Ja, man kann mit dem iPad super surfen, im Bett Videos schauen und Bücher lesen. Aber machen wir uns nichts vor: Natürlich ist dieses brillante, 24,6 cm große Touchdisplay in Wirklichkeit nur zum Spielen da. Der Rest ist Alibi. Daher wird euch Manu von nun an des Öfteren mit ein paar iPad Spiele-Reviews und Specials versorgen.
Wer nach dem Kauf eines mobilen Gerätes von Apple im App Store nach Spielen sucht, wird um eine Firma nicht herumkommen: Gameloft. Der französische Publisher und Spieleproduzent ist ein weiteres Unternehmen der Guillemot-Brüder, die sich auch hinter Ubisoft verbergen. Seit 1999 konzentriert sich Gameloft auf den mobilen Spielemarkt. Zum Launch des iPads sind direkt acht exklusive Titel erhältlich. Grund genug für mich ein paar der Spiele dieses Publishers näher unter die Lupe zu nehmen. Nach einer freundlichen Anfrage bei Gameloft durfte ich mir raussuchen, welche Spiele mich für dieses Publisher-Special reizen. Herausgepickt für euch habe ich folgende drei Titel: Ein Dungeon-Crawler-Hack’n’Slay namens Dungeon Hunter HD, ein Sci-Fi Ego-Shooter mit dem Titel N.O.V.A.: Near Orbit Vanguard Alliance HD und ein Fun-Racer mit einer bekannten Dreamworks-Lizenz: Shrek Kart HD.
Dungeon Hunter HD
Wie beschreibt man ein Spiel mit einem Satz und jeder Gamer weiß, wie das Spiel ist? Ganz einfach: Dungeon Hunter ist ein Diablo-Klon. Aber das ist GENAU das, was ich auf dem iPad spielen möchte! Grafisch auf der Höhe wie Torchlight, mit schönen Effekten und toll aussehenden Zaubersprüchen begeben wir uns mit unserem Alter Ego, der wahlweise Krieger, Schurke oder Zauberer sein darf, in die Welt und Unterwelten von Gothicus. Große Dungeons, abwechslungsreiche Gegner-Typen, Kisten, Schalterrätsel und jede Menge Loot – Einfach wunderbar!
Die Steuerung ist dabei so simpel wie effektiv: Mit dem Finger zeige ich, wo mein Charakter hinlaufen soll oder ich lasse den Finger gedrückt und dragge das Zielkreuz vor dem Charakter her wie die berühmte Karotte vor dem Esel. Um Zaubersprüche, Sonderfähigkeiten oder die Waffe zu schwingen, drücke ich die entsprechenden Icons auf der rechten Seite.
Im Gegensatz zum großen Vorbild hat Gameloft diesem Dungeon-Crawler aber einige nette Komfort-Funktionen spendiert. So sammelt unsere Figur die fallengelassenen Geldstücke und Items automatisch beim darüberlaufen ein. Auch kann ich jederzeit überflüssiges Gepäck in meinem Inventar in Gold umtauschen (wenn auch zu einem schlechteren Kurs als direkt beim Händler) und aus Dungeons komme ich bei akuter Ungeduld durch eine Schnellreisekarte mit direkt anwählbaren Reisezielen fix heraus. Achja, und wenn ich mal keine Lust habe, mir alle Item-Statistiken durchzulesen, dann hilft der Knopf “Beste Ausrüstung anlegen” dabei, nicht völlig underdressed beim nächsten Kampf aufzulaufen. Kleine Feen, die wir im Laufe der Quests befreien, schließen sich uns an und bringen uns weitere Sonderfähigkeiten mit Elementarschaden wie einen Blitzsturm oder einen Orkan. Natürlich geben uns Quests Erfahrungspunkte, die wir auf die üblichen Charakterwerte verteilen dürfen und Questgeber haben das genretypische Fragezeichen über dem Kopf schweben. Das stört aber alles nicht, die Formel ist gut und die Formel macht Spaß, vor allem, wenn sie so gut umgesetzt und im Detail verfeinert wurde wie hier von Gameloft.
Dungeon Hunter ist mein momentaner Favorit auf dem iPad und gefällt mir sogar noch einen Tick besser als Torchlight, ganz einfach, weil ich es spielen kann wo ich möchte. Wer der Diablo-Formel gegenüber auch nur im Geringsten empfänglich ist, wird großen Spaß in den Katakomben von Gothicus haben.
N.O.V.A.: Near Orbit Vanguard Alliance HD
Kandidat Zwei auf meiner Liste: Der Ego-Shooter. Hm… Ich hab’ doch da noch was in meiner Zwischenablage, Moment: Wie beschreibt man ein Spiel mit einem Satz und jeder Gamer weiß, wie das Spiel ist? Ganz einfach: Dungeon Hunter N.O.V.A. ist ein Diablo HALO-Klon.
Ich war ja sehr kritisch während des Downloads. Wie krampfig und nervig wird die Steuerung eines 3D-Ego-Shooters wohl auf einem Touchdisplay werden? Nun, ehrlich gesagt: zu Beginn sehr! Das Laufen nach vorne, hinten, links und rechts mit dem linken, virtuellen Analogstick klappt sehr gut, aber als extrem verwirrend und unhandlich empfand ich zu Beginn die Aufgabenteilung des rechten Daumens. Man blickt mit dem Analogstick um sich, zum schießen soll man aber irgendwo neben dem Steuerungselement drücken. Hier fehlt eindeutig ein “Trigger” an der Unterseite des iPads. Glücklicherweise kann man sich jedoch das Interface komplett nach seinen eigenen Wünschen gestalten, Elemente auf dem Bildschirm beliebig anordnen und auch einen Schussbutton einblenden. Mit diesen Settings konnte ich mich nach einigen Minuten dann doch anfreunden und das Spiel genießen. Wenn man sich dann darauf einlässt, fährt NOVA wirklich alles auf, was einen guten Shooter auszeichnet: Actionreiche Shootouts auf einem von Mutanten verseuchten Raumschiff, hübsche Außenareale, interessante Waffentypen, versteckte Munitionskisten, die mit einem Bioshock/Pipemania-ähnlichem Minigame (Lichtstrahlen mit Spiegeln an die richtigen Schalter lenken) gehackt werden müssen und natürlich: eine gute, ruckelfreie Grafik. DAS bekommt N.O.V.A. wirklich erstaunlich gut hin, das iPad kann hier richtig zeigen, was es grafisch zu leisten bereit ist.
Als Shooternahrung für unterwegs ist N.O.V.A auf jeden Fall zu empfehlen. Auch hier wurden gute, bekannte und gelernte Elemente des großen Vorbildes gekonnt aufgegriffen und an das Gerät und dessen Mobililtät angepasst. Selbst ein lokaler und Online-Multiplayer-Modus sind enthalten.
Doch das Beste daran: Im Vergleich zu einem Vollpreis-Konsolen oder PC-Titel muss man für N.O.V.A. nur ca. 5 EUR investieren. Viel Spielspaß für wenig Geld und von daher absolut empfehlenswert und alle mal Wert, sich ein wenig an die Steuerung zu gewöhnen. Eine absolute Messlatte für alle Shooter, die auf dem iPad erscheinen werden.
Shrek Kart HD
Am Titel des Blogeintrags könnt ihr bereits erahnen was jetzt folgt. Genau: Wie beschreibt man ein Spiel mit einem Satz und jeder Gamer weiß, wie das Spiel ist? Ganz einfach: Shrek Kart HD ist ein Mario Kart-Klon. Nachdem Sonic und seine Allstars auf den Konsolen bereits blasphemisch tätig wurden und den heiligen Gral der Funracer ohne Skrupel 1:1 imitierten, darf auf Apples Geräten Gameloft nun dieses Sakrileg mit der Shrek Lizenz begehen. Als großer Mario Kart Fan bin ich vor dem Download selbstverständlich zwiegespalten. Aber was bleibt einem schon übrig, seit Nintendo Apple als “den neuen Feind” ausgerufen hat. Den Klempner und seine Freunde werden wir noch unwahrscheinlicher auf dem iPad erleben als die Integration von Flash in den Browser. Also open minded bleiben und hoffen. Die beiden anderen Klone waren ja auch super und die Mario-Kart-Formel ist eigentlich relativ leicht umzusetzen und nachzuahmen.
Muss man das Genre des Kart Racers noch großartig erklären? Wir suchen uns aus den Figuren des Shrek-Universums eine passende Identifikationsfigur aus und los geht’s. Auf Rundkursen versuchen wir dann, als Erster durch das Ziel zu gelangen und um die Meisterschaften zu gewinnen versuchen wir das relativ häufig. Dabei stehen uns neben dem fahrerischen Können allerlei Hilfsmittel zur Verfügung, die wir durch einfaches überfahren einsammeln und mit einem beherzten Tastendruck unseren Mitfahrern um die Ohren fetzen. Explodierende Fässer, Schutzschilde, sichtversperrende Hinweisschilder, Turbo- und Verlangsamungszauber, falsche Kisten, Autopilot – das altbekannte Repertoire in anderer Verpackung eben. Auf den Strecken finden wir auch die gewohnten Beschleunigungsfelder, die für einen Sieg nicht verpasst werden sollten. Neben den Items, die wir zufällig durch die Kisten mit Fragezeichen zugewiesen bekommen, steht jedem Fahrer eine besondere Eigenschaft zur Verfügung, die nach der Benutzung eine Cooldown-Phase durchläuft, bevor sie erneut einsetzbar ist.
Die voreingestellte Steuerungsart nutzt den Accelerometer des iPads, erkennt also, ob ihr das Tablet nach links oder rechts kippt. Die Karts geben von selber automatisch immer Vollgas, wir müssen nur bremsen und lenken. Das mit der Kippsteuerung ist ja so Geschmacksache. Kann man so spielen, muss man aber nicht (mich nervt das eher). Alternativ lässt man den Daumen auf der linken oder rechten Seite des Bildschirms gedrückt um solange in die jeweilige Richtung zu lenken. Fühlt sich etwas digitaler an, aber klappt eigentlich ganz gut. Einziger Nachteil an der Steuerungsart: Zum “Sliden” muss man gleichzeitig bremsen und lenken, ergo kann man das in der “digitalen” Steuerungsart nur bei Rechtskurven einfach bewerkstelligen, ohne sich die Finger zu verrenken. Die Strecken sind spaßig gestaltet, passen perfekt zum Humor und Setting der Filmvorlage(n) und sind abwechslungsreich wie man es von Mario Kart kennt. Grafisch könnte das Spiel ein paar Polygone mehr vertragen, aber dafür läuft das Spiel stets flüssig und ohne Ruckler. Einzig ein paar unschöne Popups erinnern an frühere Rennspiel-Zeiten.
Neben den Einzel- und Meisterschaftsrennen stehen noch ein Arena-Modus sowieso Challenges für den Einzelspieler zur Auswahl. Die Arena kopiert den bei Mario Kart sehr beliebten Modus, bei dem man versucht den gegnerischen Fahrern die Luftballons abzunehmen. Hier sind es eben keine Lutfballons sondern es werden einfach die fremden gegen die eigenen Abschüsse gezählt. Die Challenges fordern uns auf, eine bestimmte Anzahl von Gegenständen auf einer Strecke zu sammeln oder ein Zeitlimit zu unterbieten. Multiplayer gibt es auch, beschränkt sich auf allerdings auf lokale WiFi- und Bluetooth-Verbindungen.
Auch der dritte Klon im Bunde konnte nicht nur in Relation zum Preis, durchaus überzeugen. Mir machte Shrek Kart Racing sehr viel Spaß. Das Shrek-Setting passt und wirkt nicht aufgesetzt und ist in Anbetracht, dass Mario Kart nie auf dieser Plattform erscheinen wird, eine richtig gute Alternative.
Man darf gespannt sein, welches große Vorbild sich Gameloft als nächstes vornehmen und für das iPad anpassen wird. Wenn diese jedoch weiterhin diesen Qualitätslevel haben den die hier drei getesteten Spiele vorweisen, dann sieht es für Spieler auf dem iPad wirklich gut aus.
Mich würde interessieren: Habt ihr euch ein iPad gekauft? Wenn ja, welche Spiele spielt ihr auf dem iPad? Freue mich auf sachdienliche Hinweise in den Comments für die nächste Ausgabe von iPad Digest.
Danke an Gameloft für die freundliche Unterstützung mit den Reviewcodes.
7 Kommentare
Ich spiele die üblichen Verdächtigen (Flight Control HD, Angry Birds HD, Fieldrunners HD, Plants vs Zombies HD und noch mehr so HD Kram…).
Außerdem empfinde ich Mirror’s Edge als sehr empfehlenswert.
Das iPad punktet bei mir aber besonders bei “lokalen” Multiplayer-Spielen: Ludo (Mensch ärgr dich nicht), UNO, Game Table und Omium. Auch der Mirrors Edge Splitscreen-Modus macht Spaß.
Mit Dungeon Hunter konnte ich mich nicht anfreunden, ds liegt aber einfach an meiner geringen Begeisterung für das Genre. Für RPG-Liebhaber ist ChaosRings empfehlenswert, wenn auch ursprünglich fürs iPhone entwickelt rockt das ganze mit “doubled pixel” immer noch.
Bei NOVA hatte ich zu beginn auch Probleme mit der Steuerung, man kommt aber recht schnell rein. Klasse Spiel.
Freu mich auf weitere iPad-Artikel.
Die üblichen Verdächtigen sind ganz ok, aber doch eher casual und mal für die 5 Minuten zwischendurch. Außer Plants vs Zombies versteht sich.
Mirror’s Edge hattest du mir ja in meinem Blog schon empfohlen, das werd ich mir definitiv holen demnächst, wenn Du so davon schwärmst ;) Auch das Civilization werde ich mir bei der nächsten längeren Zugfahrt wohl anschaffen.
Neu bekommen habe ich Baphomet’s Fluch: Director’s Cut, mit neuen Rätseln, Szenen und aufgehübschten Grafiken. Endlich ein gutes Classic-Adventure!
Und Sam&Max hat ja Nille schon empfohlen, gibt’s auch für’s iPad, allerdings mit argen Sound und Grafikrucklern, aber das patchen die hoffentlich noch.
Freue mich ja wahnsinnig auf Monkey Island 2 SE – das wird ein Fest!
Wann kommt Carcassonne? :-)
@Pascal: Any second now oder in 4 Wochen, das Apple Reviewcenter existiert ja außerhalb unseres Zeitkontinuums.
Holst du es Dir? Battle?
Ja, ja. Ich mach dich fertig. (Auch wenn ich annehme, dass du es besser kannst als ich. Brettspielenerd.)
Was ich mich ja schon länger frage: verdeckt man nicht manchmal/öfter mit den fingern, die man zum steuern nimmt, (wichtige) Teile des sichtbaren Bildschirms? Und wie sehr nervt das beim Spielen?
@Flocker: nö, also beim iPad sowieso nicht, da ist genügend Platz. Am iPhone aber auch nicht, ist mir zumindest noch nie störend aufgefallen.