Hey SpielerVier,
was ist denn los? Schon lange nichts mehr von dir gehört.
Schreibst du eigentlich immer noch für diese dämliche Pseudo-Undergroundseite über irgendwelche unbekannten Spiele, die auch lieber gar keiner kennen möchte? Haben die Leute wenigstens mittlerweile herausgefunden, dass nur du allein dahinter steckst und die anderen “Spieler” nur bedauernswerte Ausgeburten deines kranken Hirns sind?
Na ja, bei mir ist jedenfalls alles soweit in Ordnung. Du weißt ja, dass ich immer auf der Suche nach dem ultimativen Kick bin, und da kam die Abenteuerreise nach Grönland gerade recht…
Vielleicht solltest du auch mal wieder verreisen. Weißt schon, mal wieder an die frische Luft und so. Möglicherweise machen dir danach auch wieder Computerspiele Spaß…
Aber zurück zu meiner Reise. Es fing schon alles so toll an: Das Reisebüro hatte mir auf dem Eisbrecher einige nützliche Gegenstände hinterlegt, die mir den Aufenthalt erheblich erleichtern sollten: einen Leuchtstab, einen vergilbten Notizblock, eine altersschwache Taschenlampe und ein geöffnetes Vorhängeschloss (nicht fragen…) leisteten mir bei meiner spannenden Exkursion stets treue Dienste.
Vor der Abreise wird übrigens noch ein kleiner Test in der hauseigenen Trainingsanlage des Reisebüros durchgeführt, um die Eignung der Urlauber festzustellen. Ist so’n Routineding.
Die Aufgabe bestand darin, möglichst schnell und dennoch sorgfältig sämtliche Türen, Schubladen und Schränke im schwach beleuchteten Testraum zu öffnen und alle unbefestigten Gegenstände aufzuklauben, die einem in die Pfoten kommen.
Apropos Pfoten… die Versuchsreihe wurde übrigens von einem sprechenden und äußerst kompetenten Hund geleitet, der sich notfalls mit einer S&W Model 500 Magnum Hunter Respekt gegenüber den Teilnehmern verschaffen durfte… Ich bin mit ihm jedoch gut klar gekommen; wir hatten viele tiefsinnige Gespräche.
Dann ging es auch schon los. Sofort nach dem erfolgreichen Bestehen des Tests startete die IL-76 mit mir und zwei alkoholisierten “Piloten” an Bord Richtung Grönland. Ich vertrieb mir die Zeit damit, in völliger Schwerelosigkeit einige hundert Packungen Nachos zu öffnen und zu versuchen, diese in die dafür vorgesehenen Nacho-Saucen-Schalen zu befördern. Haha, gar nicht so einfach!
Ähem… um mal zum Kernthema meines Briefes zurückzukommen: Das ist dort wirklich eines der faszinierendsten Naturschutzgebiete der Welt! Tief unter dem Eis befindet sich die besagte exklusive Ferien- und Erlebnisanlage, die nur auf meinen Besuch gewartet zu haben schien…
Die gut geschulten Animateure hatte bereits alles vorbereitet und viele Türen und andere Zugänge fachmännisch verbarrikadiert, damit ich mich möglichst ungestört erholen konnte. Du weißt ja, bei vielen Kurorten nerven diese ganzen scheintoten Rentner, die die ganzen Sitzgelegenheiten blockieren und sich immer nur mit zittriger Stimme beklagen: “Mein Hühnerfrikassee ist zu salzig”, “Das Wasser im Schwimmbecken ist zu kalt”, “In meinem Zimmer hängen gefährliche Elektrokabel von der Decke”; du kennst ja diesen ganzen Kram. Hier konnte so etwas zum Glück nicht passieren. Eine komplette Ferienanlage – nur für mich allein!
Auch landschaftlich hat die Anlage einiges zu bieten: stillgelegte Minenschächte, verlassene Büros und malerische Betongänge, die sich scheinbar kilometerweit erstrecken und perfekt in die natürlichen geographischen Gegebenheiten einfügen, erschufen eine wahrhaft pittoreske Landschaftskulisse, die völlig zu Recht schon lange zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Wie du sicher schon gesehen hast, habe ich diesem Brief drei der schönsten Bilder beigelegt.
Doch pass auf, SpielerVier, es wird noch besser! Die Verpflegung ist auch von allererster Güte: Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt eine ausgewogene Kombination aus abgelaufenen Konservendosen, herzhaftem Dörrfleisch und diversen Vitamin- und Schmerzpräparaten. Mjam! So gesund habe ich mich nicht mehr ernährt, seit der Asia-Laden um die Ecke dicht gemacht hat.
Die Gesundheit von Körper und Seele ist den Betreibern scheinbar auch sehr wichtig. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie extra eine von Amnesty International ausgebildete Hundestaffel gebucht haben, die für gesundheitsfördernde Wettrennen durch die komplette Anlage sorgt.
Man muss sich den hilfsbereiten Vierbeinern bloß vertrauensvoll nähern, und schon kann der Marathon-Spass losgehen!
So ein kleiner, überraschender Dauerlauf zwischendurch ist äußerst erfrischend und belebend (wenn man sich nicht schnappen lässt).
In Kombination mit dem ständigen Tragen und Schieben von Felsbrocken, Fässern und Kisten verfügte ich schon sehr bald über eine ausgezeichnete Kondition. Du bist bestimmt jetzt schon neidisch, stimmt’s? Haha!
Na ja, nebenbei kann ich sogar noch eine Ausbildung als Handwerker und Minenarbeiter absolvieren, das ist wirklich toll! Sooo viele Maschinen und Hebel gibt es hier zu bedienen, einfach sagenhaft!
Leider ist mein Arm nicht mehr der beste, schließlich hatte ich mir ja damals diese schlimme Sportverletzung beim Hallenhalma zugezogen. Daher ist es für mich auch nicht so einfach, irgendwas mit dem Hammer oder einer Spitzhacke zu treffen. Irgendwie drehe ich mich bei dem Versuch immer etwas seitlich, wodurch das natürlich zu einem Geduldsspiel wird, lästiges Ungeziefer zu verjagen. Die Insekten in dieser Anlage erreichen nämlich eine durchaus stattliche Größe, mein schizophrener Phreund…
Meinen Augen scheint das wenige Licht und die eisige Tiefe auch nicht allzu gut zu bekommen. Alles sieht sonderbar verrauscht aus, und ab und zu verschwimmt meine Sicht sogar recht stark! Meine Ohren sollte ich ebenfalls mal wieder untersuchen lassen. Ständig höre ich Geräusche von Dingen, die da gar nicht sind.
Aber egal, muss ich mich eben zusammenreißen. Immerhin hat das Ticket nur schlappe 20 Euro gekostet, da kann ich so was schon verschmerzen. Einen kleinen Reiseführer gab es auch noch dazu, leider nur in knalligem schwarz-weiß. Die komplette Expedition ist übrigens in drei Abschnitte unterteilt, da bin ich ja mal gespannt, was mich noch erwarten wird…
So, ich muss jetzt aber wirklich Schluss machen. Bis bald und lass’ mal wieder was von dir hören,
Phillip
P.S.: Ich habe Onkel Dimitri Bescheid gesagt, dass es dir nichts ausmacht und du es gerne sähest, wenn er demnächst einen Gastartikel hier veröffentlichen dürfte.
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