Aber generell bin ich kein großer Freund des Hong Kong-Kinos. Diese unzähligen „cooler, verbitterter Cop gegen Triaden“-Opern sind für mich fast so uninteressant wie das Proll-Genre „Kung Fu-Film“. Aus diesem Grund mag ich auch dedizierte Parodien dieser Genres, wie z.B. Kung Fu Hustle oder auch die Mad Mission-Filme (echt jetzt!).
Wenn es denn überhaupt asiatisches Kino sein soll, dann lieber so Sachen wie The Host, Old Boy, Versus oder auch The Returner.
Ironischerweise führt gerade das Spiel in bestechender Art vor, wie 08/15 die meisten Drehbücher des Hong Kong-Action-Kinos wirklich gestrickt sind. Somit ist die vorhersehbare Hintergrundgeschichte um Ehre, Verrat, Verlust und unausweichlicher Rache für mich auch überhaupt kein Kritikpunkt an Stranglehold, denn was mich im Kino eher langweilt, funktioniert beim Spiel als Motor und Legitimation der Action recht gut. Eben weil sie nicht die Hauptsache bei diesem Spiel ist.Stranglehold ist ein perfekt inszeniertes Actionspiel. Als „Max Payne in durchgestyled“ oder „Tony Hawk mit Knarren statt Skateboard“ wird es beschrieben. Irgendwo habe ich auch eine Diskussion darüber verfolgen dürfen, wer da eigentlich von wem die Bullet-Time geklaut hat. Man einigte sich auf folgende Kette: Stranglehold hat von Max Payne geklaut, welcher sich bei The Matrix bedient hat, welche wiederum bei Hard Boiled geklaut hat, womit sich ja der Kreis schließt. Da mir das aber eigentlich herzlich am Arsch vorbei geht, erspare ich Euch jetzt noch die Klugscheißerei, dass auch John Woo die Bullet Time nicht erfunden hat, sondern irgendein Werbefilmer in den späten 80ern. Ups, doch passiert…
Wie dem auch sei. Stranglehold ist, wenn man immer einen auf Spieleprofessor, Innovationsforderer und Independententhusiast macht, das was der Lateiner „Guilty Pleasure“ nennt: Man darf es eigentlich nicht gut finden, weil es tierisch viel zu kritisieren gibt, kann dann aber irgendwie doch nicht anders. Oder wie mein neuerdings filmbloggender alter Schulfreund Enk, mit dem ich tatsächlich seit der 5. Klasse befreundet bin, was inzwischen ja schon ein deprimierendes Vierteljahrhundert ist, immer zu sagen pflegt: „Ich weiß, dass diese Weiberfilme mit Hugh Grant und Julia Roberts total anspruchslose Grütze sind, aber ich schaue mir trotzdem jeden einzelnen an.“ Guilty Pleasure…
Stranglehold ist völlig stumpfe Ballerei, die durch das ganze Spiel hindurch nach dem gleichen Schema funktioniert: Areal betreten, so lange alle Gegner auf möglichst spektakuläre Weise ins Gras beißen lassen, bis keiner mehr kommt und die Tür zum nächsten Areal aufgeht. Das Ganze ist zwar spielerisch virtuos und sehr abwechslungsreich gestaltet, aber im Grunde war es das auch schon.
Aber verdammt noch mal! Das Ganze ist dermaßen perfekt inszenierte Non-Stop-Action und besticht von Anfang bis Ende durch seine stylische Highend-Grafik (Wie schon in BioShock, so begeistert auch hier die neue Unreal-Engine, natürlich sofern der Rechner das mitmacht) sowie die fast völlig zerstörbare Umgebung, so dass ich keine Sekunde den Kauf auch nur ansatzweise bereut habe. Klar, wenn ich das Spiel bezüglich seines Gameplays sezieren wollte, käme es eigentlich nicht wirklich gut weg. Aber wer will das? Es macht tierisch Spaß und vermag trotz oder gerade wegen seiner Einfachheit sogar, zu beeindrucken. Zumindest mich, den Spieleprofessor, den Innovationsforderer, den Independententhusiasten, den Junkie…
Wenn Ihr generell Actionspiele mögt und insbesondere Max Payne nicht nur wegen seiner Film-Noir-Atmosphäre toll gefunden habt, dann lohnen die ca. 45 Euronen auf jeden Fall. Auch wenn Stranglehold mit 6 bis 8 Stunden Spielzeit relativ kurz geraten ist, fühlte ich mich bestens und adäquat unterhalten!
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