AKT 2 – KATASTROPHE
Brennend heißer Wüstensand. Kamerazoom auf einen ausgedörrten Kaktus, der durch das zittrige Flimmern der Luft nur mit Mühe als solcher zu identifizieren ist und schnell auch mit einem einbeinigen Hirtenkäse im Lodenmantel verwechselt werden könnte. Irgendwo im Off hört man eine Fliege vorbeisirren, die leise “So schön, schön war die Zeit” vor sich her summt.
Dann: ein lauter Knall. Ohrenbetäubend. Fern. Bunt wie ein Papagei. Vom räudig bollernden, tief bumsenden Bass einer donnerschlagähnlichen Explosion bis zum hochtönigen Fiepsen berstenden Stahls ist alles dabei, was das Effektgewitterherz begehrt. Ein noch rauchender Schornstein fliegt mit rotglühender Spur von links quer durchs Bild, titscht am rechten Bildrand kurz auf und rutscht dann mit einem trockenen Schaben langsam aus dem Blickfeld. Die Kamera zieht nur gerade soweit auf, dass der schwarze Qualm des Schlotes in angemessen szeneriebereicherndem Maße in den Bildausschnitt wabert und die Palette des öden Brauns der Wüstenlandschaft um noch mehr Ödnis erweitert. So flimmert und flickert und wabt das Bild eine Weile vor sich hin.
*ZWEI WOCHEN TOTENSTILLE*
Nur hin und wieder ist leise und entfernt das Summen der Fliege zu vernehmen. “Fern, so fern dem Heimatland…”.
Die Hitze brennt unerbittlich, dringt in jede Synapse, zerpflückt sie, mahlt sie zu Staub und schraubt sie neu zusammen. Dann ertönt ein leises Klimpern. Kalimm. Palimm. Klingeling. Poping. Ein abgenutzter Lederstiefel samt Sporen schiebt sich ins Bild. Bleibt mit einem dumpfen “Tschock” im goldenen Schnitt stehen, verharrt dort kurz und wird schließlich durch den Körper einer ganz in schwarz gewandeten Gestalt verdeckt, die sich hinunter zur Kamera beugt.
SPIELER ZWEI: Na? Ist die Luft schon raus aus dem „Meisterwerk“?
Der Kaffeemann blinzelt. Blinzelt nochmals. Fasst sich an die lavaartig heißglühende Stirn, deren Haut ihm in ledernen Lappen vom Gesicht zu pellen scheint. Verzweifelt versucht er zu schlucken, was ihm aufgrund seines völlig ausgedörrten Halses nicht gelingen mag – und wünscht sich sodann einen Mandellatte-Macchiato herbei. Oder wenigstens einen doppelten Espresso. Oder einen Dead Eye. Hauptsache Kaffee.
Er blinzelt ein weiteres Mal, blickt wieder auf… und der Mann in Schwarz ist verschwunden. Hastig blickt der Kaffeemann sich um, doch vom Mann in Schwarz fehlt jede Spur. Noch halb benommen und völlig kraftlos murmelt der Kaffeemann vor sich hin, während er behäbig und schwerfällig versucht, seine ausgemergelten Beine zu sortieren und sich zumindest in eine sitzende Position aufzurichten.
CHRISTIAN: Eigentlich geht es jetzt, bei ca. 60% Storyfortschritt, erst richtig los. Das Dumme ist bloß, dass die Story blöd und unnötig in die Länge gezogen ist (ich müsste mittlerweile locker deutlich über 30 Stunden investiert haben) und man allein deshalb schon keine Lust hat, all die Nebenbeschäftigungen anzugehen.
Aus dem Nichts kommt ein kleiner, vielleicht faustgroßer Kakteenableger angeflogen, trifft den Kaffeemann an der lappigen Stirn.“Autschn!”, entfährt es dem Kaffeemann. Die Kamera zieht auf, schwenkt ein wenig nach links. Dort steht, stolz aufgerichtet und allerhöchstens ein klein wenig lädiert erscheinend, das Cowgirl, unter einem selbst gebastelten Schirm, der vage an den Barkeeper erinnert und sogar noch ein wenig feucht erscheint.
Ehe der Kaffeemann überhaupt groß reagieren kann, fährt sie ihn auch schon an:
DOREEN: Eigentlich braucht man „Meisterwerk“ gar nicht in Gänsefüßchen setzen, denn es ist tatsächlich in mancherlei Hinsicht ein Meisterwerk. Egal, ob man Rockstar nun mag oder nicht, aber was mit RDR und im speziellen auch mit Teil 2 auf die Beine gestellt wurde, ist teilweise unfassbar gut.
Es kommt natürlich auf den Spielertyp an und wie man hier die Gewichtung legt. Abseits von der Story und dem Missionsaufbau ist RDR2 unglaublich detailliert und realistisch. Die Darstellung von Flora und Fauna, die Vertonung der Tierwelt und wie sich jene Geschöpfe bewegen, fressen, vor dir weglaufen wenn sie dich sehen… Wenn man RDR2 als reine Jagdsimulation betrachtet, mit seinen fast 170 Tierarten und etlichen Pflanzensorten, würde es für mich schon eine glatte 1 geben. Was man vor einigen Jahren in Tomb Raider gefeiert hat, mit Survivalgedöns mit dem Bogen und Jagen, kriegt man hier in einer Qualität serviert, dass man einfach ein Klappauge bekommt. Ich persönlich kann stundenlang mit dem Fernglas die Tiere studieren, dann auf die Pirsch gehen, um das perfekte Elchfell zu bekommen, muss aber aufpassen, dass ich das Tier auch direkt treffe und töte, sonst ist das Fell hin. Manche Tiere sind nachtaktiv, was das Erlegen erschwert – will man einen legendären Fisch fangen, kann sich das ewig hinziehen, er wehrt sich gegen die Angel, man muss gekonnt gegensteuern, sonst reißt die Leine. Für mich ist RDR2 spielen der perfekte Urlaub in der Natur, nach einem tristen Arbeitstag hinterm Schreibtisch. Ich fühle mich danach teilweise so, als sei ich wirklich drei Stunden durch den Wald geritten und hätte Tannenduft inhaliert. Ich erwische mich, dass ich in einer Sitzung die Missionen links liegen lasse und nur ein paar Tiere erlege oder den Ort einer gefunden Schatzkarte suche. Ich hatte das damals im ersten Teil schon, aber Teil 2 toppt das nochmal. Der nebelverhangene Wald in den frühen Morgenstunden oder die Kämpfe mit einem Grizzly, der dich mit seinen Pranken zu Boden reißt und Arthurs Gesicht blutig kratzt, um ihn dann im nächsten Moment gegen einen Baum zu schleudern und man dann einfach mal abkratzt, weil das Vieh dich eiskalt von hinten erwischt hat, während du gerade dein Zelt abgebaut hast. Dieses einsame Reiten in die Berge, nur die Natur und man selbst – das Erkunden der Karte mit Hilfe der aufsteigenden Rauchschwaden in der Ferne, anstatt stupiden Kartenlesens. Das Einsetzen von Musik, obwohl man eigentlich „nur“ durch die Gegend reitet; die verschiedenen Lautstärken der Stimmen bei Dialogen, je nachdem wie weit entfernt der Gesprächspartner von einem weg steht. Und und und. Ich könnte noch ewig weitermachen.
Und diese kleinen Nuancen in den Missionen. RDR2 ist da viel, viel reifer als GTA. So belustigend einige Missionen (das große Besäufnis) auch sind, so sind andere wiederum sehr emotional und ernst. Schon allein die Mission, wo Arthur mit Jack (John Marstons Sohn) angeln geht und er sich schützend vor den Jungen stellt, als die Gesetzeshüter ihn bedrohen… wenn man dann auch noch die Hintergründe der Figuren kennt und was sie später einmal tun werden – absolut bombastisch. Und die entfernten Schicksale denen man unterwegs begegnet, aber nicht zwangsläufig – nicht jeder findet die kleine abgebrannte Hütte im Wald weit abseits des Hauptweges, in denen man die verkohlten Leichen einer ganzen Familie findet und man sich fragt: “Was zum Henker ist hier passiert?”. Oder man trifft später den armen Kerl in einer Stadt wieder, dem man vor etlichen Tagen das Schlangenblut aus dem Bein saugte und er sich bei dir bedankt, indem man sich für umme was beim Büchsenmacher aussuchen kann – Belohnung mal anders.
Hammerspiel und für mich die perfekte Flucht aus dem Alltag in die Natur. Wenn ich die Story irgendwann durch habe, melde ich mich nochmal – ich bin mir ziemlich sicher, dass Rockstar hier noch mit einem scharfen Messer um die Ecke kommt, so RDR-mäßig (waaaaaas????). Man kann gegenüber Rockstar gerne die Nase rümpfen, aber RDR2 ist tatsächlich meisterhaft bzw. extremst hochwertig. Punkt!
Der ausufernde Monolog war vielleicht doch ein wenig zuviel für das Cowgirl. Beim Versuch, sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen, stützt sie sich wie beiläufig auf den mittlerweile zusammengeklappten Schirm, der – bedingt durch den Druck – beginnt, den Sand ringsum eine Nuance roter zu färben. Während der Kaffeemann noch verzweifelt versucht, sich die Kakteenreste aus den Hautlappen zu zupfen, ertönt eine weitere Stimme, die beiden Protagonisten vage vertraut vorkommt. Wie aus weiter Ferne hören sie es rufen. Die Kamera schwenkt suchend über die sandige Dünenlandschaft.
JENS: Ob RDR2 ein Meisterwerk ist, würde ich so noch nicht unterschreiben wollen, bei erst 35 Prozent Fortschritt – aber ich kann mir momentan nur lediglich zwei Argumente und ein Unsinns“argument“ vorstellen, warum es (aus meiner Perspektive) kein Meisterwerk sein könnte.
- Zum einen wären das völlig überzogene Erwartungen á la Citizen Kane, die RDR2 nie wird erfüllen können. Für mich ist es ok, wenn RDR2 ein Meisterwerk innerhalb bestehender Grenzen ist und nicht der Game Changer, der die komplette Videospielwelt auf links dreht. Übrigens finde ich es generell problematisch und meistens äußerst unangenehm, wenn Menschen Trauben bewusst so hoch hängen, dass sie unerreichbar sind. Fällt für mich auf die Menschen zurück, die die Trauben aufgehängt haben und nicht auf die Person (oder in diesem Fall ein Videospiel), die/das sich vergeblich strecken soll. Es gibt immer Schwächen oder Aspekte, die einem nicht gefallen, seien es beispielsweise die teils drastisch inszenierten Szenen, die langen Dialoge und noch längere Ritte von A nach B oder das wabbelige Zielsystem. Ob man deswegen den Meisterwerk-Stab darüber brechen möchte, weil RDR2 nicht in jedem Punkt dem individuellen Geschmack oder der Gameplay-Weltklasse entspricht, ist halt so eine Sache. Nicht jedes Meisterwerk muss man selbst mögen, meiner Meinung nach. Mit Casablanca und Vom Winde verweht konnte ich nie auch nur ansatzweise etwas anfangen, aber es gibt natürlich gute Gründe, beide Filme als Meisterwerke zu bezeichnen. Bei RDR2 ist es für mich die Gesamtkomposition, diese unfassbare, gar fanatische Detailgenauigkeit bis -verliebtheit (siehe oben bei Doreen, die Passagen zur Fauna und Tierwelt) die eigene Tonalität (Langsamkeit!), die das Spiel auszeichnet, der sorgsam austarierte (z.T. alberne) Humor, die Wucht durch drastische Brutalität und auch die im Hintergrund stets spürbare Melancholie angesichts der Tatsache, dass sich die gute alte Zeit für solche Banausen wie die Mitglieder aus der RDR2-Bande unaufhaltsam dem Ende nähert. Die Kutsche ohne Pferde ist halt kurz davor Realität zu werden…Diese Elemente derart stimmig zu verpacken, spricht für eine ganz große Klasse – und seit Dark Souls III hatte ich nicht mehr das Gefühl, ein quasi auf seine ganz eigene Art erhabenes Spiel zu spielen wie RDR2.
- Punkt 1 war übrigens nicht das Unsinns“argument“, das kommt jetzt: Weil Rockstar total scheiße ist, muss RDR2 per se auch total scheiße sein.
- RDR2 kann gar kein Meisterwerk sein, weil es dafür viel zu lange dauert. Meisterwerke finden ein perfektes Ende, nicht nur was die Story betrifft, sondern auch in Sachen Timing. Hier bin echt gespannt, weil ich schon sagen muss, dass sich RDR2 mit der Story ordentlich Zeit lässt. Noch sehe ich es so, dass das Tempo in der Storyentwicklung meisterhaft exakt dem allgemeinen Spieltempo entspricht, aber… das muss nicht so bleiben. Hier lasse ich mich gerne vom Spiel überraschen.
Es ist auch endlich mal wieder so, dass ich mich auf ein Ende richtig freue! Oft bin ich – besonders bei Open-World-Spielen – nur erleichtert, wenn endlich der Punkt erreicht ist, an dem die Story geschafft ist. Beispielsweise bei den Assassins Creed Spielen, als die Science-Fiction-Templer-Story noch eine Rolle spielte. Da reichte es mir, am Schluss irgendein blödes Artefakt in der Hand zu halten und gut ist. Warum und wieso ich damit nun (bis zum nächsten Teil) die Welt gerettet habe, war mir komplett Wurscht.
Bei RDR2 erhoffe ich mir ein Finale mit Sinn und Verstand, ebenso wie mit unerreichter Dramatik, perfekt eingestreutem Loriot-Humor und mindestens einer Minute hinuntergeklappter Kinnlade meinerseits wegen des weltbesten Twists überhaupt. Ich verlange eigentlich auch, dass vor dem Abspann noch geheiratet wird und Citizen Kane durch’s Bild springt.
Die Kamera bleibt an einer kleinen Formation hügeligen Sandes hängen, der sich nur unwesentlich vom hügeligen Sand drumherum unterscheidet. Vielleicht gleißt die Sonne an dieser Stelle ein wenig heller, heißer, vielleicht sind es die vom Wüstenwind aufgewirbelten Sandkörner, die im Licht glitzern, vielleicht ist es auch nur des Kaffeemanns Vorliebe für kitschige Vampirromane, der seinen Sinnen einen Streich spielt, doch der nun am Horizont erscheinende Fremde mit dem Opiumpfeifchen scheint wirklich schrill zu funkel und zu blitzen wie ein Elton-John-Outfit. Der Kaffeemann reibt sich verwundert seine entzündeten Augen.
CHRISTIAN:Entschuldigung, was bitte?!? Casablanca ist jawohl absolut fantastisch!
Ehe der Zuschauer richtig weiß, wie ihm geschieht, hat der funkelnde Opiumfremde in einem Satz die Entfernung zwischen dem Kaffeemann und den Sandhügeln überbrückt und steht nun ganz dicht vor der Kamera. Mit einem schelmischen Grinsen bricht er die vierte Wand und zwinkert dem Publikum zu.
JENS: Ein Meisterwerk, bestimmt, aber halt Geschmackssache! ;-)
Das Cowgirl hat sich im Bildhintergrund derweil nach einem trockenen Ast gebeugt und ihn während des Opiumfremdenmonologs in intensive Schnitzarbeiten vertieft. Mit einem abschätzenden Blick, der ganz beiläufig zu sagen scheint “Ich probiere nur mal kurz was aus”, tritt sie nun von hinten an den Fremden heran und stößt ihm den nun spitzen Stock von hinten durch das Brustbein.
Während sich ein Quell roten Saftes auf die Kameralinse ergießt und gar vergnüglich wirkende Muster auf den Bildschirm zaubert, kratzt sich der Kaffeemann ein weiteres Mal verwundert am schorfen Kopf und fragt sich, wann die hitzeinduzierte Halluzinationen wohl endlich enden mögen. Während er sich vom Geschehen abwendet und stetigen Humpelns auf den Horizont zuhält, zieht er gierig an einem Opiumpfeifchen, dass er im Sand gefunden hat und lauscht der leicht gurgelnd klingelnden Stimme des Fremden in seinem Kopf.
JENS: 60,5 Prozent erreicht und noch kein Ende in Sicht. Ist aber gut so. Nach einem Hänger der Story auf Guaram geht RDR2 jetzt wieder seinen gewohnten, langsamen und nahezu perfekten Gang. Wobei: Mit Arthurs fortschreitendem Siechtum gefällt mir die Geschichte an sich immer besser. Zerfall, wo man nur hinschaut, außer bei der Spielwelt.
Arthur ist immer noch ein harter Brocken, aber zumindest so wie ich ihn spiele, entwickelte er sich zum Mann mit (relativer) Ehre. Alles spricht dafür, dass er geläutert, aber im Wissen um seine Taten und Fehler, das Zeitige segnen wird. Gespannt wie ein Flitzebogen bin ich weiterhin darauf, wie Rockstar das Finale gestalten wird. Als passend empfände ich den ruhigen, unspektakulären und nur beinahe friedlichen Abschied nach einer letzten epischen Ballerei, bei der niemand gewinnt, aber alle verlieren. So ungefähr könnte es passen.
Kurz nochmal zurück zu Guaram: Gerne würde ich wissen, was Rockstar geritten hat, diesen völlig unpassenden Ausflug auf eine Tropeninsel zu unternehmen. Vorstellbar wäre es, dass es sich dabei um den Ansatz eines DLC handelt, den man aber dann doch lieber nicht kostenpflichtig vertickt, weil er einfach zu wenig hergibt. Anstelle dessen wird der Tropenausflug unauffällig in die Story integriert, bevor er in der Tonne landet und Trilliarden unbezahlte Überstunden umsonst waren. Dass Dutch, der unbedingt in die Südsee wollte, mal wieder seinen Willen bekommt, mag noch nachvollziehbar sein – und dass die Geschichte schief geht, natürlich auch. Aber die zuvor und anschließend so perfekt zelebrierte Langsamkeit funktioniert auf Guaram nicht. Auf dieser Insel geht eben nicht eine Epoche langsam zu Ende, sondern es werden Menschen weiterhin bei der Feldarbeit ausgenutzt und misshandelt, wie zuvor und danach auch. Die sich unaufhaltsam durchsetzende Industrialisierung spielt auf Guaram keine Rolle; und daher passt der Rhythmus einfach nicht. Aber nun ist auch mal gut, Guaram streckt sich nur über ein einziges Kapitel.
Weiterhin nicht satt sehen kann ich mich am Setting, zwischendurch gehe ich immer noch gerne auf die Pirsch und streife durch die Wildnis. Kein Walking Simulator kann RDR2 in Sachen Immersion das Wasser reichen. Das Spiel ist „open“ was das Gefühl betrifft, tatsächlich nahezu alle Möglichkeiten nutzen zu können, die Flora, Fauna und Städte bieten. Eine eigene Welt ist RDR2 schon deswegen, weil das Gesamtkonstrukt, von den Berggipfeln bis zu den Sümpfen, einfach unfassbar stimmig umgesetzt wurde. Dass dann nicht einmal die oftmals komplett beknackten und wilden optionalen Missionen den Gesamteindruck trüben, sondern RDR2 ansehnliche Ecken und Kanten verleihen, spricht noch mehr für dieses Meisterwerk.
Und während im Vordergrund des Bildes der Opiumfremde Blut spuckend einen Ast aus seiner Brust zieht, um mit ihm dem Cowgirl durch die Augenhöhle hindurch an der Amygdala zu kitzeln und der Kaffeemann im Bildhintergrund langsam in Richtung Castrop-Rauxel von dannen zieht, tut sich ein riesiges Erdloch auf und verschlingt die gesamte Szenerie in einem einzigen, katastrophal geilen Special Effect, der das gesamte Episodenbudget um glatte 395% überzieht und zwei Producer spontan zu Mantafahrern konvertiert. Und während Christoph und Helge sich feixend die Hände reiben, macht der Beleuchter die Lampen aus und alle gehen mit 100 Überstunden auf dem Konto und sonst nichts nach Hause.
Wird diese Produktion noch zu retten sein? Wird der Zuschauer in der heiß erwarteten Fortsetzung doch noch Zeuge, wie die Hautlappen des Kaffeemanns sich mit dessen Augäpfeln vermählen und gemeinsam eine Country- und Westernband nach ihrem großen Vorbild Truck Stop formen?
Und wird der ausführende Produzent es schaffen, genug Rentnerinnen um ihre Kopfkissen zu bringen, um auch den finalen Teil dieses Mammutprojektes von einem Serienepos noch in die heimischen vier Wände zu wuchten?
Bleiben Sie dran, wenn es auch beim nächsten Mal wieder heißt “Ach verdammte Scheiße, ich finde keinen sinnvollen Abschluss für diesen Text, aber macht auch gar nichts, weil ich hab jetzt Feierabend und gehe erstmal nach Hause, meinen Flokati prügeln”.
…TO BE CONTINUED…
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