Ich schlüpfe dieses Mal überraschenderweise in den Körper eines weißen, männlichen Space Marines, Hauptfeldwebel Tomas Sevchenko. Ich sehe ihm unmittelbar nach dem Aufstehen ins gespiegelte Gesicht. Er sieht aus, als hätte er bereits seinen 30. Geburtstag hinter sich gebracht. Der selbstverschuldete Tod eines weiblichen, farbigen Kindersoldaten-Ichs liegt mir immer schwer im Magen, dem Designer sei an dieser Stelle für die Abwechslung gedankt. Mein Alter Ego ist aber nicht der typische Einzelgänger. Er ist Teil einer kleinen Kampfgruppe aus männlichen Space Marines, die als Teil einer Armee der Interplanetarischen Strategischen Allianz gegen eine Übermacht von sehr humanoiden Ausserirdischen antritt. Die Bösen® haben die Heimatwelt® der Guten® bedroht. Das geschah in den Teilen der Geschichte, deren Titel noch ohne Nummer auskamen. Jetzt üben die Guten Gerechtigkeit auf der Heimatwelt der Bösen. Im Jahre 2357 sind Space Marines aber scheinbar billig zu haben. Zumindest billiger als eine dünne Blechwand, die sie in ihrem Landungsfahrzeug auf dem Weg in die Kampfzone schützen würde. Billiger als Sitze oder Gurte scheinbar auch. Andererseits zeichnet sich in ihrer Zukunft bereits ein brutaler Kreislauf aus plötzlichem Tod und Wiedergeburt ab. Vielleicht ist dieser gefahrenverachtende Abstieg am Anfang damit nicht der schlechteste Einstieg in die Handlung.
Die Zukunft ist braun und grau. Ich rede mir ein, die Blutspritzer dienen der farblichen Aufmunterung der Szenerie. Die Augen unserer Widersacher leuchten so hell wie die von Kindern am Weihnachtsabend. Ihre Helme fliegen von ihren Köpfen, so wie Zylinderhüte, die von Schneebällen getroffen werden. Am Abend gibt es Reste des Festtagsbratens…, ok, genug des Selbstbetrugs.

Mein Grüppchen ist vermutlich gerade mal wieder auf der anderen Strassenseite, aus irgendeinem Grund habe ich den Zebrastreifen aber nicht gefunden. Okay, einen Begleiter habe ich immerhin, vielleicht hat er sich auch verlaufen, wir sprechen nicht drüber. Zu zweit machen wir uns also daran, die Häuser von den Bösen zu befreien, um so dem Konvoi aus gepanzerten Fahrzeugen und den Dutzenden von Soldaten darin eine sichere Passage durch die Häuserschlucht zu gewährleisten.

Apropos reine Männerwirtschaft aus Space Marines, es gibt immerhin eine Frau in der Handlung, Unterart Wissenschaftlerin, genauer gesagt Waffenentwicklungsexpertin, Fachrichtung Atombombenbau. Selbstverständlich wird sie im Laufe der Handlung irgendwann entführt, von den Bösen erniedrigt, geschlagen und von mir und meinem Häufchen heldenhafter Marines gerettet.

Das voice acting ist gut, lediglich der Aufruf meiner Kameraden, ich sollte langsam mal Deckung suchen, scheint sich zu wiederholen. Der früher allgegenwärtige Gesundheitsbalken hat einem Schadensmodell mit zunehmender Benommenheit und Blutspritzern auf der Mattscheibe Platz gemacht. Ein kurzes Verweilen in der Deckung und man hat sich vollständig erholt. Die Spielstruktur entspricht dem Geballer der letzten Jahre, kurze Mikroepisoden, an deren Anfang, gemeinhin Savepoints genannt, man sich nach einem gescheiterten Angriff wiederfindet. Das Ganze wird in zehn Kapiteln gebündelt, deren Einsatzorte unter anderem vom Kampf in der Stadt über die Ballerei in einer Fabrik bis zu einer fröhlichen Zugfahrt wechseln. Die Kapitel sind strikt voneinander getrennt, die zuvor getragene Waffe wird nicht mit in das folgende Kapitel übernommen.



P.S. Vielleicht ist das Spiel aber gar kein Hamburger, sondern ein Ferrari, mit dem ich bis jetzt nur auf nassem Kopfsteinpflaster innerhalb von geschlossenen Ortschaften im Stau gestanden habe. Den Mehrspieleraspekt kann ich aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht bewerten. Das wird aber das Killzone 2 sein, das die meisten Spieler im nächsten halben Jahr spielen werden. Ich hoffe, ich finde bis dahin auch heraus, warum die Abwesenheit von Kritikpunkten nicht automatisch zu einem lobenswerten Spiel führt.
11 Kommentare
My people….
Sons and dauthers of Helghan…. for many years we have been a broken nation. SHUNNT, OPRESSED AND CONQUERED BY THOSE WE SOUGHT TO ESCAPE… TEN YEARS AGO i asked the time, and that time was granted by you. You, the strength in my arm, the holders of my dreams…. Our forefathers embarked on the greatest exodus in the history of all mankind… An exodus for freedom. HELGHAN BECAME THAT FREEDOM… Our new world changed our bodies. At first, it weakened us, but in fact, we were growing… stronger. In the time you have given me, I have rebuilt our nation, I have rebuilt our strength, AND I HAVE REBUILD OUR PRIDE!… Our enemies at home have been re-educated. We have given them new insights into our cause. On this day, we stand united once more. On this day, those driven to divide us will hear our voice! On this day, we shall act as one, and we shall be ignored NO MORE! Defenders of the Helghast dream, NOW IS OUR TIME!“
SIEG ZEON! SIEG ZEON! ;D
Wie ab Ihr geht.
Ich weiß, ich weiß…letzten Endes muß das Jeder für sich selbst entscheiden, aber mich würde interessieren ob Killzone2
für die PS3 (mal angenommen man steht nicht sooo sehr auf MGS) als „System Seller“ bezeichnet werden könnte? Kann es das „leisten“ was ein Halo für die 360 oder ein Zelda/Mario für nintendo ist, oder ist es dafür zu „durchschnittlich“?
@Christian: Puschel hat die Kerberos eingebaut, Grund genug abzugehen :)
@Cody: es hat das Zeug dafür. Die Helghast sind mit ihren leuchtenden Augen einprägsam genug, um sie als Marketingmittelpunkt zu nutzen. Die Ähnlichkeiten zu deutschen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, lassen sie zudem auf der ganzen Welt wie alte Vertraute erscheinen.
Ist die Solo-Kampagne ihr Geld wert? Ja, allemal. Als objektiver Punktrichter, der die Einzelteile des Spiels bewertet, hätte ich für jeden Aspekt (Grafik, Sound, etc) jedesmal eine 10 oder 9.5 ziehen müssen. Ich musste mich ausserdem nicht über Quick-Time-Events aufregen, unsichtbare Ausserirdische haben mich nicht einfach so umgebracht, die Level konnte ich aus eigener Kraft überleben und musste sie nicht durchsterben.
Mir fehlt lediglich die zündende Idee, ein mutiger Seitschritt, der der exzellenten Ausarbeitung die Krone aufgesetzt hätte. Warum schon wieder 08/15 Space-Marines? Warum nicht mal die Space Marines aus Aliens? Eine farbige Frau als Heavy Weapons Guy, inkompetente Vorgesetzte, die den Krieg nur aus Simulationen kennen, ein pazifistischer Android, ein farbiger Gruppenführer. Oh, halt, [i]den[/i] hat Killzone 2. Andererseits beachte man bitte das Postskriptum: ich bin kein XBoxer, aber ich vermute, man spielt Halo nicht für die tolle Geschichte um den Master Chief und seine schimmernde Freundin. Die Geschwindigkeit bzw. Langsamkeit, mit der man seine zusätzlichen Fähigkeiten im Killzone-Mehrspielerteil bekommt, weist zudem auf eine eher langfristig ausgerichtete Bindung des Spielers hin.
PS3-Systemseller ist übrigens Little Big Planet, die aktuelle Preisgestaltung weist ja darauf hin (an den forcierten Abbau der überbordenden Lagerbestände will ich nicht glauben). In naher Zukunft wird es jeder PS3 beiliegen, ebenso wie Wii-Sports zu jeder Wii gehört.
Ich behaupte es kann kein System-Seller sein, denn der wird seit jeher durch ein freundlich-sattes Grün bestimmt.
@Aulbath: verdammt, das die Story so sehr Gundam UC-ähnlich ist, ist mir garnicht aufgefallen. Aber stimmt, erst die super geglückte Landung und dann der langsame Rückschlag, bis hin zum Zerfall von Zeon, mit dem danach aufkommenden Wiederstandsgruppen die jetzt angedeutet wurden. Mal sehen wann sie ihre erste Weltraumstation werfen werden.
Ach, ich durfte das ja kürzlich mal bei einem Freund anspielen. Sofern mir das nach nur knapp 1,5 oder 2 Stunden Spielzeit überhaupt möglich ist, kann ich mich Puschels „Hamburger“-Fazit weitestgehend anschließend. Es war ein bißchen sich-wiederholend – 10 enter Raum, 20 kill Gegner, goto 10 – aber die Intensität und Mechanik der Gefechte war schon sehr hübsch. Mir liegen Hamburger, äh Shooter einfach, insofern sieht man da über ein paar Sachen eher mal hinweg. Zb auch über diese BlutMännerschweißTränen-Scheisse, die sich viel zu Ernst nimmt, aber gut.
Was mir hier aber viel zu kurz kommt, muss ich jetzt mal sehr Fanboy-Mässig rausposaunen:
HOLY MOTHER OF 3DFX, SIEHT DAS GEIL AUS!!11!elf!
@Kreon: Die Rede hat mich schon beim Trailer an Gundam erinnert, an Ghiren um genau zu sein. Allerdings ist der Rest eher Zufall, da ich schon den Vorgänger nach 3 Missionen gelangweilt weggelegt habe… spielt sich irgendwie schrecklich zäh, und das meine ich wörtlich… als wenn die PS2 völlig überfordert wäre und das Geschehen in Semi-Zeitlupe abläuft. Ganz schrecklich.
Lieber Puschel,
ich hoffe du verdienst mit deinem Talent solche Texte zu schreiben etwas Geld. Ansonsten hättest du es wirklich verdient. Deine Beschreibung des Spiels & deine Fazit – alles Erstklassig und so mancher professioneller Schreiber könnte sich davon ruhig eine Scheibe abschneiden…
…der Bezug auf andere aktuelle Titel und der Vergleich mit meinem Leibgericht. Danke!
Ahoy!