Ob ihr an der Videospielumsetzung von Jason Bournes Abenteuern Spaß habt, hängt von drei Dingen ab. 1. Ihr solltet die Filme, zumindest aber den ersten Teil “Die Bourne Identität” kennen oder aber den zugehörigen Roman von Robert Ludlum gelesen haben. 2. Ihr mögt Quick Time Events, oder könnt sie zumindest tolerieren. 3. Wenn gegnerische Köpfe zur Demontage von Einrichtungsgegenständen genutzt werden, müsst ihr grinsen.
Schauen wir uns diese drei Punkte nun im Detail an.
1. Wissen: “Robert Ludlum’s: Der Bourne Komplott” ist eine komische Mischung aus Roman, Film und eigener Ausschmückung der Entwickler High Moon Studios. Die Hälfte der Missionen bezieht sich auf Geschehnisse des ersten Films, die andere Hälfte sind neue Attentätereinsätze aus Bournes Vergangenheit. Optisch orientiert sich das Spiel ganz klar am Film und überschwemmt den Betrachter mit schnellen Schnitten und brutalen Nahkämpfen. Bekannte Gesichter aus der Verfilmung sucht man jedoch vergebens. Kein Matt Damon, keine Franka Potente, keine Originalstimmen. Dieses ganze Durcheinander wäre nicht weiter schlimm, wenn dem unwissenden Spieler eine in sich schlüssige und klare Handlung vorgesetzt würde. Dem ist nicht so. Beinahe alle erklärenden Elemente aus dem Film wurden entfernt und durch neue Missionen ersetzt, so dass nur noch die Actionszenen übrig blieben, welche so ganz allein wirklich keinen Sinn machen. Wer die Vorlage nicht kennt, steht also doof da.
2. Quick Time Events (kurz QTEs): Der Spieler darf sich nicht ausruhen. Nie. Und schon gar nicht bei Zwischensequenzen. Er muss den Xbox 360- respektive PS3-Controller immer in der Hand halten und darauf gefasst sein, irgendeinen Knopf zu drücken. Immer. Ohne Pause. Ich hatte sogar Angst, dass im Pausemenü gleich eine Taste aufleuchtet, nur damit ich die Helligkeit ändern kann. Glücklicherweise wird immer das gesamte Tastenfeld eingeblendet und die zu drückende Taste farbig hervorgehoben, wodurch mir das Finden der richtigen Knöpfe stark erleichtert wurde. Leider sind die QTEs aber sehr ungleichmäßig verteilt worden. Mal müssen gleich mehrere Tasten hintereinander gedrückt werden, nur damit Jason in einem Auto den Gang wechselt und mal schießt er einen ganzen Hubschrauber vom Himmel, ohne dass ich als Spieler irgendetwas tun muss. Aber auch im Spiel selbst und während der Kämpfe blinken immer wieder die Knöpfe auf, damit man ausweicht, springt, unter sich schließenden Toren hindurch rollt, oder auch einfach mal jemandem ordentlich eine Schaufel über die Rübe zieht. Womit wir bei Punkt 3 wären.
3. Kämpfe: Herzstück des Spiels sind die Kämpfe Mann gegen Mann. Dann dreht sich die Kamera in eine Beat’em’Up Position und es wird sich geprügelt bis die Knochen brechen. Hat man einige Schläge platziert, steigt das Adrenalin in Jason und er kann brutale Takedowns ausführen. Je nachdem, wo die Figuren dabei stehen, werden unterschiedliche Gegenstände in der Umgebung in diese Fatalities eingewoben. So landen Gegner kopfüber im Kopierer, Waschbecken oder bekommen die Hände mit einem Stift perforiert. Das ist alles edgy inszeniert und tut teilweise allein vom Zusehen schon weh. Zwischen den Schlägereien darf noch geschossen werden, wobei sich das Spiel in einen x-beliebigen Shooter verwandelt. Es wird in Deckung gegangen, kurz aufgesprungen, geschossen und weitergerannt. Kennt man, ist ok, muss aber nicht sein und fühlt sich teilweise etwas hakelig an. In der Mitte der Spielzeit gibt es noch eine Autoverfolgungsjagd, aber die ist schneller vorbei als ihr Quick Time Event sagen könnt.
“Das Bourne Komplott” ist ein atemloses Spiel geworden. Keine Sekunde wird für Narration verwendet. Es gibt nichts zu verstehen, nur eine Menge Menschen zu verprügeln und kurze Schusswechsel zu überstehen. Das macht halbwegs Spaß, ist aber weder neu noch originell, doch einmal gelingt es, dies alles in einer packenden Mission zu verschmelzen. Im Züricher Flughafen wird ein Gefangenentransport überfallen und Bourne soll einen der Gangster eliminieren. Erst kämpft man sich einen Weg durch das Parkhaus, über die Zufahrtsstraße zum Terminal, dort über mehrere Ebenen bis zur U – Bahn, von hinten nach vorne durch die Waggons und schließlich über die Landebahn bis zum Flugzeug, in dem der Endkampf stattfindet. Dabei rennen die Besucher des Flughafens schreiend umher, klammern sich einander und der Kugelhagel zerschlägt Türen, Stühle und Scheiben. Da kommt eine grausige und chaotische Atmosphäre auf und hier fühle ich mich wie Jason Bourne in seinen drei Filmen: Alleingelassen, jagend und gejagt zugleich.
3 Kommentare
Das mit dne QTE’s ist ja schon bei God of War 2 so und macht das Spiel zwar sehr hektisch, aber hält auch die Spannung auf einem dauerhaften Level. Ich liebe GoW2 gerade deshalb. Kann auch für Bourne nicht schaden
Klingt in meinen Augen dann eher nach: Finger davon lassen.
Ich beschäftige mich dann lieber noch mit dem zu Ende spielen von Stranglehold…
@deadcantdance: Dann leihs Dir mal aus und Du wirst sehen daß GoW2 und Bourne da in vollkommen anderen Ligen spielen was die QTEs angeht-man kann QTEs nämlich auch ganz schön nervig statt spannend gestalten.