Was mich auf meiner Auskundschaftungsmission besonders, ach was, doppelt überrascht hat? Nein, nicht das paläo-futuristische Mordsspiel, auch nicht die verrückten Bwa-ha-haaasen, sondern “James Cameron’s Avatar: Das Spiel”. Nicht nur die Ex-Next-Gen-Konsolen-Version schmeichelt dem Auge, auch die Wii-Fassung macht einen alles andere als schlechten Schnitt. Überhaupt scheinen die “Avatar”-Titel nicht zu den üblichen schnell dahin gerotzten Filmumsetzungen zu gehören. Sie zeichnen sich unter anderem durch eigenständige, parallel zum Filmgeschehen ablaufende, Geschichten aus. Außerdem wird beinahe jede wichtige Platform (DS, PSP/Wii, sowie PS3/Xbox/PC) ein eigenes Spiel mit einer anderen Story und speziellen, auf das jeweilige Gerät abgestimmten Eigenschaften erhalten.
Auf Nintendos Wii sieht das folgendermaßen aus: Der Start-Bildschirm lässt leider erst einmal Schlimmes vermuten… Bei der Auswahl des Levels fällt sofort auf, dass das Sammeln verschiedener versteckter Objekte, Geister der Ahnen oder so, eine größere Rolle spielt – sofort fühlte ich mich schmerzlich an ein fürchterliches “Harry Potter”-Spiel erinnert, in dem man kaum mehr unternehmen konnte als magischen Jelly Beans hinterher zu jagen. Die zweite, im wahrsten Sinne des Wortes, Hürde trat zu Tage in Form eines Findlings, der sich mitten auf einer Lichtung befand. Der stellt zwar kein explizites Hindernis dar, aber hinüber zu klettern oder zu springen, ist völlig unmöglich. Dagegen legt der blauhäutige Na’vi-Charakter, den man kontrolliert, an dafür vorgesehenen Felswänden auf Knopfdruck eine Klettereinlage ein, die sich sehen lassen kann. Auch Schleichangriffe von einer Klippe herab oder aus der Deckung eines Dickichts lassen sich nur durch Betätigen eines Buttons anbahnen und mithilfe einer präzisen, mit der Wiimote ausgeführten Geste vollenden. Doch mit Quicktime-Events, wie man sie in anderen Spielen kennen und hassen gelernt hat, hat dieses Verhalten zum Glück wenig zu tun; es schien mir, als müsse man tatsächlich richtig zuschlagen, anstatt eine Waggle-Geste zu vollführen, damit die Spielfigur es einem gleich tut.
Zu allen anderen Gelegenheiten folgt der Kampfstab, der sich zu Beginn im Besitz der Spielfigur befindet, Motion-Plus-Adapter bevorzugt, präzise und flüssig animiert den Bewegungen des Controllers. Auch der Jagdbogen, den man in der Anfangsphase des Spiels findet, steuert sich auf eine vergleichbar natürliche Art und Weise mit Wiimote und Nunchuck. Ein besonderes Schmankerl soll die Integration des Balance Boards darstellen, mit Hilfe dessen man eines der indigenen Flugtiere des Dschungel-Mondes steuern können soll. Schön finde ich auch, dass sich jederzeit ein weiterer Mitspieler oder eine Mitspielerin anschließen kann, ohne dass man kostbare Spielzeit in irgendwelchen verschlungenen Menüs verschwenden müsste. Falls man sich zum Beispiel einmal in einer brenzligen Situation befindet, kann augenblicklich eine andere Person hinzu stoßen und das Feuer der Gegner auf sich ziehen (meine Vorstellung von Co-op ;)). Das soll es allerdings auch schon von der Wii-Version gewesen sein, schließlich möchte ich auch noch ein paar Worte über die PC- und HD-Konsolen-Fassung des Spiels verlieren.
Auf der Xbox, der PS3 und dem PC gibt sich “Avatar” als ein vollkommen anderes Spiel. Man hat es hier eher mit einem traditionellen Third-Person-Shooter zu tun, schlüpft zu Beginn in die Haut eines menschlichen Soldaten anstatt der eines Außerirdischen. Mit ihm stehen einem ganz andere Möglichkeiten offen: Stationäre Geschütze benutzen, Fahrzeuge fahren, Truppentransporte nutzen und sich auf bewaffnete Kollegen verlassen. Andererseits sieht man sich auch neuen Widrigkeiten ausgesetzt: Wildtiere mit scharfem Gebiß, langen Krallen und großem Hunger sowie giftige Pflanzen, die den Anschein erwecken, sich gegen die menschliche Präsenz in der Na’vi-Welt aktiv zur Wehr zu setzen. Je mehr man davon niedermäht, desto mehr Erfahrungspunkte prasseln auf dem Konto ein, eines der Spielelemente, die man auf der Wii nicht zu Gesicht bekommt. Eingetauscht wird das Punkte-Guthaben dann, wer hätte es gedacht, gegen neue Waffen-Pakete und Spezialfähigkeiten, darunter zum Beispiel die Möglichkeit, einen Luftangriff anzuordnen, meine ich während der kurzen Präsentation vernommen zu haben.
Man ahnt es: Auf den Next-Gen-Konsolen, auf der Seite der Menschen kämpfend, geht es alles andere als zimperlich zu. Der Protagonist, ein gewisser “Ryder”, bekommt dies naturgemäß auch recht bald am eigenen Leib zu spüren. Er ist jedoch nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Privatarmee der Bergbau-Gesellschaft, die nur all zu gern ungestört die Resourcen der Na’vi-Heimat plündern würde. Später eröffnet sich dem Spieler allerdings eine Möglichkeit zur Rebellion. Dann gilt es zu entscheiden, ob man lieber weiterhin die Frogs mit Blei vollpumpen oder doch in die blaue Epidermis schlüpfen und etwas Beute machen, ein paar verweichlichte Primaten reißen will. Aber nicht nur Action-, sondern auch Excel-Freaks werden bei “Avatar” vermutlich auf ihre Kosten kommen: Denn mit den Erfahrungspunkten kann man noch viel mehr anstellen als Knarren freizuschalten. Für sie erhält man in einer Art “Risiko”-Meta-Game Truppen, mit denen man Kartenabschnitte erobern und sich dadurch weitere Vorteile erspielen können soll (freigeschaltet war dieses Feature leider noch nicht).
Long Story short… Neben dem oft beschworenen “Casino Royale”- und dem einen oder anderen “Spider-Man”-Game wird “Avatar” vermutlich eines der besseren, einen Film begleitenden Spiele werden. Wer sich auch nur entfernt für den dazu gehörigen Kinofilm interessiert, würde wahrscheinlich nicht viel falsch machen mit der Anschaffung des Spiels, zumal es ganze zwei Wochen vor dem Kinostart in den Regalen stehen wird.
1 Kommentar
Ich traue diesen Filmlizenz-Spielen grundsätzlich erstmal nicht über den Weg, obwohl es ja inzwischen auch einige positive Beispiele gibt. Die 80er haben mich in dieser Beziehung einfach zu sehr geprägt. Ocean, anyone? ;)