Wir öffnen für euch jeden Tag ein Türchen in unserem Adventskalender und präsentieren euch jeweils einen unserer ganz persönlichen Lieblings-Autoren, die einen kleinen Gastbeitrag für uns und euch verfasst haben. Unser heutiger Autor schreibt nicht an den Weihnachtsmann, sondern an sich selbst…
Brief an mein Vergangenheits-Ich
Gastbeitrag von Daniel Ernst, bloggt unter hunteritem.de.
Hi. Du kennst mich nicht. Zumindest noch nicht. Ich bin du. Also das Du, das du mal wirst. Warum ich dir schreibe? Und warum mit so einem verfluchten parataktischen Satzbau? Ach, du weißt ja noch gar nicht was parataktischer Satzbau ist. Kommt noch. Ist auch erst mal egal.
Bald ist Weihnachten und der Manu bat mich einen Artikel für seinen Adventskalender zu schreiben. Was schreibt man denn da? Weihnachten. Hmm. Ist mir heute nicht mehr so wichtig. Aber dir, richtig? Ja, ich erinnere mich. Weihnachten war früher noch spannend. Besuch bei den Verwandten. Kekse von Oma. Geschenke und so. Ja, Geschenke. Diese Vorfreude. Diese Anspannung. Fast schon Nervosität. Endlich das ferngesteuerte Auto. Die Lego-Burg. Das GameBoy-Spiel. Früher. In deinem Alter. Glaub mir, Geschenke werden irgendwann unwichtig. Dir reicht das Zusammensein mit deinen Liebsten. Omas verdammte Kekse schmecken natürlich immer noch. Andere schreiben an den Weihnachtsmann, ich schreibe an mich selbst. Mein Kindheits-Ich. Dir! Ich habe nämlich einen Wunsch. Einen Wunsch den der Weihnachtsmann – du wirst später noch eine unbequeme Wahrheit über ihn herausfinden – mir nicht erfüllen kann: Genieße bitte deine unbeschwerte Zeit. Genieße die ganzen ersten Male. Genieße alle Filme von denen du sagen wirst: „Das ist jetzt aber mein absoluter Lieblingsfilm!“. Genieße es in der Öffentlichkeit mit deinen Freunden über Pokémon zu reden, ohne von anderen komisch angeguckt zu werden. Genieße den Moment in dem du denkst, dass die Grafik von Stunt Racer FX wohl das Krasseste ist was du je sehen wirst. Genieße es, dass du die Zeit hast in Zelda jeden Fleck der Welt mit der Schippe umzugraben. Irgendwo muss doch noch ein Herzcontainer sein. Nur eine Sache muss ich dir sagen. Mit 14 kommst du auf die Idee, Geld zu brauchen. Du wirst auf den Flohmarkt gehen. Wenn das passiert, dann sag dir bitte diese Worte immer wieder laut vor: WIE KOMMST DU AUF DIE BESCHISSENE IDEE, DEINEN SUPER NINTENDO UND ALLE SPIELE FÜR 50 MARK ZU VERSCHERBELN? VOLLIDIOT! GRRR!!
Frohe Weihnachten
Dein Zukunfts-Ich
6 Kommentare
Achievement unlocked: Spiele damals nicht für wenig Geld verramscht.
Achievment unlocked: Spiele als Erwachsener für teuer Geld wieder gekauft!
Mein Sohn ist noch keine zwei Jahre alt und daher hat er noch keine Konsole, aber ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass ich wann immer er “den alten Scheiß” loswerden will, ich derjenige sein werde der ihm das alles abkauft. Nicht weil ich das unbedingt haben will, sondern weil ich ihm das alles wieder geben kann, wenn seine Quarter-Life-Crisis einsetzt. Ich wünschte mein Vater hätte so gehandelt… Aber wenn mein Sohn im Konsolen-Alter ist gibt’s eh keine Retail-Spiele mehr und wenn doch, wird man sie dank Account-Bindung eh nicht verkaufen dürfen, von daher wird das für ihn vermutlich nie zum Problem.
ich glaube, den letzten Satz rahme ich mir ein :D
Das kenne ich leider nur zu gut. Aber wie hätte ich mir den SNES leisten können, hätte ich nicht den Game Boy verkauft? Wie hätte ich mir den N64 leisten können, hätte ich nicht SNES + alle Spiele (150 Mark, bitches!) verkauft? Ein Teufelskreis. Zum Glück besitze ich jetzt alles wieder. In Originalverpackung und besser erhalten, als meine eigenen Konsolen es mittlerweile wären. (Aufkleber auf SNES-Konsole, anyone? Eigenen Namen mit dem Edding ins Game Boy-Batteriefach schreiben, weil der Bruder auch einen hat? Und sowieso jede Cartridge mit dem eigenen Namen versehen? Und natürlich auf der Link to the Past-Map jeden Schatz mit Fineliner einzeichnen!)
David: Haha, das mit dem Namen mit Edding auf das Gerät und die Cartridges draufschreiben hatte ich genauso – hab die aber alle noch ;) Nur die Verpackungen hab ich leider irgendwann mal weggeworfen.
Holger: Deine Schlussfolgerung mit der Account-Bindung ist gut gebrüllt. Bleibt zu hoffen, dass es sich eher so entwickelt, dass es dann kein DRM mehr geben wird.