Na schön, jetzt habe ich es auch kapiert: Kickstarter kann wirklich aufregend sein! Jaja, lacht ihr nur mit eurem Broken Age, Battle Worlds: Kronos, der OUYA (na schön, ihr nicht!), Shadowrun Returns und wie sie alle heißen. Gut eineinhalb Jahre ist es her, seit ich mein erstes Projekt mit Geld unterstützt habe. Die Wahl fiel damals auf Sportsfriends, eine kleine Sammlung eigenwilliger Sportspiele für Menschen, die keine Sportspiele mögen. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich damals auch nur mein Geld wegen Johann Sebastian Joust investiert. Die restlichen Spiele waren für mich lediglich nette Dreingaben. Ach, ich Dummbeutel.
Zwischenzeitlich hatte ich das Projekt sogar ganz vergessen. In den vergangenen Monaten trudelten aber immer neue Mails der Entwickler ein: “Hallo lieber Backer, für welches System hättest du gerne deinen Downloadcode?”, “Hallo lieber Backer, in welcher Region bist du beheimatet?”, “Hallo lieber Backer, Sportsfriends wurde soeben an die Qualitätssicherung von Sony übergeben.”, “Hallo lieber Backer, am 7. Mai erscheint Sportsfriends“. Plötzlich war ich so aufgeregt, wie ein Kleinkind zu Weihnachten. Würde das mit dem Code klappen?
Es klappte. Mehr noch: Ich durfte als Backer sogar vor dem offiziellen PlaystationStore-Update meine Code einlösen und den Download starten. Selten war ich beim Starren auf einen Ladebalken so hibbelig. Überhaupt haben die Dinger ja viel von ihrer Spannung eingebüßt – wann ist das eigentlich genau passiert? Ich beschloss, das Post-AOL-CD-Internet dafür verantwortlich zu machen, in dem jeder so viel runterladen kann, wie er möchte. Egal. Noch während ich mir den Kopf zerbrach, erreichte der Downloadbalken die 100%-Marke. Und er sah gut dabei aus! Was rede ich da? Mein erstes Kickstarter-Spiel fertig geladen, verdammich!
Bereits im Hauptmenü wurde ich von Liebe erschlagen. Man beachte nur mal die herumturnenden Äffchen im Hintergrund. Die darf man übrigens auch per Option deaktivieren, aber welcher Unmensch macht das schon? Derlei Gestalten haben bei Sportsfriends eh nichts verloren. Hier werden Menschen mit Freunden oder zumindest spielaffinen Kontrahenten angesprochen. Zwei Spieler sind das absolute Minimum, mit vieren ist man dagegen auf der sicheren Seite und kann wirklich das komplette Potenzial der Sammlung ausschöpfen. Eine Internetleitung ist – vom Download mal abgesehen – nicht nötig. Sportsfriends konzentriert sich auf den Wettkampf im heimischen Wohnzimmer. Lokaler Multiplayer at its best.
Eine der vier Sportsfriends-Disziplinen ist BaraBariBall. Zwei Teams mit bis zu zwei Spielern stehen sich hier gegenüber und versuchen einen Ball im Gewässer des gegnerischen Teams zu versenken. Klingt erst mal wenig spektakulär, wird aber durch einige taktische Elemente deutlich aufgewertet: Bis zu sieben Sprünge kann die eigene Spielfigur vollführen, bevor sie auf festem Boden wieder Kraft tanken muss. Sind alle Reserven aufgebraucht, macht sich die Schwerkraft unbarmherzig bemerkbar. Wer auf diese Weise im Wasser landet, säuft unweigerlich ab und kassiert einen Strafpunkt. Zudem ist man geschwächt ein leichtes Opfer für Attacken der gegnerischen Spieler. BaraBariBalls Kampfsystem besteht zwar nur aus einfachen Tackles, diese können aber richtig eingesetzt verheerende Auswirkungen haben. Bereits nach wenigen Partien wird klar, dass es nicht nur wichtig ist, dem Gegner den Ball abzuluchsen, sondern auch seine Kraftreserven gezielt anzuzapfen. Hat für mich zumindest wunderbar funktioniert. So gut, dass irgendwann niemand mehr gegen mich antreten wollte. Super. Ich vergebe 10/10 Wasserbälle.
Super Pole Riders wartet dann wiederum mit einer reichlich albernen Ausgangssituation auf: Zwei Stabhochspringer stehen sich gegenüber und versuchen einen Ball, der an einer Leine über ihnen hängt, ins gegnerische Tor zu bugsieren. Wie macht man das am besten? Na klar! Man hebt den Stab gerade nach oben und schiebt den Ball gemäß 2D-Logik geradewegs in die gegnerische Hälfte. Geht schon, stellt sich aber als ineffektiv heraus, da die Holz-Gummi-Mischung der Stäbe ganz klar in Richtung Gummi tendiert. Erfolgsversprechender sind hingegen waghalsige Stabsprungmanöver, mit denen man gezielte Tritte gegen den Ball (und Gegner) ausführt. Das ist wegen der gewöhnungsbedürftigen Steuerung anfangs gar nicht so einfach. Nach einigen Übungsmatches geht aber auch das einigermaßen gekonnt von der Hand und sieht dann wunderbar bescheuert aus.
Über Johann Sebastian Joust und warum es ganz famos ist, habe ich letztes Jahr bereits einige Sätze verloren. Grundsätzlich hat sich an der Sportsfriends-Fassung nichts geändert. Leider ist die nicht ganz so üppig mit diversen Spielvarianten und Einstellungsmöglichkeiten ausgestattet wie noch die Beta. Dafür darf man aber eigene Musik einbinden. Das skurrile Tanzduell funktioniert – ein einigermaßen geräumiges Wohnzimmer vorausgesetzt – auch in den eigenen vier Wänden tadellos. Ein klarer Fall von “Das Gegenteil von gut ist gut gemeint” ist hingegen die Unterstützung für normale Playstation 3 Controller. Klar ist es nett, dass man nicht zwingend Move-Controller benötigt, um Johann Sebastian Joust spielen zu können. Doch blöderweise gibt es bei dieser Variante kein Feedback, wenn man Gefahr läuft sich zu schnell zu bewegen. Der Move-Controller verfällt in so einer Situation jedoch in hektisches Blinken. Trotz allem hat sich Johann Sebastian Joust mühelos zur höchsten Streitschlichtungsinstanz in unserem Haushalt gemausert.
Und damit wären drei der vier Spiele kurz und knapp besprochen. Es fehlt lediglich Hokra, augenscheinlich eine minimalistische Hockey-Variante, die ich mangels eines vierten Controllers nicht spielen konnte. Hier zeigt sich auch der größte Kritikpunkt an Sportsfriends: So schön die Rückbesinnung auf lokale Mehrspielerschlachten auch ist, so sehr nervt der bisweilen hohe Materialaufwand. BaraBariBall und Super Pole Riders lassen sich problemlos zu zweit spielen. Doch schon bei Johann Sebastian Joust braucht es, für einigermaßen dynamische Partien, mindestens drei Move-Controller. Hokra lässt sich ohne vier Controller gar nicht erst starten. Gerade bei solchen Extremfällen hätte ich mir Bots gewünscht. Die müssten nicht mal Intelligenzbestien sein, sondern nur die überschüssigen Plätze füllen.
Dennoch: Wer diese Hürden einigermaßen überwinden und ausreichend Mitspieler versammeln kann, dem sei Sportsfriends wärmstens empfohlen. Zwar sind theoretisch auch Duelle zwischen den eigenen Händen und Füßen möglich, mit jubelnden/fluchenden Menschen ist es aber immer noch am schönsten. Denn gegenüber gängigem Online-Multiplayer hat Sportsfriends einen entscheidenden Vorteil: es menschelt. Sehr sogar.
3 Kommentare
Die ganze Sammlung gibt’s übrigens nicht nur für die PS3, sondern auch für die PS4! Das Tolle daran ist, dass beim DualShock 4 das vielfarbige Licht von PlayStation Move integriert ist. Hektisches Blinken? Check! Damit lässt sich Johann Sebastian Joust schon spielen.
Fühlt sich wegen der Form des Controllers natürlich trotzdem wie eine Notlösung an. Der Move-Controller ist einfach wie für JSJ gemacht. Gehört zu den wenigen Peripheriegeräten für die PS3, die auch an der PS4 funktionieren.
Mein Hauptproblem mit JSJ ist aber gar nicht der Controller, sondern der Platz in meinem Wohnzimmer. :) Dabei ist das gar nicht so klein!
Danke für den Hinweis mit der PS4! Die Versionen für Mac und WIndows sollen laut offizieller Website wohl im Sommer erscheinen.
Übrigens sind mit Get on Top und FLOP noch zwei weitere Spiele enthalten. Um die freizuschalten, bedarf es aber spezieller Tastenkombinationen. Natürlich darf da auch der allmächtige Konami Code nicht fehlen ;)