Horst Seehofers “Die Gamerszene enger in den Blick nehmen”-Zitat nach dem rechtsextremen Terroranschlag in Halle auf eine Synagoge und mehrere zufällig in der Gegend befindliche Menschen hat die Spieler*innen und die Spielepresse bewegt. Das eigentlich verwunderliche daran ist, dass sich, auf Twitter, in Magazinen und Zeitungen, nicht nur Menschen gegen, sondern in konkreten Teilen auch für Seehofers Punkt ausgesprochen haben. Es gibt ein Problem mit Rechtsextremismus im Gaming, denn Gaming-Communitys lassen noch viel zu oft unmoderierte Räume öffentlich, in denen sich Nazis breitmachen. Memes eine im Umfeld des Gamings besonders verbreiteten Konversationsform, helfeb außerdem häufiger bei der Verbreitung von rechtem Gedankengut, als uns bewusst ist. Wir haben einen knackigen, einstündigen Spezialcast mit Gästen in Expert*innen-Besetzung aufgenommen: Mit Marc alias AutiAd aus der Jugend- und Sozialarbeit mit reichlich Praxiserfahrung im Kampf gegen die Vereinnahmung von Communitys durch Nazis. Mit Aurelia alias hekabeohnename, Bloggerin über Fan-Communitys und gegen Sexismus und Rassismus. Mit unserem Pascal, der sich als Linguist mit Memes und der Verbreitung von Hass durch Humor auseinandergesetzt hat. Und mit unserem Urs als Moderator und mit Blick auf andere Fan-Communitys wie dem Black Metal, der mit ähnlichen Problemen wie Games zu kämpfen hat(te). Unser ernstester Podcast, der auch für Nicht-AbonnentInnen unserer Chaostruppe viel Mehrwert bietet. Hört rein und folgt Marc und Aurelia auf Twitter!
Besprochene Themen:
“Nazis raus aus Gaming!” (Dom Schott im Interview mit Marc) Spieletipps: https://www.spieletipps.de/artikel/10419/1/
Yes, all gamers. (Aurelia) Geekgeflüster: https://geekgefluester.de/yes-all-gamers
Seehofer-Kontext:
https://www.sueddeutsche.de/digital/seehofer-gamer-halle-1.4650743
Die Teilnehmer*innen bei Twitter:
@AutiAd
@hekabeohnename
@indieflock
@muskeljesus
Die Intro-/Outro-Musik stammt von Reilly Brown aka Mizuki’s Last Chance.
Podcast: Download (Dauer: 1:06:22 — 60.8MB)
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16 Kommentare
@Aurelia Ich würde dich bitten dir auch andere Meinungen von “Linken” zu der “Schwierigkeitsdebatte” anzuhören. Rainer Sigl und KritikUndHiebe (Twitter) sind sehr weit links und haben eine andere Meinung zu dem Thema. Es gibt auch keine Anzeichen, noch Belege dafür, dass die Community’s/Entwickler von schweren Spielen (z.B Dark Souls, Hollow Knight erc) irgendwo rechts einzuordnen sind. Schon gar nicht die Spiele an sich.
Was redet ihr denn hier für einen Blödsinn? Nazis haben auf breite Front den Black Metal bis heute infiltriert? Spätestens seit Wolves In The Throne Room und die Cascadian Black Metal Bewegung vor 15 Jahren redet doch ernsthaft niemand mehr über Nazis in der Szene. Seitdem ist Black Metal sehr links (nicht linksextrem!) geworden. Sowie auch in den popkulturellen Mainstream angekommen, siehe Projekte wie Alcest oder Myrkur. Und in Ländern des nahen Ostens oder in Osteuropa ist Black Metal heute ein beliebtes Genre im politischen Untergrund.
Ja, es mag vereinzelt noch NSBM geben. Aber das ist ne kleine Splittergruppe und definitiv nicht wert beachtet oder gar skandalisiert zu werden! Das ist ja hier genauso absurd, wie wenn man sagt Neofolk hätte 2019 ernsthaft noch ein Naziproblem…
Kommt mal aus euren 90er-Jahre-Klischeedenken heraus!
@Alex: Jetzt kühl mal bitte dein Mütchen: Dass der Black Metal komplett rechts ist, haben wir nicht behauptet. Dass NSBM bzw. neonazistische Tendenzen, trotz linker Counterparts, immer noch eine große Rolle in der Szene spielen, ist jedoch ziemlich offenkundig. Es gibt eine ganze Latte von Bands, die sich selbst nicht als NSBM oder so einstufen, in denen aber rechte “Kameraden” mitspielen. Da fallen mir spontan Mgla und Taake ein, bzw. eben Behemoth (die inzwischen natürlich eher Death Metal sind). Dass das ein Phänomen der 90er ist, kann man also nicht behaupten, wenn auch sicher noch einige der Akteure von damals mit Einfluss nehmen, man denke nur an Rob Darken.
Also bitte ruhig bleiben, das war hier schließlich kein Podcast zum Thema Nazis im Black Metal, sondern zu solchen im “Gaming”. Dementsprechend haben wir das Thema nur kurz angekratzt.
Zum Anonymus-Kommentar:
Es hat auch keiner behauptet, dass Entwickler von schweren Spielen rechts einzuordnen sind. Es ging darum, dass selbst bei einer harmlosen Debatte Gamer aus ihren Löchern gekrochen gekommen und in toxischer Weise Kritikerinnen wie Aurelia angreifen und versuchen ihre Meinung zu deligitimieren.
Zu Alex:
Ich wundere mich doch etwas, Black Metal heute als Links darzustellen. Klar hat sich mittlerweile eine kleine Linke Gegenbewegung gebildet, der Mainstream ist rechtsoffen bis rechts.
Wenn wir Black Metal Konzerte veranstalten machen wir immer einen Backgroundcheck. Unglaublich wie viele rausfallen. Gründe dafür:
-Zusammen mit Nazibands gespielt
-Musiker mit Nazinebenprojekten
-auf Nazilabels veröffentlicht
-Interviews mit menschenfeindlichen Inhalt gegeben-Rassismus/Antisemitismus/Sexismus
-Anti Antifaarbeit (wie derzeit Behemoth)
…
@anonymous, bei der Schwierigkeitsgrad Debatte ging es mir ausschließlich um die Vision des Entwicklers. Wenn der Entwickler sich aber auf die Seite der “Git gud” Larrys schlägt, dann ist bei mir der sprichwörtliche Ofen auch aus.
Und wer, wie @Alex, behauptet, der Black Metal, ja, Generalisierung, hätte kein Problem mit Nazis, der hat sich vermutlich abseits von Wolves in the Throne Room, die im Feuilleton besprochen werden, aber auch schon negativ aufgefallen sind, nie mit der Szene auseinander gesetzt.
Wow. An dieser Stelle nochmal kurz ein Handbuch zum Kommentieren für die ganz Denkfaulen:
1. Zuhören
2. Verstehen
3. Reflektieren
4. Lieber zur Sicherheit noch einmal mehr nachdenken
5. Die typischen Beißreflexe einfach mal ausschalten
6. Kommentieren
Dann wäre vielleicht auch klar, was für eine absurde Unterstellung das ist, zu behaupten, irgendjemand hier würde schwere Spiele (bzw. deren Macher und Konsumenten) automatisch als rechts einstufen.
Allein der Gedanke ist ja schon komplett irre.
klang so wenn ihr es als “Andockungs-Punkt für Nazis” bezeichnet.
Aber Feedback oder Denkanstöße sind hier offenbar nicht so gerne gesehen…
mehr von oben herab geht nicht, meine Fresse
Ich bin nur ein Freund davon, sich an den Fakten langzuhangeln, wenn solche Diskussionsanstöße gestartet werden. Das schien mir in Deinem Fall nicht gegeben.
Sorry, wenn es von oben herab rüberkam. Bin durch viele Gamer-Diskussionen in den letzten Jahren etwas überempfindlich.
Auf das mit dem Schwierigkeitsgrad ist zwar jetzt denke ich schon ausführlich geantwortet geworden, nur ergänzend von mir noch allgemein zur Erklärung: Das hier (https://behind-the-screens.de/2019/06/20/spiele-sind-fuer-alle-da-gaming-literacy-und-gatekeeping/) ist der Text, den ich erwähnt hatte. Darin ging es eigentlich nicht einmal um Schwierigkeitsgrade, sondern um Gaming Literacy, Zugänglichkeit und aktives Gatekeeping und der Mechanismus, den ich angesprochen habe, war der, dass ich einen Text veröffentlicht habe, der ganz offenkundig belegt, dass ich weiß, wovon ich rede. (Ob man mir zustimmt oder nicht, ist eine andere Sache.) Gleichzeitig hat dieser Text aber einer bestimmten Fraktion – Überraschung! – nicht geschmeckt, woraufhin mir zu Hauf unterstellt wurde, angeblich keine Ahnung zu haben. Das ist eine gezielte Strategie, um besonders Frauen stumm zu schalten und zu deligitimieren statt sich mit den Argumenten, die in diesem Fall ich gebracht habe, auseinander zu setzen. Und genau das ist einer der vielen subtilen Ausläufer des allgegenwärtigen Sexismus im Gaming (dazu habe ich auch hier mal etwas geschrieben: https://geekgefluester.de/ich-bin-es-leid-mich-beweisen-zu-muessen-sexismus-gaming), der wiederum in seinen extremsten Formen der perfekte Andockungspunkt für Rechtsradikale ist.
Übrigens: Mit den beiden erwähnten Männern bin ich glaube ich (soweit ich das auf dem Schirm habe) bei der Schwierigkeitsdiskussion auf relativ ähnlicher Linie (und habe sie ohnehin auch beide auch in meiner Blase auf Twitter), deshalb ist der Vorschlag, ich solle mich doch informieren, doppelt unglücklich. (Ganz zu schweigen davon, dass ich wie gesagt mit keiner Silbe behaupte, schwierige Spiele hätten automatisch etwas mit Rechtsextremismus zu tun. Das einzige, was ich andeute, ist, dass das ganz aggressive Bekämpfen von jeden Überlegungen, wie man z.B. manche Spiele zugänglicher und inklusiver machen kann, oft sehr viel mit Sexismus und rechtem Gedankengut zu tun hat. Das bedeutet nicht, dass ich per se schwere Spiele irgendwie rechts einordne, sondern nur Gatekeeper u.a. mit Sexismus, aber auch mit Ableismus u.v.m. und so mit rechtem Gedankengut/Anknüpfungspunkten für Rechte in Verbindung bringe.)
Ich habe mir die Folge Auf ein Bier zum Thema Halle angehört, zugegebenermaßen nicht 100%ig aufmerksam, aber doch komplett, und während die drüben 2,5 Stunden nutzen um über die Ästhetik von Terroranschlägen zu ‚diskutieren‘ und sich nicht zu Schade sind, ‚aus Gründen objektiver Berichterstattung‘ das vollständige Live-Video ‚durchzuanalysieren‘, habt ihr mit dieser Folge aus meiner Sicht sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen. Sehr gut!
Danke für diese wunderbare Folge.
Ganz besonders freut mich, so gleich zwei liebe Leuz aus meiner Twitteria mal akustisch kennengelernt zu haben: Greets, Aurelia & AutiAd.
Sehr schöner Podcast, Danke an alle Beteiligten.
Ist der HardCore(-Punk) Track am Ende zufällig von “Protocol”?
Guter Cast, auch wenn ich mir mehr Redezeit für Aurelia gewünscht hätte. Zudem möchte ich etwas Ehrenrettung betreiben. Bei Spieletipps schreiben inzwischen einige Menschen, deren Arbeit ich sehr schätze (beispielsweise Dom Schott, dessen Artikel mehrfach erwähnt wurde) und die Seite gibt sich sichtlich und erfolgreich Mühe besser zu werden, als der Ruf des “Bodensatzes”. Etwas weniger Arroganz wäre manchmal durchaus schön.
Danke fürs Feedback, Mott. Dass Aurelia mehr Redezeit verdient gehabt hätte, dachte ich schon beim Schnitt. Da hätte ich als Moderator stärker drauf achten müssen.
Und dass Spieletipps sich so entwickelt, ist definitiv ein Grund zur Freude. Im kollektiven Gedächtnis ist die Seite aber noch eher als Rumpelkammer abgespeichert, die es ja auch lange war. Daher sind wir noch etwas skeptisch.
@Timberfox: Beim Song handelt es sich um Nazi Punks fuck off, gecovered von Napalm Death ;)
#OkBoomer