Wer mich persönlich kennt, dem dürfte diese kleine Anekdote wahrscheinlich auch schon bekannt sein. Für alle anderen erzähle ich sie hier gern ein weiteres Mal… Es begab sich zu der Zeit, da ich mitten in der Pubertät steckte – Ich schwänzte die Schule, gab das gesamte Taschengeld und was ich darüber hinaus, durch das Austragen von Flyern etc., zusammenkratzen konnte für Comics, Sammelkarten und absurde, aus den USA importierte Süßigkeiten aus und verbrachte beinahe jeden Nachmittag bei einem Freund aus der Schule. Der nämlich besaß einen Mega Drive (und später, kurze Zeit nach dem Release, sogar eine PlayStation) und einen eigenen kleinen Fernseher, die in seinem kleinen Zimmer standen und beinahe jeden Nachmittag durchgehend von uns bespielt wurden.
Allein das Vorhandensein einer halbwegs aktuellen Spielekonsole im Haushalt war damals in meinem Freundeskreis eine absolute Seltenheit. Meine Freunde hatten entweder Eltern, die sich eine derart teure Anschaffung niemals hätten leisten können, oder solche, für die es undenkbar gewesen wäre, für so etwas profanes wie Videospiele mehr als ein paar Peseten für die Arcade-Automaten im Spanienurlaub auszugeben. Die Kinder der letztgenannten, dazu gehörte ich, hatten zwar stets die neuesten Fahrräder und die Möglichkeit, das Klavierspielen zu lernen, aber Begriffe wie “Zelda” und “Metroid” kannten sie nur aus den Erzählungen anderer Kinder. In einigen versprengten Haushalten wie dem unseren gab es vereinzelt veraltete C64er, Amigas und Atari ST, aber die waren, zum großen Bedauern der Sprösslinge, meist “nur” zum Lernen gedacht. Sie waren oft mit sündhaft teurem Zubehör, wie Laser- oder NEC P7 Plus A3-Vierfarb-Nadeldruckern, ausgestattet, einen simplen Joystick suchte man jedoch in ihrer Nähe meist vergeblich.
Meine Erfahrungen mit Videospielen waren von Frustration geprägt. Ich hatte, wie durch ein Wunder, irgendwann Epyx’ Kracher “Winter Games” geschenkt bekommen und mir selbst im einzigen Games-Laden der Stadt einen “Competition Pro” gekauft, aber ansonsten mußte ich auf einen kleinen Fundus von auf dem Schulhof getauschten Raubkopien, schlechte Shareware und Hot Rod, ein fürchterliches Top-Down-Rennspiel im Stil von “Micro Machines” von Sega, zurückgreifen. Dagegen herrschten bei meinem Freund M. auf dem Mega Drive mit “Streets of Rage”, “Road Rash” & Co. paradiesische Zustände.
M. hatte sich zu Weihnachten “Wolverine: Adamantium Rage” gewünscht und er sollte das Spiel aus dem X-Men-Universum auch bekommen. Der Clou an der Geschichte ist, daß er irgendwie herausbekommen hatte, daß seine Mutter das Game bereits einige Wochen vor dem Fest besorgt und vor allem noch nicht eingepackt hatte und es geschah das Unausweichliche: Am Weihnachtsabend hatten wir das Spiel schon längst von vorn bis hinten durchgespielt und M. war fürchterlich enttäuscht, denn natürlich gab es keine weiteren Geschenke. Das wiederum stimmte seine Mutter alles andere als fröhlich, es muß für beide eines der schlimmsten Weihnachtsfeste gewesen sein.
Laßt euch das eine Lehre sein und seid schön brav. In diesem Sinne, genießt die restlichen Feiertage!
2 Kommentare
Na, das kommt mir doch bekannt vor…der Freund mit den technischen Gadgets, der durfte auch gerne mal wechseln:
Philips G7000
C64
286er-PC
{Switch}
C128
4-Kopf-VHS-Rekorder
{Switch}
Amiga
{Switch}
NES
{Switch}
Super NES
Mega Drive
{Switch}
486er-PC
Bis dann das erste eigene NES kam – seufz…
Jedenfalls habe ich eine Menge Leute kennengelernt, und viele skurrile Situationen erlebt. “Magic Moment”: Eine abbruchreife Einzimmerwohnung in einem Schuppen, Eltern so alt wir Opas und Omas, fettige Toasts mit Extrawurst und Jomo-Rouladen und Metroid und Kid Icarus abwechselnd auf dem NES durchgespielt, und das alles auf einer 37cm-S/W-Röhre…
Yeah, das war geil!
Genau so habe ich mich während der 90er einigermaßen auf dem Laufenden gehalten, was Konsolen angeht, obwohl ich selber nur am PC gedaddelt habe.
Anyway.
Frohe Feiertage und einen Guten Rutsch allerseits! :)
In Kürze sollten unsere Jahresrückblicke eintrudeln…