Ich bin ein echter Fan der beiden Overlord-Spiele der niederländischen Triumph Studios (nachzulesen hier und hier), denn sie sind nach wie vor die besten Pikmin-RipOffs, die man für Geld kaufen kann. Aber das Serien-SpinOff, das Codemasters gerade unter dem Titel Overlord – Fellowship Of Evil veröffentlicht hat, ist leider ganz großer Mist.
Auf den ersten Blick wird sofort klar: Hier handelt es sich nicht um Overlord 3, sondern um eine Art „Gauntlet in Overlord-Verkleidung“. Das ist an sich aber noch kein Grund, FOE doof zu finden, denn das letztjährige Gauntlet-Remake von Warner hat bewiesen, dass das Spielprinzip auch nach so vielen Jahren immer noch funktionieren kann. Selbstverständlich wäre mir eine echte Fortsetzung, vorzugsweise wieder von den Original-Entwicklern, lieber gewesen, aber die Idee eines SpinOffs, das spielerisch zwar andere Wege geht, jedoch das witzige Setting vom Kampf des bösen Overlords und seinen anarchischen Minions im Kampf gegen das eklige Gute fortspinnt, lehne ich nicht kategorisch ab. Blöd nur, dass Fellowship Of Evil so ziemlich alles falsch macht, was man falsch machen konnte…
Tatsächlich gibt es an diesem Spiel so viel zu kritisieren, dass ich gar nicht weiß, wo ich eigentlich anfangen soll. Dabei war die erste Stunde mit dem Spiel sogar noch ganz ok. Gut, man merkt sofort in der Tutorial-Mission, dass die Steuerung per Maus und Tastatur total bescheuert ist und sich auch nicht durch eine entsprechende Anpassung in den Optionen verbessern lässt, weil… nun ja, weil es einfach keine Anpassung der Tastatur im Optionsmenü gibt, aber das kann man ja schnell umgehen, indem man gleich auf ein anständiges Gamepad ausweicht.
Und man sieht auch gleich, dass das Spiel dank Unity Engine schlechter aussieht als seine beiden großen Brüder von 2007 bzw. 2009, aber wer gibt in Zeiten von Retro- und Pixel-Grafik-Hype noch etwas auf die Grafik? Schließlich zählen doch die inneren Werte eines Spiels viel mehr, oder?
Ok, ich habe auch sofort in den ersten paar Missionen bemerkt, dass die Minions spielerisch irgendwie gar keine große Rolle spielen, weil man primär direkt mit einem von vier verschiedenen Overlords gegen die Gegner kämpft, anstatt sich im Hintergrund zu halten und die Minions vorzuschicken. Stattdessen werden sie maximal zum Einsammeln von Loot, zum Heilen des Overlords und für ultra-simple Schalterrätsel verwendet. Aber was nicht ist, kann ja später noch kommen, richtig?
Ein erster Rundgang durch die heimische Festung offenbarte auch schnell, dass sie eigentlich nur ein aufgeblasenes Upgrade-Menü für die Minions und die Waffen des Overlords ist, aber das war eigentlich auch schon in den beiden Hauptspielen so. Nur mit dem Unterschied, dass die Festung trotzdem cool war und im Laufe des Spiels auch schön den Story-Fortschritt widerspiegelte. Also erstmal abwarten, vielleicht wird das ja im weiteren Verlauf von FOE auch noch besser, nech?
Mir fiel zudem schon in den ersten Missionen auf, dass sowohl das Leveldesign, als auch die KI der Gegner und der eigenen Schergen irgendwie stümperhaft wirkt, aber man soll ein Buch ja nicht schon nach wenigen Seiten beurteilen. An so einem Spiel arbeiten ja schließlich eine Menge Leute, vielleicht werden die Level ja später noch besser, so dass die Wegfindungsroutine der NPC auch weniger Schwierigkeiten hat und sie nicht mehr an jeder Ecke hängen bleiben…
Um mein sarkastisches Spielchen an dieser Stelle mal abzubrechen bevor es für den Leser zu langweilig wird: Nein, nichts davon wurde in den späteren Missionen besser! Das ganze Spiel ist rein technisch absolut unterdurchschnittlich und funktioniert auch als Gauntlet-Klon mit Overlord-Anstrich überhaupt nicht. Wer Gauntlet spielen möchte, spielt lieber Gauntlet. Oder einen seiner vielen Nachfahren, wie z.B. Diablo.
Einen letzten Strohhalm für die Overlord-Fans gibt es da allerdings doch noch: Wir mochten die ersten beiden Spiele nicht nur für ihr „Pikmin in Böse“-Gameplay, sondern auch für ihren tiefschwarzen Humor. Den verdanken sie in erster Linie der damaligen Autorin Rhianna Pratchett. Und, jetzt haltet Euch fest, genau die hat auch wieder die Dialoge für Fellowship Of Evil verfasst! – YAY! – Doch leider hat die liebe Rhianna entweder ihr Mojo verloren oder das Ganze nebenbei beim Fernsehgucken verfasst, denn das herrlich schwarzhumorige Niveau der beiden Hauptspiele blitzt nur manchmal kurz durch. Die meiste Zeit wirken die Dialoge und Zwischensequenzen in FOE eher so, als habe irgendjemand versucht, den Stil der ersten beiden Spiele mehr schlecht als recht zu kopieren. Das ist zwar mehr als schade, aber ganz ehrlich, selbst wenn die Story wieder richtig witzig gewesen wäre, könnte man niemandem wirklich zumuten, sich dafür durch diesen verunglückten Klumpatsch von Spiel zu quälen.
Mein Fazit zu Overlord – Fellowship Of Evil lautet ganz knapp (als hätte man’s nicht schon geahnt): Lasst bloß die Finger von diesem Spiel! Nicht weil es kein Overlord 3 geworden ist, sondern weil es unabhängig davon einfach ein wirklich schlechtes Spiel ist.
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