Ich habe mir meine PS4 erst relativ spät gekauft, weshalb ich die Veröffentlichung der Konsole (Ende 2013) nur am Rande verfolgt habe. An eine Sache kann ich mich aber noch gut erinnern: Einer der Starttitel, Sonys hauseigenes Knack, fiel bei den meisten Leuten durch. Die teils sehr harschen Kritiken und entsprechende Käufermeinungen ließen für mich als “Launch-Bystander” nur einen Schluss zu: Knack ist eine Gurke. Abgespeichert. Als dann 2016 die Ankündigung der Fortsetzung nur mit Häme von allen Seiten belohnt wurde, passte das perfekt zum bereits verinnerlichten Bild…
Nun begab es sich aber, dass Knack im Februar diesen Jahres als Playstation Plus-Titel kostenlos zur Verfügung stand. “Ach, was soll’s?”, dachte ich mir, “Kurz reinschauen kannste ja mal.” – Nach ungefähr zwei Stunden mit dem Spiel suchte ich dann nach alten Reviews, denn das Spiel war zwar keine Granate, aber ich hatte durchaus meinen Spaß damit; entsprechend interessiert war ich an den damaligen Kritikpunkten. Aussagen wie: “Infantile Story, grafisch relativ unspektakulär, teilweise unausgewogener Schwierigkeitsgrad und abwechslungsarmes 3rd-Person-Plattform-Prügel-Gameplay aus den späten 90ern”, lassen sich aus fast allen Reviews heraus destillieren.
Und es stimmt auch alles! Allerdings sind das in meinen Augen keine Gründe, das Spiel so sehr runterzuputzen, wie damals vielfach geschehen. Wenn man nämlich ein Faible für Spiele wie Ratchet & Clank hat, und in dieser Tradition steht Knack unverkennbar, bekommt man mit dem Ding einen ziemlich kompetenten, wenn auch nicht herausragenden Vertreter dieser Gattung. Klar, von einem 1st-Party-Launchtitel erwartet man sicherlich mehr Strahlkraft und aus der coolen Idee, dass der namengebende Protagonist seine Größe und Kraft wie ein Katamari verändern kann, hätte man bestimmt auch mehr herausholen können. Doch unterm Strich ist Knack definitiv kein schlechtes Spiel. Ich für meinen Teil, fand es sogar so unterhaltsam, dass ich mir direkt nach dem Durchspielen Knack 2 gekauft habe…
Um es kurz zu machen: Knack 2 ist genauso wie der erste Teil. Nur besser. Und damit genau das, was ich wollte, als ich Teil eins beendet hatte. Am grundlegenden Spielprinzip hat sich natürlich nichts geändert, aber die Mechaniken sind deutlich abwechslungsreicher und komplexer geworden. Beim ersten Teil fand ich die Umschreibung meines Sohnes noch sehr passend: “Knack ist wie Skylanders, nur ohne Skylanders”, weil nicht nur die bunte und kindgerechte Präsentation, sondern auch das relativ simple Gameplay tatsächlich etwas an die Reihe von Activision erinnert. Bei Knack benutzt man neben den Analogsticks die meiste Zeit eigentlich nur zwei Tasten: Springen und Schlagen. Dem Nachfolger hat Sony nun deutlich mehr Aktionen und damit verbundene Combo-Möglichkeiten spendiert: Knack hat nun auch Tritt- und Fernangriffe drauf. Zudem kann er feindlichen Attacken jetzt nicht mehr nur ausweichen, sondern sie auch blocken und parieren. Außerdem ist der generelle Spielablauf durch mehr (und bessere) Puzzle-Aufgaben, einige (gar nicht störende) QTE-Sequenzen und ein paar andere Gimmicks spürbar abwechslungsreicher. Auch die besonderen Fähigkeiten von Titelheld Knack, sowohl seine Größe, als auch seine Zusammensetzung zu verändern, werden im zweiten Spiel deutlich besser genutzt. Besonders bei den Puzzles und beim Platforming kommen diese jetzt viel besser zum tragen, – sei es, um geheime Passagen zu nutzen, die man nur betreten kann, wenn man ganz klein ist, oder um Fallen zu überwinden, die gar nicht erst ausgelöst werden, wenn man aus klarem Kristall besteht, weil man dann für die Sensoren quasi unsichtbar ist. Doch auch beim Kämpfen hat eKnack nun, je nach absorbiertem Material, unterschiedliche Spezialangriffe und Fähigkeiten, wie z.B. Tornados, die er den Gegnern entgegenschleudern kann, zwei sehr schlagkräftige Kristallschwerter oder eine fiese Metallpeitsche.
Verbessertes Kampfsystem und optimierte Speicher- bzw. Respawn-Punkte sorgen dafür, dass sich die Gestaltung des Schwierigkeitsgrades von Knack 2 nun ausgewogener anfühlt. Dadurch wird es aber auch noch einen Tick leichter als der erste Teil. Als halbwegs geübter Spieler sollte man daher keine Scheu haben, das Spiel gleich auf dem dritten von insgesamt vier Schwierigkeitsstufen zu beginnen. Alles darunter eignet sich eher für Kinder und Gelegenheitsspieler. Und das meine ich gar nicht abwertend, denn gerade Erstere halte ich nach wie vor für die ideale Zielgruppe der Reihe, vor allem weil Sony auf diesem Feld deutlich weniger geeignete Exklusiv-Titel zu bieten hat als Nintendo.
Die kinderfreundliche Präsentation hat man bei Knack 2 selbstverständlich auch beibehalten und die Geschichte um diese seltsame Welt, auf der Menschen und Trolle miteinander im Clinch liegen und um die Vorherrschaft über die uralte Technologie eines längst vergangenen Volkes wetteifern, wirkt immer noch wie aus einer Vorabend-Cartoon-Serie. Aber (und das ist wirklich ein großes Aber): Die Charaktere in Knack 2 sind längst nicht mehr so eindimensional und die Story wird auch deutlich besser und spannender erzählt. Ich fand sie tatsächlich recht unterhaltsam und nicht mehr so egal wie beim Vorgänger. Gut, das ist jetzt die Meinung von jemandem, der auch mit seinem elfjährigen Sohn auch begeistert Trollhunters und Star Wars: Rebels schaut, aber ich finde, man merkt dem Spiel schon deutlich an, dass Sony dieses Mal Marianne Krawczyk (u.a. God of War-Reihe , Skylanders, The Long Dark) als Skriptautorin gewinnen konnte.
Und wo ich gerade bei dieser Vater-Sohn-Kiste bin, sollte ich auch noch den spaßigen Couch-CoOp erwähnen. Den CoOp-Mode gab es zwar auch schon beim ersten Teil, aber da diente der zweite Spieler nur als eine Art Aushilfs-Knack und fühlte sich deshalb, ähnlich wie bei Mario Galaxy oder Odyssey, schnell wie das fünfte Rad am Wagen. In Knack 2 haben nun beide Spieler vollwertige Knacks, einer rot, einer blau, die für Skriptsequenzen zu einem rot-blauen Knack verschmelzen und sich anschließend wieder auseinanderklamüsern. Wie in vielen Spielen, die nicht mit Splitscreen arbeiten, sondern ein gemeinsames Vollbild nutzen, ist es nicht immer optimal, zu zweit zu spielen: Die Kämpfe machen im CoOp richtig viel Spaß und bei einigen Puzzles kann man sich die Lösung gemeinsam auch deutlich einfacher machen, aber bei einigen Geschicklichkeits-Passagen steht man sich nicht selten gegenseitig im Weg. Insgesamt ist der Coop jedoch eine feine Ergänzung zur Singleplayer-Kampagne und ein gemeinsamer Durchlauf ist um einiges lohnenswerter, als noch beim ersten Teil.
Knack 2 ist immer noch kein Spiel, von dem ich sagen würde, es wäre ein absoluter Hit und jeder müsste es unbedingt spielen, aber wenn man das Genre mag, ist es zumindest ganz nah dran. Zwar blieb Sony dem Stil des Erstlings treu, hat aber alle von der (durchaus berechtigten) Kritik benannten Schwächen von Knack ausgebügelt. Es gibt keinen Bruch zwischen beiden Spielen oder irgendetwas, was sich wie ein Umkrempeln anfühlt. Gerade wenn man wie ich beide Spiele in einem Rutsch durchgespielt hat, fällt eigentlich nur auf, dass im zweiten Teil einfach alles besser ist. Und das liegt wohlgemerkt nicht daran, dass der Vorgänger, wie vielfach behauptet wurde, eine komplette Katastrophe war, sondern dass Sony aus einem okayen Spiel nun ein richtig gutes gemacht hat. Knack und besonders Knack 2 sind auf jeden Fall deutlich besser als ihr mieser Ruf und verdienen es, dass man ihnen vielleicht doch mal eine Chance gibt, anstatt sich nur auf mehrheitlich nachgeplappertes Hörensagen zu verlassen…
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