Die Spieleindustrie hat sich, wie so manch anderes, inzwischen auch den Trend zum Remake in Hollywood abgeschaut. So wie ich die Überschrift dieses Beitrags. Die unspannendste, aber für den Käufer auch risikoärmste Spielart ist das „HD-Remake“. Da werden Klassiker inhaltlich und spielerisch weitestgehend unverändert grafisch aufgehübscht. Und weil Videospiele in der Regel deutlich schlechter altern als Filme, ist dies eine durchaus legitime und zudem relativ kostengünstige Möglichkeit, jüngeren Spielern alte Spiele nochmal zu verkaufen. Doch selbst in diesem relativ sicheren Segment bekommt man teilweise trotzdem richtigen Schrott untergejubelt, wie die Silent Hill HD Collection kürzlich wieder zeigte.
Für mich persönlich deutlich spannender sind da die „richtigen“ Remakes, die sich auch nicht scheuen, neben der Grafik auch weitere Aspekte des Originals einer Generalüberholung zu unterziehen. Zwei Vertreter dieser Kategorie, auf die ich mich dieses Jahr persönlich sehr gefreut habe, waren die Remakes der beiden Strategie-Klassiker XCOM: Enemy Unknown und Carrier Command: Gaea Mission. Aber solcherlei Vorfreude kann auch ganz übel enttäuscht werden, wie beispielsweise das diesjährige Syndicate-Remake bewies…
Carrier Command: Gaea Mission


Ihr müsst Euch das mal plastisch vorstellen: Ich sitze da also vor meinem Rechner, starte das erste Mal das Spiel und gleich nach der Introsequenz kommt anstelle des Erwarteten eine längere, ziemlich mittelprächtige Egoshooter-Einlage. Und SpielerZwei sitzt fassungslos vor dem Monitor. Mit einer gigantischen Gedankenblase über dem Kopf, in der in großen Lettern „WTF?!?“ steht…

Was allerdings grottenschlecht ist, liebe Leute bei Bohemia Interactive, das ist die Vehikel-KI, die vermutlich Euer Firmenpraktikant in rudimentärem Basic programmiert hat. Die ist sogar so schlecht, dass das Spiel im späteren Verlauf, wenn die feindlichen Inseln immer besser verteidigt sind, praktisch nahezu unspielbar wird.


XCOM: Enemy Unknown

Aliens greifen die Erde an! Der Spieler übernimmt das Kommando über die neugegründete X-COM-Organisation, die den Eindringlingen Einhalt gebieten soll. Im Folgenden baut man nun X-COM-Stützpunkte auf und aus, stellt Eingreiftruppen zusammen und trainiert diese, erforscht und baut neue Technologien, überwacht und sichert den internationalen Luftraum und bekämpft die Aliens in rundenbasierten Bodeneinsätzen, wo auch immer sie sich gerade blicken lassen.

Okay, Butter bei die Fische! Was hat Firaxis aus dem Spiel gemacht? – Ganz einfach: Ein fantastisches Remake, das dem Original in rein gar nichts nachsteht und in einigen Jahren vermutlich einen ähnlichen Kultstatus haben dürfte wie das MicroProse-Spiel von 1994!



7 Kommentare
Sehr schön geschrieben.
Ich bekomme heute noch Anfälle, wenn ich das Tapsen von Alienfüßen auf Metall höre oder das charakteristische Zischen der Türen aus TFTD.
Und ich gebe dir vollkommen Recht, dass das neue XCOM ein sehr gute Spiel geworden ist aber um vieles einfacher als das Orginal. Selbst auf Normal. Zumindest ist das Spiel mit dem Spieler sehr geduldig und das fehlen der Angriffe auf die eigene Basis nimmt ein bisschen den Druck aus der Geschichte, den ich noch aus TFTD kenne.
Umso befremdlicher war es für mich, dass die Macher mit dem zweiten Patch angekündigt haben, dass die Stufe „Einfach“ noch einfacher wird. Vor meinem geistigen Auge fallen die Aliens da schon alleine um, sobald man mit seinem Squad die Karte betritt.
Und die Psi-Kräfte kommen erst gegen Ende? Ich bin schon GEGEN ENDE??? Da kommt nicht mehr viel?
@Hazamel:
Sobald Du den ersten Psi-Soldaten ausgebildet hast, kannst Du die letzte Mission (Mutterschiff) angehen. Das war’s dann.
Da bot das Original etwas mehr Endgame, weil man zwar irgendwann wußte, dass man zur Cydonia-Basis muss, aber dafür vorher noch einige Technologien brauchte (u.a. das Raumschiff).
Prinzipiell hängt der zeitliche Ablauf aber natürlich auch von Deinen Forschungsfortschritten bzw. der Reihenfolge ab. So habe ich z.B. den Angriff auf die Erdbasis im Remake relativ lange hinausgezögert, weil ich vorher noch mehr Technologien haben wollte.
Ich verstehe dieses „gut/schlecht altern“ nicht. Heißt „schlecht altern“ dass etwas schlecht geworden ist oder dass es nicht gealtert ist?
[url]https://twitter.com/btrinczek/status/266114033608957954[/url]
@SpielerZwei Gnarf! Na toll… dann muss ich wirklich nur noch ein Gebäude bauen. Ich hatte wirklich gehofft, dass da noch mehr kommt und das nur eine Forschungsflaute ist.
Hatte mich schon gewundert, dass man die Erdbasis relativ schnell als Option angeboten bekommt. Dachte das wäre nur so ne lockere Vorstufe.
Jetzt hab ich ja fast keine Lust mehr weiterzuspielen, wo das Ende absehbar ist ;)
@Benjamin: Mit „schlecht altern“ ist gemeint, dass es das Medium an sich allein durch den technischen Fortschritt schwer macht, heute alte Spiele zu konsumieren. Unabhängig vom eigentlichen Inhalt.
Bei anderen Unterhaltungsmedien ist dieses Problem nicht so extrem. Bei Büchern muss man beispielsweise schon sehr, sehr weit zurückgehen, bis allein der Schreibstil bzw. die Sprache dafür sorgt, dass der Konsum des Inhalts besondere Mühe erfordert (Beispiel: Unüberarbeitete Shakespeare-Texte sind z.B. für viele Leute heute aufgrund der veränderten Sprache kaum zu genießen. Aber ein Ian Flemming Roman ist auch heute noch problemlos für jedermann zu lesen.)
Filme altern schon etwas schlechter. Bis in die späten 60er kann man noch problemlos zurückgehen, ohne große abstriche beim Medium an sich machen zu müssen. Klar, irgendwann gibt’s keinen Surroundsound mehr und noch weiter zurück gibt’s dann Ton in Mono, aber das ist noch nicht gravierend. Irgendwann kommt man aber beim Schwarz-Weiß-Film an, was für viele Leute schon ein Grund ist, da schon keinen Bock mehr drauf zu haben. Noch weiter zurück, und bist beim Stummfilm. Spätestens hier verzichten die meisten Leute auf das Nachholen von Klassikern.
Bei Videospielen ist es aber so, dass Du nur 20-25 Jahre zurückgehen brauchst, um einen Großteil der Leute unterwegs zu verlieren. Welcher 18jährige Gamer hat denn wirklich Lust, sich ein Spiel aus den 80ern mit all seinen technischen Unzulänglichkeiten anzutun? Von der Abspielgeräte-Problematik mal ganz abgesehen, denn abgesehen von Softwareemulationen (und hier macht man ja schon Kompromisse; Beispiel: SID-Emulation vs. SID-Hardware – das klingt einfach nicht gleich), ist es oft gar nicht so einfach, an entsprechende, funktionstüchtige Hardware ranzukommen. Man kann sie zwar teilweise noch auf dem Gebrauchtmarkt beschaffen, aber wer kauft sich denn wirklich extra einen C64 oder ein NES, nur um 1 oder 2 Klassiker auf der entsprechenden Hardware nachzuholen? Der Aufwand ist ungleich größer als bei einem 60 Jahre alten Film.
Durch die vergleichsweise rasante Entwicklung des Videospiels, altern die Spiele im Vergleich zu anderen Medien einfach sehr schlecht.