Und wieder 45 € aus dem Fenster geworfen!
Diesmal allerdings nicht für irgendeinen Schrott, denn das kann man über STAR WARS BATTLEFRONT nicht wirklich behaupten. Aber 45 € für ein Spiel auszugeben, dass eigentlich nicht mehr als eine gute UT-Modification ist, tut auch weh…
Die lustige (Har, Har! Ich lach mich tot!) Überschrift deutet schon an, was BATTLEFRONT in meinen Augen ist: Man nehme das derzeit sehr angesagte Genre der Online-Taktik-Shooter („Fahrzeuge! Massenhaft Fahrzeuge! Jeder Shooter ohne Fahhrzeuge ist derzeit out!”) , klaue ein paar Ideen, allerdings ohne dabei an die offensichtlichen Vorbilder BF 1942 und UT2004 heranzukommen, garniere das ganze mit ein paar recycelten und aus dem Zusammenhang gerissenen Star Wars-Filmschnipseln und fertig ist eines der überflüssigsten Spiele dieses Herbstes! Ein, wenn auch gut gemachter, Klon eben…
Wie schon gesagt, die technische Umsetzung des Spiels ist in Ordnung und zunächst macht BATTLEFRONT auch Spaß. Es ist schon ziemlich cool, wenn man einen AT-AT steuern kann oder endlich Rache an den Ewoks und Gungans für die käsigsten Momente in den Filmen nehmen kann, auch wenn dies eigentlich gar kein Missionsziel ist… Die Engine des Spiels überraschte mich sogar extrem positiv, da sowohl Grafik als auch Sound bei relativ geringen Hardwareanforderungen mehr als überzeugen können.
Doch schon nach kurzer Zeit kommen quälende Fragen auf: Ist das Alles? Warum gibt es eigentlich nur einen einzigen Spielablauf? Wenn man schon bei anderen Spielen klaut, dann doch bitte richtig: Die offensichtlichen Vorbilder verfügen alle über mehrere Spielmodi und etliche editierbare Balance-Parameter. SWB versucht mit verschiedenen Singleplayer-Kampagnen und vielen netten Maps zu kaschieren, dass es eigentlich immer nur um das eine geht: Wer als erster alle Spawn-Punkte erobert oder alle Einheiten des Gegners vernichtet hat, siegt. Spielvariationen oder gar andere Modi sucht man leider vergebens. Vermutlich wollte man den durchschnittlichen Star Wars-Fan nicht durch zu viel Strategie und Abwechslung überfordern; das hätte eh nur unnötig von der tollen Präsentation abgelenkt…
Für Leute, die SWB des eigentlichen Spielens wegen gekauft haben, wird das aber leider schnell langweilig! Außerdem sollte ein Spiel, welches primär auf Multiplayer-Partien ausgelegt ist, über einen vernünftigen Netzwerk-Code verfügen. Leider kommt man sich durch SWB in alte Quake-Zeiten mit Analog-Modem versetzt vor, wo man noch damit leben musste, dass alle durch die Gegend laggen und Frags reine Glückssache waren. Online ist das Game derzeit wirklich fast unspielbar!
Sehr gut hat mir auch die KI der Bots gefallen, welche durch den derzeit kaum nutzbaren Online-Mode meine einzigen Spielkameraden in SWB waren: Wenn das eigene Team nichts weiter als dummes Kanonenfutter ist, das teilweise nicht einmal auf direktes Feindfeuer reagiert, immer blöde in den Tod läuft und oft nur apathisch neben Spawn-Punkten herumsteht, ohne diese aber einzunehmen, dann wird aus einem Taktik-Team-Shooter ganz schnell ein „Theo gegen den Rest der Welt”, mit mir als Theo…
Wo bitte schön ist denn da noch ein halbwegs akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn SWB komplett auf einem kleinen Bruchteil eines anderen Spieles basiert und selbst diesen nicht einmal ebenbürtig hinbekommt, weil die Spielmechanik extrem vereinfacht wurde und zudem technische Schwächen enthält (KI und Netzcode), die jeden dauerhaften Spielspaß verhindern? Außer der netten Präsentation kann das Spiel mit keinem wirklichen Kaufargument aufwarten!
Wer braucht so etwas?
Nun, Leute, die weder BF1942 noch UT2004 oder ein ähnliches Spiel dieser Gattung bereits besitzen. Diese bekommen zwar nicht den besten Vertreter dieses Genres, aber durchaus ein Spiel, mit welchem sie Spaß haben können, weil sie den direkten Vergleich nicht haben („Selig sind die Unwissenden…!”). Außerdem kommen noch Menschen in Betracht, denen die etablierten Genre-Größen vom Spielablauf her zu kompliziert sind („Was soll ich jetzt bloß machen? Warum verliert mein Team immer? Ich schieße doch jeden ab, den ich sehe…!” *panisch umblick*). Kaum vorstellbar, aber wenn dem so ist, dann ist SWB genau das richtige für Euch! Noch weiter kann man das Spielprinzip wohl nicht vereinfachen ohne gleichzeitig alle höheren Lebensformen (ab der Banane aufwärts) intellektuell zu beleidigen…
Die wirkliche Hauptzielgruppe sind mal wieder die Leute, die auch für in Tüten abgefüllte Fürze von George Lucas noch Geld bezahlen würden: Die Star Wars Fans! Es ist zwar gemein, dass ich immer wieder auf Euch herumhacken muss (zuletzt im Zuge meines Reviews zu JEDI ACADEMY (Nicht fragen – das war in einem anderen Leben…)), aber Ihr seid von allen Fanbases auf diesem Planeten wohl die dümmste und unkritischste Schafherde, die man sich als Inhaber von Merchandisingrechten überhaupt wünschen kann! Keine Fangemeinde gibt so viel Geld für lustige Yoda-Bettwäsche, Prinzessin-Leia-Tampons, Stormtrooper-PEZ-Spender oder auch immer neue Versionen derselben alten Filme aus. Ich sage das wirklich nicht gerne, aber Ihr seid so doof wie ein Banthaburger in der Cantina auf Tatooine … Und genau Ihr solltet Euch STAR WARS BATTLEFRONT kaufen, denn die Macht des Merchandising ist mit Euch! Macht Onkel George stolz (und noch viel reicher)!
BTW: Ich hätte da ein Exemplar günstig abzugeben: Mit einer von mir selbstgezeichneten und persönlich signierten „George Lucas ripped me off!”-Sammelkarte in limitierter Auflage für schlappe 99,99 €! Abgabe natürlich nur an echte Jedis…
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