Wir öffnen für euch jeden Tag ein Türchen in unserem Adventskalender und präsentieren euch jeweils einen unserer ganz persönlichen Lieblings-Autoren, die einen kleinen Gastbeitrag für uns und euch verfasst haben. Zum 11. Dezember stellt sich Micha die Frage:
Warum haben wir keine Weihnachtsspiele mehr?
Gastbeitrag von Michael Herzog, bloggt und filmt mit der kollisionsabfrage.net und trägt gerne Hut.
Die kleinen und großen gemeinsamen Rituale sind es, die eine Familie im Herzen zusammenhalten. Das größte Familienritual in unseren Breiten überhaupt ist die Begehung des Weichnachtsfests. Bei Popcorn mit Zimt erfreuen wir uns an den neuesten Weihnachtsstreifen im Multiplex. Sehen uns gemeinsam vor dem Fernseher an, wie Bill Murray vom Geist der vergangenen Weihnacht mit einem Toaster geschlagen wird. Feuern an Heiligabend ein letztes Mal den Grill an. Basteln einen Baby-Jesus aus Mett. Beschmeissen die frommen Kirchgänger mit Schneematsch. Schalten den Weihnachts-Shepard frei und spielen in trauter Runde die Weihnachtsgeschichte in Mass Effect nach.
Nein, pardon – während Entwicklerteams und Publisher mit Hochdruck daran arbeiten, ihre größten Titel rechtzeitig zum Höhepunkt des Konsumrausches unter den Baum zu kriegen, hat das, was letztendlich in der Verpackung drin ist, nur wenig Festliches zu bieten.
Das war nicht immer so. Mein vereistes Zockerherz erinnert sich daran – keine 20 Jahre ist es her – in Santas Xmas Caper verlorene Weihnachtsgeschenke gesammelt zu haben, Weihnachtlieder mit dem Xmas Lemmings gesummt zu haben, in Christmas NIGHTS durch Weihnachtswelten geflogen zu sein und in Neo Kobe City vor dem Hintergrund der Weihnachtszeit Snatcher gejagt zu haben.
Wo ist das Problem? Die Entwicklungskosten von hochwertigen Titeln haben sich zwar vervielfacht, doch ist das Publikum dementsprechend mitgewachsen. Ein aufwendiger Weihnachtsfilm kostet auch einige Millionen und trotzdem sind die Kinos jedes Jahr voll davon.
Ist der Entwicklungsprozess zu komplex geworden um zu riskieren, bei Verzögerungen die Weihnachtszeit zu verpassen und Call of Christmas: Santa’s Duty erst zu Ostern in die Läden zu bringen? Haben Publisher vielleicht gar kein Interesse mehr daran, einen Klassiker zu schaffen, der eine ganze Konsolengeneration hindurch herausgekramt wird, sobald die Tage länger werden? Das könnte ein jährliches Update weniger sein, das gekauft wird.
Doch noch ist das Weihnachtsfest nicht verloren. Eine kleine Bastion hat sich die festliche Zeit auch in der Welt der Videospiele erhalten. Überall dort, wo durchgängig lebendige Welten geschaffen wurden, wird auch eine Variante des Weihnachtsfestes zelebriert. Winterhauch in World of Warcraft, Winterstag in Guild Wars, selbst in Team Fortress werden Weihnachtshüte und festlich geschmückte Nachschubkisten auf das Schlachtfeld geschickt.
Jetzt müsst ihr mich entschuldiogen, während ich das Finale für meine Weihnachtsfanfic fertigschreibe. Commander Shepard hat gerade die Blockade um Illium durchbrochen und wirft mit der Normandy Weihnachtsgeschenke über dem Raumhafen ab. Arbeitstitel – “How the Reapers stole Christmas“.
2 Kommentare
Eigentlich liegt die Antwort bereits im Beitrag:
[quote]Das könnte ein jährliches Update weniger sein, das gekauft wird.[/quote]
Daher finden sich die Winterfeste in MMORPGs, wo über monatliche Gebühren oder wie in anderen F2P-Spielen mit Microtransaktionen Geld gescheffelt wird.
Persönlich stört es mich jedoch nicht, denn Videospiele müssen nichts mit Weihnachten zu tun haben. Viele machen sich dabei höchstens lächerlich. Ich würde mir für Rock Band nie ein Weihnachtslied oder Hanukkalied herunterladen. Ich brauche kein Weihnachtsmannkostüm für mein Alter-Ego. Und ich muss in Minecraft nicht im Christstollen arbeiten oder über eine verschneite Landschaft stapfen.
Lebkuchenabbau im Christstollen wäre ein extrem cooles Weihnachts-Easteregg in Minecraft. :D