Ich habe bisher kein einziges Paper Mario gespielt, aber als der neuste Teil The Origami King überraschend für die Nintendo Switch angekündigt wurde, war meine Neugierde doch geweckt. Die eigenartige Origami-Version von Prinzessin Peach, die hübsche Grafik, bei der nicht alles nach Cartoon aussieht, und die im initialen Trailer gezeigten Spielszenen, die ein großes Abenteuer verhießen, haben mich spontan zum Kauf bewogen.
Vielleicht etwas zu spontan. Ja, die Texte sind charmant und witzig zu Papier gebracht worden, die Optik ist schick, und es bereitet Freude, sinnlosen Aufgaben nachzugehen wie Löcher mit Konfetti zu flicken und Papier-Toads aus jeder Ecke und Ritze zu ziehen. Ein buntes Spiel, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, ist zudem genau das richtige in zerrissenen Zeiten wie diesen.
Allerdings gibt es zwei Dinge, die zumindest mir einen Strich durch die Rechnung gemacht haben: Zum einen die arg häufigen Unterbrechungen für Dialoge. So goldig die Origami-Prinzessin Olivia auch ist, die Mario auf seiner Reise begleitet, ihre ständig eingeworfenen Monologe können schon an den Nerven zerren. Zumal sie während der Erkundung der überschaubaren Areale oft wie unnötiges Händchenhalten wirken.
Der andere Aspekt sind die Kämpfe. Die finden in ringförmigen Arenen statt. Bevor es ans Eingemachte geht, muss erst ein Puzzle gelöst werden. In denen geht es darum, durch Drehung und Verschiebung der Ringe alle Gegner so zu gruppieren, dass Mario einen Angriffsvorteil erlangt. Anschließend können die Gegner mit Attacken beharkt werden. Die Puzzle-Phasen sind oft nicht trivial und müssen unter Zeitdruck gelöst werden, ansonsten steckt Mario mehr Schaden ein und der Kampf zieht sich weiter in die Länge. Was für sich genommen nicht besonders schlimm ist, allerdings bin ich dafür leider a) zu dämlich und b) zu ungeduldig.
Immerhin lassen sich die Kämpfe oft umgehen. Da sie ohnehin nur Geld abwerfen, und es sonst keine Erfahrungspunkte oder Ähnliches gibt, hat das nicht mal einen nennenswerten Nachteil. Leider gibt es genug Situationen, in denen eine Konfrontation nicht vermieden werden kann. Vor allem natürlich nicht in den Bosskämpfen, die nochmal ein gesondertes Rätsel für sich darstellen: Auf den Ringsegmenten warten positive oder negative Effekte auf Mario, der durch die passende Anordnung auf den richtigen Weg geschickt werden muss, um die Schwächen des Endgegners auszunutzen. Insgesamt nicht verkehrt, doch auch hier stehen mir meine Dämlichkeit und Ungeduld im Weg.
Schade eigentlich, das neue Paper Mario hätte ein so entspanntes Erlebnis werden können. Bei mir stellte sich allerdings recht früh der Impuls ein, das Spiel wieder zur Seite zu legen. Vielleicht ein anderes Mal, wenn ich etwas mehr Geduld übrig habe. Wer sich nicht an viel Text stört und gerne unter Zeitdruck knobelt, sollte sich The Origami King natürlich nicht von einem Einfaltspinsel wie mir verleiden lassen, der nur etwa ein Sechstel des Abenteuers erlebt hat. Für mich war es bisher leider mehr Knick als Kick.
Den Christian aka binaryscroll findet ihr übrigens auch hier und hier.
8 Kommentare
Vorneweg: Ist Okami-* (vermutlich im Sinne von “großes Papier”) so gemeint oder eine Vermischung mit Origami?
Knobeln tu ich ja an sich gerne, aber das mit dem Zeitdruck bereitet mir etwas Sorgen. Ich merke gerade schon wieder bei der Splatoon 2 Octo Expansion, dass ich alle Missionen mit Zeitbeschränkung schwer finde, weil ich da sofort so hibbelig werde, dass nichts mehr richtig klappen will.
Immerhin, kein Druck das zu kaufen. In der Liste ist es, sollte es unerwartet irgendwann mal ein Angebot geben, kann ich immer noch zugreifen.
PS: Noch ein Christian!
“Okami” im Text war laut Christian nur ein Typo. Hab’s korrigiert. ;-)
@Missingno: Ja, das Zeitlimit ist echt ein Knackpunkt. Allerdings lässt sich gegen Geld die Zeit verlängern, und die Toads können gegen Bezahlung auch eine Hilfestellung liefern. Das würde ich vermutlich beides mehr ausnutzen, falls ich Origami King mal weiterspielen würde. Ändert aber nichts daran, dass es ja nicht Sinn der Sache ist, Elemente im Kerngameplay zu haben, nur um sie dann zu skippen.
Angebote sind bei Nintendo ja eher rar, vielleicht lassen sich momentan 2nd Hand Verkäufe abpassen von enttäuschten Leuten, die das Spiel erst kürzlich erworben haben :D
Das mit den 2nd-Hand-Verkäufen wäre eine Idee, wenn ich nicht an meiner SAD-Strategie (Switch All Digital) festhalten wollte. ;-) Ja, das hat den ultimativen Nachteil, dass man die immer-teuren eShop-Preise hat, aber das wiederum hat den Vorteil, dass ich mir genau überlege, ob ich ein Spiel haben will und sich damit der Stapel der Schande schon in der Wunschliste manifestiert, statt nach dem Geldausgeben in digitaler oder physischer Form.
Na dann :) Selbst Breath of the Wild war irgendwann ja mal etwas im eshop reduziert, irgendwann kommt das für Origami King bestimmt auch. Vollpreis wäre mir das Spiel im Nachhinein nämlich tatsächlich auch nicht wert gewesen.
BotW war sogar schon mindestens zwei Mal fette 30% reduziert. Allerdings kostet es dann immer noch fast 50 Euro! (Da kann ich es mir auch für so ein komisches Game Ticket holen.) Plus ggf. DLC? Also für mich, der mit Zelda bislang wenig anfangen konnte, sind das immer noch mindestens zehn Rubine zu viel.
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Ich habe es jetzt in gut 25 Stunden durchgefaltet. Die Zeitbeschränkung fand ich jetzt gar nicht so wild, aber gegen Ende war mir das in normalen Kämpfen sowieso egal, weil es auch mit dem Bonus nicht immer gereicht hat, die Gegner beim ersten Mal alle zu erledigen, aber mit zwei Runden auch ohne Bonus. Also habe ich mit einer Drehung/Schiebung versucht so kompakt wie möglich zu stellen, dann die anderen zwei Bewegungen verfallen lassen (ohne Bewegung weitergedrückt), um möglichst schnell durch den Kampf zu kommen. Zu gewinnen gibt es ja nichts. In den Bosskämpfen hatte ich eher Schwierigkeiten die richtige Angriffsstrategie zu finden als sie dann auch tatsächlich auf dem Feld umzusetzen. Hart finde ich, dass es neben dem Verlust der gesamten KP tatsächliche “Game Over” gibt (bei denen der 1-Up-Pilz dann auch nichts nützt), teilweise OHKO-Attacken, teilweise sogar Glücksspiel, wobei es natürlich immer kurz vorher Speicherpunkte gibt.