Ein Gastbeitrag von Marcel Faßbender (@mazzle5).
Das L.A. Convention Center hat seine Pforten geschlossen und damit ist auch die E3 2014 beendet. Ein Jahr müssen wir wieder warten, bis die nächste und wohl letzte E3 in Los Angeles anstehen wird [1]. Doch in diesem Beitrag möchte ich nicht groß über Gewinner und Verlierer der E3 oder Spekulationen um den Erfolg einiger Titel reden. Das könnte ich nicht, da es eine zu subjektive Einschätzung wäre. Ich möchte lieber über die Berichterstattung zur E3 reden und im speziellen über die zum in Kyoto beheimateten Unternehmen Nintendo. Anders als die sonst so traditionsreichen Pressekonferenzen mit nachfolgenden Videos und Berichten durch Journalisten zog Nintendo seinen eigenen Plan mit einem so genannten „Digital Event“ als Ersatz zu den PKs sowie der dauerhaften Liveübertragung in Form von Streams, durch. Gerade das in Sachen Social Media und Online immer im Hintertreffen geratene und kritisierte Nintendo schaffte es damit, in Sachen Live-Coverage gegenüber allen anderen wahrhaftig „Next-Gen“ zu sein.
Ehm… Plan B!
Alles fing mit einem wirklich amüsanten Video an, bei dem die Jungs von Mega64 das Hauptquartier von Nintendo of America infiltrierten und das mit einem selbstkreierten biomechanischen Androiden, der aussah wie Reggie Fils-Aime und auf den Namen Fils-A-Mech hörte [2]. Die Einbindung der Jungs von Mega64 ging sogar so weit, dass sie im Hauptquartier von Nintendo of America filmen durften, obwohl dies sonst nie erlaubt wird. Selbst Reggie strich all seine Termine, um an diesem Tag komplett zur Verfügung zu stehen [3]. Er schien zu wissen, wie wichtig dieses Video werden würde. Das war der Startschuss für Nintendos neue Art der E3-Berichterstattung, die zugegebenermaßen ihre Wurzeln in den unregelmäßigen Directs hat.
Doch in den sechs Wochen zwischen dem Ankündigungsvideo und der eigentlichen E3 kamen Zweifel auf. Zweifel an der Umsetzbarkeit und Gerüchte, dass Nintendo nur ein schwaches Line-Up liefern würde. Man denke nur an das Jahr 2013, als Nintendo versuchte, nur eine Direct zu übertragen, da alle UStream Sever (deren damalige Exklusivpartner) abrauchten und zudem große Medien dachten, Nintendo sei gar nicht vor Ort. Nicht in diesem Jahr. Alle großen Gaming-Seiten sowie Nintendo selber via YouTube als auch twitch (welche kurz zuvor ihre Kapazitäten erhöhten) [4] sollten Nintendo und alles was sie planten übertragen dürfen. Doch hat es funktioniert?
Time to kick some ass
Ich habe jeden Tag den Live-Stream von Nintendo mitverfolgt und fühlte mich rundum informiert, sowohl von den eingeladenen Entwicklern als auch den Mitarbeitern des Nintendo Treehouses (zuständige Abteilung bei NoA für die Lokalisation der Spiele). Doch beginnen wir lieber erst mal mit dem „Digital Event“, dem Pendant zu den klassischen Pressekonferenzen. Man konnte dieses Event wirklich mehr als eine Art Show ansehen, als eine reine Vorstellung von neuen Spielen. Neben Entwicklerstories, in welchen die Macher der Spiele selbst über ihre neusten Kreationen redeten, gab es nicht nur mehrere Einspieler – etwa von den Entwicklern von Robot Chicken – in welchen sie Gaming-Fans, Journalisten und selbst Nintendo Hopps nahmen, sondern auch noch einen “Dragonball”-artigen Kampf zwischen Iwata und Reggie um “Super Smash Bros.” einzuleiten. Es gab keine Tiefpunkte wie beispielsweise in der auch tollen PK von Sony, wo Menschen, die Mafia-Bossen ähneln, eine halbe Stunde über TV und Comics redeten. Man hatte eher das Gefühl, das Event wäre zu kurz gewesen, aber glücklicherweise standen ja die Streams mit dem Namen „Nintendo Treehouse: Live @ E3“ von und mit den Treehouse-Mitarbeitern an.
Zugegeben, es war wirklich nicht alles perfekt durchgeplant und professionell – aber gerade das hat den Charme ausgemacht. Man hatte keine PR-Männer, die um den heißen Brei redeten, sondern enthusiastische Gamer und Mitarbeiter, die endlich über ihre Projekte sprechen konnten, wo sie doch sonst zu Verschwiegenheit verpflichtet sind. Dazu ständig neue Eindrücke von aktuellem Gameplay und Informationen aus den Spielen und deren Entwicklung. Sogar einige wenige Indie-Entwickler durften auf die Bühne und ihre Spiele in einer entspannten Atmosphäre vorstellen.
Meine Freunde und ich, mit denen ich alles via Skype mitverfolgt habe, fühlten und immer gut unterhalten und auch technisch klappte alles. Sogar mit meiner Schneckenleitung. Den Höhepunkt in Sachen Zuschauerzahlen (ca. 200.000) schaffte Nintendo mit dem “Smash Bros.”-Turnier, bei dem 16 eingeladene Spieler im Nokia Theatre um die Siegertrophäe kämpfen konnten. Es war eine tolle Stimmung in der Halle, die man hätte locker ausverkaufen können, wenn Nintendo wollte. Nur das Event an sich fand ich nicht wirklich schön anzusehen: Kommentatoren als Selbstdarsteller und ein Geoff Keighly, der total deplatziert wirkte. Aber es ist eine tolle Idee, die man ausbauen kann und auch sollte.
Was bleibt zu sagen?
Nintendos neues Konzept ging von vorne bis hinten auf. Man hat stundenlang die Aufmerksamkeit der Spieler gehabt und blieb im Gespräch. Man machte sich zudem unabhängig von Gaming-Medien, die gerne mal dazu neigen, extrem subjektiv zu sein und verwies ganz nebenbei die Konkurrenz auf die Plätze, wenn es um Medienaufmerksamkeit geht. Dadurch dass auch jedes Spiel ausführlich vorgestellt wurde, konnte jeder Zuschauer sich selbst ein Bild machen und musste zudem nicht noch warten, bis ein Video von Spiel X auf der Seite Y erschien. Man bot auch Platz für einige Überraschungen während den Streams (Code Name: Steam). Zuletzt hat sich Nintendo nicht eins, sondern mehrere Gesichter verliehen: Es war einfach toll zu sehen, wie die Treehouse-Mitarbeiter begeistert über ihre Projekte reden konnten, oder wie ein Aonuma in lässiger Kleidung, gan ohne Anzug vorbeikommt und einfach über “Zelda” redete. Das Gesamtkonzept war viel direkter an uns Gamer gerichtet und ich hoffe, dass auch die anderen Hersteller auf solch ein Format wechseln und diese sich nächstes Jahr um die Zuschauermassen kloppen. Denn eins ist immer gewiss: Konkurrenz belebt das Geschäft und das hat Nintendo zumindest dieses Jahr grandios bewiesen.
[1] http://kotaku.com/5915556/this-might-be … os-angeles
[2] http://www.youtube.com/watch?v=ghEhI4CJjAM
[3] http://www.gonintendo.com/s/227764-mega … romo-video
[4] https://twitter.com/TwitchSupport/statu … 8635739136
15 Kommentare
So geheim, daß der Stream auch an mir vorbeiging..! Ich hätte ihn aber sowieso nur bis zur AMIIBO Präsentation angeschaut und wäre dann ziemlich frustriert in meinen TWITCH gespannten Stuhl zurückgefallen, da ich DISNEY´s SKYLANDERS Version INFINTE auch schon ziemlich unkreativ und dämlich fand. Wenn man NINTENDO mag, ist man scheinbar ein irreversibel unkritischer und riesengroßer Fan, aber ich hatte seit den ersten Releases von Mario und Co. bereits in den 80ern so meine Probleme, die infantilen Figuren und deren Gaming-Kommunikation ernst zu nehmen und mich oder das “Kind in mir” irgendwie daran zu erfreuen. Zuviel Plastiklook und Sidescroller sind mir ehrlich gesagt ein Hindernis auf dem Weg zu einer wirklich “immersiven” Rezeption und ich kann nach dem Release von Amiibo, wie in diesem Beispiel hier https://www.youtube.com/watch?v=7XGVpNbS26U nur noch darüber nachdenken, ob ich noch in einer “normalen” Welt lebe oder die Infantilisierung des Erwachsenen einen so dramatischen Zug angenommen hat, daß es mir schwerfällt einem solch merkwürdigen Werbe-Gebaren auch nur irgendeine andere Aufmerksamkeit zu zollen als ungläubiges Kopfschütteln. Lügen hin – Werben her, für mich ist NINTENDO etwas für wirklich kleine Kinder und jeder Erwachsene, der sich in dieser Welt geborgen fühlt, sollte vielleicht mal zum Arzt seines Vertrauens gehen…ich werde das Gefühl nicht los, daß dies ein offene Tür für Pädophilie ist. Oder wie in der gleichnamigen Dokumentation benannt, die konsumierbare Kultivierung einer tiefen gesellschaftlichen psychischen Störung: Otaku ! (http://www.amazon.de/Otaku-Jean-Jacques-Beineix/dp/B00008VDSX)
Siehe erster Kommentar: lasst euch das eine Lektion sein, Kinder! Finger weg von den synthetischen Drogen!
Ich hätte den Kommentar gerne bis zum Ende durchgehalten, aber gleichzeitig lesen und die Kindergartenkinder begrabschen, die ich mit meiner WiiU in unsere mit Yoshi-Wolle ausgekleidete Lusthöhle gelockt habe, überfordert mein von Videospielen eingeweichtes Hirn.
Nach dem doi!tschen G4m3r-Reinheitsgebot von 1933 erkläre ich dich zum Nichtspiel0rzZz!
Nächstes Mal bitte etwas subtiler, FTM, dann kann ich meinen Kopf auch etwas weniger hart auf meinen Schreibtisch kloppen.
Liebe Freunde des zweidimensionalen Hüpfens,
freut mich, daß Ihr so zahlreich zurückschreibt. Klar, daß eine Übertreibung meinerseits hier vielleicht ein wenig zu drastisch formuliert wurde und klar, daß nicht Ihr mit “pädophil” gemeint seid, aber auch klar, daß es das gibt und ich Euch darüber mit einem gewissen Ernst aus der Realität berichten kann, falls es überhaupt jemanden von Euch interessiert, auch über die progrediente Form von Fetischismus und die Prägung des Menschen auf Objekte gibt es zahlreiche schriftliche Abhandlungen, die es wert sind eine immer mehr auf Eskapismus orientierte Gesellschaft ernsthaft zu hinterfragen. AAAAber: Daß der Typ (Verkaufsmanager) am Anfang des von mir zitierten Werbevideos (und man muss wirklich nur diese paar Brocken Englisch verstehen) nicht mehr ganz dicht zu sein scheint, um das Absatzziel zu erreichen und Erwachsenen Spielzeug zu verkaufen, ich denke darüber sind wir uns doch hoffentlich einig ? Falls nicht, würde mich das doch irritieren. Und ich müsste nochmal darüber nachdenken, wie ich die verbleibenden intelligenten Spieler unter Euch mit (m)einem zukünftigen Filmprojekt überhaupt erreichen kann. Ach so und “subtil” ist sicherlich nicht hier und schon gar nicht NINTENDO…insofern, Kissen dazwischen. ;)
Geile Scheiße….ach FTM beschäftige dich lieber mit rituellen Satanismus oder okkulter Symbolik in Videospielen. Ich glaube damit kommst du deinen Thesen besser auf den Grund.
Trollerstag-Beitrag:
@FTM
Deine Mudda spielt Dungeon Keeper auf dem iPhone!
Ganz ehrlich, was wolltest du jetzt eigentlich sagen? Dass du Amiibo doof findest? Okay. Dass du nicht verstehen kannst, wie jemand das gut finden kann? Okay. Dass diese Leute doofe Ohren haben? Nicht okay.
PS: Die E3 ist so unbedeutend, dass sie an mir vorbeiginge, wenn Polyneux darüber nicht geschrieben hätte.
Ich weiß nicht so recht, ob ich hier weiter posten soll, weil es scheinbar niemanden gibt, der liest oder drücke ich mich so unklar aus oder seit Ihr alle schon so weit weg von einer gewissen Nicht-Gamer-Realität, daß es Euch einfach schwerfällt eine ernstgemeinte Auseinandersetzung zu meistern. Keiner hat sich scheinbar den Werbespot angeschaut und niemand kann Englisch ? Ok, ich bin da vielleicht einfach auch zu alt, kann mal vorkommen, ist halt die Zeit. Viel Spaß beim Konsumieren…
@FTM:
WAS?! Du findest Sidecroller scheiße und die Charaktere von Nintendo sind dir zu infantil. Habe den Spot dir zuliebe nun 3 mal angesehen und abgesehen davon, dass ich Plastikfiguren zum freischalten digitaler Inhalte auch Scheiße finde, frage ich mich ernsthaft, warum hier Pädophälie kultiviert werden soll…weil Jean Beineix dass behauptet und mit pseudowissenschaftlichen Geblubber untermauert?! I don’t think so und deine misantophische Meinung zur Menschheit kann ich nur bedingt teilen.
@FTM: *wink*, war schön!
Bye FTW! Don’t let the door hit you on the way out!
@Kashmir (saved my day ;) ) Werbespotanalyse : Wir “erwischen” einen etwa 45 jährigen amerikanischen Mann beim kindlichen Rollenspiel mit zwei Amiibo-Figuren Mario vs.Samus Aran (?) (Metroid) Das Pädophile an der Sache ist für mich, daß ein schlecht inszenierter erwachsener Mann den Raum eines Kindes für einen Werbespot einzunehmen versucht, in dem er ein typisches Kinderspiel imitiert, aber nicht wirklich dabei spielt, sondern lediglich einen “Opener” für die Aufmerksamkeit des Zuschauers sucht, der auch ein Erwachsener zu sein scheint, da seine Ansprache sich im Folgenden nicht an Kinder richtet. Im weiteren Verlauf kommen dann alle Features, die diese Figuren zu haben scheinen in einer Art und Weise, als ob Konsumenten dieser Welt nicht längst die Produkte der Mitbewerber kennen würden und wüßten, daß es sich hier um eine einfache Kopie handelt. NINTENDO hat trotz “neuer” Titel (den hundersten Aufguß von Mario World) im Moment keinen wirklich großen Erfolg und muss aufgrund mangelnder Absätze die WII unbedingt an den Mann oder die Frau bringen, dafür scheint der Marketingabteilung jedes noch so “infantile” Mittel recht. Vielleicht ist hier eher das Wort “Fremschämen” angebracht, aber der Typ und diese “Werbeidee” kotzen mich an, weil er mich als Zuschauer ganz einfach reduziert. Ich habe mir dann ein Smash Brothers Tournament angeschaut und wurde in der Einfachheit der Handlungen nochmals bestätigt, als ich das neue ZELDA sah, der Look und die Spielweise sprechen eine unkindliche und sehr actionlastige Sprache und sind auch hier nicht wirklich neu. Da ich Videogames zu einer eigenen und für mich nach wie vor besonderen Kulturform zähle und die Kommunikation dieser Produktwelten von Jahr zu Jahr weniger Beeindruckendes für mich liefern, verstehe ich nicht, warum ausgerechnet Japaner, die zahlreiche Genres im Gaming, ja sogar das 3D-Gaming ansich für einen großen Markt erfunden haben, sich den Marketingstrategien amerikanischer Werber unterzuordnen und dabei für burger-kauenden white trash zu werben scheinen. Das passt für mich nicht zusammen und darüber ärgere ich mich. Der zitierte Film OTAKU hat mich sehr beeindruckt und ich kann jedem nur empfehlen, sich diesen Film anzusehen, weil er nach 20 Jahren immer noch viel Wahres in sich trägt und von vielen Leuten dafür auch “gehasst” wird. Komischerweise scheinen die darin interviewten Japaner sehr viel offener mit vielen darin angesprochenen Themen umzugehen, die heute der absolute Mainstream sind, der Film ist von 1995 und ist als Dokumentation über das Thema IMMERSION seiner Zeit weit voraus. Und daß ich nicht alleine bin auf der “Suche nach Antworten” zeigt diese kleine Diskussion über die Bedeutung des Wortes AMIIBO (http://www.gamefaqs.com/boards/631516-wii-u/69422551)
@FTM: Na jetzt treffen wir uns auf einer Ebene und es wird sogar wieder Ontopic. ;)
Ich betrachte Nintendos Geschäftgebärden auch seit Jahren mit Sorge, weil Nintendo mir mal wie eine leidenschaftliche Spieleschmiede vorkam, aber seit Jahren nur noch Mist bauen (um vielleicht Investoren zu befriedigen?).
Gut, dass Grafik mich nicht interessiert und ich dank der Emuszene ALLE Spiele der vorvorletzten Generation genießen kann, ohne mich um diesen Zirkus zu kümmern.
Eine Besserung ist in Anbetracht des Kapitalismus wohl nicht in Sicht…hmpf
Stichwort: Otaku…hat mich eigentlich nie interessiert und hielt die Anhänger immer für bescheuert. Schade dass es die Doku nirgends zu “klauen” gibt. Muss ich mich halt mit diesem Text begnügen:
Eine Lebensform der Zukunft? Der Otaku
http://waste.informatik.hu-berlin.de/Grassmuck/Texts/otaku99.html
Besten Dank. Klasse Artikel.