Abschied auf Raten: “Dark Souls” geht mit dem dritten Teil in Rente und ehrlich gesagt ist das nicht verkehrt, denn wenn’s am Schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Da Teil drei das wirklich war, kann man es nun auch gut sein lassen, ehe das zu einer Serie verkommt, die mit jedem jährlichen Update langweiliger wird. Damit die Trennung nicht ganz so weh tut, gibt’s zum Ende zwei Download-Inhalte, deren erster nun erschienen ist.
“Ashes of Ariandel” ist ein wenig wie eine Reise durch diverse Gebiete der Reihe, die man schon kennt und die nun mit einem neuen Gewand überzogen wurden: Der Wald, den man in “Bloodborne” auf dem Weg zu den Schatten von Yarnham durchquert und in dem man sich zwangsläufig verläuft, in Panik gerät, wirr umherläuft und prompt von einer Horde Standardgegner zerlegt wird, ist wieder da, wenn auch in winterlicher Optik. Und die Brücke hin zu einer Festung auf einem Felsen hat spätestens zum Release auch jeder hundert Mal in irgendwelchen Tweets gesehen. Kennt man als “Gemalte Welt von Ariamis” und – oh Wunder! – die neue Gegend trägt mit “Gemalte Welt von Ariandel” den fast gleichen Namen.
Genau wie in Ariamis’ Welt ist der Spieler auch hier nicht willkommen und soll sich doch bitte verpissen, legt einem die Frau, der man wenige Meter nach der Brücke begegnet, freundlich nahe. Alles gut hier ohne dich, zieh einfach Leine, Typen wie du machen nur Ärger. Gehen wir also Ärger machen. Prügeln wir uns durch ein verwinkeltes Dorf, das so auch dem Anfangsgebiet des Hauptspiels entstammen könnte, suchen wir in diesem dämlichen Wald nach einem Weg, der irgendwo hin führt, kloppen wir gigantische Schnaken oder was diese Blutsauger mal waren in einem modrigen Keller zu Klump. Hoffen wir auf ein Leuchtfeuer und sind dann doch irgendwie enttäuscht, wenn wenige Meter nach dem letzten schon das nächste erscheint – ein Problem, das man nahtlos vom Hauptspiel übernommen hat. Dann eben die Suche nach einer Abkürzung, einem Lift, einer scheinbaren Wand, was auch immer. Gibt’s natürlich ebenfalls. Wer erwartet hat, dass man am Spielprinzip auch nur die kleinste Schraube dreht, kennt die Reihe schlecht. Das ist alles perfekt so, wie es ist. Mit Abstrichen.
Der Größte davon ist, dass “Ashes of Ariandel” in gut drei Stunden durch ist. Inklusive umfangreicher Erkundungen vielleicht vier oder fünf. Maximal. Man kennt die kleinen Kniffe der Designer ja mittlerweile: “Oh, eine Treppe nach unten? Gleich mal an deren Ende in den Ecken links und rechts schauen, ob es da was gibt!” Gibt es. Immer. Der “Ha! Was gefunden!”-Effekt hat sich lange schon abgenutzt. Das gilt auch für das Vorgehen insgesamt: Locker bleiben, Welt respektieren, mittlerweile betet man das ja schon beinahe dogmatisch runter.
Doch dann kommt der erste Bosskampf des Download-Inhalts und der ist sowas von mächtig, so genial inszeniert, musikalisch so bombastisch unterlegt, dass man nicht anders kann als die Boxen auf Anschlag zu drehen und sich bei jedem Schwerthieb, der den Boss trifft, wie zwanzig Conan zu fühlen. Oder dreißig. Dieser Kampf ist sowas von fordernd, dass er beinahe nahtlos an den False King aus “Demon’s Souls” anschließt. Nur besser gemacht. Nur noch fetter. Noch böser. Noch schwerer. Na also, es kann doch noch fordern.
Blöd nur, dass mit dem Kampf auch schon fast Sense ist. Nochmal ein Boss, der allerdings eher ein Witz ist, dann war es das. Paar neue Items, Zauber, das Übliche. Kein Abspann, kein großes Trara, einfach Ende. Leuchtfeuer an, zurückreisen, fertig. Drei Stunden.
Muss sich jeder überlegen, ob er dafür 15 Euro hinlegt. Könnte man drüber streiten, ob das unter Umständen eine Frechheit ist oder man als Fan eh nicht heult sondern froh ist, dass es sowas wie “Dark Souls” in der glatten, auf Mainstream polierten Spielewelt heute noch geben darf. Nun, das wäre zumindest zu Zeiten des ersten Teils ein Argument gewesen. Aber auch das hat man mittlerweile oft genug gelesen, gehört, gelobt. “Dark Souls” ist ein Millionen-Seller geworden und letztlich in genau der Masse gelandet, aus der das Spiel eingangs hervorgestochen hat. Lassen wir ihm also seine Ruhe. Ein DLC noch. Dann ist Schluss. Fast mag man sagen: ist besser so.
Aber nur fast.
3 Kommentare
Ich bin hin und her gerissen zwischen deinem doch sehr nüchternen Urteil und ENBs Aussage, das wäre der beste Content, den From je produziert hat. Was tu ich denn nun bloß…
Also wenn du grade 15 Euro über hast.. fehlinvestiert sind sie sicher nicht ;)