Noch sieben Minuten Rasenmähen, damit ich eine Fähigkeit bekomme, mit der ich schneller Unkraut jäten kann. Klingt das dumm? Klar tut es das. Ich stehe doch nicht nach acht Stunden stumpfer Arbeit im Home Office am Schreibtisch auf, gehe rüber ins Wohnzimmer, setze mich vor die PlayStation und räume mäßig hübsch gerenderte Gärten auf, oder? Oder? Oder…?
House Flipper: Garden ist ein DLC zu House Flipper, dem seltsam erfolgreichen Simulator-Hit, bei dem man als Handwerker*in Rohre verlegt, Parkett wienert und Löcher kittet – und nichts davon auf die schlüpfrige Art, die sich manch einer erhoffen mag. Mit Aufträgen verdient man sich Geld, um sich irgendwann kaputte Häuser zu kaufen, die man dann auf Vordermann bringt und teurer verkauft, als man sie eingekauft und renoviert hat. Diese Aufträge und Renovierungen bestehen daraus, in mühseliger Kleinstarbeit Wände zu zerschlagen und neue hochzuziehen, selbige zu streichen, Toiletten und Heizkörper zu installieren, Kakerlaken und Schimmel zu reinigen oder Möbel auszusuchen, die den potenziellen Käufer*innen möglichst viel Geld aus der Tasche leiern. Und das gleiche, nur eben im Garten, lässt sich nun dank Garden auch um das Haus herum machen. Neue Aufträge befassen mich mit dem Fällen von Bäumen, dem Montieren von neuen Sandkästen, dem Pflanzen von Blumen und dem Mähen von Rasen. Meine eigenen Gärten darf ich anschließend sogar in verschiedenen Kategorien zu Wettbewerben anmelden, um das hoffentlich preisgekrönte Grundstück anschließend deutlich teurer zu verkaufen als zuvor.
Conan, what is best in life? Rasenmähen
Und während mich die ganze House Flipping-Routine ausgesprochen kalt lässt, wenn ich fünfzehn Wandbereiche durch den immergleichen Tastendruck klein schlagen soll, um die gleiche Wand ein Mü weiter links wieder hoch zu ziehen, nur damit ich einen Waschtrockner installieren kann, wo vorher ein Waschbecken war, ist das erschreckenderweise im Garten-Part von House Flipper nicht so. Ich finde es beängstigend befriedigend, einen Feigenbaum in einen digitalen Vorgarten zu setzen, diesen zu gießen, ihn mit Schotter zu rahmen und dann zum englischen Gartenwettbewerb anzumelden. Warum das ein Problem ist, fragt ihr? Ich habe einen Feigenbaum auf der Terrasse, der umgetopft werden müsste. Seit Monaten. Und das macht mir dann wieder keinen Spaß. Es ist frustrierend.
Dafür kann House Flipper: Garden natürlich nichts. Viele Menschen lieben die monotone Handarbeit diverser Simulationen, von Euro Truck bis Thief Simulator. House Flipper bedient immerhin auch gleich noch zwei der drei Voraussetzungen aus dem alten Machismus, ein Mann müsse ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Baby zeugen, um was wert zu sein. Das ist natürlich genauso dämlich wie Befriedigung aus dem Umstand zu ziehen, dass ich gerade zwanzig Minuten eine Einfahrt gefließt habe und dafür genug virtuelles Geld bekomme, um meinem virtuellen Büroschuppen einen virtuellen Bonsai in den Vorgarten zu setzen. Wenn schon meine echten Terrassenpflanzen keine Liebe erfahren, dann schütte ich meine verklemmten Garten-Emotionen doch wenigstens in digitale Güter. Was mich in Harvest Moon unterhält, seit ich acht bin, kann eben auch in so einer stumpfen Umgebung wie House Flipper nicht schlecht sein. Und wenn ich ehrlich bin: Mit dem House Flipper Apocalypse DLC oder dem neu veröffentlichten Castle Flipper treffen die Devs dann zumindest vom Setting her noch mal mehr meinen Geschmack. Humor scheinen sie ja zu haben.
2 Kommentare
sehr cooler Artikel, danke
Jetzt will ich das auch. Verdammt!