Ich bin zu alt für diesen Scheiss. Naja, genauer gesagt bin ich zu langsam und mein Hirn ist nicht in der Lage, aus einer riesigen Bandbreite von Knopfdrückmustern mit der Komplexität von Atombombensimulationsalgorithmen innerhalb weniger Mikrosekunden genau das zur aktuellen Kampfsituation passende Knopfdrückmuster herauszufischen. Meine grauen Zellen wählen dann sofort den Weg des geringsten Widerstands und lassen meine Finger in einer vollständig randomisierten Reihenfolge auf die Padbuttons hämmern. So wie bei Tekken. Manchmal führt das auch zum Erfolg. So wie bei Tekken. Meine Unfähigkeit, dieses Spiel (dessen Namen ich noch erwähnen werde) zu beherrschen, lässt sich unter den allergröbsten Umständen vielleicht auf mein Alter zurückführen. Vielleicht aber auch nicht.
Mein oller Competition Pro hatte damals halt nur einen Stick mit acht Wegen und zwei formschöne rote Knöpfe, die auch noch beide mit der selben Funktion belegt waren. Die maximale Anzahl der Kombinationen aus Knopfdruck und Knüppelbewegung waren deshalb natürlich eher begrenzt, aber für mich als kleinen Steppke vor meinem mit “The Last Ninja” gefütterten Commodore 64 war das absolut ausreichend und weit genug von der Kapazitätsgrenze entfernt, um noch als entspannte Unterhaltung und nicht als drohende Überforderung durchzugehen.
Wenn jemand aus dem Auditorium jetzt einwerfen sollte, dass ich lieber auf Casual-Ware aus dem Wii-Portfolio ausweichen sollte, statt dem true hardcore gamer seinen Spaß zu verleiden, der wird von meinem freundlichen Sicherheitspersonal (3 Jahre Ausbildung in Guantanamo) aus dem Saal geleitet. Aus eurem Schweigen schließe ich, verstanden worden zu sein. Es gibt halt nicht nur schwarz und weiss, sondern jede Menge Grautöne. Das wussten zum Beispiel auch die Macher von “Guitar Hero 3” und verpassten ihrem Titel neben dem dreifarbigen Weichflötenmodus (mit dem ich mich ja immer aufwärme *hüstel*) und dem “ich lerne Akkorde statt zu schlafen und hab ausserdem Finger wie Spinnenbeine”-Schwierigkeitsgrad für Menschen ohne Privatleben noch ein paar Abstufungen in den Zwischenräumen. “Ninja Gaiden 2” – jetzt sei es genannt – ist für solche Leute gemacht. Ich habe das von vornherein gewusst und hätte mir den Titel erst gar nicht besorgt. Hätte ja sowieso ein Import werden müssen, da es mangels USK-Kennzeichnung nie in Deutschland erschienen ist. Aber ein überaus freundlicher Kollege (Grüße!) hat mir das Dingen nun mal leihweise angeboten. Und da Sake ich nicht nein.
Wenn man den Datenträger also in den röhrenden Plastikhirsch aus dem Hause Microsoft schiebt, bietet einem das Spiel jungfräulicherweise zwei Schwierigkeitsgrade an. “Acolyte” und “Warrior”, wobei Letzteres die schwierigere von beiden Stufen darstellt. Klarer Fall für mich, denn voller schlimmer Befürchtungen und ungesundem Drang nach Erfolg und Bestätigung habe ich mich zielstrebig für die Warmduscher-Variante entschieden. Acolyte sollte es sein. Das ging dann auch ziemlich genau zwei Kapitel lang recht gut. Neue Ninjas erwartet eine straffe, aber nachvollziehbare Lernkurve und wenn frisch entdeckte Spezialbewegungen das erste Mal angewendet werden, hagelt es gleich mal ein paar Gamerpoints aufs Konto. Juchhee! Ausserdem macht das fröhliche Geschlachte und pubertäre Herumgespritze von Körperflüssigkeiten anderer Leute einen Heidenspass. Bei tieffliegenden Gliedmaßen, mortalkombatesken Finishing Moves und einem höchstgradig epilepsiegefährdendem Effektgewitter bleibt kein Auge trocken. Anfangs, zumindest…
Das erste Kapitel habe ich dann auch erstaunlich reibungslos überstanden, inklusive zermatschtem Endgegner. Aber die Gegner werden zahlreicher und hartnäckiger, das Kampfgeschehen hektischer und unübersichtlicher. Die beknackte Kameraführung müht sich reichlich, mir die Sicht zu nehmen. Der Schwierigkeitsgrad steigt seit Beginn stetig und merklich und erweckt langsam meine Stimme im Hinterkopf, die furchterregt flüstert: “Wo soll das nur hinführen?” Das Dumme ist… okay, DER Dumme in dem Fall bin ganz klar ich, da ich die Anwendung der taktischen Komponente einzelner Spezialangriffe mit weitergehendem Spielverlauf schlicht nicht mehr auf die Reihe bekomme. Angriffswelle um Angriffswelle schwappt auf mich ein und je weiter ich in Kapitel Zwei vorankomme, desto mehr verlasse ich mich auf das eingangs erwähnte hektische Buttongekloppe, statt zu versuchen zu verstehen, WAS ich da eigentlich treibe. Ich habe auch noch Glück und komme weiter, aber das Spiel spielt sich zusehends ohne mich. Spätestens beim Bossgegner des zweiten Kapitels muss ich dann passen. Nach unzähligen Versuchen, die alle mit einer breiähnlichen Version meiner Spielfigur enden, lege ich das Pad seufzend beiseite.
Ich versage auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad, meine Güte! “Ninja Gaiden 2” bietet insgesamt 4 Stufen, nach Grobi-Maßstäben unterteilt in “unmöglich”, “unmöglicher”, “unmöglichst” und “am unmöglichsten”. Das Plumpsgeräusch gerade war übrigens ein Duden, der aus dem Regal gesprungen ist. Die beiden Suizid-Grade für Otakus 4 live muss man natürlich erst noch freischalten. Falls man also nach dem Durchspielen unter “Warrior” noch nicht bekloppt genug geworden ist, gibts Nachschlag. Halleluja. Dabei ist das Spielchen durchaus cool (und höchst gewalttätig, niemand von euch würde es seinem dreijährigen Neffen zu Halloween schenken) – aber ich kann es einfach nicht. Das ist schade, denn ich verpasse einen guten Actiontitel, aber in diesem Fall muss ich wohl dazu stehen: Ich bin eine Lusche.
27 Kommentare
Mein Beileid! Mein aufrichtiges, nachfühlendes Beileid. Mir geht’s bei aktuellen Shootern auf dem PC ähnlich. Viel zu stressig, viel zu schwer und meine Gichtfinger schieben die Maus viel zu langsam über den Tisch, bzw. ich habe keine Lust mehr, einen Großteil meiner Freizeit damit zu verbingen, in x Versuchen herauszufinden, wie ich diesen Levelabschnitt so bewältigen kann, dass ich für das Gefecht danach genügend Health und Muni habe, um auch das zu überleben.
Ganz ehrlich, ich fordere unbedingt ASfAS! Actionspiele für Alte Säcke!
Mir ging es mit Ninja Gaiden leider ähnlich. Das Spiel macht mir einen heiden Spass und ich zocke es wirklich gerne… aber in dem vierten Kapitel scheitere ich einfach an einem Riesentroll. Nicht, weil ich diesen nicht besiegen kann… nein… viel eher, weil man direkt nach diesem Riesentroll einen großen Mob an Gegnern plätten soll. Und wenn man dann stirbt… tja, dann steht man dem Riesentroll wieder gegegnüber für den man schon letztes mal 20 Anläufe brauchte…
Ich verstehe dieses Rumgeheule nicht. Es war sicher vorab bekannt das dieses Spiel nichts für Anfänger ist. Der erste Teil hatte es ja bereits auch schon in sich. Mit ein wenig einspielen ist es sicher möglich für Zocker wie euch den Abspann im Akolyth Modus zu erreichen. Man muss einfach den richtigen Rythmus zwischen Blocken und Y Taste finden. Habe es mittlerweile 4 mal durch. An deinem Alter kann es nicht liegen ich bin über 30.
echt ne, der grobi: nur am heulen, was fürn lulli. solche dinger bring ich noch alleine im multiplayer mit zwei joypads rüber. aber grobis gicht-griffel taugen einfach für nix ,-)
Ullibaba ist ja bekanntlich hierfür verantwortlich: [url]http://www.youtube.com/watch?v=5ZEGyrEnXrk[/url]
;-)
@draiba: ich heule nicht. Ich hab ja auch gesagt, dass ich um den Ruf wusste, den Ninja Gaiden mitbringt. Aber ich werd`s mir ja noch anschauen und scheitern dürfen. Sicher käme ich mit noch etwas mehr Festbeissen weiter, aber das Spiel wird sicher nicht leichter. Die Grenze war für mich erreicht und gut is. Wenn du Zeit und Lust und Muße hast, das Ding 4 mal durchzuspielen – schön. Ich hab halt auch noch ein Privatleben ;-)
Intensiveren Spielern das Privatleben absprechen ist uncool. Manche spielen zehn Spiele, andere lieber eins zehnmal. Aber spielen tun wir alle.
Auch wenn man viel Zeit hat, will man keine mittelmäßigen oder frustrierenden Spiele spielen. Aber wenn du mich schon persönlich ansprichst: Ich habe mir dieses Jahr systemübergreifend vier neue Spiele gekauft, wovon Braid und Mercenaries 2 relativ kurz waren.
Tadaa! 100+ Stunden Rock Band.
Rumgeheule?
Mir gehts da wie Grobi. Es ist schlicht schade, wenn eigentlich gute Spiele nicht von mir gespielt werden können, weil mein Können, Zeit und Frustresistenz einfach ncht mit dem Schwierigkeitsgrad mithalten können. Warum sich darüber aber nun wieder andere Leute aufregen können, erschliesst sich mir nicht. Welchem Spieler schadet es, wenn ein hartes Spiel auch noch nen Warmduscher mode hat? Würde Mr. hardcore doch eh nicht anfassen.
Ich habe mich nicht aufgeregt, nur gewundert. Herr Itagaki´s Zielgruppe sind nun mal die Hardcoregamer und nicht die Casualgames Konsumierer. Ein Warmduschermodus passt da nicht ins Konzept. Es ist auch nicht so das sich der Schwierigkeitsgrad sukzessive bis zum Ende steigert. Wer bis zum 7. Level kommt, kann auch ohne weiteres bis zum Ende kommen.
Nach den ersten 4 Kapiteln war für mich auch Schluss. Sowohl Schwierigkeitsgrad, als auch Story und Kamera gingen mir zu sehr auf die Nerven. So schön und stylisch das Kampfsystem auch ist, ganz alleine konnte es mich nicht fesseln.
@SpielerDrei: Jetzt übertreib mal nicht, das war doch nur ‘ne Floskel. Ich hab niemandem irgendwas abgesprochen. So. Und jetzt wirst du mir warscheinlich das “otakus 4 live” um die Rübe zimmern.
@draiba: Seh ich tatsächlich so wie du. Deswegen schreibe ich ja auch: “ich bin eine Lusche” und nicht: “das Spiel ist doof” (bis auf die Sache mit der Kamera). Der Schwierigkeitsgrad ist nun mal das primäre Produktmerkmal. Ich hab mich da schon sehenden Auges ins Getümmel gestürzt und dann gemerkt, dass das Spiel und ich keine gemeinsame Zukunft haben.
Und unterm Strich wollte ich keine gemeingültige Erklärung zum Thema abgehen, sondern erstmal nur einen unterhaltsamen Text schreiben.
War auch nicht speziell auf dich gemünzt, draiba. Es wird halt schnell und oft gegen immer leichter werdende Spiele gewettert.
Ich denke halt einfach, dass Ninja Gaiden eben nicht zwangsläufig nur etwas für hardcore gamer sein muss. Das gameplay würde ja nicht darunter leiden, wenn man einen leichten modus einbauen würde – weniger zahlreiche Gegner die weniger hitpoints brauchen, etc. – sollte ja kein Ding sein. Um das setting oder das Kampfsystem zu mögen muss man nicht unbedingt “hardcore-gamer” sein. Um das Spiel durchzuspielen, schon.
Ist für mich einfach unnötig und etwas arrogant ein Spiel für eine kleine Zielgruppe zu machen, wenn man doch viel mehr Spieler erreichen könnte. Wären ja auch keine Kompromisse nötig bis auf den Fakt, dass unter Umständen die Rezeption als most badass game aufgeweicht werden würde.
Kurz gesagt – hoher Schwierigkeitsgrad als primäres Produktmerktmal? Näh, find ich lahm. ;)
“Rezeption als most badass game”
Na, das geht doch Hand in Hand mit dem Schwierigkeitsgrad – somit isses das dicke Verkaufsargument ;-)
Ich denke Mega Man 9 ist viel schwerer. Habe Teil 1 bis 4 sehr gemocht (und durchspielen können), aber bei 9 seh ich kein Land…
Ha, bei Mega Man 9 bin ich noch nicht einmal über den ersten abgrund rüber gekommen… ^-^
Also Mega Man 9 finde ich wiederum einfacher als die alten Teile, vor allem der Shop macht es da einem nicht so schwer, bis zu Dr. Wily zu kommen.
Mega Man ist ein richtig guter Punkt, welcher von Grobi durch den Last Ninja Verweis sch[oö]n angeschnitten wurde.
Spiele wie Ninja Gaiden bedienen ganz klar die “Ich spiele Resident Evil als Tofu mit Messer durch Zielgruppe”. Spiele bzw. Modi dieser Art sind meiner Meinung nach eher selten geworden. Daher finde ich die Grundausrichtung des Produktes richtig und wichtig.
Verwöhnt von allerhand in HD-Grafik gepacktem SchnickSchnack sind wir mit der Zeit halt ein bisschen verweichlicht.
Immer wenn es mich heutzutage packt und ich in die Retro-Kiste greife, denke ich: “..ist das schwer! Wie habe ich mich damals hierdurch nur durchbeissen können? Keine Speichermöglichkeit und nur drei Leben — wtf!!”
Ein Ninja Gaiden macht zwischendurch ordentlich Spass und erinnert an die scheinbare höhere Leidensfähigkeit vergangener Tage. Wo wir uns heute über zu weit auseinander liegende Speicherpunkte aufregen, haben wir damals von vorne angefangen, wenn der Endgegner nicht mit dem letzten Leben besiegt werden konnte.
Die Welt dreht sich schneller, wir konsumieren schneller. Ob wir auch intensiver konsumieren — steht auf einem anderen Blatt.
Hoch lebe wohldosiertes Hardcoregaming!
Danke für den schönen Artikel Grobi.
Mir geht es ähnlich.
Ich mag Ninja Gaiden, aber ich pack es einfach nicht.
Was auch daran liegen kann das ich neben Arbeit, Frau und anderen Hobbys nicht mehr wirklich motiviert bin mich ein Spiel zu verbeißen.
Ja auch ich bin ein Weichei ;)
Warum hat in dem Zusammenhang noch niemand “I wanna be the guy” genannt?
Wie meinen? Das sagt mir nix…
Da haste was verpasst
Einfach mal in die Suchmaschine deiner Wahl eingeben, runterladen… tja, und was kommt dann? Ein Spiel wie eine Liebesbeziehung: hochgradig unfair ;)
Tyrone: Oder Mighty Jilloff.. Auch so ein Spiel, das offensichtlich nur dem Zweck dient, den Spieler oder die Spielerin zu quälen – Alles nicht mein Fall, denn in erster Linie will ich mich beim Spielen entspannen.
Das Ding ist bloß, dass solche Spiele dich deutlich mehr belohnen als Mario z. Bsp.: “Yeah, krass, was für ne geile Belohnung, ich hab ne Münze gekriegt! Boah, wie geil is das denn, da is ja noch eine!” usw. .
Bei IWBTG kannst du ehrlich stolz auf dich sein, ein Level überstanden zu haben. Du weißt, dass du dank deines Skills und deiner Kreativität eine scheinbar unlösbare Aufgabe gemeistert hast – und freust dich ehrlich darüber. Bei IWBTG gibt es kaum Leerlauf, du stehst immer kurz davor deine Aufgabe zu bewältigen. Und wenn du’s schaffst: Dann bist du DER Typ.
Ich find das toll.
Aber mir isses auch zu schwer.
Spiel mal “Super Mario Bros: The Lost Levels” (aber das Original, die SNES-Version wurde ja vereinfacht), das ist auch kein Zuckerschlecken^^.
Ich hab letztens mal wieder das Original Super Mario Bros. gespielt (ein HOCH auf dieses Pad!), ich hab nicht die leiseste Ahnung wie man dieses Spiel durchspielen soll. Überhaupt, was is da los? Das letzte Spiel das ich durchgesppielt hab war Gothic 3, und das ist meiner Meinung nach ein ganz schlecht designtes Spiel. Aber irgendetwas führte einfach dazu, dass ich es mir von vorn bis hinten reingezogen hab (mal von Braid abgesehen). Das von mir so heiß erwartete NWN2? Neux. Das von mir so innig geliebte und hochgelobte Witcher? Nicht mal Bioshock. Stattdessen grinsen mich die Verpackungen hämisch an. Und was ich mir zuletzt alles für GBA und GC geholt hab, aber nicht mal AUSPROBIERT habe, das ist die Pest in meinem Hinterkopf. Ich denke, wenn G3 schwerer gewesen wäre, hätt ich auch das nicht durchgespielt. Ich will gar nicht mehr die große Herausforderung bei Singleplayer spielen, die kann ich online haben, ich will nur das Gefühl kriegen total der Held zu sein. Das reicht mir schon. Bei IWBTG hab ich ganze 3 Räume geschafft.
So. Jetzt habt ihr mich heiss gemacht. Will jetzt wissen, wann ich keine Lust mehr haben werde. Zu diesem Zwecke habe ich mir Konsole und Spiel geholt und hoffe, dass es nicht in zerplitterten Controllern endet. Oder schlimmer.