SpielerZwei: Als 1985 die C64-Version von Elite (Firebird Software Ltd.) herauskam, sprach alle Welt von diesem Wunderding. Die beiden Programmierer Ian Bell und David Braben wurden eine Zeit lang zu richtigen Superstars, weil es bis dato noch kein so umfangreiches Spiel gegeben hatte. Außerdem war die verwendete 3D-Vektorgrafik damals geradezu revolutionär. Folglich kam man als Besitzer des Brotkastens (und im Laufe der Zeit auch diverser anderer Plattformen) einfach nicht um dieses Spiel herum.
Aber jetzt, 23 Jahre später, kann ich mich ja endlich mal outen: Ich fand Elite damals ziemlich Kagge! Viel zu schwer, komplex und außerdem viel zu umfangreich (Hey, war das nicht gerade noch ein Pluspunkt…?). Einzig die Grafik faszinierte mich und sorgte dafür, dass ich zumindest eine Zeit lang probierte, in dem Spiel einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Allerdings lehnte ich es damals grundsätzlich ab, dicke Handbücher zu studieren, was mir leider tiefere Einblicke in Elite verwehrte.
Ja, ich war damals ein ziemlicher Banause, der lieber kurzweilige und simple Action-Spiele bevorzugte und die Komplexität des Spiels eher als Spaßbremse verstand. Mit zunehmendem Alter wäre Elite später sicherlich etwas für mich gewesen, immerhin gefielen mir ja auch Wing Commander, X-Wing, Tie-Fighter, Privateer, Freelancer und Konsorten. Aber irgendwie sitzt der damalige erste Eindruck wohl zu tief, so dass ich mich auch in den folgenden Jahren niemals an den diversen Portierungen, Neuauflagen und Fortsetzungen von Elite versuchte…
Es wird wohl für immer mein Schicksal sein, dass ich, wenn sich Leute über damals unterhalten, nicht nur kleinlaut zugeben muss, niemals selbst Elite gewesen zu sein, sondern dass ich diesen Meilenstein der Videospielgeschichte seinerzeit sogar regelrecht scheiße fand…
Christian: Uh, äh. Da haben wir schon den Schlamassel. Kaum führen wir bei Polyneux ein neues Format ein, in dem wir alte Spieleklassiker besprechen, die eigentlich jeder kennen sollte, stellt sich heraus, dass ich ein totaler Blender bin, der überhaupt keine Ahnung hat und nichtmal den Weltraum-Klassiker schlechthin kennt. Grmpf. Aber hey: Ich hab immerhin Wing Commander gespielt. Damals, als die meisten von Euch noch Papis feuchter Traum waren…
Dass ich Elite niemals nicht gespielt habe, könnte aber auch daran liegen, dass ich in gewisser Weise Angst vor all diesen hochkomplexen Simulationsspielen habe. Angst davor, dass sie mir innerhalb kürzester Zeit über den Kopf wachsen könnten. Nehmen wir doch nur mal Civilization IV (Jaahaaa, anderes Genre, aber genauso komplex. Außerdem dreht sich ja hier auch alles um Handel und so): Ein wirklich schönes kleines Spiel, aber obwohl ich mich durch das komplette Tutorial gewühlt hab, bin ich nichtmal mit der Hälfte der Rafinessen, Tricks und Möglichkeiten vertraut, die einem das Spielen erleichtern und versüßen. Stattdessen schlage ich mich immer wieder aufs Neue mit einem dezent hilflosen Gesichtsausdruck durch die Fülle von Optionen und versuche, dabei einfach so wenig kaputt wie möglich zu machen.
Ungefähr genau so geht es mir auch mit Weltraum-Handelssimulationen. Deren Spielprinzip läßt sich für mich auf eine ganz einfache Formel eindampfen: Zu viele Möglichkeiten.
Nun mag Elite nur der Anfang gewesen sein und damals, in der Steinzeit des Homecomputing und Gamings, zwar komplex, aber im Vergleich zu heutigen Games eher ein Leichtgewicht. Doch bedenkt: Damals war es üblich, Schildkröten oder sonstigem Getier auf die Runkel zu hüpfen und sich mit wilden Joystick-Schüttelorgien zu bespaßen, da kam sowas wie Elite schon als ungeheuer komplexes Bestiarium daher. Brrr. Dann lieber noch ‘ne Runde Sex Games.
Aber trotzdem ziehe ich meinen Hut vor dem, was sein Schöpfer damals mit diesem Titel geleistet und was er später damit angestoßen hat.
Wäre ein Wing Commander überhaupt möglich gewesen, ohne die Inspiration und schöpferische Kraft eines David Braben als Stein des Anstoßes?
Wie dem auch sei, bedingt durch mein eher schlichtes Gemüt und meine generelle Begriffsstutzigkeit hab ich also immer die Finger von den Weltraumhandels-Simulationen gelassen und mich stattdessen den eher simpleren Weltraum-Ballererlebnissen zugewandt. Colony Wars etwa. Oder X-Wing, das ich damals gerne bei einem Kumpel gezockt habe.
Vor einiger Zeit war ich dann sogar zeitweilig ziemlich angetan von der Darkstar One-Demo. Das schien mir eine angenehme Mischung aus Handeln, Ballern und gelungener Story zu sein. Zumindest hatte ich meinen Spaß damit. Die Vollversion hab ich mir trotzdem nicht geholt. Dafür hab ich gerade festgestellt, dass es Darkstar One gerade für läppische 9,99 Dollar bei Steam zu erwerben gibt. Angesichts des Wechselkurses ein faires Schnäppchen.
Und wer weiß: vielleicht bringt mich DSO ja doch noch auf den Geschmack und ich besorge mir anschließend nochmal die Ursuppe des Weltraumhandels-Genres. Nur um mich anschließend direkt an Eve Online zu versuchen. Gibt es eigentlich irgendetwas noch komplexeres als das?
SpielerDrei: Ein Behind the Scenes Special Information Tidbit zu Beginn: Diese Seite hätte auch durchaus endlichelite.de heißen können, also beschwert euch nicht über den jetzigen Namen. Ich war damals noch zu jung oder schon zu blöd, um bei meinem einmaligen Ausflug in das Elite-Cockpit, handbuchlos wie ich war, irgendetwas zu bewegen, und den Radar hab ich bis heute nicht wirklich kapiert. Dafür habe ich eine Komplettlösung/Erlebnisbericht im alten C64er-Magazin gelesen, die mich lehrte, dass Thargoidenkriegern die Furchtdrüsen entnommen wurden (keine Ahnung, ob das tatsächlich im Spiel erwähnt wird oder nur dem eifrigen Verfasser des Artikels in seinen Fanfictionfantasien vorgeschwebt ist) und man zum Visualisieren des Andockens an eine Raumstation durchaus einen Radiergummi als behelfsmäßiges Raumschiffmodell nutzen kann. Dies und mein schon damals vorherrschender Drang zu spritebasierten Spielen schreckten mich von weiteren Ausflügen in das Elite-Universum ab, so dass ich, wie schon Christian vor mir, wenig bis gar nichts Erhellendes beitragen kann und dem geneigten Polyvieux-Ersteller nur vorschlagen kann, vielleicht im nächsten Versuch ein Spiel zu besprechen, dass auch der Nachkriegsgeneration noch Erinnerungen entlockt. Aber “Also sprach Zarathustra” mag ich trotzdem.
Grobi: Zum Ur-Elite kann ich nicht viel sagen, da ich meine geraubmordete Kopie auf dem C64 nie richtig gespielt habe. Aber ich bin gestandener Frontier-Veteran, wenn ein paar Worte dazu für das Feature reichen würden. Vielleicht kann man in dem Rahmen auch auf Oolite und Vega Strike hinweisen. Wann ist Deadline?
Offtopic: ich hatte für 4F seit geraumer Zeit die Idee im Kopf, mal ein “Was macht eigentlich David Braben”-Feature zu machen. Ich habe dann allerdings schnell gemerkt, dass ich aus der Information “The Outsider und irgendwas für WiiWare” keinen wirklich prickelnden Text zaubern konnte.
SpielerEins: Hach! Die tausend blinkenden Knöpfe im Cockpit der Nostromo – endlich für mich allein! Unterwegs zu Welten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat! Auf der Jagd nach Profit und Ehre! Vor einem alten Farbfenseher und meinem hornhautumbra-farbenen C64! In meinem Kinderzimmer! Ich hatte tatsächlich damals fantasiert, das wenn ich mal groß und reich bin – damals dachte ich, das gehört immer zusammen – baue ich mir in meinem Haus am Meer einen richtig großen Kommandoraum mit blinkenden Knöpfen und hunderten von Displays – und dann spiel ich dort endlos ELITE… wer weiß, vielleicht gibt es bis dahin (das ist dann ja schon im NÄCHSTEN JAHRTAUSEND!) Planeten mit Oberflächentexturen! Das wird super!
Ich denke ich hab 6, vielleicht auch 9 Monate lang Elite gespielt, manchmal sogar täglich. Mit Thargoiden gekämpft, mein Schiff verbessert, seitenweise Karopapier mit Daten von Planeten beschriftet und optimale Routen ausgeklügelt. Die ersten Tage hatte ich natürlich keinen Dockingcomputer, darum hab ich manchmal nur 2-3 Touren pro Tag geschafft, weil ich mein Schiff einfach nicht sauber an die Raumstationen andocken konnte. Ich mag den Donauwalzer trotzdem.
… als ich endlich nen Dockingcomputer hatte brauchte ich ihn gar nicht mehr, ich hatte mein Manöver soweit perfektioniert, das ich ohne das teilweise nervtötende Ding sehr viel schneller landen konnte.
Klar, ich hab mir die Tripper, äh Tribbles, na…. Trumbles! eingefangen, weil ich nicht wiederstehen konnte, als mir ein Händler “Das wertvollste Gut im ganzen Universum!” anbot – nur 5.000 Credits! Also war ich nach dem Kauf fast pleite, hatte aber keinen Plan was ich eigentlich gekauft hatte (im Laderaum wurde “1 Trumble” gelistet). Nach dem nächsten Besuch auf einer Agrarwelt kamen also 34 Tonnen Getreide ins Schiff, und bei der nächsten Industriewelt angekommen hatte ich nur noch 20 Tonnen – dafür aber einige hundert Trumbles. Ein paar Touren später erinnerte ich mich dann auch endlich an die alte Star Trek-Folge, da ware es aber schon zu spät. Ein paar tausend von den Viechern bevölkerten den Laderaum, später machten sie sich durch gurrende, fiepsende Geräusche bemerkbar – und dann finden die kleinen Scheisser an, über meinen Cockpitscreen zu krabbeln. Ich konte also nix mehr erkennen wohin ich flog, ob bzw. wer mich angriff… Erst viel viel später hab ich erfahren, dass man die Jungs einfach verhungern lassen kann, ich hab schlicht ein neues Spiel angefangen (und so schonmal 2 Monate verloren). Als ich an einem schönen Samstag die Meldung erhielt, ich sei nun Elite-Status, war ich natürlich stolz auf diese Leistung. Blöderweise beeindruckte das sonst niemand. Schon gar keine Mädchen.
Ich hab später nochmal versucht, die schöne Spielerfahrung mit den (gurkigen) Nachfolgern wieder aufleben zu lassen, aber das hat nicht hingehauen. Privateer war okay, aber zu kurz. Privateer 2 auch. X-Beyond und Co. mochten mich technisch nicht begeistern. Lediglich meine 2 Jahre im aktiven EVE Online-Dienst haben das Flair von damals wieder etwas aufleben lassen können – EVE fehlte zur Perfektion eigentlich nur die Cockpit-Perspektive. Natürlich hieß mein Mainchar in EVE William Jameson.
20 Jahre später hab ich zwar ‘ne Art Kommandoraum mit vielen blinkenden Knöpfen und ein paar mehr Displays, aber damit Raumschiffe durch die Tiefen des Alls zu lenken ist mir leider zu zeitaufwendig geworden…
Daniel: Moment mal, ich muss kurz den Controller weglegen. So. Ok. GTA IV ist pausiert. Was wollt ihr? Elite? C64? Um eines vorwegzunehmen, all mein Wissen über Elite besteht aus diesem Beitrag des C64 Wiki und zwei Videos, die ich auf youtube gesehen habe. Anscheinend hat der Spieler eine große Handlungsfreiheit und kann im Weltraum tun und lassen, was er will. Quasi Eve Online, nur ohne andere Spieler. Hört sich gut an, wenn man bedenkt, dass Elite zwei Jahre vor meiner Geburt erschienen ist.
Etwas stutzig machte mich ein Video, bei dem das Raumschiff nach einigem Gepiepe ohne ersichtlichen Grund in die Luft (den Weltraum) flog. Waren die kleinen bunten Dinger auf dem Radar Feinde gewesen? Naja, aber die Musik ist gut.
SpielerEins: Ich weiß nicht mehr, wofür die gelben Kontakte standen (unten im “Radarscreen” sieht man 2 Schiffe näherkommen, die sich links und oberhalb annähern – und dann sind auch schon ratzfatz die Schilde unten) – da Lave der Startplanet ist und der Spieler auf “Harmlos” geranked ist dürfte er eigentlich weder von Piraten (ich glaub die waren auch rot, Thargoiden – die bösen Aliens – waren glaub ich blau) noch der Raumpolizei angegriffen werden (die hatte man am Arsch, wenn man z.B. kurz vorm Andocken nochmal schön die Raumstation beschossen hat…) – ich glaub ich such mal mein “Handbuch”.
SpielerVier: Also ich hab’ Elite auch nie gespielt… *schnief*
Ich weiß genau drei Sachen über Elite:
– Es ist ein Weltraumspiel
– Ich verknüpfe damit einen gewissen David Braben
– Es benutzt eine Vektorgrafik-Engine
Enk: Mit Lieblingsspielen aus der Jugend ist das ja so eine Sache. Spätestens seit der Enttäuschung mit der Neuauflage von Ports of Call muss ich mich ernsthaft fragen, ob ich damals einfach etwas simpler gestrickt war, dass ich mich tage- und nächtelang mit “kaufe hier, verkaufe da” Handelsspielen beschäftigt habe, deren Handlungsspielraum zwar theoretisch unbegrenzt schien, praktisch aber in immer gleichen monotonen Aktionen ablief. Und mal im Ernst: So unterschiedlich sind Elite und Ports of Call nicht: Hier wie dort gings um das Herausfinden lukrativer Handelsrouten, in beiden Spielen wurde man genervt von manuellen Andockmanövern an Raumstationen (Elite) oder im Hafen (Ports of Call), und Piraten gabs auch in beiden Welten. Was Elite aber ausmachte, war die Illusion der völligen Freiheit, nicht nur räumlich, sondern auch was das eigene Spielziel anging. Ein riesiges Universum auf eigene Faust bereisen zu können, sich dabei immer wieder zwischen Handel, Söldner- oder Piratendasein neu entscheiden zu können, ohne ein fest definiertes Spielende erreichen zu müssen, hat Elite mit den damals möglichen Mitteln sehr glaubwürdig vermittelt. Und im Gegensatz zu Ports of Call (das im übrigen Jahre später auf einer viel leistungsfähigeren Plattform erschien) konnte man dieses Universum nicht nur theoretisch auf der Landkarte bereisen, sondern selbst im Cockpit sitzen und bei Bedarf die Laserkanonen abfeuern.
Bis zum Elite Status hab ich’s nie geschafft, dafür war mir das ganze auf Dauer doch etwas zu eintönig und ich habe mich komplexeren Herausforderungen wie Commando oder Giana Sisters zugewendet. Aber Elite hat ein ganzes Genre geprägt, ohne das es Spiele wie Privateer, Starlancer oder Darkstar One nie gegeben hätte. Die Nachfolger haben schließlich eingelöst, was Elite dadurch, das es seiner Zeit voraus war, technisch noch nicht vollständig umsetzen konnte. Und Spielelemente des Urvaters, wie der dreidimensionale Radar, der Hyperjump oder das Upgrade-System findet man noch heute in aktuellen Vertretern der Weltraum-Simulation.
Aber wie das bei großen Vorbildern so ist: Spielen sollte man Elite heute wohl nicht mehr, um die Illusion nicht zu zerstören, dass das etwas ganz einzigartiges war.
Holger: Elite ist kein Spiel, das man als 11-14jähriger gut findet. Wahrscheinlich würde ich es nicht mal heute gut finden, nur habe ich dazu keine qualifizierte Meinung. Ich habe es nämlich seinerzeit nur gute 15 Minuten “gespielt”. Auch wenn man noch nie eine derartige Grafik gesehen hatte, so ließ mich das Spiel doch relativ kalt. Wobei das eigentlich neue natürlich nicht die Grafik war – ich sage nur: Offenes Spielprinzip, Meilenstein und so.
Es gibt sicherlich Menschen, die das mögen. Vielleicht sogar zurecht. Für mich sind diese Handels-Spiele nichts. Die stehen sehr weit hinten in meinem Buch der coolen Genres. Noch hinter Aufbau-, und Simulations-Spielen. Weltraumsetting ist ja okay, aber dann bitteschön nur feine Ballerei. Und Blackjack und Nutten.
Nille: Es gibt nicht immer handfeste Gründe, warum ich etwas nicht gekauft und gespielt habe. Ich wähle eigentlich immer, wie unser Physik-Lehrer sagte, nach Gefühl und Wellenschlag aus, gern auch auf die Gefahr, etwas zu verpassen (was man ja im Zweifelsfall später nachholen kann). Im Falle jeglicher Handelssimulationen allerdings schon:
Ich will Spiele und nicht Buchhaltung spielen, ansonsten könnte ich ja auch gleich BWL studieren. Ein Game, bei dem man sich etwas notieren muß, funktioniert für mich nicht, ich brauche die 4. Wand.
SpielerDrei: Für mich sind gerade die Spiele die Erfüllung, die es mir erlauben, Seite um Seite mit völlig nutzlosen Tabellen vollzumüllen. Auch in einem Spiel wie Suikoden 5, wo Geld- die seltensten aller Sorgen sind, muss mein Plan, was wo wieviel kostet, schön ausgefüllt sein; eine Übersicht aller Waffen mitsamt Schadenswerten und Mindestanforderungen erfreut mein Herz, so sie denn in Heimarbeit entstanden ist. Und momentan muss ich mich von Fire Emblem loseisen, wo ich gerade die Auswirkungen der verschiedenen Elemente auf die Supports dokumentiere. 768 Felder mit Zahlen zu füllen erfreut den komischen Teil in mir, der immer Statistiker werden wollte. Das Doofe ist nur, dass ich die Tabellen nach Vollendung meist nie wirklich nutze, weil ich bis dahin das Spiel mehrmals durch oder über hab.
Nille: Wer will schon, daß sein Piraten-Abenteuer mißlingt, weil man auf dem Kaper-Schiff nicht genügend Äpfel gebunkert hatte. Wenn schon Wirtschaft im Spiel ist, sollte im Gegenzug der Rest auch ordentlich Pepp haben: Duelle mit Laser-Blastern, wahlweise Lichtschwertern, zum Beispiel, interessante Nicht-Spieler-Charaktere, die mehr zu erzählen haben als den niedrigsten Gold-Preis im Planetensystem XY, ruchlose Weltraum-Piraten, die einen mit Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxie verfolgen, einen kruden Plot, wie daß man eine verstreute, tiefgefrorene Alien-Rasse Stück für Stück zusammenkaufen muß, damit sie irgendwo eine Kolonie für sich gründen können.
Irgendetwas muß einen schon bei der Stange halten, 31337 zu werden, juckt mich überhaupt nicht! Gebäude, Städte, Planeten sollte man erkunden können; etwas sollte den Jäger und Sammler in mir wecken: Nicht zwangsläufig sinnvolle, aber spacige Waffen, Rüstungen und Gadgets, wahlweise Lichtschwerter, braucht ein Titel wie Elite.
Der Weltraum muß sexier werden, mit Aliens vom Planeten Lesbos und bunt leuchten, einfach eine Space Opera sein, hyperrealistische Andockmanöver an Raumstationen und Erze und Mineralien in der Lade-Bucht versprühen genau so viel Charme wie ein Besuch auf dem Ordnungsamt. Die einzige Game, das mich je reizte, war SunDog für den ST, das ich jedoch nie spielen konnte, weil es auf keinem Emulator läuft und Mutti, wofür ich ihr heute noch gern Arsen unters Essen mischen würde, meinen Farb-Monitor auf den Sperrmüll gebracht hat.
Grobi: Ich bin ja im Prinzip nerdy by nature, aber als ich mit einem vermutlich gerade noch so einstelligen Lebensalter das erste Mal auf die 64er-Version von “Elite” traf, war mir die Grafik mit ihrem simplen Wireframe-Gedöns viel zu abstrakt. Raumschiffe, die aus geschätzten anderthalb Polygonen ohne Textur bestanden, wenn es nebenan “The Last Ninja” zum Spielen gab? Also bitte! Wisims bzw. Handelsspiele waren eh nie so meins, bis auf die Ausnahmen “Patrizier” und… naja, “Frontier: Elite 2”. Als Letzteres rauskam, war ich ein bißchen älter, ein bißchen mehr in diesem Star Trek-Scheiss verhaftet und erfreute mich an den tollen Grafiken.
Okay, es gab Bugs und die Weltraumkämpfe waren dank der Anlehnung an einigermaßen realistische Physik quasi nicht spielbar, aber es machte einen riesen Spass mit der in der Verpackung liegenden Raumkarte Handelsrouten zu planen und ferne Planeten zu besuchen. Längere Sprünge waren da ja noch mit logistischem Aufwand verbunden. Bei Lichte betrachtet waren die fernen exotischen Planeten auch nur bunte Kugeln im All, aber das Tat der kindlichen Phantasie keinen Abbruch. Wenn ich mal keine Lust hatte, Weltraumtaxi zu spielen oder die 538. Fuhre pangalaktischen Donnergurglers nach Barnard’s Star zu fliegen, bin ich einfach ein bißchen durch die Gegend gedüst und habe Sightseeing im Sol-System betrieben, während ich der Musik lauschte. “Grand Theft Auto”, darf ich dir einen deiner Urahnen vorstellen?
Neueste Kommentare