“Wo sind meine Kleider?”, fragt die barbusige Gefangene, während sie mir ihren nur leicht bekleideten Hintern entgegenstreckt.
“Das frage ich mich auch”, antworte ich in Gedanken und hacke einen Gegner in zwei Teile. Blut spritzt und seine beiden Körperhälften kugeln mit komischen Animationen die Treppe hinunter, um schließlich durch einen bösen Clippingfehler in einigen Kisten stecken zu bleiben.
Damit wäre eigentlich alles über das letzte Conan-Hack’n’Slash-Videospiel gesagt: Titten, Blut und Grafikfehler.
Conan ist God of War, nur plumper und schlechter umgesetzt. Wir haben alles, was auch Sonys Metzelwerk zu einem großen Hit gemacht hat. Die freizügigen Frauen werden nicht in einem Minispiel beglückt, sondern lungern an Ketten gefesselt in den Levels herum. Befreit man sie, bekommt man rote Runen und einen doofen Spruch als Belohnung. Rote Runen sind das gleiche wie rote Orbs in God of War und das gilt auch für die grünen und blauen Runen: neue Fähigkeiten kaufen, Lebensenergie und Magie. Die Tastenbelegung ist ebenfalls direkt übernommen worden. Leichter Angriff, schwerer Angriff, Greifen, Springen und herumrollen mit dem zweiten Analog Stick. Ein Sanddrache bricht durch ein Tor und schnappt auf engstem Raum nach Conan. Eine Hydra bricht durch den Schiffsrumpf und schnappt auf engstem Raum nach Kratos. Ich könnte jetzt noch Stunden so weiter machen und alle weiteren Ähnlichkeiten aufzählen. Schneller geht es, wenn ich nur die Unterschiede beschreibe.
Das Kampfsystem besteht aus drei Stilen, die nicht einfach per Knopfdruck mitten im Kampf gewechselt werden können, sondern durch das Aufsammeln von gegnerischen Waffen variiert werden. Standardmäßig führt Conan einen Einhänder, den er noch mit einem Schild kombinieren kann. Nimmt man eine weitere kleine Waffe auf, kann es in jeder Hand mit einem Schwert in den Kampf gehen. Damit sind die Angriffe schneller, aber nicht so kräftig. Ganz anders bei großen Schwertern und Speeren, die mit zwei Händen geführt werden. Dann gibt es zähe Bewegungen mit durchschlagender Wirkung. Zu jeder Variante gesellen sich zahllose Kombos und die unterschiedlichen Gegner verlangen nach der richtigen Kombination von Waffen, um sie ins Jenseits zu befördern. Womit wir auch beim besten Teil des Spiels wären. Die Kämpfe gehen locker von der Hand und entwickeln sich im weiteren Spielverlauf zu interessanten taktischen Scharmützeln. Bei den Endgegnern ist es allein mit Button Mashing nicht getan. Es muss geblockt und ausgewichen werden, sonst kommt man auf keinen grünen Zweig.
Neben den anderen nackten Weibern gibt es auch eine gutgebaute Frau an Conans Seite, die ihm bei der Suche nach seinen Rüstungsteilen und dem Kampf gegen einen bösen Zauberer hilft. Die Story ist Mittel zum Zweck und wird in abgehackten Zwischensequenzen nach jeder Mission erzählt. In den Level selbst passiert nicht viel mehr, als das Zerteilen von Gegnern und dem Öffnen von Türen mit Quick-Time-Events, ab und zu unterbrochen von holprigen Sprungpassagen, die sich nicht so recht mit den groben Bewegungen von Conan in Einklang bringen lassen. Dafür sind die Speicherpunkte sehr großzügig gesetzt. Die Entwickler wussten wohl, dass viele Spieler unfreiwillig ins Leere springen würden.
Gekrönt wird das durchschnittliche Spiel von einem Endkampf, der mich beinah 40 Minuten meines Lebens gekostet hat, bis ich alle Bewegungsabläufe, Rhythmen der Angriffe und verdammte Quick-Time-Events auswendig konnte. Eigentlich habe ich nichts gegen QTEs, aber hier ploppen sie so schnell während des Kampfes auf, dass ich häufig noch mit einer Kombo beschäftigt war und aus Versehen eine falsche Taste drückte, was direkt zum Tod und einem Neustart führte.
Ein schönes Detail möchte ich euch noch mitteilen. Lebensenergie füllt Conan auf, in dem er sich ganze Karaffen von Wein in den Hals schüttet und diese dann brüllend auf dem Boden zerschmettert. Ist einfach ein feiner Mensch und Genießer, dieser Conan.
God of War hat sich vom viel älteren und größeren Conan Universum sicherlich inspirieren lassen und dann ein packendes und eigenständiges Videospiel entwickelt. Andersherum haben die Entwickler von Nihilistic einfach nur kopiert und nichts interessantes Neues erschaffen.
Ach ja, Grafik 7 von 10 Punkten.
11 Kommentare
Ich konnte es leider nie komplett durchspielen denn bei einem der Boss Kämpfe hat meine 360 Version ständig so geruckelt daß es praktisch unmöglich war das verlangte präzise timing bei den QTEs hinzukriegen. Keine Ahnung ob das an meiner 360 oder der leicht abgemilderten deutschen Version lag
Also weiter auf GoW3 warten. Zuviel Hack’n’Slash langweilt mich auf Dauer eh.
Boah! Titten!!! Das kauf ich mir!
wein wegkippen? siehe rune, da war das witziger (met, fleisch, äpfel, lurche)
das mag jetzt eine doofe Frage sien, aber um welches Spiel geht es eigentlich? Conan oder Age of Conan?
Ersteres. Gerade auf Mobygames gesehen: Gesprochen von Ron Perlman!
Schade das Conan NUR mit Blut und Titten in Verbindung gebracht wird…
Viele Grüße aus Essen,
Yitu
[i]”Schade das Conan NUR mit Blut und Titten in Verbindung gebracht wird…” [/i]
Nun, das mag daran liegen, dass sogar die Romanvorlage nur aus Blut und Titten besteht. Robert Howard war nicht gerade das, was man unter einem großen Autor versteht. Schundliteratur war sein Metier. Und man kann den Verfilmungen, Comics und Versoftungen eigentlich nur dazu gratulieren, dass sie sich auf Blut und Titten beschränken und nicht noch die faschistoiden Tendenzen aus Howards Vorlage übernommen haben…!
Weil mir das hier wieder auffällt: Kommt eigentlich noch eine Wiedereinführung der Kommentarzeiten mit Datum?
Danke schon mal für eine Antwort =)
uh! ah! glatt vergessen, danke für den hinweis, ich schalte es asap wieder ein
Klasse! Dankeschön =)