waren bei mir, ich bin mir ganz sicher.
Flower und Katamari Damacy.
Je weiter ich komme, desto grösser wird meine Bildschirmgestalt. Da gab es übrigens auch einen schönen Level, in dem ich nur Blüten aufrollen durfte.
Flower und Rainbow Walker.
Einfärbespiele gab es ja in der Videospielfrühzeit mehr als genug. Qix kommt mir da auch noch in den Sinn. Tja, das war’s auch schon zu Rainbow Walker. Vielleicht sollte ich doch einen Emulator…
Flower und Sonic.
Ich habe nie einen der kanonischen Sonictitel selbst gespielt, aber es gibt Situationen in Flower, in denen der Wind/Wirbel für kurze Zeit das Heft des Handelns an sich reisst, Blüten selbstständig abläuft und das schnelle Pingping klingt selbst für meine unerfahrenen Ohren vertraut.
Flower und Tron.
Ich mag Farbexplosionen, die eine vormals graue Welt in knallige Buntheit tauchen, besonders wenn sie gleichsam als Druckwelle der Farbigkeit inszeniert werden.
Flower und de Blob.
Häuser anmalen ist hier etwas esoterischer, trotzdem schön, eine etwas andere Herangehensweise als beim Blob zu sehen. Die musikalische Untermalung war auf der Fuchtelkonsole dabei etwas… bunter. Lustig ist aber die identische Animation beim Vervollständigen eines Teillevels. Das Spiel nimmt dem Spieler die Kontrolle aus der Hand, die Ansicht wechselt in einen Überflug des bekannten Bereichs zum jetzt geöffneten Zugang in den nun zugänglichen Abschnitt. Danach bekommt der Spieler die Kontrolle wieder zurück, déjà vu.
Flower und Glasfaserlampen.
Die Glasfaserlampe war mein SpongeBob. Wo heutige Mütter ihren Nachwuchs im Supermarkt der Glotze und den ihr innewohnenden Geschöpfen überlassen, konnte mich meine Mutter problemlos in der Lampenabteilung des Kaufhauses abstellen und mich an der gleichen Stelle eine halbe Stunde später wieder abholen. Glasfaserlampen waren das Ding in den frühen Siebzigern, bunt, wechselnde Farben, von kleinen Kinderhänden durchkämmt, wogte das Büschel aus weissen Haaren nach, so wie mannshohes Gras im Wind, nur dass die Enden der Halme mal in blau oder rot aufschimmerten.
Flower und Kritik.
Vermutlich stehe ich damit ja allein da, aber das Spiel gewinnt durch das was es nicht hat. Was es nicht hat, darf jeder selbst ausfüllen. Ok, ich versuch’s mal mit Leigh Alexanders Kritik: “… the sparkling magic of flowers brings man into balance with his environment, the end? …You serious? This is your transformative experience?”
Nö, ich war der Wind, ich habe Grashalme angepustet, das war’s, das war genug.
6 Kommentare
Warum gibt es zu diesem Spiel eigentlich keine Demo im PSN?
Vermutlich weil der erste Level einfach zu viel zeigt. Ich zitiere einfach mal aus Experience Points: “There are more levels? This one is all you’d ever need! It’s relaxing just to fly.”
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich Flower wirklich begeistern würde.
Aber allein dafür diesen teuren Sandwichmaker anschaffen…?
Nein, natürlich nicht. Keine PS2-Kompatibilität, Klavierlackoptik (ein anderes Wort für Staubmagnet), bei Multiplattformtiteln eigentlich immer der Verlierer im Vergleich mit dem Mitbewerber, über den Preis breiten wir ohnehin mal den Mantel des Schweigens. Aber es gibt Pixeljunk-Spiele, Everyday Shooter, Stardust HD, flOw. Das hilft zumindest mir über mein unerfülltes Verlangen nach Castle Crashers, Braid und Pac-Man Championship Edition hinweg. Die vollständige Abdeckung der Spielewelt durch Erwerb von PC, Wii, DS, XBox360, PSP, PS2, PS3 und iPhone fände ich allerdings auch etwas übertrieben. Man suche sich also einen Freund mit PS3. Man gebe ihm die 8 Euro für Flower, falls er es selbst nicht herunterladen will. Man schicke ihn danach ins Kino. Falls man bei seiner Rückkehr immer noch an Flower festhängt … es gibt jetzt eine PS3 mit Singstar Abba im Paket. Das senkt vielleicht die Akzeptanzschwelle bei anderen Mitbewohnern.
Ich mag solche künstlerisch angehauchten, minimalistischen Titel. Und anscheinend wird es ja weltweit äußerst positiv aufgenommen.
Genau wegen solchen Titeln liebe ich digitale Distributionen ala WiiWare, XBLA & PSN.