„They’re masterworks all, you can’t go wrong!“ Ja, is’ klar. Diesen Satz habe ich schon eine Milliarde mal gehört. Und spätestens nach dem zwanzigsten Mal war mir klar, dass es bei diesem Händler nichts mehr für mich gibt. Egal, zum Aufwerten meiner Waffen taugt er noch, sofern ich die obskuren Materialien beisammen habe, die er dafür benötigt. Von den meisten habe ich keine Ahnung, woher ich sie bekommen soll. Selbst, dass ich in Höhlen Erz abbauen kann, habe ich erst kürzlich festgestellt.
Ich war schonmal hier, nicht nur in der Stadt Gran Soren, tatsächlich habe ich schon ganz Gransys bereist. Aber das ist viele Jahre her und ich erinnere mich an kaum etwas und daher raffe ich ziemlich wenig. Ich weiß kaum noch etwas von dem, was hier vor sich geht. Nur dass ein riesiger, die Welt bedrohender Drache, der mir das Herz herausgerissen hat, was ich überraschender Weise überlebt habe. Aber meine Unwissenheit ist auch etwas Schönes, denn so kann ich diese raue Umgebung aufs Neue entdecken.
Denn diese Welt, dieses Gransys, ist die Hauptdarstellerin, ja! Zwar gibt es hier viele ungeschliffene Kanten, klar, und beim trägen Aufploppen der Wiesen und Wälder vor meinen Augen kommt mir unwillkürlich das Wort „Rollrasen“ in den Sinn. Aber all das ist vergessen, als unvermittelt ein Greif aus dem Himmel auf meine Party hinabstößt oder als ich des Nachtens im Wald plötzlich von einem „Wyrm“ überrascht werde, der meinen Getreuen und mir so mir nichts dir nichts den Arsch aufreißt. Mainquest? Ja hm, irgendwas war da. Drache oder so. Egal, ich räume den Dungeon leer, damit der Händler schneller in die Hauptstadt kommt! Und dann geht es wieder ab in den Wald, in dem ich an jeder Ecke meine Nase in Kisten stecke, in denen überwiegend nur unnützer Kram liegt.
Immer an meiner Seite ist Woglinde, o Woglinde. Mit ihren Pfeilen hat sie manchem Monster ein jähes Ende bereitet. Wenn ich mein Abenteuer pausiere, zieht sie mit anderen durch die Wildnis, sammelt Erfahrungen und teilt ihr neu gewonnenes Wissen mit mir, sobald ich zurück bin. Ich habe zwei weitere Begleiterinnen, die ich aber nach Belieben tausche und gelegentlich beschenke, wenn sie besonders hilfreich waren. Wir sind ein gutes Team, uns kann keiner etwas, auch nicht die hartnäckigen Echsenmenschen, die in den Wäldern und an Flüssen lauern. Mit der Zeit sehe und verstehe ich immer mehr von diesem Gransys, das mir wenig über sich selbst erzählt, entdecke neue Wesen, Bauwerke und Dinge, die mir das Leben erleichtern. So treffe ich nach Stunden des unermüdlichen Wanderns einen Händler, bei dem ich Steine kaufen kann, die mich auf Wunsch wieder nach Gran Soren versetzen. In einem Dungeon stoße ich auf einen Kristall, den ich an einem beliebigen Ort als Teleportpunkt verankern kann. Endlich Schnellreise, sehr nützlich!
Allenthalben steige ich über Trümmer, finde halbverfallene Festungen. Was ist hier geschehen? Ich weiß es nicht, aber das Gesehene schindet mächtig Eindruck auf mich. Selbst, dass ich an markanten Stellen immer wieder aufs Neue auf Gegner treffe, nervt mich kaum. Ich kann mich einfach nicht sattsehen, an der kargen Landschaft, den gigantischen Ruinen. Unversehens erziele ich doch Fortschritte in der Mainquest. Ein mysteriöser alter Mann trägt die gleiche Narbe auf der Brust wie ich. Na klar, es ist der Bursche aus dem Prolog, ja das gibt’s doch gar nicht! Er ist auch ein sogenannter „Arisen“ und flüstert mir ein, wie es weiter geht.
Na prima, da kann ich mich ja doch noch der Geschichte um den Drachen und so weiter kümmern. Geht gleich los. Doch vorher schlage ich mich noch ein bisschen durchs Unterholz, vertrimme Goblins, Diebe und Echsenmenschen. Denn das Kämpfen ist für mich der zweitgrößte Spaß, nach dem Entdecken und Erkunden. So ziehe ich mit Woglinde und unseren beiden Begleitern weiter durch die Lande; gemeinsam decken wir nach und nach mehr von der Karte auf und finden uns immer wieder beim Händler in Gran Soren ein, um gefundene Rüstungen zu verkaufen und unsere Waffen aufzuwerten. „They’re masterworks all“, ruft er uns entgegen. Na logisch, alles Masterworks. Da kann man nichts falsch machen.
Dragon’s Dogma erschien ursprünglich für PS3 und Xbox 360, zwischenzeitlich sind überarbeitete Fassungen für PS4, Xbox One und PC veröffentlicht worden. Seit kurzem ist auch ein Port für die Switch erhältlich. Spaß macht es auf jedem System.
3 Kommentare
Danke für deinen Text!
Ungefähr so wie du es beschreibst, schätze ich das Spielgefühl ein. Ich habe Dragons Dogma zum damaligen Release nicht gespielt, würde es aber gern in ein bis zwei Spielen auf der Switch nachholen wollen. Obwohl ich den Open Worlds überdrüssig bin, reizt mich irgendwas daran. Interessant finde ich die Mechanik, bei Nacht auf Reisen größerer Gefahr ausgesetzt zu sein.
Gern geschehen!
Nachts ist das Ganze wirklich ein anderer Schnack. Da siehst du tatsächlich ziemlich wenig und alles ist viel bedrohlicher. Überhaupt haftet Dragon’s Dogma etwas unheimliches an und es erzeugt eine dichte Atmosphäre, die ich so selten erlebt habe.
Sonderangebot!