Ach, sieh mal einer guck. Nach langem hin und her krämpelten wir die Ärmel hoch, haben den Dachboden der Polyneux-WG ausgemistet und den Staub von alten Rubriken weggepustet. Wir dachten uns, es wird mal wieder Zeit für ein neues Dingsibumsi des unbestimmten Zeitraums.
Irgendwas war da mit World of Warcraft und dann noch so eine Sache mit diesem neumodischen Wischi-iPad-Firlefanz. Außerdem gab es etwas mit so ‘nem wütenden Anime-Irren und dann war da noch so’n Gedöns mit einem Steuermann und seiner Leertaste. Liebe Leser, gebt es zu, darauf habt ihr doch schon sehnsüchtig gewartet, oder? ODER?!
Pascal: Lasst mich kurz über World of Warcraft reden. Ich wollte das Teil schon immer spielen, konnte es aber aus den oft zitierten Gründen nicht. Darum war ich auch immer neidisch auf die Leute in meinem Bekanntenkreis, die darüber redeten. Ja, ich wäre vermutlich ein totales Opfer geworden, wenn es mein Leben nicht verhindert hätte. Einige Jahre später konnte ich meinen lange gehegten Traum durch Verändern der Parameter dann endlich erfüllen, habe mir, trotz Cataclysm, erstmal nur Hauptspiel und die erste Erweiterung gekauft und Geld in ein Abo eingeworfen.
Einen Monat später habe ich es dann wieder gekündigt, weil es mich langweilte. Nicht, dass es ein schlechtes Spiel wäre (gerade wenn ich den Vergleich – ich möchte nicht erklären, warum ich das kann – zwischen World of Warcraft heute und vor einigen Jahren ziehe, ist es ein großartiges Spiel), es war nur alles schon einmal gemacht worden. Durchentdeckte Welt, riesige Datenbanken voller Gegenstände, fertig geformte Gesellschaften. Langweilig. Wie es der Zufall so wollte wurde ich jetzt wieder angefixt. Ich und jemand, der seit Release ununterbrochen einen bezahlten Account besaß. Wir zogen uns gegenseitig immer wieder vorwärts. Und wir nerdeten. Wir nerdeten so hart darauf. Wir machten gefühlt zwanzig Level pro Tag, was, nachgerechnet, totaler Unsinn ist. Aber ich habe es geschafft. Ich habe das Grundspiel durchgespielt. Ich habe einen fucking 60er-Nachtelf-Hunter. BITCHES! Und jetzt lasst mich, ich muss Feiertags-Achievements holen.
Daniel: Ich habe Tower-Defense-Spiele bisher größtenteils ignoriert. Entweder empfand ich die Optik als zu schlicht oder zu überladen, mal waren die Baumöglichkeiten zu vielfältig und ein anderes Mal zu simpel. Dieses natürliche Abwehrnetz habe ich vielleicht auch deswegen aufgespannt, weil mir bewusst war, wofür Turm-Verteidigungs-Spiele bekannt sind: Für die unverschämt hohe Vernichtung an Zeit.
Das Netz durchbrochen hat nun Kingdom Rush HD für das iPad. Zum einen, weil es putzig-knuffige Comic-Grafik mit ernster Schwertschlitzerei verbindet, und zum anderen, weil es eine gute Balance zwischen entspanntem Bauen und akribischem Planen findet. Zumindest bis zum neunten Level. Dieses verdammte neunte Level hat mich drei Stunden meines Lebens, zwei Gläser Cola und einige Erdnüsse mit Schokoüberzug gekostet. Während dieser drei Stunden bin ich murmelnd mit dem iPad in der Hand durch die Wohnung gelaufen, saß mal am Schreibtisch, lag mal auf dem Bett und hockte schließlich verzweifelt am Küchentisch.
Die erste Hürde waren die Angriffswellen zwei und drei. Mit dem Startgeld konnten Verteidigungstürme errichtet werden, die gut verteidigten, aber nach Welle eins waren die Fußsoldaten so dezimiert, dass Welle zwei und drei fröhlich an meinen Bogenschützen und Magiern vorbeimarschierten. Durch geschicktes Platzieren von schon aufgerüsteten Magiern und schnellem Eingreifen meiner Fußtruppen konnte ich das Problem schließlich überwinden und die Partie plätscherte bis zur Finalen Welle 19 entspannt vor sich hin.
Dann allerdings tauchte ein riesiger Yeti auf, der meine Angriffstürme einfror, die Soldaten auffraß und einen riesigen Lebensbalken über sich trug, der mich auszulachen schien. An diesem Punkt verwünschte ich den ein oder anderen Entwickler und beendete das Spiel kurzzeitig. Als ich es wieder startete, hatte ich natürlich vergessen, wie die ersten Angriffswellen am geschicktesten abzuwehren waren, verplemperte nochmal viel zu viel Zeit mit diesem Problem, schaffte es bis zum Yeti-Boss und scheiterte erneut. Das Beschriebene wiederholte sich noch einige Male, bis ich den Startbereich der Karte mit hochgezüchteten Magiern und Raketen verschießender Artillerie vollgepflastert hatte. Die Magier setzten die Verteidigungswerte des Schneemonsters herab und die Artillerie erledigte den Rest.
Ich erhob kurz die geballte Becker-Faust, gähnte und ging schließlich zufrieden im Mondenschein der Geisterstunde zu Bett.
(Wer gerade Zeit zu vernichten hat, der kann Kingdom Rush auch genau jetzt kostenlos im Browser seiner Wahl spielen.)
Stiftnürsel: Ein bisschen schäme ich mich ja schon für meinen Krieger, den ich da gerade in Risen angefangen habe. Dabei kann er gar nichts dafür, dass alle über ihn reden. Eigentlich bin ich schuld. Aber woher soll er das wissen? Er weiß ja nicht, dass er nur ein Charakter in einem Videospiel ist und sein Steuermann nicht kapiert, dass er Gegenstände nur mit einem Druck auf die linke Maustaste und nicht per Leertaste aufheben kann. Warum ich das nicht kapiere? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, warum ich der Meinung bin, mit besagter Leertaste etwas aufheben zu können. Mit fällt spontan kein Spiel ein, das ich in letzter Zeit gespielt habe und dabei die Leertaste zum Aufheben benutzen musste.
Bei Risen hat die Leertaste folgende Funktion: Springen. Was das bedeutet? Ein Beispiel: Vor mir steht ein böser Räuber. Ich greife ihn an und erschlage ihn mit meinem Schwert. Dann stecke ich meine Waffe weg. Dann springe ich auf dem Kadaver auf und ab. Dann plündere ich die Leiche.
Was sollen die Leute nur denken? Nach jedem Mord mache ich Sprungübungen auf meinen Opfern und leere im Anschluss ihre Taschen. Gut, dass Risen nur ein Spiel ist und niemand weiß, dass dieser verrückte Krieger in Wirklichkeit von einer höheren Intelligenz gesteuert wird. Höhere Intelligenz. Ha. Ich muss es mir nur lange genug einreden.
Doreen: Ein bißchen ödete es mich ja an, dass fast alles was man über Asura’s Wrath kurz nach dessen Release gelesen hat, über QTE’s handelte und die Frage, wieviel Spiel denn in dem interaktiven Anime eigentlich steckt. Natürlich gab es auch Ausnahmen, aber es waren wie immer eben Ausnahmen, nach denen man angestrengt suchen musste. Man kann wirklich nicht abstreiten, dass es kein Spiel für die breite Masse ist und das ist auch sehr gut so, denn die meisten aktuellen Games richten sich viel zu sehr an jeden, versuchen alle angeblichen Bedürfnisse von Spielern abzudecken und die Macher merken dabei nicht, wie sehr ihre Werke dabei an Bedeutung verlieren – vor allem an bleibender Bedeutung.
Ich hatte reichlich Spaß an Asura’s Wrath, auch wenn er sich zum größten Teil auf das erstmalige Durchspielen beschränkte. Ich bemerkte beim mehrmaligen Spielen einer Episode, dass das Auswendiglernen der QTE’s automatisch geschieht, ohne es eigentlich zu wollen. Die eh schon geringere Herausforderung wird somit etwas gedämpft, obwohl ich trotzdem finde, dass Rang S vor allem im schweren Schwierigkeitsgrad nicht ganz so einfach zu erreichen ist, wie man vermuten könnte. Die Momente, in denen Asura seinem Meister die Faust ins Gesicht nagelte, ich dabei (Y) drückte und ein EXCELLENT aufploppte und ich den Faustschlag gefühlt bekräftigte, löste bei mir schon einige Adrenalinschübe aus. Die QTE’s bilden quasi das Geschehen nach, man kann es auch gerne Malen nach Zahlen (oder Buchstaben) nennen, daran hatte ich früher ja auch meinen Spaß. Die ganze Überzeichnung ist wahnsinnig cool und der teilweise infantile Humor ist trotz bedienter Klischees sehr unterhaltend (bei Episode 10 lachte ich laut). Ich bin weder ein großer Anime-Fan, noch hatte ich die Demo gespielt und QTE’s hasse ich auch nicht. Ich wusste einfach nur vom ersten Trailer an, dass ich Asura’s Wrath spielen möchte. Ich versuche in der Regel eigentlich das, was ein Spiel mir bietet hinzunehmen und dann das Beste draus zu machen. Ob das immer klappt, steht auf einem anderen Blatt, aber schnell aufgeben tue ich eigentlich nie. Ich denke immer erstmal, dass da eventuell noch etwas herausragendes kommen könnte, was ich dann vielleicht verpasse.
Ich fühlte mich beim Spielen manchmal etwas an Kill Bill erinnert. In schnellen Kämpfen und Runs läuft dann einfach mal pfeifender Sound ab, der mich eher an einen Western erinnerte als an alles andere. Überhaupt ist der Soundtrack und das gesamte Audiovisuelle erste Sahne. Das und vor allem die Abschnitte, in denen man einfach mal spontan fliegt und Raumschiffe abknallt oder im Dauersprint rasende Bikes in Tunneln in die Luft jagt, ganz ohne viel Geschnörkel – das waren Kicks voller Spielerfreude und Bombast. Asura hat mir so einige Momente voller guter Laune geboten, eigentlich war jeder Tastendruck einer, wenn ich es genau nehme.
Ein Augenblick allerdings, blieb mir ganz besonders Erinnerung: Ich habe vor Asura’s Wrath noch nie ein Fisch im Weltall gesehen. Sowas gibt es doch echt nur in Videospielen.
11 Kommentare
@Stiftnürsel: [i]Press space to say “Apple”[/i]? ;)
Jingleball beweist guten Geschmack und weiß Bescheid :3
Ich habe diesen Monat auch Kingdom Rush (per Browser) durchgespielt und kann gut mit Daniel mitfühlen. Ich hing beim selben Level… dieses verdammte Yetivieh!
@Pascal: Mir erging es genauso wie dir. Nachdem ich jetzt in kürzester Zeit nach durchzechten Wochenenden Level 80 mit meinem Blutelfen Paladin erreichte habe ich auch genug von dem Spiel. Sich ständig wiederholende Abläufe und zu wenig Abwechslung. Aber die Qual war es doch irgendwo wert und es hat doch auch einiges an Spaß bereitet, v.a. mit einigen Kollegen.
@jinglebell
In Per Anhalter durch die Galaxis gibt es einen Wal im Weltraum. Ist zwar ein Säugetier, aber das Bild steht für mich an selber Stelle.
Jingleball nicht jinglebell. Sorry dafür.
Aulbath beweist guten Geschmack und weiß Bescheid. :) Dank!
@Kalenbra: Kein Problem. Ich habe von dem Film zwar schon einiges gehört, ihn aber wirklich noch nie gesehen. Sollte ich vielleicht doch endlich mal nachholen.
@jingleball: lesen, nicht gucken. ;)
Und zwar alle fünf Bücher der vierteiligen Trilogie!
@Kalenbra: der Wal ist nicht im Weltraum, sondern erscheint auf einem Planeten ^^
http://www.youtube.com/watch?v=xljFHNg3yhk
Neben dem Wal gibt es auch noch den Babelfisch im Anhalter. ;)