Eine kleine Warnung und Lesehilfe vorab: Diese Besprechung richtet sich an Menschen, die Hyrule Warriors nicht alleine spielen. Denn das habe ich auch nicht. Keine Sekunde. Und ich glaube auch nicht, dass das Spaß macht. Sicher, ich möchte es nicht in Abrede stellen, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen – außerdem gibt es einige technische Hürden, dazu aber später mehr. Kurz: Schnappt euch Freund oder Freundin oder beides (und lasst die zocken und trinkt so lange Bier aus Dosen) und habt einen langen, langen Winter mit diesem Spiel. Denn genau das ist es: Der elendste Zeitfresser 2014, der sich klammheimlich auch zu meinem Spiel des Jahres mausert. Der mich mittlerweile locker 50 Stunden gekostet hat und nochmal so viele kosten wird und trotz recht simpel gehaltenem Gameplay nicht langweilt, keine einzige Sekunde lang.
Worum geht’s? Dynasty Warriors im Zelda-Gewand. Alles gesagt. Ich kann auch gar nicht mehr dazu sagen, da mir Dynasty Warriors so fremd ist wie einem FDP-Anhänger Hartz IV. Nie gespielt. Scheint ein Hack’n’Slay zu sein, arcadelastig, zugänglich, schnell, auf den ersten Blick einfach. Man erobert feindliche Gebiete, erfüllt Ziele, die es für die jeweilige Karte gibt, erhält am Ende eine Bewertung zwischen A und C und gut ist. Und das nun eben mit Figuren und Items und Leveln und Sounds aus Zelda. So, wisst ihr Bescheid.
Beginnen wir mit der Kampagne, denn die muss nun mal durch. Hier übernimmt man wechselseitig die Kontrolle über verschiedenste Charaktere aus dem Zelda-Universum, von der obligatorischen, namensgebenden Prinzessin über den unerschrockenen Grünrockträger, Klassikern wie Ganondorf oder Darunia, Exoten wie Lana, Agnetha, Zanto und zig mehr. Die können alle verschiedene Elementarfähigkeiten besonders gut, eigenen sich jeweils besonders für einzelne Level und müssen außerdem verbessert werden. Verbessern heißt hier: Mit neuen Waffen ausstatten, aufleveln und vor allem Medaillen schmieden. Das tut man, in dem man Items spezieller, besiegter Gegner sammelt und nebenbei ein paar Rubine (die Währung im Spiel) ausgibt. Die Medaillen sind wichtig, scheißwichtig sogar. Damit lernen die Charaktere neue Attacken, stärken die Verteidigung, erobern feindliche Festungen schneller und vieles mehr.
Wofür man sonst noch Kohle braucht? Wer will, kann zurückgebliebene Charaktere damit ins Training schicken. Ein Beispiel: Link ist aktuell auf Level 61, der alte Fuchs. Lana aber nur auf 43. Für etwas mehr als 120.000 Rubine kann ich sie auf Level 47 hieven, wo sie deutlich mehr Schaden macht, was mir in der nächsten Schlacht gelegen kommt – denn da muss ich Lana spielen, es steht kein andere Charakter zur Wahl. Also Geld raus. Oder Waffen kombinieren, denn die haben bisweilen noch Spezialfähigkeiten. Auch hier ein Beispiel: Ich finde einen Stab mit drei leeren Slots und einem Grundschaden von 280. Geiles Teil. Muss ich ausbauen. In die drei leeren Slots kommen Fähigkeiten von anderen Waffen, die ich bereits gesammelt habe – in dem ich sie mit dem Stab kombiniere. Die Ausgangswaffe geht dabei zwar kaputt, dafür hat der Stab am Ende nicht nur 280 Schaden, sondern auch einen Wasserbonus, einen Erfahrungspunkte-Bonus und einen Materialbonus (was bedeutet, dass ich während der Level noch wertigeren Stuff finde, gut für die Medaillen-Schmiederei also!). Man merkt es, oder? Es gibt hier viel, viel zu tun.
Vor allem, da es viele Charaktere gibt und man alle ja gleichermaßen nach vorne bringen will. Das ist mit dem Ende der Story nicht getan – denn dann geht’s erst richtig los. Der “Abenteuer”-Modus ist es, der sich zum gigantischen Zeitfresser gemausert hat. Die Kampagne selbst war recht zügig durch – vielleicht acht, neun Stunden maximal. Seither ging der Rest der Zeit für den zusätzlichen Modus drauf.
Dort warten auf einer vom Uralt-Zelda inspirierten Karte mal eben nochmal schmale 120+ weitere Level. Und in jedem davon kann man nicht nur Extras für einen speziellen Charakter freispielen, sondern auch noch Items wie Kerzen, Bomben oder Fanghaken. Wozu die? Weil es einen “Suchen”-Modus gibt, in dem man sich das Level zunächst einmal anschaut und auf verdächtige Orte untersucht. Da funkelt ein Felsen? Bombe drauf! Die danach freigespielte Höhle bringt im Level selbst zwar nichts, schafft man es aber mit einem bestimmten Rank, gibt’s Bonusgegenstände. Beispiel auch hier: Ich sprenge eine Wand frei, das Spiel sagt mir danach, wenn ich hier mit Shiek auf Rank A abschließe, erhält die Gute einen Stab, der ziemlich mächtig ist. Also setze ich alles dran, das verdmaledeite Level auf A abzuschließen – was bedeutet, recht zügig viele Charaktere umzulegen, sämtliche Ziele zu erreichen, dabei wenig Schaden zu nehmen. Ist gelegentlich einfach, ist meistens aber eine Plackerei. Aber ich will nun mal diese Waffe.
Und ich will auch die Skulltulas. Alle. In der Kampagne kann ich in jedem Level eine finden, im “Abenteuer”-Modus manchmal sogar zwei. Die sind dann ein Teil eines Puzzles und wenn ich das vervollständige, gibt’s nochmal mächtige Extras. Ja, es gibt wirklich viel zu tun.
Und drum würde ich das auch nie alleine tun. Denn mit einem Mitspieler macht das zig mal mehr Spaß. In meinem Fall sieht die Freundin auf den TV und wedelt wie blöd mit Wiimote und Nunchuck, während ich auf dem Pad der Wii U das Spielgeschehen vor mir sehe und mit meinem Charakter losziehe. Elementarer Vorteil: Wir leveln zwei verschiedene Charaktere pro Mission hoch, ich muss also nicht nochmal separat ran. Und wir spielen mehr frei, beschimpfen uns mehr, wenn der eine mal wieder Scheiße gebaut und das Ranking versaut hat und haben mehr Spaß, wenn’s dann doch für ein A-Ranking gereicht hat und die neue Waffe oder der nächste Abschnitt auf dieser nicht enden wollenden “Abenteuer”-Karte freigespielt ist. Kurz: Es ist einfach schöner. Es lohnt viel, viel mehr.
Was noch mehr lohnt, ist das Geld für den Download-Content auszugeben. Denn der ist es ausnahmsweise mal wert, Nintendo hat Wort gehalten als man einst ansagte, nur Zusatzinhalte herausbringen zu wollen, die das Geld auch wirklich wert wären und nicht irgendwelchen Blödsinn (hi, CoD! Long time no see!). Es gibt mittlerweile gleich zwei neue Karten für den “Abenteuer”-Modus, eine davon die “Master Quest”-Map, in der pro Abschnitt eigene Regeln gelten (etwa, dass sich der Charakter nicht heilen kann) und eine weitere, deren Namen mir gerade nicht einfallen will – nur, dass ich weiß, dass sie noch schwerer ist. Highlevel-Kram für den Hyrule Warriors-Zocker, der nicht genug bekommen kann. Ich bin auf dem besten Weg, einer davon zu werden. Denn neue Charaktere kommen ja mit jedem DLC auch noch und die wollen wieder aufgelevelt, mit Medaillen und Waffen versehen werden und und und. Es gibt einfach so viel zu tun.
Derzeit hängen Freundin und ich daran, die erste “Abenteuer Modus”-Karte endlich zu beenden. Fast alle der Abschnitte sind freigespielt, manche noch nicht, weil man dafür ein A-Ranking im Abschnitt davor braucht und das gegen Ende echt alles andere als leicht wird. Schön, haben wir uns gesagt, machen wir halt was anderes. Etwa, die ganzen Bonus-Waffen freispielen. Daran kleben wir grade arg fest, weil es einfach läuft, auch wenn es nicht immer einfach ist und mehrere Anläufe benötigt, bis die Waffe dann endlich geholt ist. Es wird auch die Zeit kommen, da spielen wir die Karten nur noch, um die fehlenden Skulltulas zu holen, damit die Bilder vervollständigt sind und wir noch mehr Extras haben. Und es wird sogar die Zeit kommen, da spielen wir sie nur noch, um das jeweilige Bonus-Item zu erlangen, was manchmal ein Herzteil ist, manchmal auch ein ganzes Herz, egal was, immer irgendwie nützlich auf jeden Fall. Wir werden da voll drauf hängen bleiben. Und das den ganzen Winter durch – schließlich sind grade mal zwei von vier angekündigten DLC draußen. Da kommt noch eine Menge und so billig das Gameplay auch sein mag, wir wollen’s komplettieren, wir haben nun den Anspruch, das durchzuziehen, die Charaktere maximalst auszustatten, jeden mit sämtlichen Medaillen zu versehen und dann weiter zu schauen.
(Bei der Gelegenheit sei übrigens kurz eingeworfen, dass eine der DLC-Waffen Epona für Link ist. Und es gibt 8-Bit-Waffen, die extra pixelig aussehen. Wie. Cool. Ist. Das.)
Zurück zum Anfang. Seid so gut, spielt das nicht alleine. Habt Spaß damit, dass mit wem anders zu zocken, levelt gemeinsam, feiert gemeinsam Erfolge, hasst euch gemeinsam dafür, wenn’s mal wieder nicht geklappt hat. Hyrule Warriors ist ein Musterbeispiel dafür, was die Wii U richtig macht und alle anderen eben nicht – stationären Coop, der auch ohne Online-Freundschaften auskommt (oh, es gibt übrigens noch die Online-Möglichkeit, gemeinsam anderen Helden, die auf der “Abenteuer Modus”-Karte unterwegs sind, zu helfen – extra geile Items warten als Belohnung!). Dieses Feature mag anachronistisch wirken in Zeiten sonstwieschneller Internetverbindungen, ich möchte es aber grade nicht missen – im Gegenteil, ich könnte mir nicht mehr vorstellen, mich alleine zum Spielen vor den TV zu sitzen, wenn es zu zweit so viel unterhaltsamer ist.
1 Kommentar