Mit der (eventuell leicht veränderten) Catchphrase des Spiels führt wohl mindestens die Hälfte aller Artikel über VA-11 Hall-A in sein Thema ein. Ich wünschte, ich könnte mich damit profilieren, es anders zu tun; aber der Satz ist so verdammt gut und passt so trefflich zum Spiel, dass ich nicht anders kann. Ich beruhige mich einfach mit dem Wissen, dass es vermutlich sowieso kaum Artikel zu diesem kleinen Goldstück gibt.
Wolltet ihr eigentlich schon mal Barkeeper sein? Ist doch irgendwie die Fantasie jedes U20-Partygängers, am anderen Ende der Schnapsleitung zu stehen und den attraktiven Gegenübern gegen enormes Trinkgeld und gelegentlichen Geheimnisaustausch grandiose Drinks zu servieren. Wenn man dann auch noch total auf Anime steht und dementsprechend unter dem Attribut ‘attraktiv’ auch Waifus abheften kann, springt einem VA-11 Hall-A natürlich sofort als ideale Wahl ins Auge. Ansprechend gezeichneten Girlfriend Material-Stereotypen beim kontinuierlichen Kontrollverlust zusehen könnte man dann als Kaufgrund für den Bartender Simulator aufführen… vorausgesetzt, man möchte dem Spiel wahrhaftig und komplett unrecht tun.
Denn Sukeban Games tun sich wahrlich keinen Gefallen mit ihrem Spieleimage als Waifu Simulator.
Abseits seiner bewusst herausgekehrten Klischees findet in der kleinen Schmuddelbar der technobabylonischen Cybercity das echte Leben statt. Egal wie berechnend designt eine vollbusige, katzenohrige Trinkerin auf mich als Spieler scheint, für Protagonistin Jill ist sie eine Bekanntschaft, bald vielleicht eine Freundin. Alles ergibt aus der Spielwelt heraus Sinn, wird zumindest so erzählt, als wäre es das normalste der Welt. Und auch wenn ich nicht immer ganz nachvollziehen kann, warum eine Erkrankung der Mutter dem Baby Katzenohren verpassen sollte, ist es mir eigentlich doch egal. Denn unter Stellas bionischem Auge steckt dann doch ein menschlicher Gesprächspartner für die sorgengeplagte Jill. Und im Laufe der so wundervoll geschriebenen Dialoge kann ich mir immer weniger vorstellen, dass Sukeban Games dieses Talent unter den Ecchi-Fantasien lüsterner Teenager begraben wollen.
Und weil zu jeder Bar natürlich auch eine Jukebox gehört, darf auch Jill sich jeden Abend und nach jeder Raucherpause eine neue Platte zusammenstellen. Allein, dass ich mir meine Musik selbst aussuchen darf, gibt mir eine Macht über die Räumlichkeiten dieser Kneipe, die mich zum eigentlichen Herrscher der Theke macht. Mag sein, dass der Boss in seinem Büro über meine Einnahmen wacht, mag sein, dass mein mageres Gehalt vom guten Willen trinkgeldgebender Trunkenbolde abhängt – weil ich bestimme, wozu ihr rockt und swingt, seid ihr mir ebenso sehr ausgeliefert, wie wenn ich euren Fluffy Dream mit ein paar zusätzlichen Tropfen Karmotrine zu einem süßen, schaumigen Lichtausknipser mische. Time to mix drinks and make mischief.
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