Ich wollte das erste Battalion Wars (GameCube, 2005) damals wirklich lieben. Dieser tolle Genremix aus Third-Person-Ballerei und Echtzeitstrategie mit seiner witzigen Cartoon-Optik hatte mich in den ersten paar Levels gleich gepackt. Als die Missionen dann aber immer schwerer wurden, hörte ich auf zu spielen. Aus einem einfachen Grund: Ich kam nicht mehr weiter. Ein Schuldiger war auch schnell gefunden: Die Gamepad-Steuerung machte es mir in den späteren Missionen unmöglich, die zum Sieg nötigen Strategien in der geforderten Schnelligkeit auszuführen. Das hat mich damals tierisch geärgert, weil ich das Spiel ansonsten richtig klasse fand.
Und noch eine Sache hat mich damals an Battalion Wars genervt: Warum hat ein Spiel, welches aufgrund seiner Spielmechanik geradezu danach schreit, keinen Mehrspielermodus? Gut, Online- und LAN-Modi waren auf dem Cube ja kein wirkliches Thema, aber wenigstens ein Splitscreen-Modus wie z.B. bei den Pikmin-Spielen hätte es doch ruhig werden können, oder?!
Das erste BW war eigentlich ein Spiel genau nach meinem Geschmack, welches ich dann aber, ob der beiden obengenannten Kritikpunkte, dann doch nicht dauerhaft lieb haben konnte. Glücklicherweise haben die Leute von Kuju London nun genau diese beiden Mankos im Wii-Nachfolger abgestellt und zudem noch ein paar andere Detailverbesserungen mit hineingepackt. Doch bevor ich genauer auf die Neuerungen und Verbesserungen in Battalion Wars 2 eingehe, möchte ich allen Cube-Ignoranten noch kurz erklären, worum es prinzipiell geht:
Bei Battalion Wars handelt es sich um ein Action-Strategiespiel, wobei die Betonung ganz klar auf „Äkschn” liegt. Zu Beginn einer jeden Mission hat man ein festgelegtes Truppenkontingent zur Verfügung, welches, je nach Aufgabe, aus verschiedenen Fuß-, Boden-, Luft- oder (neu in Teil 2) Wassereinheiten besteht. Man steuert immer eine dieser Einheiten direkt und gibt den übrigen Befehle wie „Warten”, „Folgen”, „Angreifen”, „Verteidigen” oder „Einnehmen”. Zudem kann der Spieler beliebig zwischen seinen Einheiten „springen” und so vom Grenadier bis zum Schlachtkreuzer jeden Truppentyp direkt steuern. Wem die Schulterperspektive zu unübersichtlich ist, kann in zwei Stufen aus dem Schlachtfeld herauszoomen. Außerdem gibt es eine Übersichtskarte, die jederzeit aufgerufen werden kann und auch über die Missionsziele Auskunft gibt, die in Form von silbernen (Sekundärziele) und goldenen (Primärziele) Sternen gekennzeichnet sind. Bei den Sekundärzielen handelt es sich meist um Kasernen, Fabriken, Flughäfen oder Gefangenenlager, die die einzige Möglichkeit darstellen, die eigenen Truppen während einer Mission zu verstärken. Basenbau, Ressourcenmanagement und dergleichen gibt es in BW nicht. Die Primärziele bestehen meist im Vernichten von gegnerischen Truppen oder dem Erobern von Stützpunkten. Es gibt aber auch einige Verteidigungsmissionen, bei denen man die eigene Basis vor Angreifern schützen muss. Schafft man eine Mission, wird man bewertet: Je schneller man eine Mission schafft, je weniger eigene Einheiten man dabei verliert und je gründlicher man die gegnerischen Einheiten ausradiert, desto besser die Bewertung. Schafft man alle Missionen einer Teilkampagne (davon gibt es insgesamt 5) mit einer „A”- oder gar „S”-Bewertung, werden Bonusinhalte im Spiel freigeschaltet.
Vergleiche zu anderen Spielen sind immer sehr hilfreich, um zu entscheiden, ob das besprochene Spiel etwas für Euch da draußen ist. Die bloße Aussage, dass mir das Spiel sehr gut gefällt, sollte eigentlich nur Stammlesern und natürlich den Jüngern meiner kürzlich (aus steuerlichen Gründen) gegründeten Sekte Zweientology ausreichen. Aber genau das ist bei Spielen, die sich eben nicht genau an übliche Genre-Schemata halten, das Problem. Um Euch aber nicht völlig ratlos zurück zu lassen, versuche ich es mal: BWii ist ein wenig wie Pikmin oder Overlord, nur dass man nicht eine einzige Chef-Figur spielt, die immer munter Kanonenfutter gegen die Gegner schickt, sondern man ständig die Rolle einer beliebigen Figur (des Kanonenfutters) einnimmt und auch aktiv als diese agiert. Ein bisschen ist es auch wie ein Squad-Shooter der Marke Freedom Fighters, wo man KI-Mitstreitern strategische Befehle erteilen kann, allerdings mit mehr Strategie als üblich. Das muss nun aber zur allgemeinen Verwirrung wirklich reichen…
Battalion Wars 2 setzt die Geschichte des ersten Teils konsequent fort, ohne dass man diesen unbedingt gespielt haben muss, um alles zu verstehen. Es geht um 6 Nationen, die sich in wechselnden Bündnissen gegenseitig bekriegen und dies schon seit Jahrhunderten tun. Obwohl die Welt von BW rein fiktiv ist, liegen die intendierten Assoziationen auf der Hand: Das “Reich der Sonne” ist Japan, die “Angloinseln” sind Großbritannien und so weiter. “Exilvania” klingt zwar nicht sofort vertraut (Nein, keine Vampire im Spiel…), aber spätestens wenn man den deutschen Akzent der Exilvanier hört, ist auch klar, wen diese Nation verkörpern soll…
Das Spiel ist übrigens nur deutsch untertitelt, so dass einem die witzigen englischen Dialoge und Einheitenkommentare auch hierzulande nicht vorenthalten werden. Der orchestrale Soundtrack und die grafische Präsentation können auf ganzer Linie überzeugen, auch wenn letztere genau genommen nicht wirklich atemberaubend ist. Die Grafik lebt in erster Linie vom knuddeligen Cartoon-Stil und den liebevollen Einheitenanimationen, die in ihrer Niedlichkeit doch einiges vom Schrecken eines Kriegsspiels nehmen. Die deutsche Alterseinstufung (ab 16 Jahren) ist für mich daher auch nicht wirklich nachzuvollziehen…
Die Zwischensequenzen kommen hingegen als sehr hübsche und unterhaltsame Renderfilme daher. Es ist schon interessant, wie sehr einen vorgerenderte Filme auf der Wii immer wieder beeindrucken können! Man erwartet sie einfach nicht, weil man sich schon lange daran gewöhnt hat, dass sich die Wii grafisch halt nur leicht über GameCube-Niveau bewegt…
Was mir noch beim ersten Teil nach kurzer Zeit den letzten Nerv geraubt hat, funktioniert in BWii bestens: Die Steuerung. Kuju haben zwar nicht wirklich alles Machbare aus der Wii-Steuerung herausgeholt, so man denn erwartet, dass jeder Wii-Titel unbedingt in eine Wedel-, Schüttel- und Rüttelorgie münden muss, aber sie funktioniert dennoch bestens. Ich persönlich bin sogar dankbar dafür, dass es Entwickler gibt, die nicht auf Biegen und Brechen tausend unnötige Steuerungsgimmicks einbauen, einfach nur weil die Wii das kann. Die Steuerung per Wiimote und Nunchuk funktioniert wesentlich besser als noch die Gamepad-Krampferei des Vorgängers und lässt alle relevanten Aktionen wunderbar einfach von der Hand gehen. Natürlich gibt es auch Motion-Sensor-Spielereien, beispielsweise wenn man den Nunchuk nach unter schlägt, um ein U-Boot tauchen zu lassen, oder man die Wiimote neigen muss, um die Flugzeuge zu steuern, aber im Großen und Ganzen haben die Entwickler der Versuchung widerstanden, lauter nutzlose Gesten aufzupfropfen, wie man es in manch anderem Wii-Titel beobachten kann.
Neben der Einzelspielerkampagne, die diesmal auch umfangreicher ausgefallen ist als im Vorgänger (habe ich mir zumindest sagen lassen, denn Teil 1 habe ich ja nicht selbst bis zum Ende durchgespielt…), hat BWii diesmal auch endlich einen Mehrspielermodus. Zwar gibt es auch diesmal keine Möglichkeit, das Spiel offline gegen einen Freund zu spielen, was ich nach wie vor für einen Fehler halte, aber dafür gehört BWii zu den bisher wenigen Wii-Titeln, die die Online-Fähigkeiten der Konsole nutzen!
Natürlich gibt es, wie bei allen bisherigen Wii-Online-Titeln, auch bei BWii die Friend-Code-Geschichte und die fehlende InGame-Kommunikation zu bemängeln. Man kann sich entweder jedes Mal wieder darüber aufregen oder es einfach als generelles Wii-Manko akzeptieren bis Nintendo hier vielleicht irgendwann einmal Abhilfe schafft. Ich tendiere inzwischen zu Letzterem, wobei ich diese Mängel keinesfalls wegdiskutieren will. Aber was nützt es schon, wenn man bei jedem onlinefähigen Wii-Spiel wieder damit anfängt…?
Battalion Wars 2 bietet 3 Mehrspielermodi, die man entweder mit Freunden oder zugelosten Zufallsgegnern bestreitet. Bei Letzterem entfällt logischerweise der Austausch von Friend-Codes, was die meisten unserer Leser wohl freuen dürfte, denn, mal Hand aufs Herz, wer von Euch Junkies hat denn wirklich Freunde? Ich meine echte Freunde, keine virtuellen oder aus Latex. Ihr regt Euch doch nur aus Prinzip immer wieder über die Friend-Codes auf. Einigen wir uns also darauf, dass Euch das Ganze total nerven würde, wenn Ihr Freunde hättet, ok…?
Im “Koop”, wo man gemeinsam bestimmte Missionen erfüllen muss, gibt es sogar eine rudimentäre Kommunikationsmöglichkeit. So kann man dem Mitstreiter, ähnlich wie den KI-Kollegen im Solomodus, per Tastendruck bestimmte Ziele vorschlagen oder ihn zur eigenen Position rufen, was dieser dann annehmen oder ignorieren kann. Aber machen wir uns nichts vor: Die Betonung liegt hier wirklich auf „rudimentär”…
“Angriff” spielt sich ein wenig wie der Assault-Modus bei UT: Der Angreifer muss zunächst bestimmte Ziele in vorgegebener Reihenfolge erfüllen bevor er die gegnerische Basis direkt angreifen kann. Der Verteidiger soll ihn natürlich davon abhalten. Gelingt es ihm, seine Basis bis zum Rundenende zu halten, gewinnt der Verteidiger. Danach werden die Rollen getauscht.
Der Modus “Gefecht” bietet schließlich offene Schlachten, bei denen es darum geht, dem Gegner so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Hierbei sind die Kontrahenten in ihren Strategien völlig frei und können sich z.B. auch um diverse neutrale Nachschubgebäude kloppen, die dem Besitzer entsprechende Vorteile verschaffen. Nach Ablauf der Rundenzeit gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Für alle drei Modi gibt es diverse Karten, wobei einige erst freigespielt werden müssen. In den Modi “Angriff” und “Gefecht” erhält man zudem sogenannte “Befehlsränge”, die anderen Spielern zeigen, wie gut man sich so schlägt.
Von gelegentlichen Verbindungsproblemen beim Zulosen der Gegner mal abgesehen machen die Onlinemodi richtig viel Spaß! Hat eine Partie erst einmal begonnen, laufen die Gefechte ausnahmslos stabil und lagfrei ab. Warum man teilweise 10 bis 15 Minuten braucht, um eine Partie auf die Schiene zu bringen, bleibt mir ein Rätsel. Es liegt jedenfalls nicht am Gegnermangel, denn ich hatte immer nach 1-2 Minuten einen zugelosten Mitspieler. Allerdings bekam ich kurz nachdem sich jemand gefunden hatte oft gleich wieder die Meldung, dass die Verbindung unterbrochen worden sei. Die Onlineverbindung meiner Wii ist aber stabil. Daher nehme ich an, dass man entweder noch Probleme bei der Vermittlung seitens des Servers hat oder zu viele Leute erst auf beliebige Optionen klicken, um dann doch auszusteigen, wenn sie sehen, dass sie beispielsweise angreifen statt verteidigen müssen. Hier muss auf jeden Fall noch etwas nachgebessert werden. Aber wie dem auch sei: Die Onlinemodi rocken wirklich! Nur die Freundesspiele konnte ich bisher noch nicht ausprobieren, weil ich leider keine Freunde habe… zumindest keine, die sich schon BWii gekauft haben.
Ich habe weiter oben schon einmal Pikmin erwähnt. Interessanterweise drängt sich, auch wenn beide Titel spielerisch eigentlich nicht direkt vergleichbar sind, ein weiterer Pikmin-Battalion-Wars-Vergleich auf, wenn auch nur einer der Meta-Sorte: BW verhält sich zu BWii in etwa so wie Pikmin 1 zu Pikmin 2. Die jeweils ersten Teil beider Serien waren an sich eigentlich schon klasse Spiele. Allerdings litten beide unter ein paar Macken, die den Spaß dann doch schmälerten (Pikmin 1 hatte z.B. dieses unsägliche Zeitlimit, welches leicht dazu führen konnte, dass man nach etlichen Spielstunden wieder ganz von vorne beginnen musste…). In den Fortsetzungen haben die Entwickler beider Serien dann aber ihre Rohdiamanten noch einmal geschliffen und kräftig poliert, wenn auch ohne das Rad dabei neu zu erfinden!
Die ersten Teile beider Serien sind etwas für Fans und Nerds. Otto-Normal-Spieler braucht sie aber nicht unbedingt gespielt haben, weil sie neben ihren vielen positiven Aspekten auch ein paar Kanten haben, die nicht jedermanns Sache sind. Bei den Nachfolgern sieht es allerdings anders aus: Ebenso wie Pikmin 2 in wirklich keiner gutsortierten Spielesammlung fehlen sollte, führt auch kaum ein Weg an Battalion Wars 2 vorbei! Natürlich immer vorausgesetzt, man steht auf Action-Strategie-Crossover und fühlte sich wenigstens ansatzweise durch die obigen Beschreibungen des Spiels angesprochen…
1 Kommentar
Warum hast du aufgehört es macht doch gans viel spaß. Es geht nicht darum ob du richtig gut bist. Sondern das du viel spaß macht.