Der dritte Teil unseres Gesprächs über die Geschichte und Charaktere von Beyond: Two Souls. Dank Harry Potter, Twilight und den Hunger Games wissen wir inzwischen, dass man letzte Teile einer großen Reihe unbedingt zweiteilen muss, um die Spannung zu erhöhen und noch mehr Geld zu verdienen. Nur deshalb hört dieser Artikel kurz vor Schluss auf. Wie immer: Vorsicht Spoiler!
– Teil 1: Allgemeines Gespräch (spoilerfrei)
– Teil 2: Prologue; Kapitel 1 bis 9
– Teil 3: Kapitel 10 bis 15
– Teil 4: Kapitel 16 bis 21
– Teil 5: Kapitel 22 bis 24; Epilogue
Chris: “I’m beginning to like cooking.” Ja, ich auch! Einerseits steht das Abendessen für all das, was Cage beherrscht. Sein Blick für Details in Alltagssituationen und seine Übersetzung dieser Situationen in ein Videospiel auf eine Art, dass man sich als Spieler involviert fühlt, sagen mir sehr zu.
Andererseits bekommen wir es hier wieder mit Lücken in der inneren Logik zu tun. Die Szene ist zweigeteilt und in der zweiten Hälfte helfen wir Aiden, das Date zu sabotieren. Oder wir helfen ihm nicht. Liegt völlig in der Hand des Spielers. Wichtig ist, dass die Motivation stimmt: Ryan war in der vorangegangenen Episode ein absolutes Arschloch und man will Jodie eigentlich nicht gemeinsam mit ihm sehen. Wie der „You don’t need him, you have me“-Schriftzug im Badezimmer zeigt, ist Aidens Motivation eine etwas andere, aber das Ziel ist das gleiche.
Im ersten Teil der Episode aber steuern wir Jodie und bereiten das Date vor. Warum Jodie sich zu Ryan hingezogen fühlt, bleibt unklar. Nach „Separation“ muss man ihn wirklich nicht mögen. In „Welcome to the CIA“, das zeitlich zwischen „Separation“ und dem „Dinner“ liegt, muss also eine Wandlung stattgefunden haben. Die findet sich dort auch, wird aber nicht erklärt. Warum Jodie sich für Ryan interessiert, bleibt dort genauso offen wie der Grund für ihr plötzliches Interesse an der CIA-Ausbildung. Das ist halt einfach so. Ist eben eine interessierte junge Frau.
Personen, deren Rolle ich im Spiel übernehme, sollten aber über eine Motivation verfügen, die ich als Spieler nachvollziehen kann. Wie schwierig wäre es gewesen, „Welcome to the CIA“ mit einem oder zwei Momenten anzureichern, in denen Ryan mal sympathisch wirkt oder Jodie eine Hilfe ist?
Der Schluss des Abends schließlich hat mich eiskalt erwischt. Das Date endete bei mir als Fehlschlag mit einer auf dem Bett sitzenden und weinenden Jodie. Und zwar nicht wegen irgendwelchen Dingen, die ich in dieser Episode verbockt hätte, sondern weil ich in “Like other girls” im besten Videospielsinne “erfolgreich” war, sprich aus dem Labor ausgebrochen bin und Billard gespielt habe. Das Spiel bestraft mich hier geradezu dafür, dass ich als Videospieler besagte vorangegangene Szene optimal lösen wollte, obwohl ich dadurch Jodies unvernünftiges Verhalten unterstützte. Toll gemacht, Hut ab.
Doreen: Ach, was für ein tolles Kapitel das eigentlich ist. Für solche Sachen mag ich die Cage-Spiele. Auffällig war hier für mich beim ersten Durchgang vor allem eines: Die etwas problematische Einführung der Figuren zu Beginn des Spiels. Als Jodie mit Ryan am Telefon sprach, wusste ich nicht, wer das ist. “Ich werd’s ja sehen”, dachte ich und genoss dann erstmal die tollen Augenblicke dieses Abschnitts. Wohnung aufräumen, Duschen, Kochen. Absolut fantastisch, wie Jodie sich mit Aiden auseinandersetzt, mit ihm diskutiert, da sie um seine Eifersucht weiß. Dass sie in der Vergangenheit damit schon Erfahrung gemacht hat, war offensichtlich, ich fand das recht witzig und interessant. Als Ryan dann dazustieß, traf mich fast der Schlag: “WAS, DER?!”. Ich weiß bis heute nicht, ob sein Vorname bis zu dem Zeitpunkt überhaupt ein Mal fällt. Ja, und ich gebe Chris auch recht, es fehlt der Punkt in der Bindung von Jodie und Ryan, wo es gekippt ist. Wo aus Antipathie ernste Sympathie wurde. Man muss es etwas widerwillig hinnehmen, dass sie sich zu diesem Kerl hingezogen fühlt, was schade ist. Ryan hatte irgendwie von Anfang an schlechte Karten.
Auch bei mir endete der Abend mit Tränen auf dem Bett, auch ich spielte einst Billard in der Bar. Aber selbst wenn man den Abend ohne Tränen beendet, bin ich froh, dass Cage dieses Mal auf eine Sexszene wie in Heavy Rain verzichtet hat. So sehr ich Ellen Page auch mag, aber ich wollte sie nicht in einem Videospiel entkleiden.
Zwerg-im-Bikini: Welcher Gehirnwäsche haben sie dich unterzogen, Jodie? Ich fühlte mich trotz der tatsächlich wunderschön aufgebauten Szene sehr unwohl bei dem Gedanken, MEINE Jodie einen solchen Fehler begehen zu lassen. Ryan, pff… wie konnte sie nur? So spannend es war, dass man zuerst sie und dann Aiden spielte, wobei beide das genaue Gegenteil voneinander erreichen wollten, so passte es nicht zu meiner bisherigen Spielweise. Ich hatte immer versucht, mich in Jodie hineinzuversetzen und sie das tun zu lassen, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Aber hier half alle Phantasie nicht… ich wollte Ryan nicht in meiner Wohnung haben und mir wurden Gefühle aufgedrängt, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte. Also versuchte ich, mich so reserviert wie möglich zu verhalten, und habe Aiden den ungebetenen Gast so schnell wie möglich vertreiben lassen.
Schade an der Szene ist, dass sie meiner Meinung nach auch dann nicht funktioniert hätte, wenn man Jodies Sympathie für Ryan besser hätte nachvollziehen können. Denn dann hätte man als Aiden gegen sich selbst spielen, und sich die spaßigen Poltergeisteinlagen verkneifen müssen. Also wie man es dreht und wendet, endet die Szene trotz interessanter Grundidee ein wenig unbefriedigend.
Doreen: Wieder ein sehr kurzes Kapitel, in dem Jodie noch ein Kind ist. Hier soll der Hintergrund von Nathan Dawkins vorangetrieben werden. Mich machten die meisten Szenen mit ihm eher traurig, da sich Willem Dafoe permanent einen abstrampelte, aber seine Figur einfach keine wirkliche Tiefe erreichen wollte. Meines Erachtens ist die Figur gerade für Jodie so dermaßen wichtig, warum ihn also so im Abseits halten? Viel vergeben, viel verschenkt. Dawkins verliert seine Familie durch einen tragischen Unfall – ich habe den Braten schon im 6. Kapitel riechen können.
Chris: Weitere Vorbereitung des Twists, der einfach kommen MUSS, weil man einen Willem Dafoe nicht engagiert, um den gutherzigen Wissenschaftler und treusorgenden Ersatzvater zu geben, sondern für Charaktere wie seinen Norman Osborne aus “Spider-Man”.
Doreen: Mit dem Kapitel tat ich mich zu Beginn etwas schwer, aber jetzt hat sich das gelegt. Kurz nach dem ersten Durchgang hatte ich mir eingebildet, dies sei für mich das schwächste Kapitel im Spiel gewesen, aber das stimmt nicht. Es ist doch ein anderes. Die Mission beginnt mit einem Briefing zwischen Jodie und Ryan, welches mit einem Kuss beendet wird. Huuua, wie befremdlich.
Sich dann mit Jodie durch das Kriegsgebiet zu bewegen, fühlte sich ein bisschen wie auf Schienen an. Deckung für Deckung hangelte ich mich zum nächsten Ziel und das war irgendwie schrecklich langweilig. Ich bekam in Beyond kein richtiges Gefühl für die Aufträge, die man für die CIA erledigen musste. Bei dem Scheich zu Anfang ging es mir da schon ähnlich. Ich bin mir nicht so sicher, ob das so beabsichtigt war, oder ob hier wieder eine Erzählschwäche zu finden ist.
Die Actionszene mit dem Jungen auf dem Auto hat mir dann wieder Spaß gemacht. Und auch der Moment, als Jodie erkennt, dass sie den Vater des Jungen ermordete und sich dann verletzt in das naheliegende Haus schleppt. Das fand ich sehr stimmungsvoll. Doch dann kippt die Szene wieder ins Groteske, als der große Held Ryan Jodie dann vom Dach des Hauses rettet – ach ach ach, habe ich mich da wieder geärgert. Cage machte es sich bei der Lösung eines Problems wieder sehr einfach und diese Momente riechen immer ein wenig nach billigem Bahnhofsroman.
Aber dann – endlich, endlich, endlich erfahren wir, wann und warum die Flucht begann. In der finalen Szene des Kapitels holt Ellen Page dann nochmal alles aus ihrer Figur heraus. Supergutes Voice Acting bei dem Gespräch mit Ryan im Helikopter und wenig später am Telefon mit Dawkins. Das kickte mich dann wieder so ziemlich in den Himmel.
Chris: Wie das Kapitel schon anfängt: “Unsere humanitäre Hilfe kommt nicht durch, eliminieren wir diesen Warlord!” Was für eine Argumentation ist DAS denn? Jodie kann das nur toll finden, weil sie Ryan so toll findet. Ein Kuss zum Abschied, Schatz, bevor du zur Arbeit musst.
Spielerisch mutiert Beyond hier zum Deckungsshooter, samt dem Gears-of-War-typischen Leveldesign, bei dem überall sinnlos schwere Betonbarrikaden herumstehen, hinter denen sich eine ganze Armee an den Feind heranschleichen könnte. Ich würde den ganzen Quatsch hier, und auch das Missionsbriefing, nur allzu gerne als Satire auf Gears of War und Konsorten verstehen, aber dafür nimmt sich das alles deutlich zu ernst. Man darf noch kritisch anmerken, dass “Welcome to the CIA” spielmechanisch das Tutorial zu “The Mission” ist. Zwischen Tutorial und erstmaliger wie auch einziger Anwendung der erlernten Fähigkeiten liegt das halbe Spiel. Grandios gelöst.
Es wird noch besser, als Jodie den Kindersoldaten findet, den Aiden dann heilt. Anstatt den Kleinen, nachdem es ihm wieder einigermaßen gut geht, irgendwo in Sicherheit zu bringen, lässt sich Jodie von ihm näher an ihr Ziel heranführen. Der Junge gibt dabei zwar nicht einen Schuss ab, aber es ist von vorneherein klar, dass der Weg ausgesprochen gefährlich wird. Wieder eine Szene, bei der ich gerne Wahlfreiheit gehabt hätte, in der Beyond aber wie selbstverständlich davon ausgeht, dass ich kein Problem damit habe, das Leben eines kleinen Jungen aufs Spiel zu setzen, damit der mich durch ein Kriegsgebiet führt! Ich habe ein enormes Problem damit.
Die Autoverfolgungsjagd ist einwandfrei inszeniert – unglaublich, über wieviel Drehbuchquatsch die Inszenierung auch in Beyond wieder hinweghilft. Einzig der Schluss gibt mir Rätsel auf. Wenn mir wohl jemand erklären könnte, wie die beiden aus dem Wagen gekommen sind, ohne dass sie jemand gesehen hat?
Doreen: Ach, da sagste was. Hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Die Stelle ist mir erst beim zweiten Spielen so richtig aufgefallen. Sie wirkt vor allem so, als ob da richtig ein Stück fehlt. Man sieht das Auto so hochfliegen, dann den Aufprall und plötzlich kommen beide da so angeflitzt. Ganz grauenhaft. Aber okay, um es kurz zu machen: Ich kann Dir Deine Frage nicht beantworten, weil ich genauso verwundert bin und keine Erklärung dafür habe, haha!
Chris: Schließlich haben wir das Hauptquartier gefunden, Aiden übernimmt einen Soldaten und schleicht sich ein. Wenn ihr euch so dämlich angestellt habt wie ich, dann seid ihr im Konferenzzimmer umhergelatscht, seid überall dagegen gerempelt und habt die verdammte Waffe nicht gefunden. Ich stand sogar mehrfach direkt vor der Waffe, aber der Trigger wurde nicht angezeigt. Also weitergesucht. Für mich die lustigste Szene im ganzen Spiel, weil ich Aiden minutenlang auf so verdächtige Weise herumschlurfen ließ, dass jedem im Raum hätte auffallen müssen, dass dieser Typ nicht mehr alle Fritten in seinem Happy Meal hat, aber keiner der bisher immer hypersensiblen Leibwächter reagierte.
Dann das Finale dieses Kapitels. In meiner Spielversion wirkte es zwar etwas unglaubwürdig, dass Jodie bei der Betrachtung des Massakers gleich den halben Fußboden vollkotzt, weil schon unsere Anreise – Aiden sei Dank – nicht wesentlich unblutiger verlief als “Leichen pflastern seinen Weg” und sie damit bisher kein erkennbares Problem hatte. Geschenkt. Die Szene mit dem zurückgekehrten Jungen reißt dann einiges wieder raus. Danach wär’s für meinen Geschmack auch gut gewesen, aber nein, Cage will auch dem Letzten klarmachen, wie böse die CIA ist, und deshalb muss sich nun herausstellen, dass wir einen demokratisch gewählten Präsidenten erschossen haben. UND sein ganzes Kabinett! Die schauspielerische Leistung, die Musik, die ganze Dramatik der Helikopterszene zu würdigen, fiel mir deshalb schwer. Alles etwas too much für mich.
Zwerg-im-Bikini: In diesem Kapitel habe ich mich trotz des exotischen Schauplatzes und der vielen Explosionen am meisten gelangweilt. Ich bin kein Freund von Kriegsshootern, aber hier habe ich gemerkt: Noch weniger bin ich ein Freund von nachgeahmten Kriegsshootern auf Schienen. Das alles wirkte auf mich zu sehr so, als sollte auf möglichst simple Art und Weise das Gefühl von Call of Duty und Konsorten kopiert werden, nur um etwas Äktschn-Würze hinzuzufügen – aus Angst als langweiliges Laberspiel beschimpft zu werden. Aber wenn man nicht sterben kann und die ganze Zeit kaum aufpassen muss, machen Actionszenen doch überhaupt keinen Sinn. Das hat mich ziemlich gestört. Am Ende habe ich die Waffe auch nicht sofort gefunden und mich darüber amüsiert, wie auffällig suchend ich mehrmals meine Kollegen angerempelt habe. Das kann ich dem Spiel nicht vorwerfen. Dass ich mich davor ziemlich gelangweilt habe, aber schon.
Der Junge war allerdings ein schönes Element und ich mochte sogar den kleinen Twist am Ende. Überhaupt die Helikopter-Szene. Jodie war halt sehr naiv und hat blind Befehle befolgt… aber dass sie dann zeigen darf, dass sie genug davon hat, hat mich zufrieden gestellt.
Doreen: Hübsche Einleitung zu “Norah”. Optisch fand ich diesen kleinen Abschnitt wohl am schönsten. Cole und Jodie treffen sich in einem goldbraunen Park bei herbstlichem Wetter. Es müssen viele Monate vergangen sein, Jodie hat wieder langes Haar und sie hat eine Menge Fragen. Sie möchte offensichtlich alles über ihre Vergangenheit wissen, vor allem von ihrer Herkunft. Cole erzählt ihr, was er über ihre Eltern herausfand – vor allem von Norah, Jodies leiblicher Mutter. Was Coles Motivation ist, Jodie nun reinen Wein einzuschenken und wie er überhaupt an derartige Informationen herangekommen ist, bleibt unklar. Auch woher Jodie weiß bzw. ahnt, dass ihre Eltern nicht ihre Eltern sind, kann ich nur vermuten. Vielleicht habe ich ein Gespräch versäumt, welches ich mit Aiden hätte belauschen können. Oder es sind schlicht die “Koma-Träume”, die Jodie auf die Fährte führten. Ich weiß es leider nicht.
Zwerg-im-Bikini: Jetzt oute ich mich als Cole-Fan, der war ja so dermaßen knuffig… ich bin so froh, dass er bei mir im weiteren Spielverlauf nicht gestorben ist! Deshalb habe ich mich an dieser Stelle auch gefreut, dass er anscheinend noch eine größere Rolle spielen würde. Dass er anstelle von Nathan von Jodie kontaktiert worden war, ließ mein Misstrauen diesem gegenüber allerdings wachsen.
Zwerg-im-Bikini: Mit Aiden in die einzelnen Räume hineinzulunzen gab mir hier ein angenehmes Gefühl von Freiheit. Auch oder gerade weil sich nichts Storyrelevantes hinter den Türen verbarg.
Allerdings endete die Szene für mich mit einem Fehler, wegen dem ich das einzige Mal ein Kapitel neu startete. Ich tötete nämlich meine Mutter, ohne es zu wollen. Das mag blöd von mir gewesen sein, aber ich war mir auch nach mehreren Stunden noch manchmal unsicher, ob Aiden denn nun heilen, töten, Besitz von jemandem ergreifen oder Jodie etwas zeigen möchte. Da diese Möglichkeiten teilweise nur alle paar Kapitel vorkamen, dachte ich mir bei Norah, dass er ihr vielleicht irgendwie auf Geisterart helfen kann. Dass es sich dabei um STERBEhilfe handelt, konnte ich doch nicht ahnen! Ich hatte versucht, das Zimmer ohne etwas zu tun zu verlassen, aber man wird ja fast dazu gedrängt, Aiden mit Norah interagieren zu lassen. Inzwischen würde mir der Fehler nicht mehr passieren, aber ärgerlich war es trotzdem.
Hin und wieder hätte ich mir gewünscht, dass die Aktionen nicht nur aus kleinen Punkten bestehen, sondern dass man sich zumindest optional eine kleine Hilfe einblenden kann. Auch als Jodie habe ich manchmal Dinge getan, ohne vorher genau zu wissen, was passieren würde.
Doreen: Hm, sehr seltsam, ich habe beim ersten Spielen nämlich gar nicht mitbekommen, dass ich Norah auch hätte erlösen können. Ich habe mit Aiden nur ihre Erinnerungen durchleuchtet und ihre Halskette an mich genommen. Sie zu töten kam für mich gar nicht in Frage, obwohl ich den Gedanken definitiv hatte, als ich das Krankenzimmer betrat. Die Erinnerungsfetzen, die mir Norah gab, warfen für mich später einige Fragen auf, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Insgesamt eine sehr traurige Szene, die mich aber aufgrund der etwas dick aufgetragenen Theatralik etwas kalt ließ. Trotzdem war es irgendwie schön zu sehen, Jodie und ihre richtige Mom vereint zu sehen. Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Wenn auch etwas anders als normal.
Chris: Wann immer man in Beyond denkt, man lerne langsam die Designprinzipien hinter dem Spiel, irrt man wahrscheinlich. Ich war beim Einbruch sehr bemüht, alle Sicherheitskameras auszuschalten, um möglichst unentdeckt entkommen zu können. Wie im Supermarkt in „Homeless“. Cole, der mir unbedingt helfen wollte, stellt seine Fähigkeiten unter Beweis, indem er schneller drauflos läuft, als man mit Aiden die Kameras ausschalten kann. Ich hab’s mehrfach probiert, keine Chance. Dafür hat Cole die Tür zuerst gefunden. Bravo, Cole!
„Wie kann ein Moment nur gleichzeitig so ergreifend und so daneben sein?“, steht in meinem Notizbuch. Gemeint ist die Stelle, an der Aiden schwarzes Geisterzeugs von Jodies Mutter entfernt.
Wessen Stimme hören wir in den Rückblenden? Ich bin mir recht sicher, dass es Nathan ist. Wenn er das alles gewusst hat, hat er wirklich viel zu erklären.
Sehr gelungen ist der Abschied von Jodies Mutter. Wie das Thema Sterbehilfe, so ein weites und schwieriges Feld, sich hier so einfach aus der Handlung ergibt und so schlicht umgesetzt wird, ganz entgegen Quantic Dreams üblicher Methode, uns alles überoffensichtlich und frei von Subtilität um die Ohren zu hauen. Einfach nur ein roter Punkt und die Möglichkeit, ihr Herz anzuhalten oder auch nicht. Mehr nicht. Ich habe sie erlöst.
Doreen: Es ist nicht Nathans Stimme, ich habe aus Interesse nochmal reingespielt. Das wäre in der Tat ein Ding gewesen.
Chris: Wer in seinem Leben auch nur einen einzigen James-Bond-Film gesehen hat, weiß, dass er hier im Lair des Bösewichts erwacht. Zufällig ist es Nathans Büro. Zufällig ist er der Chef der Abteilung, die einen neuen Kondensator gebaut hat. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich, nachdem ich in „The Condenser“ mein Leben riskiert hatte, um den Vorgängerbau abzuschalten, so etwas ähnliches sagte wie: „Baut so ein Ding nie wieder!“ Für mein Empfingen regt sich Jodie deutlich zu wenig über das Ding auf. Was heißt “zu wenig” – sie sagt eigentlich gar nichts.
Doreen: Wieder im Dienst zurück, bekommt Jodie den Auftrag einen Kondensator in Karzistan zu finden und den Jodie und ihr Team zerstören sollen. Das Team besteht u.a. aus Ryan, was Jodie natürlich gar nicht schmeckt. Für den Auftrag jedoch, versucht sie die schwierige Situation professionell zu meistern – konsequent und distanziert. Dawkins präsentiert sich ein Mal mehr als sorgenvoll und väterlich gegenüber Jodie, während Ryan ihr wie ein Trottel gegenübertritt, der alle Chancen vertan hat.
Zwerg-im-Bikini: Einerseits freute ich mich auf den Auftrag und darüber, Nathan wieder zu sehen. Das würde bestimmt noch spannend werden. Andererseits nahm mir Jodie das alles eine Spur zu locker. Ich traute dem CIA keinen Meter weit, aber sie schien überzeugt davon zu sein, dass der Deal so funktionieren würde. Tut mir leid Jodie, hin und wieder liegen wir nicht auf einer Wellenlinie… Aber wenigstens hast du mich Ryan die kalte Schulter zeigen lassen. Ein bisschen genoss ich es, ihn ständig auflaufen zu lassen, wenn er nett zu mir sein wollte.
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