The Doctor: I found her wandering around the Brand New Forest.
Clara: Brand New Forest?
The Doctor: Yes. It’s like the New Forest, except even newer.
Es war Mitte Februar. Ich stand in einem Videospiele-Fachgeschäft in Freiburg im Breisgau und versuchte, Nintendos New 3DS zu erwerben. Ein bisschen seltsam von mir, weil meine lieben mitreisenden Kollegen gerade im großen Stil auf die PlayStation Vita aufgerüstet hatten. Während man in Bus und Bahn um mich herum den größten Multiplayer-Spaß aller Zeiten mit Worms und Call of Duty zu haben schien, kaufte ich die sachte überarbeitete Version einer tragbaren Konsole, die ich bereits besaß.
Zumindest versuchte ich, sie zu kaufen. Der New 3DS XL? Ausverkauft. Der New 3DS in weiß? Schon weg. Ein letzter schwarzer n3DS wäre noch da. Monster Hunter 4? Haha! Innerhalb von zwanzig Minuten vergriffen. Von Zelda: Majoras Mask wäre noch ein einziges Exemplar verfügbar.
Nintendo meint es nicht gut mit Freiburg. Ich nahm den schwarzen n3DS mit, denn ich spielte sowieso mit dem Gedanken, vom XL auf die kleinere Version umzusteigen.
System Transfer
Spielstände, Nintendo ID und digital gekaufte Spiele vom alten auf das neue Gerät zu übertragen, ist durchaus auch auf Reisen und in Hotelzimmern möglich. Beide Geräte müssen zur Überprüfung der Nintendo ID kurz ins Internet, die Datenübertragung zwischen den beiden Kästchen läuft danach per lokalem WLAN ab. Empfehlenswert ist, die Daten von der alten SD-Karte am PC auf die neue Micro-SD zu kopieren. Ich hatte aber leider keinen Kreuzschlitzschraubendreher in meinem Koffer, um beim neuen Gerät den Kartenslot hinter der Zierblende freizulegen, deshalb schied diese Variante aus. Die Übertragung mehrerer Gigabyte an Daten über das lokale WLAN von einem 3DS zum nächsten dauert Stunden.
Nintendo hat jede Menge Aufwand betrieben, um den System Transfer mit dem hübschesten Fortschrittsbalken der Menschheitsgeschichte zu veredeln. Eine Horde kleiner Pikmin trägt in schönstem 3D Datenpakete vom alten zum neuen 3DS. Gott, sind die niedlich! Dafür, den System Transfer in irgendeiner Form robust und fehlertolerant zu gestalten, hatte danach leider niemand mehr Zeit.
Nach dem Kopieren der Daten versuchte mein New 3DS, noch einmal ins Internet zu kommen, um meine Nintendo ID final an sich zu reißen, fand aber plötzlich das Hotel-WLAN, in dem er sich zuvor noch problemlos tummelte, nicht mehr. Die Wahl, einen weiteren Verbindungsversuch zu starten, ließ er mir nicht, sondern brach den gesamten, inzwischen schon drei Stunden dauernden Transfervorgang mit einer Fehlermeldung ab und präsentierte sofort wieder sein völlig jungfräuliches Hauptmenü, ohne eine Spur meiner Daten und Spielstände. Dem alten 3DS XL sagte derweil niemand Bescheid, dass der Kopiervorgang schiefging. Er würde wahrscheinlich noch heute auf Rückmeldung warten, hätte ich ihn nicht per Hard Reset durch sekundenlanges Drücken der Power-Taste neu gestartet. Eine andere Möglichkeit, den Transfer abzubrechen, gibt es nicht.
Danach musste ich noch einmal komplett neu beginnen, inklusive erneuter Übertragung aller meiner Daten von einer SD-Karte auf die andere. Drei Stunden banges Warten, ob die finale Einwahl ins Internet diesmal klappt…. Das tat sie. Seitdem ist der alte XL softwareseitig quasi wieder fabrikneu und wartet darauf, an unbedarfte Verwandte weitergereicht zu werden. Auf dem n3DS dagegen ist alles so eingerichtet, wie ich es vom alten Gerät gewohnt war.
Bildschirm und 3D
Während der neue XL praktisch dieselben Ausmaße wie sein Vorgänger hat, ist der n3DS im Vergleich zum originalen 3DS etwas gewachsen. Ich weiß, die Mehrheit wird wegen des großen Bildschirms sicher zum Formfaktor des XL tendieren, aber alle Mitglieder der 3DS-Familie haben die gleiche Bildschirmauflösung, und dass das Bild auf dem riesigen Schirm des XL deshalb völlig verpixelt aussieht, ging mir in letzter Zeit zunehmend auf die Nerven. Der n3DS ist für mich mit seinem kleineren, dafür schärferen Bild ein guter Kompromiss.
Enorm verbessert wurde beim neuen Modell der 3D-Effekt. Die Kamera des 3DS überwacht nun, aus welchem Blickwinkel man auf das Gerät schaut, und passt den 3D-Effekt entsprechend an. Das klappt selbst im Dunkeln, solange die Kamera im Schein der beiden Bildschirme noch die Augen des Nutzers erahnen kann. Auf etwas anderes als die Augen wird nicht geachtet, das Ganze geht also spektakulär schief, sobald man eine Sonnenbrille trägt.
Sonst aber funktioniert es ausgezeichnet, auch bei schnellen Bewegungen und Ruckeleien. Während ich den 3D-Effekt beim alten XL als anstrengendes und überflüssiges Gimmick empfand und ihn praktisch immer ausgeschaltet hatte, habe ich ihn nun fast dauerhaft aktiviert, ohne groß darüber nachzudenken. Weil’s einfach schicker aussieht. Wenn Freunde oder Kollegen in den letzten Jahren meinen 3DS sahen und fragten, ob sie ihn ausprobieren könnten und wie das mit dem 3D so wäre, bekam ich das Gerät meist kurze Zeit später mit einem „Meh, geht so…“ wieder zurückgereicht. Mit dem n3DS ist das anders. Okay, nicht völlig anders. Zurückbekommen habe ich ihn glücklicherweise noch jedes Mal. Aber der 3D-Effekt hat nun endlich diesen Wow-Faktor, der ihn über einen reinen Marketing-Gag hinaushebt.
Weniger positiv formuliert: Das zentrale Verkaufsargument, das große Feature des 2011 erschienenen 3DS ist erst heute, vier Jahre später, wirklich praktisch verwendbar. Wenn man sich neue Hardware kauft.
Übrigens: Selbst wenn man dieses neue, „bewegungsstabile“ 3D ausschaltet, den 3D-Effekt also wie bisher und ohne Kamera arbeiten lässt, strengt das 3D des qualitativ hochwertigeren Bildschirms für mein Empfinden die Augen weniger an als bisher.
Neu ist eine automatische Helligkeitsanpassung des Displays entsprechend des Umgebungslichts. Von Smartphones kennt man so etwas schon länger und es ist auch hier definitiv komfortabler als die bisherige Lösung, die Helligkeit von Hand im Sonnenschein nach oben und nachts nach unten zu regeln. Wirklich gut umgesetzt ist die Auto-Helligkeit leider nicht: Die einzelnen Helligkeitsstufen liegen viel zu weit auseinander und die Software regelt häufig und übernervös daran herum, auch wenn es gar nicht nötig wäre.
Prozessor und Geschwindigkeit
Der n3DS hat einen Vierkern- statt des bisherigen Zweikern-Prozessors spendiert bekommen, bei unveränderter Taktrate. Auch der Arbeitsspeicher wurde aufgestockt. Spürbar ist das aktuell vor allem im Hauptmenü und im eShop, die beide deutlich flotter reagieren. Der Wechsel aus Spielen ins Hauptmenü und wieder zurück geht fast verzögerungsfrei vonstatten. Downloads bringt der n3DS um Welten schneller über die Bühne. Performance-Vorteile in Spielen habe ich dagegen nur in Smash Bros. und Monster Hunter 4 feststellen können, die vor allem deutlich verkürzte Ladezeiten haben. Ältere Spiele laufen meiner Erfahrung nach exakt so gut oder schlecht wie auf der alten Hardware. Die Kämpfe in Pokémon XY beispielsweise ruckeln bei aktiviertem 3D immer noch erbärmlich vor sich hin.
Tasten und Regler
Seit Jahren konnte man den 3DS mittels des Circle Pad Pro um ein weiteres Schiebepad und zwei zusätzliche Schultertasten erweitern. Diese Eingabemethoden sind nun direkt in den n3DS gewandert. Alle Spiele, die bisher schon das Circle Pad Pro unterstützten, arbeiten damit problemlos zusammen. Die neuen Schultertasten bedingen, dass man den Handheld etwas weiter umgreift als bisher, nach etwas Eingewöhnungszeit komme ich damit aber prima klar. Die innen liegenden, neuen Tasten stehen etwas weiter heraus und werden mit der Fingerkuppe gedrückt, die außen liegenden, bisherigen Schultertasten eher mit dem Knöchel oder dem Gelenk, man kann beide jedenfalls – auch wegen ihrer guten Druckpunkte – weit besser unabhängig voneinander bedienen, als ich im Vorfeld gedacht hätte.
In dieser Handhaltung kommt man auch an das linke Schiebepad, die vier Aktionstasten und den C-Stick, der als Ersatz für das zweite Schiebepad des Circle Pad Pro fungiert, sehr gut heran. Lediglich das digitale Steuerkreuz liegt so tief, dass ich es nicht bequem gleichzeitig mit den Schultertasten bedienen kann.
Der bereits genannte C-Stick erinnert an die roten Trackpoints der Thinkpad-Notebooks. Er ist vollkommen unbeweglich, reagiert aber auf Druck. Die Präzision des Schiebepads erreicht man damit nicht, aber mit der Kamerasteuerung in Majoras Mask und Monster Hunter 4 komme ich durchaus gut klar.
Der Lautstärkeregler ist nach links oben gewandert und liegt damit nun dem 3D-Regler gegenüber. Prima, weil man während des Spielens nicht mehr aus Versehen die Lautstärke aufdreht, auch wenn die Änderung wahrscheinlich nur deshalb vorgenommen wurde, weil der Regler an seiner alten Position der rückseitigen Zierblende im Weg gewesen wäre. Auf der rechten Seite fiel der WLAN-Schalter eben jener Zierblende zum Opfer, das WLAN lässt sich nur noch im Home-Menü ein- und ausschalten. Immer aktiviert man dabei auch NFC für die amiibo-Figuren, selbst wenn man keine solchen besitzt. Das NFC lässt sich nirgendwo vollständig deaktivieren.
Start- und Select-Knopf liegen nun rechts des unteren Touchscreens, dort, wo bei den alten Modellen der Power-Button beheimatet war. Der ist nun an der Frontseite und damit auch bei zugeklapptem Gerät drückbar. Eine der wenigen Verschlimmbesserungen am n3DS. Der Knopf ist allerdings recht schwergängig. Ich habe mit meinen großen Fingern Schwierigkeiten, das Gerät ein- oder auszuschalten, wenn ich das beabsichtige. Aus Versehen dürfte das eher nicht passieren. Gerade beim Ausschalten macht sich aber negativ bemerkbar, dass der Knopf direkt gegenüber einer der Schultertasten sitzt, die ich deshalb im Klammergriff um das Gehäuse herum oft unbeabsichtigt mitdrücke.
Verarbeitung
Der Slot für die Cardridges ist nach vorne links gewandert. Gefällt vielen scheinbar nicht so, ist für mich gegenüber der alten Platzierung hinten in der Mitte aber ein großer Gewinn. Mir ist es mit dem alten XL mehrfach passiert, dass ich ihn zugeklappt und im Standby mitnehmen wollte, ihn mittig angefasst und dabei unbeabsichtigt hinten auf die Cardridge gedrückt habe, die dann prompt aus dem Gerät kam. Ungünstig, wenn das Spiel noch lief.
Der Kopfhöreranschluss hat vorne mittig eine neue Heimat gefunden und ist beim Spielen nun definitiv nicht mehr im Weg. Egal, auf welch kuriose Art man seinen n3DS beim Spielen auch halten mag.
Der größte Flop des neuen Gerätes ist ganz sicher der Stylus. Der steckt nun vorne statt noch seitlich wie beim XL oder hinten wie beim alten 3DS. Seitlich kann er wie gesagt wegen der Zierblende nicht mehr untergebracht werden, außerdem ist die nahezu mittige Platzierung auch linkshänderfreundlicher. Nur viel Platz ist am neuen Ort halt nicht. Während man das beim ursprünglichen 3DS noch mit einem Metall-Stylus löste, der auf vernünftige Länge ausziehbar war, ist der neue Stift ein schlichter, kurzer Plastik-Stummel. Zu kurz für meine Hände. Dieser Zahnstocher ist für mich nicht brauchbar.
Der zweitgrößte Flop ist der Akku. Der ist sowohl beim n3DS als auch beim neuen XL nur unwesentlich leistungsfähiger als bei ihren Vorgängern. Zwar wird die automatische Helligkeitsanpassung Energie einsparen, aber da man andererseits den Strom fressenden 3D-Modus öfter aktiviert haben wird als früher, liegt die Akkulaufzeit nicht wesentlich über der der alten Modelle. Mein neuer, kleiner n3DS schafft erwartungsgemäß nicht die Laufzeit des alten XL.
Das ist besonders deshalb eine Enttäuschung, weil die geringe Laufzeit des 3DS schon vor vier Jahren, bei seinem Release, bemängelt wurde und weil die 1.400mAh des verbauten Akkus für heutige Verhältnisse wirklich nicht viel sind. Sicher ist die Leistungsfähigkeit des Akkus auch immer eine Preisfrage und der n3DS mit knapp 170 Euro nicht wirklich ein teures Gerät, aber schon die PSP hatte einen 1.800mAh-Akku, die Vita liegt jenseits der 2.200 und selbst ein kleineres, aktuelles Smartphone wie das Xperia Z3 compact ist mit 2.600mAh mit einem Akku unterwegs, der beinahe das Doppelte fasst. In einem wesentlich kleineren Gehäuse.
Fazit
Obwohl die Laufzeit enttäuscht und nicht alle Veränderungen wirklich Verbesserungen sind, ist der New 3DS dennoch so etwas wie der definitive 3DS. Jemandem, der noch keinen hat, kann man nur zur Neuauflage raten. Wer bereits einen 3DS sein Eigen nennt, muss allerdings nicht zwingend sofort sein Sparschwein schlachten und zum Elektronikhändler tigern. Ältere Spiele profitieren, bis auf wenige Ausnahmen, nicht von der verbesserten Performance und Xenoblade Chronicles ist das einzige bisher angekündigte New-3DS-Spiel, das auf älteren 3DS nicht laufen wird. Was soll’s also? Man sitzt ja nicht den ganzen Tag herum und genießt das flüssige Scrollen im eShop.
4 Kommentare
Glatt vergessen: Zu den wunderbaren Kleinigkeiten im Detail gehört ja auch, dass der Neue beim Auf- und Zuklappen nicht mehr so laut knackt wie der alte XL.
“Normal” ist eine Akkugröße wie beim Xperia Z3 compact bei dem Smartphones allerdings auch nicht unbedingt. Mein Lumia 625 hat ~2Ah und das war (zumindest vor einem Jahr und in der Preisregion unter 200 Euro) eines der am besten bestückten. Und da dürfte man heute auch noch etwas suchen, bevor man ordentlich Energieriegel findet. (Die dann hoffentlich nicht genauso oder schneller leer gesaugt sind, weil das Telefon einen größeren Bildschirm, bessere Ausleuchtung, Subwoofer und sowieso 100 Funktionen, die im Hintergrund laufen, hat.)
Bislang habe ich meinen XL zum Zocken behalten. Alleine schon wegen der Position des Stylus. Zugegeben, ich stecke den öfters mal weg und hole ihn wieder her statt z.B. darauf rumzukauen, wenn man gerade beide Hände benutzen will, daher ist das für mich schon ein wichtiger Punkt. Ich frage mich ja, ob man den nicht irgendwie bei den Scharnieren hätte unterbringen können.
Ja, der Stylus ist auch absolut mein größter Kritikpunkt. Die Position, aber vor allem auch das Ding an sich. Kürzer als der vom XL, natürlich, aber selbst kürzer als der Stylus vom DS. Das sind die entscheidenden 1-2cm, die da fehlen, die den neuen für mich unbenutzbar machen. Und ich sag das nicht nur so dahin: Ich habe den beim n3DS noch nicht benutzt, ich mach jetzt alles mit dem Finger bzw. dem Nagel.
Akku: Das ist natürlich vor allem eine Preisfrage. Das Z3 compact liegt ja immer noch bei etwa vierhundert Euro. (Und ich bin damit, so nebenbei, sehr zufrieden. Seine 1,5-2 Tage hält das, auch weil der Bildschirm nicht so groß ist. Ich wollte extra nicht so ein riesengroßes Teil, aber trotzdem ne vernünftige “Innenausstattung”. Da gibt’s bei Android, abgesehen von Sonys compact-Reihe, nicht viel Auswahl.)
Ein ebenso fetter Akku hätte den n3DS sicher deutlich verteuert, das kann ja auch keiner wollen. Auf der Reise jetzt wäre ich ab und zu für eine zusätzliche Stunde Laufzeit aber dankbar gewesen.
Das mit dem Ladekabel ist auch mal wieder eine Riesenfrechheit. Ich hab ja noch Verständnis dafür, dass man das nicht mit reinpacken will, aber wenn man so einen Handheld ohne Ladegerät liefert, dann soll man doch bitte keinen proprietären Anschluss verbauen, sondern bspw. Micro-USB. Davon hat eh jeder genug Ladegeräte zu Hause rumliegen.
Ich habe das für meine vergangene Australien-Reise so gelöst: 3DS + externer Energieriegel (23Ah) + USB->(3)DS-Kabel. Letzteres ist natürlich dann auch die Lösung für alle anderen USB-Ladegeräte/-Adapter/-Anschlüsse. Ja, gleich Micro-USB wäre viel schöner gewesen, aber ganz so schlümm finde ich es nicht. Vielleicht auch, weil ich seit dem ersten 3DS zu viele Ladegeräte habe. (Ich hatte mir einen UK-3DS gekauft, dann noch ein günstiges D-Ladegerät, wo ich sogar einen Strom-Adapter-Stecker D->UK mitbekommen hatte, womit ich zwei Ladegeräte hatte. Dann noch ein Original-Ladegerät mit dem XL gebundelt: 3 Ladegeräte für zwei 3DS bei +10 Euro Kosten.)