Wir erhalten täglich mehrere Hundert E-Mails von treuen Lesern. Oft handelt es sich um Fragen zur Körperpflege, Masturbation oder zur Pubertät im Allgemeinen.
Die mit Abstand häufigsten Fragen beziehen sich jedoch auf die Macher hinter dem Ganzen:
Fragen wie „Wer seid Ihr wirklich?“, „Warum benutzt Ihr diese bescheuerten Pseudonyme?“, „Seid Ihr in meiner Schulklasse?“ oder „Stimmt es, dass Ihr in Wahrheit total bekannte Spiele-Magazin-Fuzzies seid, die sich mit diesem Projekt an ihren Verlagen rächen wollen?“ sind quasi an der Tagesordnung.
Da uns Euer großes Interesse natürlich sehr freut, soll heute endlich eines der vielen Geheimnisse gelüftet werden! Das sind wir Euch nach immerhin fast 3 Jahren doch schuldig, oder? Und hier ist sie auch schon, die Enthüllung, die das ganze deutschsprachige Internet auf den Kopf stellen wird:
**Trommelwirbel**
„Uns“ und „Wir“ gibt es nicht. Alle Artikel der VierSpieler werden von mir ganz allein geschrieben.
**unbehagliche Stille**
Tja, da seid Ihr platt!
Hat sich denn noch niemand von Euch gefragt, warum auf den einzelnen Seiten so wenig aktualisiert wird? Dachtet Ihr, es läge nur an der Schreibfaulheit der Autoren? Oder daran, dass die VierSpieler nebenbei auch noch ein Real-Life haben? Real-Life – Pah!
Weit gefehlt! Der Grund ist schlicht und einfach, dass alle Artikel von ein und dem selben Idioten geschrieben werden: Mir, dem MasterSpieler.
Warum vier Seiten mit vier fiktiven Autoren? Eine einzelne Seite mit häufigeren Updates wäre doch viel sinnvoller gewesen, oder? Nun, das kommt auf den Standpunkt an. Die Idee hinter den VierSpielern ist es, Computer- und Videospiele auf eine andere Art zu besprechen, als es die gemeine Fachpresse seit über zwanzig Jahren tut. Weg von der Pseudoobjektivität, den immer gleich strukturierten Artikeln, den hirnverbrannten Wertungskästen und der finanziellen Abhängigkeit von den Herstellern. Außerdem wollte ich im Gegensatz zu den meisten Magazinen, deren Kernleserschaft irgendwo um die 15 Jahre alt ist, eher Leute wie mich selbst ansprechen: Ältere Gamer, die noch wissen, dass „LucasArts“ und „Twix“ früher mal anders hießen…
Ganz besonderes Augenmerk gilt dem Unterhaltungsfaktor: Die Artikel sollen den Leser unterhalten, selbst wenn ihm das eigentliche Spiel völlig am Allerwertesten vorbei geht. Die Information soll der Unterhaltung untergeordnet sein, denn Information gibt es an jeder Ecke. Die damit einhergehende Langeweile auch….
Schon vor einigen Jahren, als ich noch für ein anderes Magazin, dessen Namen ich hier jetzt nicht nennen will/darf, weil ich sonst in 3-stelliger Millionenhöhe verklagt werde, herkömmliche Spiele-Reviews schrieb, habe ich versucht, ein klein wenig anders zu schreiben: Persönlicher, subjektiver und dadurch vielleicht auch ehrlicher. Eingebracht hat mir das im wesentlichen nur Unverständnis und unzählige Diskussionen mit dem damaligen Chefredakteur (nennen wir ihn einmal völlig fiktiv „Heinrich“), welche meist mit redaktionellen Kürzungen meiner Artikel endeten. Irgendwann, extrem frustriert von diesem Apparat, beschloss ich, meine Vision eigenverantwortlich umzusetzen. Ich schmiss meinen alten Job hin, gab die Katze ins Tierheim und verkaufte meine Sammlung extrem seltener Sisters Of Mercy-Bootlegs, um mir einen eigenen Hochleistungsserver mieten zu können sowie genügend Zeit zu haben, und begann einen beispiellosen Egotrip erster Kajüte.
Mir schwebte keine bestimmte Art von Artikeln vor. Ich hatte auch keine Erfolgsformel entdeckt, um den bisherigen Spielejournalismus zu revolutionieren, sondern wollte einfach mit diversen Formaten und Blickwinkeln experimentieren. Allerdings schien mir dies allein als Konzept zu schwammig. Weder Fisch, noch Fleisch, wie man so schön sagt. Schließlich kam mir die Idee, mehrere fiktive Autorenpersönlichkeiten zu entwerfen, um es dem Leser einfacher zu machen. Ein einziger Autor, der bei jedem neuen Artikel auch gleich den Schreibstil wechselt, erschien mir doch etwas zu anstrengend für ein Publikum, das jahrelang durch einen ganz anderen, eher uniformen Stil der Spielbesprechung sozialisiert worden war. Außerdem vermittelt ein Team eine gewisse Credibility und Souveränität, wohingegen ein einzelner Autor ganz schnell in der Flut der vielen anderen Internet-Spinner untergehen kann.
Und um mich nicht ständig in Widersprüchen und Ungereimtheiten zu verstricken, habe ich sogar eine Art „Series-Bible“ erstellt, wie man es im Fernsehgeschäft macht. In dieser losen Sammlung von rückseitig beschriebenen Taxiquittungen und ketchupverschmiertem Burgereinwickelpapier habe ich den Spielern eigene Profile und Biographien verpasst.
Wie ich auf die Namen gekommen bin, fragt Ihr? Sie sollten einfach und doch genial sein, für jedermann griffig, wohlklingend und gut zu merken. Also verkroch ich mich für mehrere Wochen in meiner Wohnung und schwor mir, erst dann wieder hinaus in die Welt zu gehen, wenn mir etwas wirklich großartiges eingefallen wäre! Nach ca. 2 Stunden hatte ich jedoch keine Lust mehr in der Wohnung zu hocken und nahm einfach die Namen, die jeder beim Spielen nimmt, wenn er zu faul ist, sich etwas gutes auszudenken…
So entstanden die VierSpieler!
SpielerEins ist das Aushängeschild des Projektes. Er schreibt bezüglich des Stils besonders fantasievolle Artikel, die von so ziemlich jeder bekannten Form des klassischen Fachmagazinjournalismus abweichen. Fast jeder Artikel beginnt zunächst mit der Suche nach der geeigneten Textform. Die kreative Sau schlechthin.
Allerdings ist er auch der typische Eigenbrötler, dessen riesiges Ego kaum in sein kleines Appartement passt. Die Zusammenarbeit mit ihm fällt den anderen Spielern daher auch oft nicht leicht. Dennoch ist der alte Mann mit fast 40 Lenzen der erklärte Kopf des Projektes.
SpielerZwei sollte im Wesentlichen das machen, was ich schon früher versucht hatte, aber nicht wirklich gegen die Redaktionsleitung durchsetzen konnte: Im Grunde meistens noch relativ nah am klassischen Review, aber eben erklärt subjektiv, abschweifend und durch eine gewisse Plauderhaftigkeit unterhaltsam.
Logischerweise hat SpielerZwei auch die höchste Artikel-Outputrate, denn er ist am ehesten ich und bereitet beim Schreiben keine große Mühe. Aber auch er hat einige „künstliche“ Charakterzüge. Man denke allein an dieses affektierte „Junkie-Gequatsche“…
SpielerDrei war von Anfang an der unvermeidliche Nerd im virtuellen Team. Wie kann man ernsthaft versuchen, eine neue Art von Spielejournalismus zu etablieren, ohne einen echten Vollfreak dabei zu haben? Eben! SpielerDrei schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn einerseits ist er die ideale Identifikationsfigur für alle Bekloppten da draußen, die die eine Hälfte des Tages im Comicshop und die andere im Internet verbringen, und andererseits ist er das perfekte Ventil für meine eigene latente Nerdigkeit…
Zugegeben, er ist vielleicht die unglaubwürdigste meiner Kreationen, da er ein fleischgewordenes Klischee darstellt, das man so im echten Leben niemals treffen würde, aber er ist dennoch mein persönlicher Liebling, denn in seinen Artikeln kann ich so richtig dick auftragen und bisweilen sogar meine Ambitionen als Schriftsteller ausleben. Zur erdachten Biografie von Herrn Drei gehört übrigens auch, dass er schon ein Kinderbuch veröffentlicht hat! Allerdings verbietet ihm seine Nerd-Ehre, damit hausieren zu gehen. Sollte sich tatsächlich jemand für dieses Buch interessieren, dann schreibt ihm (oder einem der anderen Spieler) doch einfach mal eine Mail…
SpielerVier schließlich verdankt seine Existenz eigentlich nur der Tatsache, dass drei Spieler in Hinblick auf die Analogie zum Videospiel totaler Käse sind. Man spielt allein, zu zweit oder zu viert. Drei Spieler sind behelf. Dementsprechend steckt hinter SpielerVier auch weniger ein stilistisches Konzept. Vielmehr habe ich ihn mehrfach missbraucht, um einen glaubwürdigen Hintergrund für das gesamte Projekt zu schaffen. Aber zum vermeintlichen Personalkarussell und den fingierten Ausschreibungen zur Neubesetzung von SpielerVier komme ich später noch… Generell kann man sagen, dass SpielerVier einen permanenten Versuchsreaktor darstellt, der mir Freiraum für gewisse Experimente schafft. Allerdings bin ich mit seiner derzeitigen Inkarnation so sehr zufrieden, dass ich in nächster Zeit wohl auf weitere Schicksalsschläge bezüglich seiner Person verzichten werde.
Einige Schlaumeier werden jetzt vielleicht ins Grübeln kommen und entgegnen, dass das ja alles nicht sein kann. Zum Beispiel unterhalten sich die VierSpieler ab und zu in den Kommentaren ihrer Artikel. Besonders Zwei und Drei werfen sich ständig gegenseitig neckische Stöckchen zu. Aber ich muss Euch enttäuschen, denn wenn man sich die Beiträge einmal genauer anschaut, kann man relativ leicht erkennen, dass es sich hier um Zwiegespräche verschiedener Persönlichkeitsfacetten einer einzigen Person handelt: Vernunft vs. Nerdtum. Erwachsener vs. Unreifer Studentenkopp. Eloquente Brillanz vs. Spackengeschreibsel. Usw.
Lustigerweise wurde diese Technik andernorts noch auf die Spitze getrieben und perfektioniert. Oder dachtet Ihr etwa wirklich, dass die Antigamer Hendrik, Richard und Stefan wirklich drei echte Personen sind…?
Auch die Tatsache, dass die Schreibstile der einzelnen Spieler doch recht unterschiedlich sind, ist kein Gegenbeweis meiner Behauptung, sondern unterstreicht nur, dass ich das drauf habe, was weder Stephen King, noch Dan Brown, noch Konsalik jemals hinbekommen haben: Etwas zu schreiben, bei dem der Leser nicht schon nach zwei Absätzen weiß, von wem es kommt, auch wenn er nicht auf dem Einband nachgeschaut hat. Und tatsächlich erwarte ich nun angesichts dieser weitreichenden Enthüllung auch, dass die Jungs vom Pulitzer-Preis-Komitee in Kürze vor meiner Tür stehen!
Es sind aber nicht nur die verschiedenen Sprach- und Erzählstile, sondern auch die vielen Kleinigkeiten, die kaum jemandem auffallen dürften: SpielerEins schreibt außerhalb der Artikel (also beispielsweise in Foren und Blogkommentaren) oft im „Chat-Stil“ ohne Groß- und Kleinschreibung. Sogar seinen Namen schreibt er als einziger Spieler ohne Großbuchstaben! SpielerZwei lässt dagegen schmerzhaft oft Sätze mit „…“ enden und SpielerDrei schöpft in Sachen Nerd-Jargon immer aus dem Vollen. Dieses Rollenspiel hat natürlich auch seinen Preis: Manchmal wache ich Nachts schweißgebadet auf und rufe laut „YAY!“. Die derzeitige Version von SpielerVier ist zwar sprachlich größtenteils frei von redundanten Schreibmacken, fällt jedoch durch einen gewissen Abiturientenhumor auf. Ein kleines Zugeständnis an die wenig geliebte, aber doch vorhandene jüngere Leserschaft unter 25…
Es muss Euch also kein Stück peinlich sein, dass Ihr niemals von selbst auf die Idee vom MasterSpieler gekommen wärt, weil ich mir wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben habe, Euch konsequent an der Nase herumzuführen. Und mir war kein Mittel zu billig!
Nehmt zum Beispiel die zweifache Neubesetzung von SpielerVier: Natürlich gab es keine drei verschiedenen SpielerVier. Es gab nicht einmal einen. Allerdings gab es Anfang 2005 einen findigen Leser, der tatsächlich in einer Mail den Verdacht geäußert hatte, dass es nur einen einzigen Autoren für alle vier Seiten gäbe. Der Mann war mir quasi auf die Schliche gekommen! Aber anstatt das ganze Projekt platzen zu lassen, habe ich einfach eine Weile keine Artikel mehr unter SpielerVier geschrieben und nach einigen Wochen diese öffentliche Ausschreibung gestartet. Da sich hierauf auch diverse nette und durchaus talentierte Leute meldeten (An dieser Stelle auch ein „Hallo!“ an PlayStar von GTA) und es mir so viel Spaß bereitete, ihnen vorzugaukeln, dass die übrigen Drei einen neuen für das Team suchten, variierte ich das Thema schon wenige Wochen später ein weiteres Mal. In Punkto „Glaubwürdigkeit“ ist SpielerVier wohl mein absolutes Meisterwerk!
Ganz anders verhält es sich mit der langen Auszeit von SpielerEins im vergangenen Jahr:
Hier lag wirklich eine Art „Schreibblockade“ meinerseits vor. Mir wollten einfach keine Artikel mehr von der Hand gehen, die in das Einser-Konzept passten. SpielerEins war irgendwie das Opfer seiner eigenen Zielsetzung geworden: Irgendwann fallen einem einfach keine tollen Ideen für außergewöhnliche Texte mehr in den Schoß. Ich war tatsächlich lange Zeit kurz davor, die Sache durch eine weitere „Neubesetzung“ zu regeln, schreckte allerdings immer wieder davor zurück, weil er nun mal die Galionsfigur darstellt. Glücklicherweise hat mich dann doch wieder die Muse geküsst und ich konnte die einjährige Pause selbst zu einer Story machen. Das „Koma“ als Analogie für meine Schreibblockade zu wählen, war nicht gerade meine schlechteste Idee. Mal sehen, wie es mit ihm weitergeht, jetzt wo er wieder unter „uns“ weilt…
Ich hoffe, dass ich Euch mit dieser Enthüllung nicht die ganze Faszination an den VierSpielern genommen habe. Immerhin ist nun der eigentliche Witz des Ganzen erklärt worden und erklärte Witze sind bekanntlich beschissene Witze. Eigentlich sollte ich das Projekt wohl mit diesem Artikel enden lassen und zu neuen Ufern aufbrechen.
Natürlich gibt es noch genug andere Geheimnisse. So wisst Ihr zum Beispiel immer noch nicht, wer ich wirklich bin. Vielleicht bin ich Maybrit Illner! Immerhin sind wir uns eigentlich gar nicht so unähnlich in dem, was wir tun. Der einzige Unterschied ist, dass ich wenigstens echten Menschen die Demütigung erspare, nur als Staffage dafür herzuhalten, dass ich mich am allerliebsten selbst reden höre…
Aber wenn wir mal ehrlich sind, dann hat ein Fortführen der VierSpieler nun keinen Sinn mehr. Wenn jeder weiß, dass nichts hier wirklich echt ist, dann will es auch keiner mehr lesen.
Ja, ich denke, das war´s dann. Macht´s gut, liebe Junkies, und Danke für den Fisch. Vielleicht liest man sich ja mal unter einem anderen Pseudonym wieder…
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