Genug von modernen Musikrichtungen, beschmiertem Karopapier und subjektivem “Bestes Spiel”-Geschreibsel, sprechen wir über etwas Interessantes: Mich zum Beispiel. Ich mag Coop. Seit Bubble Bobble fasziniert mich diese Spielart des Multiplayers, einer helfenden Hand schaut man nicht ins Maul und auch wenn die Grenze manchmal fließend ist, leistet ein menschlicher Mitpieler oftmals mehr als die KI. Davon abgesehen freut man sich über gemeinsame Leistung doppelt so viel, zumindest wenn das Sprichwort mit dem geteilten Leid diesen Umkehrschluß erlaubt, und man fühlt sich nicht so sozial abgeschottet wie sonst. Und mit möglichen bis garantierten Coop-Krachern in der baldigen bis fernen Zukunft wie Crackdown, Guitar Hero 2, Mercenaries 2, Army of Two und Kane & Lynch sollte mein Herz in freudiger Erwartung schier überschäumen. Tut es auch, nur gibt es da ein Problem:
Icke nämlich.
Ich möchte nicht übertreiben, aber ich bin sicherlich einer der unangenehmsten Mitspieler diesseits der 21. Gar nicht aus böser Absicht, nein: Ich bin einfach so. Ich bin der, der dich mitleidig fragt, ob ich diese schwere Passage spielen soll, da du dazu anscheinend nicht fähig bist. Ich bin der, der in Mono-Screen-Coop-Spielen (den Begriff hab ich aus der EDGE geklaut) wie Champions of Norrath oder Lego Star Wars immer die Richtung vorgeben will und sich lauthals beschwert, wenn du auf die Idee kommst, mal in eine andere Richtung zu gehen. Ich bin der, der auch beim wiederholten Verkacken deinerseits einer Spielsituation immer noch ein herzhaftes Lachen übrig hat. Ich bin der, der die Spiele erst ewig im Singleplayer spielt, um dann im Multi überlegen zu sein (Also, natürlich spiel ich die nicht aus diesem Grund im SP-Modus, sondern weil halt meist nicht vom Kauf ab ein Mitspieler verfügbar ist, aber das macht für den Mitspieler ja keinen Unterschied). Dazu kommt, dass ich, bei allem Perfektionsanspruch an den Mitspieler, selber gerne und oft Scheiße baue. Du brauchst die Lebensenergie nötiger? Ups. Friendly Fire ist an? Ups. Der Typ, den ich gerade erledigt habe, war das zu beschützende Missionsziel? Ähem.
Doch tue ich all dies nicht aus Bosheit, sondern aus der tiefen Gewissheit, dass das was ich tue das Richtige ist. Ich möchte meinem Mitspieler mitteilen: “Komm, folge mir, ich weiß, wie der Endgegner zu besiegen ist. Sollte nicht die effektive Beseitigung unserer Gegner Vorrang vor deinem Spielspaß haben?” In diesem Punkt bin ich wohl ein bißchen wie Jesus.
Und doch ist all dies nur ein Schatten des Widerwillens, den meine Mitspieler entwickeln, wenn ich gegen sie spiele. Wisst ihr, was schlimmer ist als ein schlechter Verlierer? Ein schlechter Gewinner.
Bei schlechten Verlierern erwartet einen zumindest noch die Erheiterung bei eigenem Sieg, wenn er beispielsweise nach verlorenem Match die Atari-ST-Diskette von Speedball 2 aus dem Rechner reißt und sie gegen die Wand wirft, wodurch der Metallschieber auf eine Weise beschädigt wird, dass das Löschen des Spiels danach unmöglich wird (This account is entirely fictional and any similarities between characters and real life occurrences are completely coincidental). Aber an schlechten Gewinnern gibt es nichts Gutes. Menschen wie ich, die sich über jedes popelige gewonnene Tekkenduell freuen, als hätten sie ein Mittel gegen Körpergeruch entdeckt. Menschen wie ich, die deinen Schmerz ob einer fast gestandenen 600.000-Combo ignorieren und dich verhöhnen ob deines Leids. Menschen wie ich, die nach einer Runde Outlaw Golf zur Melodie von “I am evil Homer!” “Ich kann besser golfen!” proklamieren, mit immer schrillerem Gesang und ohne absehbares Ende. Menschen wie ich, die das gleiche nach Mensch-ärger-dich-nicht mit der Schwiegermutter machen.
Gelobt sei SpielerEins’ Gelassenheit, mein mediokres Schießen und ständiges Kritisieren seines Fahrstils in Starsky & Hutch zu ertragen, wohlwissend, dass ich im Fahren noch unfähiger bin. Gepriesen sei SpielerDrei seine Freundin ihre Geduld, wenn ich bei diversen Actionrollenspielen in Ruhe die Habseligkeiten ebender Monsterbrut plündere, die ihre Spielfigur in Stücke reißen. Bewundert sei Dennis’ Weisheit, nach der obengenannten Outlaw Golf-Runde nichts mehr gegen mich zu spielen.
Und so werde ich wohl auch in Zukunft sehnsuchtsvoll bei Karstadt vor Four Swords Adventure und Crystal Chronicles stehen, mit der Erkenntnis, dass nicht nur die Anzahl der GBAs in meinem Bekanntenkreis, sondern auch mein eigenes Verhalten diesem Herzenswunsch immer im Weg stehen wird. Schnief.
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