In der am schlechtesten passenden und dennoch akkuraten Beschreibung könnte man Injustice 2 als das ideale Kampfspiel für Leute bezeichnen, die alle anderen Spielegenres gut finden, nur Fighting Games halt nicht. Du spielst gerne Dragon Age? Wir hätten da ein Levelsystem, mit dem du Batman stärker machen kannst! Overwatch ist voll dein Ding? Lootkisten haben wir auch! Ist sogar manchmal kein Müll drin. Du spielst Metal Gear für die Dialog-Zwischensequenzen und nicht fürs Gameplay? Dann schau dir doch mal den Storymodus von Injustice 2 an. Und scheiße, hast du gesehen wie gut diese Gesichtsanimationen aussehen?
Was mir als generell reinen Einzelspieler dabei besonders viel Freude bereitet ist die aufwendige und hübsche Storykampagne, die sich tatsächlich spannend ansehen lässt, wo sie meist doch eher als schaler Hintergrund für einen Haufen Kämpfe dient. Darin ist NetherRealm ja seit jeher ziemlich gut, auch die Mortal Kombat-Teile der jüngeren Generation glänzen durchaus mit ihren Kampagnen. Aber Injustice 2 bekommt dazu dann eben auch noch den Fangasmus-Bonus. Die Charaktere erinnern stark an ihre jüngsten Auftritte in ihren entsprechenden Spielen, Serien oder Filmen – das Suicide Squad ist vertreten, Batman und Bane scheinen direkt aus Arkham Asylum zu kommen und Black Canary, Green Arrow, Flash und Firestorm sind ebenfalls recht nah an ihrer Repräsentation im undurchsichtigen DC-Serienuniversum. Überall kommt selbstverständlich noch eine ordentliche Schippe Überzeichnung drauf; schließlich haben wir es hier ja auch mit prügelnden Comichelden zu tun und wenn der Joker einen Charakter auf den elektrischen Stuhl setzt soll der ja hinterher immer noch Würde ausstrahlen können. Schön ist, dass sich die sexuelle Überzeichnung sehr stark in Grenzen hält; da habe ich bei den Implantatsgrößen der Mortal Kombat-Serie mit schlimmerem gerechnet. Weder die Brustgrößen der Damen noch die Sixpacks der Herren springen zu sehr ins Bild; Ausnahmen bilden hier nur die Charaktere, deren ganze Art recht stark auf ihrem Adonis- respektive Aphroditenkörper aufbaut. Superman muss eben immer seinen Bizeps in die Kamera halten, sonst sieht man ja nicht was er für ein geiler Typ ist, und Poison Ivy nutzt ihren tiefen Ausschnitt ganz bewusst für ihre eigenen Zwecke. Keiner der Charaktere wird objektifiziert, und die damit übrig gebliebene Absurdität konnten die Entwickler hervorragend in einen hyperintelligenten telepathischen Affen kanalisieren. Alles richtig gemacht.
Leider scheint sich meine spielerische Begeisterung nicht auf Genreprofis auszuweiten. Ein guter Freund, der sich ganz gut im Street Fighter-Milieu auskennt, erklärte mir, dass es in Injustice 2 zu viel Zoning gibt – das ist eine bestimmte Spielweise, bei der man den Gegner auf einer ganz bestimmten Distanz (eben in einer Zone) halten muss, auf der der eigene Charakter am besten funktioniert. In der Realität heißt das meist, dass man den Gegner im Fernkampf zuballert, ohne dass er viel dagegen tun kann. Davon hat Injustice 2 tatsächlich einiges; weniger dedizierte Zoning-Charaktere als vielmehr Möglichkeiten, mit fast jedem Charakter Projektile zu spammen. Deadshot, Dr. Fate und Harley Quinn arbeiten zwar besonders viel mit Schüssen, aber selbst die müssen für sinnvollen Schaden auch irgendwann in den Nahkampf kommen. Diese Kritik mag also auf Profiniveau sicher nicht falsch sein; als passionierter Amateur finde ich daran aber keinen Punkt zum Anecken.
2 Kommentare
Kampfspiele sind nicht mein Ding. Obwohl ich als Knirps mit Blanka und der imba Button-Mash-Technik diverse Street Fighter verkloppt habe, hat mich das nie gepackt. Und es ist nicht so, dass ich nicht alles versucht hätte. Von Mortal Kombat, wo ich mit Null Ahnung irgendwelche Kombos rausgehauen habe, die mein Amateur-Level-Kumpel nicht hinbekommen hat, obwohl er sich immer wieder die Kombo-Liste angeschaut und trainiert hat, über Soul Calibur und Virtua Fighter bis zu Persona 4 Arena war nichts dabei. Außer Smash, welches aber spätestens seit der Wii-U-Version so überladen wurde, wie das hier anklingt, konnte mich nichts länger begeistern. Vielleicht liegt es wirklich an den Halb- und Viertelkreisen, die es bei Smash einfach mal nicht gibt. Dafür sogar die Smash-Attacken (Button + Richtung) auf dem C-Knubbel, so dass diese idiotensicher ausgeführt werden können. Versteht mich nicht falsch, ich bin auch ein mieser Smash-Spieler, der sich nicht groß mit Blocken, Greifen, Kontern, Ausweichen beschäftigt, aber für ein Brawl unter Freunden reicht es allemal. Dass man es noch auf einem ganz anderen Level spielen kann, finde ich durchaus faszinierend, aber wenig reizvoll.