Anstatt World of Goo zu spielen, könnte man auch eine der vielen kostenfreien Bridge Builder-Versionen, die im Web herumgeistern, aber dort hüpfen und quietschen die Materialien, aus denen man die Streben und Gelenke der Brücken fertigt, nicht so schön. Schnöder, seelenloser Karbon-Stahl ist natürlich nicht annähernd so delikat wie der individuelle Goo-Tropfen, der, eine komplexe Verbindung mit seinen Goo-Genossen eingehend, wundervolle .Produkte zum Wohle der jungen Schönheiten des Goo-Planeten formt – Da wären neben grauem Ideal-Standard-Goo flexibles Spucke-Goo, entzündliche Streichholz-Goos, grünes Recycling-Goo, schwarze Schwermetall-Goos, Ballon-Goo, schläfrige Albino-Goos und Goo-Bits & -Bytes, die sich über elektrische Leiterbahnen schießen lassen.
Auf dem Weg zur Goo-Fabrik, wo man sich darin üben kann, den weltgrößten Turm aus Goo zu konstruieren, müssen viele Hindernisse überwunden werden: Schnell rotierende Windräder wollen mit einer Stromleitung überbaut werden, man baut einen Turm, um aus dem Schlund eines vieläugigen Monsters zu entfleuchen, aus Goo formt man die hervorschnellende Zunge eines fetten Frosches, stapelt die Desktop-Icons eines kosmischen Computers bis in den virtuellen Himmel oder läßt Goo-Tropfen von Förderbändern durch die Getriebe der unglaublichsten Maschinen schaufeln. Und immer weist einem der freundliche Schildermaler den Weg. Und wenn man einmal einen Fehler begangen hat, läßt man einfach einen Time-Bug platzen.
World of Goo ist der perfekte Ausweg für Erwachsene, die sich nicht trauen, mit Bauklötzen zu spielen oder einen Metallbaukasten in die Wohnung zu stellen, zudem für kleines Geld und ohne lästiges DRM erhältlich. Darin eine elaborierte Kapitalismus-Kritik hinein zu interpretieren oder von revolutionärem Storytelling zu sprechen, halte ich für eine Übertreibung. Das niedliche, mal mehr, mal weniger ernste Setting ist nur die Kirsche auf dem Kuchen des kindlichen Brücken-Konstrukteurs.
Das Leben eines Space-Marines ist nicht einfach. Wenn nicht gerade auf der rot staubigen, luftleeren Oberfläche von Phoibos die Ausgeburten der Hölle an das Astronauten-Leder wollen, muss man sich zu Hause in Brooklyn mit nicht minder gefährlichen Zeitgenossen herumplagen. Die Straßen von New York werden von Neon Punks (siehe Streets of Rage II a.k.a. “Leute verprügeln”), wenig umgänglichen Prostituierten, gold-behängten Geldeintreibern und anderen höllischen Zeitgenossen bevölkert. Die Konflikte, die in diesem heterogenen Umfeld entstehen, lassen sich meistens nur unter Einsatz aller möglicher und unmöglicher Waffen (Pistolen, Bretter, Flaschen, Kettensägen, Rohre, Wagenheber, Schlagringe, Fäuste) und durch das Dahinscheiden einer der Konfliktparteien aus der Welt schaffen. Derartige Zusammentreffen hinterlassen nicht selten tiefe Wunden und Blessuren, und weil sich der Schmerz nur durch Alkohol ertragen läßt, entstehen bald neue Probleme. Probleme, die eines Tages in Form eines nach bester Max Payne-Manier in Brand gesetzten Wohnzimmers und einer von Killern entführten Tochter zu Tage treten. So kann’s gehen in Urban Brawl, einer Total Conversion für, richtig gelesen, Doom II, sehr detailliert und originell im Cel-Shading-Look gestaltet, Bock-schwer und mit einem recht eigenartigen Humor (zum Beispiel rüstet die UAC nicht nur Raumstationen mit Einrichtungsgegenständen, sondern auch New York mit robusten Müllcontainern aus). Action Doom 2: Urban Brawl kann man kostenfrei herunterladen oder für 10 US$ auf CD mit Hülle und Cover erwerben und auf jeder Kaffeemühle installieren.
Zu Multiwinia sollte man eigentlich nicht mehr viel sagen müssen. Dieses Spiel zeigt, daß Echtzeit-Strategie-Spiele vollkommen zu Unrecht als langwierig und kompliziert gelten. Multiwinia läßt sich ganz einfach auch mit „WASD“ und amputierten Eingabe-Geräten wie einer Ein-Tasten-Mac-Mouse komfortabel bedienen, zum Glück ohne die scheußlichen Gesten, mit denen man zu Anfang in Introversions zweitem (Singleplayer-)Spiel Darwinia hadern mußte. Die Darwinia-Welt repräsentiert das Innere eines Computers: Grau-braune Polygon-Hügel, turmartige Termiten-Bauten, brennende Fraktal-Bäume (das muss es auch gewesen sein, was meine geliebte GPU letzte Woche den Hitzetod hat sterben lassen) und zweidimensionale grüne Männchen. Die Aufgabe des Spielers ist es, die zerbrechlichen Oxyd-Kugeln an vielen gefährlichen Hindernissen vorbei zur CPU zu roll – Oh, halt! Falsches Spiel (obwohl Oxyd, via Midi-Kabel verbunden, auch ein netter Mehrspieler-Titel war).
Natürlich baut man einfach nur eine riesige Armee auf und läßt diese die Gegenseite zu Kleinholz ballern oder die Flagge Statue erobern, König des Hügels werden, im Assault-Modus die Bombe entschärfen oder Kontroll-Punkte einnehmen; mit bis zu vier Spielern in schnellen, kurzen Runden a zehn bis fünfzehn Minuten Länge. Der Clou, das Besondere an Multiwinia, sind die Versorgungskisten, die einem eine große Hilfe sein können, wenn sie auf der eigenen Seite herunter regnen – Und ein absolut gemeiner, unfairer Vorteil, wenn sie dem ständig cheatenden Gegner in die Hände fallen. ;) Darin befinden sich beispielsweise Tanks, Turrets, diese Dinger, die wie das MCP aus Tron aussehen, ein Turbo für die eigenen Multiwinians, schwer bewaffnete Engineers oder Truppennachschub. Nur auf meine Sheep- oder Banana-Bombe warte ich bis heute vergebens. Tut euch und den hungernden Indie-Entwicklern von Introversion einen Gefallen und werft einen Blick auf die umfangreiche Demo und denkt bei der Planung der nächsten LAN-Party daran, daß man zu viert mit nur einer bezahlten Kopie spielen kann.
Eets. Eets ist ein weißer armloser, aber nicht harmloser Zweibeiner mit gefräßigem Riesenmaul, das hungrig auf orangefarbene Puzzleteile ist. Schoko-Drops und Marshmallows machen Eets glücklich, wenn man ihn damit füttert, grüne Erbsen dagegen fürchterlich hasenfüßig und rote mürrische Kügelchen so aggressiv, daß Eets in Rage gerät, sich blind von jeder Plattform in den bodenlosen Abgrund stürzt (wohl der einzige Beweggrund für Eltern, ihre Kinder diesen Puzzler mit den fragwürdigen Diät-Vorschriften spielen zu lassen). Auch ist Eets so ein sturer Esel, daß er sich nicht einmal durch das energischste Drücken der Pfeiltasten zur Fortbewegung animieren läßt, das funktioniert nur mithilfe der bereits erwähnten Methoden der Fütterung des gefräßigen Wesens oder, indem man ein anderes Objekt inmitten des Levels an der richtigen Stelle positioniert und zum korrekten Zeitpunkt durch einen Mouse-Klick aktiviert. Mit “Objekt” ist beispielsweise ein dicker Blauwal gemeint, der Eets aufsaugt und aus seinem Atem-Loch im hohen Bogen auf die nächste Plattform katapultiert. Mit den über 50 Rätseln läßt sich die Veröffentlichung so manch eines Blog-Eintrags hinauszögern, wenn einem wieder einmal nichts Gescheites einfallen will und, schaut man einmal nicht hin, der Mouse-Zeiger wieder über dem Spiele-Ordner im Start-Menü schwebt.
9 Kommentare
Ich finde fremdes CSS doof!
meine Herren wei kann man für ein simples kommentarmodul nur 200 eigene css-styles erschaffen? 20 langen doch auch. ausserdem kann man den kram bitteschön auch mal sinnvoll benennen. so. genug geheult, feierabend für heute.
Action Doom FTW, der Trailer vom 1er rockt die Hütte!
Interessante Spiele. ‘Multiwinia’ und ‘World of Goo’ kannte ich auch schon, und besonders auf Letzteres freue ich mich schon richtig, wenn der Titel im Dezember endlich per WiiWare erhältlich ist =).
(Ich weiß, die PC-Version gibt es schon, aber ich spiele lieber gemütlich auf der Couch / im Bett, wenn ich die Wahl habe^^.)
Goo: Also, World of Goo spielen meine Kinder immer sehr gerne (3 und 5 Jahre alt). Die haben es durchgespielt. Alles per “Try & Error”. Lesen können die noch nicht, erst recht kein Englisch…
Für die hat sich der Kauf gelohnt (habe es über Steam gekauft, als es das gerade für ein Wochenende zu kaufen gab. Jetzt kommt das ja erst Januar raus? Über RTL Interactive?)
Urban Brawl: Nagut, werde ich mal testen…
Multiwinia: Darwinia fand ich blöde… Ist Multiwinia wirklich besser? Die Screenshots sehen irgendwie gleich aus…
Eets: Die Rätsel sind echt schlapp… Zudem billigstes Design… Da ist doch lieber das Original wie Crazy Machines zu empfehlen. Die werden gerade bei Saturn verramscht (die neuen Versionen “cm2” + Zusatzpacks), so um die 5 EUR.
Ich habe damals nur die Darwinia-Demo gespielt, aber ich denke schon, Multiwinia ist besser. Anders besser. Multiplayer eben, mit unberechenbaren menschlichen Gegenspielern.
Wenn es plötzlich Kisten regnet und der Bildschirm sich mit UFOs, Ameisen, Futurewinians, Air-Strikes und Atomschlägen der U-Boote aus Defcon füllt, ist Multiwinia großartig!
Ja Multiwinia kann ich auch nur empfehlen. Es gibt seit Version 1.2.0 auch die möglichkeit die Demo im Multiplayer zu spielen.
Im LAN braucht es sogar nur eine Vollversion da die Demoplayer dort jedem Game beitreten können das von einer Vollversion gehosted wird.
# Demo players can start an Internet Multiplayer game on any of the standard demo maps
# Demo players can join any Internet Multiplayer game on the standard demo maps
# Demo players can join any LAN Multiplayer game on ANY map, so long
as that game is hosted by a full-game player (use this to demo the
game to friends at LAN parties!)
also World of Goo ist ja mal wirklich klasse!
World of Goo erscheint übrigens am Freitag auf WiiWare.
Ich freu mich jetzt schon^^.
Ahhh! Muss. Neue. Wii. Points. Kaufen.