Man nehme eine Schreibmaschine und einen geladenen Revolver, welche wir anbraten bis sie goldbraun sind. Danach geben wir eine Taschenlampe und einen Stapel mit ungestrichenem Papier hinzu und lassen das Ganze bei mittlerer Hitze dreihundertsechzig Minuten köcheln. Zuletzt und unter kräftigem Rühren, geben wir noch drei Thermoskannen hinzu und schmecken das Gericht noch mit einigen Leuchtfackeln und etwas Baumrinde ab. Voilà, lassen sie sich Alan Wake schmecken!
Natürlich ist das nur die einfache Variante von Remedys jüngstem Gericht. Die extravaganten Versionen veröffentlichen wir in einer der kommenden Polyneux Printausgaben als Sonderbeiträge zum Ausschneiden und sammeln. Außerdem geben wir euch noch einen Reiseführer durch Bright Falls mit, sowie eine Bastelanleitung für eine Miniatur-Holzhütte. Wer da nicht zugreift, ist selber schuld!
„Entschuldigen sie bitte Herr Wake! Halloooo, sie können doch nicht einfach so mir nichts dir nichts in das Licht gehen“ schrie ich Alan an, als ich hörte wie eine tiefe, blechern klingende Stimme ihm sagte, er solle dem Licht folgen. Ich dachte, er würde sterben wenn er das tut, doch stattdessen hauchte der Lichtstrahl ihm neue Lebensenergie ein. Licht ist Leben, Dunkel ist Tod – hier tickt die Uhr ja noch ganz normal, dachte ich. Kurz darauf ohrenbetäubender Lärm. „Was zum Henker…wohoo…“ Alan schaute nach hinten in meine Richtung, während er wild seine Taschenlampe in alle Richtungen zu halten versuchte.
Um uns herum zog ein wilder und lauter Sturm auf, die Bäume bogen sich im Wind und durch das Mondlicht warfen sie weite Schatten, die uns plötzlich wütend entgegen fauchten. „Was soll ich jetzt tun?“ rief Alan zu mir hoch. In seinem Gesicht war nur noch Angst und Panik zu sehen und er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. „Schiess“ rief ich, „Schiess“ und Alan schoss panisch und vollkommen ziellos in Richtung der Schattenwesen. „Sie nehmen keinen Schaden, ich glaube das wird so nicht funktionieren“ rief Alan. Ich schaute noch einmal wild blätternd in meinem Notizbuch nach, bis ich den entscheidenden Hinweis fand. „Alan, beleuchte sie erst lang genug mit dem Licht der Taschenlampe. Licht wird sie brechen“ rief ich zu ihm hinunter und kurz darauf zersprang die erste Schattenfigur in tausend kleine Atome. Die Kombination aus Schwächung mit Licht und anschließenden Schüssen mit einer Feuerwaffe wie Pistole, Pumpgun oder Jagdgewehr, begleitete uns permanent durch dieses Abenteuer.
Das Durchstreifen der Wälder in der Dunkelheit machte ungefähr siebzig Prozent unserer Reise durch Bright Falls aus. In den übrigen hellen Abschnitten wurde uns immer wieder klar, in welch glanzvollem Paradies wir hier unterwegs waren. Immer wieder blieben Alan und ich an den Klippenrändern stehen und schauten in die endlose Weite. Wir betrachteten die Berge, die Täler und das zwischen den Bäumen hervor glitzernde Wasser in der Sonne. Am Tage war Bright Falls eines dieser idyllischen Plätzchen, in denen man eigentlich Ruhe und Frieden finden sollte und vielleicht auch konnte, aber nicht, wenn man mit Alan Wake unterwegs war.
Wir hatten keine Zeit zu verlieren, waren wir doch auf der Suche nach Alans Frau, die während ihres gemeinsamen Urlaubs plötzlich verschwand. Alan blieb die meiste Zeit über erstaunlich gelassen, nur selten habe ich Momente einer verzweifelten Gefühlsregung bei ihm wahrgenommen. Das war zwar schade, aber dennoch war Alan ein durchweg sympathischer Typ, der mich hin und wieder an Christian Bale erinnerte. „Hey, können wir endlich weiter? Es wird bald dunkel“ rief Alan mir zu. Wir mussten wirklich weiter, also übernahm ich wieder die Steuerung, die nicht zu überladen war und sehr leicht von der Hand ging.
Alans Eltern haben einst beschlossen, unsere Reise in sechs Kapitel aufzuteilen. Dadurch erreichte man ein gewisses Serienflair oder das einer Bucherzählung, was ja naheliegend war wenn man bedenkt, dass Alan einer dieser schreibblockierten Schriftsteller war, wie man sie aus etlichen Klischees schon kannte. Genauso waren die meisten Figuren in Bright Falls, denen wir begegneten. Das war nicht störend, nur musste ich doch hier und da sehr schmunzeln, wenn so manche Vorstellung meinerseits bestätigt wurde. Auffallend schräg und etwas kleinbürgerlich wirkten die meisten. Zwar erreichte niemand zu keiner Zeit eine wirklich geheimnisvolle Tiefe, jedoch waren die Bewohner unterhaltsam genug um zu begeistern. Das einzige was mir bis heute negativ in Erinnerung blieb, ist das schlechte Deutsch, was alle sprachen. Alan und sein Freund Barry haben das noch ganz gut hinbekommen, doch vor allem die werten Damen müssen das wohl noch üben. Es bietet sich also an, sich mit den Bewohnern in ihrer Muttersprache zu unterhalten, man merkt definitiv eine Qualitätssteigerung obwohl sie ab und zu etwas asynchron daher kam.
„Komm Alan, wir müssen zum Cauldron Lake“ flüsterte ich ihm zu, als er gerade einen Schluck Kaffee aus der Thermoskanne nahm, die wir überall unterwegs einsammeln konnten. Manchmal störte mich das etwas, genau wie die versteckten Kisten und Dosenpyramiden, nach denen wir Ausschau halten konnten. Ich hatte teilweise das Gefühl, als würde es uns aufhalten und auch etwas die schaurige Stimmung stören. Aber ich konnte Alan nicht davon abbringen, nach ihnen zu suchen. „Wir dürfen nichts übersehen, keine Hinweise, gar nichts“ sagte Alan zu mir. Wenn er etwas tat, dann tat er es richtig.
Unsere Geschichte wurde vorangetrieben durch Manuskriptseiten, die unseren linearen, wenn auch angenehm weitläufigen Pfad bepflasterten. Alan las sie mir immer vor und es schien, als ob einige Geschehnisse schon niedergeschrieben waren, noch bevor sie tatsächlich passiert sind. Man sollte meinen, dass nimmt uns die Spannung, aber das Gegenteil ist der Fall. Diese Erzählweise ist nicht nur toll, sondern auch einfach etwas Neues.
„Oh nein, nicht schon wieder“ sagte ich etwas ängstlich, als auf dem Weg nach Cauldron Lake die Dunkelheit wieder über uns zusammenbrach. Durch die Boxen tönte lautes Blätterrauschen, pfeifender Wind und die besessenen Schattenwesen traten uns wieder hasserfüllt entgegen. Der fliegenden Axt, die in Alans Richtung geschmissen wurde, wich er gekonnt und in ansehnlicher Zeitlupe aus. Wir fanden an einem der großzügig gesetzten Speicherpunkte Leuchtfackeln und Blendgranaten, die Alan gekonnt einsetzte, wenn er von den zwielichtigen Gestalten umringt war. Was uns im normalen Schwierigkeitsgrad nicht vor sonderlich große Probleme gestellt hat, war dann auf der mittleren Stufe angenehm herausfordernd. Die Schattenwesen als permanente Widersacher und die immer auf gleichem Niveau ablaufenden Kämpfe waren zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, doch im Zusammenspiel mit der grandiosen Geräuschkulisse und der Nachtwanderungsatmosphäre sehr passend und ausreichend bedrohlich.
Plötzlich wurde das Mondlicht verdeckt und die Baumwipfel fingen erneut an, mit dem Wind zu tanzen. Ein riesiger Schwarm Vögel griff uns von allen Seiten an, sie krächzten heiser in unseren Ohren und als Alan ihnen seine Taschenlampe entgegenhielt, verbrannten sie im Licht und rieselten als Asche auf uns herab. Unweigerlich wurden wir an Hitchcock erinnert, unser Abenteuer enthielt lauter kleine und große Anspielungen auf bekannte Horrorautoren.
„Sieh mal Alan, da drüben. In der kleinen Hütte dort brennt Licht“ rief ich und wir rannten zielgerecht dort hin. Die Tür stand offen und als wir eintraten, ging plötzlich der Fernseher an, der auf dem Tisch stand. Als ich damals schon mit Max Payne unterwegs war, wurden auch Fernsehsendungen eingebunden, um uns die Geschichte weiter zu erzählen. Im Schrank fanden wir noch etwas Munition und ein Radio, durch das wir ebenfalls weitere Information bekamen. Alan und ich beschlossen, die paar Stunden bis zum Sonnenaufgang hier zu bleiben. Immerhin gab uns das Licht Sicherheit und wir konnten uns etwas ausruhen, bevor wir wieder aufbrachen, um unsere Aufgabe zu beenden. Wir setzten uns an den Holztisch und Alan holte aus seiner Tasche wieder eine Thermoskanne hervor. Wir lauschten der fantastischen Musik aus dem Radio. Auf all meinen Reisen bisher, hatte das Abenteuer mit Alan wohl eine der besten Musikuntermalungen.
„Willst du auch was?“ fragte er mich und ich nickte nur müde in seine Richtung. Er goss mir etwas in den Becher und schob ihn mir entgegen. Ich atmete tief den Duft des Getränkes ein und schloss die Augen, als ich den ersten Schluck nahm. „Weißt du Alan, das ist ein verdammt guter Kaffee“ sagte ich zu ihm. Er schaute mich an und meinte nach einem kurzen Moment: „Ja, da hast du Recht. Jetzt fehlt nur noch der verdammt gute Kirschkuchen.“ Zum ersten Mal seit dem Beginn unserer Reise, haben wir gelacht.
Vielen Dank fürs Mitnehmen, Mr. Wake!
Die Mischung aus Horror, Thriller und Roadmovie hat mir außerordentlich gut geschmeckt. Das gesamte Abenteuer ist immer wieder spektakulär inszeniert, wird mit zahlreichen Cutscenes abgerundet und bietet genug Reiz, um es auch mehrmals mitzuerleben. Die Geschichte erreicht zwar nicht den Tiefgang, den ich mir gewünscht bzw. den ich vielleicht auch aus dem Studio erwartet hätte, sie weiß aber dennoch im Vergleich mit der zum großen Teil storylosen Konkurrenz gut zu gefallen. Beim Autofahren lässt die Mechanik etwas zu wünschen übrig, das hätte Remedy auch ruhig ganz streichen können, als sie sich vom Open-World-Feature abgewendet haben. Aufgrund der langen Entwicklungszeit haben auch die Mimik und die Animation etwas gelitten, diese wirken zum Teil etwas steif und dröge. Das sind aber alles lediglich kleine Fehler in der Würze. Das Gericht komplett betrachtet dürfte den meisten munden, die das Genre mögen. Ein DLC ist ja auch schon angekündigt, man darf gespannt sein!
11 Kommentare
Nett gemeint, den Artikel so prosaisch zu formulieren, aber ich fand es sehr wirr und nervig zu lesen und habe es nur überflogen. Immerhin gibt’s ein ordentliches Fazit am Ende.
Viel schrecklicher als jede wirre und nervige Formulierung ist das polyneuxsche Blocksatz-Layout, das in seiner unfassbaren Grässlichkeit jedwedem Lesevergnügen das Lebenslicht schon im Ansatz gründlichst auspustet. Ein schändliches Verbrechen an Ästhetik und Lesbarkeit!
Wenn ich Herrscher der Welt wäre, würde ich als meine allererste Amtshandlung sämtlichen Personen, die engspaltige Texte im Web per Blocksatz layouten, ihre dreckigen Händchen abhacken lassen.
Das musste mal dringend gesagt werden. Puh, jetzt geht’s mir besser!
Naja, sooo schlimm finde ich das Layout nicht – obwohl die Artikelspalte ein bisschen breiter sein könnte…
Blocksatz FTW!
Ja, das… [img]http://u.nu/2jppa[/img] …ist wirklich wunderwunderschön. ;)
Und wie fandet ihr Alan Wake so? ;D
Wenn ihr diesen Artikel schon wirr fandet, dann rate ich euch von Alan Wake ab. Nachher brennen euch noch alle Synapsen durch.
Mir hat das Abenteuer mit Alan Wake sehr gut gefallen, wenn auch mit leichten Abzügen bei der Story. Da hat es mich nicht so richtig gepackt. Besser als in 98% der restlichen Videospiele da draußen, aber nicht so fesselnd, wie ich es von einem Spiel über einen Schriftsteller erwartet hätte. Damit ist aber hauptsächlich die große Rahmenhandlung gemeint. Verteilt auf die Kapitel wollte ich schon immer wissen, wie es weitergeht und was sich hinter dem nächsten Baum verbirgt.
Großer Trumpf des Spiels sind Inszenierung und Atmosphäre. Hier wird sich auch mal Zeit genommen eine Welt entstehen zu lassen. Allein die Anreise per Fähre spricht da schon Bände. In welchem Spiel wird sich Anfangs so viel Zeit gelassen, bevor man überhaupt irgendwo ankommt.
In Sachen Gameplay hat es Remedy geschafft aus einer einfachen Idee genug raus zu holen, damit es 12 Stunden Spaß macht, aber nicht zu komplex wird. Das haben sie auch schon bei Max Payne hinbekommen und da bin ich voll auf ihrer Seite. Lieber weniger Feature, aber dafür durchdacht und glänzend präsentiert.
Meinen Nerv hat das Spiel voll getroffen. Gebt mir eine detaillierte Welt in die ich abtauchen kann und präsentiert mir ein Setting, dass ich nicht schon 1000mal durchlaufen habe. Dazu noch ein solides und knackiges Spielerlebnis und ich bin voll zufrieden.
[quote]Da hat es mich nicht so richtig gepackt. Besser als in 98% der restlichen Videospiele da draußen, aber nicht so fesselnd,…(…)Gebt mir eine detaillierte Welt in die ich abtauchen kann und präsentiert mir ein Setting, dass ich nicht schon 1000mal durchlaufen habe. Dazu noch ein solides und knackiges Spielerlebnis und ich bin voll zufrieden. [/quote]
Es ist tatsächlich so, dass man bei Videospielen in Sachen Präsentation und Storytelling viel geringere Maßstäbe ansetzt und sich über eine solide Umsetzung, wie sie in Alan Wake geboten wurde, schon doppelt und dreifach freut.
Da muss noch viel mehr kommen damit sich die Spiele gegenüber ihren großen Brüdern Film und Buch zumindest auf Augenhöhe befinden werden.
[quote]Wenn ihr diesen Artikel schon wirr fandet, dann rate ich euch von Alan Wake ab. Nachher brennen euch noch alle Synapsen durch.
Mir hat das Abenteuer mit Alan Wake sehr gut gefallen, wenn auch mit leichten Abzügen bei der Story. […]
Meinen Nerv hat das Spiel voll getroffen. Gebt mir eine detaillierte Welt in die ich abtauchen kann und präsentiert mir ein Setting, dass ich nicht schon 1000mal durchlaufen habe. Dazu noch ein solides und knackiges Spielerlebnis und ich bin voll zufrieden. [/quote]
Das würde ich jetzt so ohne weiteres Unterschrieben, siehe mein Review auf texturmatsch.de.
Super Rezept!! Und die Kaffeekannen machen natürlich Appetit auf mehr, ich habe nur leider eine schlimme Schattenmonsterallergie. :(
Toll geschriebener Artikel. Zum Spiel: Natürlich hätte Alan Wake hier und da noch ausgefeilter sein können. Die Story ging für ein Spiel auf jeden Fall in Ordnung. Bei so langer Entwicklungszeit hätte ich mir hier und da noch schönere Animationen gewünscht. Besonders bei den NPC´s. Dafür machen die Lichteffekte, Stimmungen und der Soundtrack einiges wett. Selbst das Autofahren hat mir gefallen.