2002: Als meine kleine Heldentruppe Stonebridge verließ, einen Ort, der sich vor allem dadurch auszeichnete, dass es weit und breit keine steinerne Brücke gab, bestand sie bereits aus sechs Mitgliedern. Beziehungsweise aus fünf Mitgliedern und einem Esel, der die Beute wegtragen musste.Ein reinrassiges Point-and-Click-Actionrollenspiel wie Diablo war Dungeon Siege nie, sondern vielmehr eine Verknüpfung von dessen Spielprinzip mit dem taktischen Management von Heldengruppen, wie man es aus Spielen wie Baldur’s Gate kannte. Dabei war Dungeon Siege automatisiert bis zur Schmerzgrenze: Klickte man auf einen Gegner, verarbeiteten die Helden nicht nur diesen einen Feind zu Kleinholz, sondern auch alles, was zufällig noch in der Nähe herumstand. Keine Spur von der sonst im Genre üblichen Sehnenscheidenfolter. Man wies den Helden die richtigen Waffen, Zauber und Ziele zu, drückte im Notfall auf H wie Heiltrank, bevor jemand tot umfiel, und pausierte das Spiel, wenn doch mal alles zu hektisch wurde.
2011: Als meine kleine Heldengruppe Stonebridge verlässt, besteht sie nur aus zwei Helden. Die Geschichte von Dungeon Siege III dreht sich zwar eigentlich um derer vier, aber scheinbar werden zwei der Legionäre immer dringend anderswo gebraucht, vielleicht zur Regulierung der Alkoholbestände im örtlichen Gasthaus, weshalb die Zehnte Legion auch in den prekärsten Situationen nie in voller Stärke antritt.
Einen der Helden steuere ich das gesamte Spiel hindurch direkt, meinen Begleiter übernimmt die KI. Dafür, dass es nicht einmal die Möglichkeit gibt, dem Begleiter Befehle zu geben, funktioniert das erstaunlich gut. Während Gas Powered Games, die Entwickler der Vorgänger, “KI” studiointern wohl mit “Keine Intelligenz” übersetzten, hat Obsidian Entertainment KI-Unterstützung erschaffen, die zuverlässig ihren Job erledigt, nie im Weg herumsteht und meistens sogar eine echte Hilfe ist.
Die Kämpfe an sich laufen allerdings völlig anders ab als noch in den Vorgängern. Nicht nur die Dungeon-Siege-eigenen Automatismen sind verschwunden, so dass man nun jeden Schwertschwinger selbst auslösen und bei den Zaubersprüchen sogar selbst zielen muss. Auch manch andere gewohnte Zahlenwürfelei im Hintergrund entfällt ersatzlos. Geblockt und ausgewichen wird nur auf direkten Befehl. Beides ist selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad nicht etwa optional, sondern elementarer Spielbestandteil. In einem Bosskampf zwei Drittel der Zeit nur damit beschäftigt zu sein, mehreren Gegnern und deren Zaubersprüchen auszuweichen und sich in eine günstigere Position zu bringen, ist nicht ungewöhnlich. Hier ist Reaktionsgeschwindigkeit gefordert.
(Randbemerkung an Bioware: Wenn man mehr Action in seinen Rollenspielen haben möchte, dann reicht es nicht, wie in Dragon Age 2 nur neue und möglichst zappelige Animationen einzubauen und die Isoansicht ersatzlos zu streichen, solange man am Spielsystem dahinter nichts ändert, sondern weiterhin von seinen Spielern nur erwartet, zuzuschauen und alle paar Sekunden mal eine von im Falle des Kriegers ungefähr zwei brauchbaren Spezialattacken auszulösen, sollten die tatsächlich mal aufgeladen und einsatzbereit sein.)
Mich erinnert DS3 in dieser Hinsicht eher an Baldur’s Gate: Dark Alliance als an das gute, alte Dungeon Siege. Das kommt nicht von ungefähr. Dungeon Siege III ist ein reinrassiger Konsolentitel, der sich auch auf dem PC mit einem Gamepad wesentlich angenehmer steuert als mit Maus und Tastatur. Mit dem Standardangriff auf A und den drei verfügbaren Spezialangriffen pro Kampfhaltung auf X, Y und B, mit dem Wechseln der Kampfhaltungen über den linken Schulterknopf, Blocken mit dem linken Trigger und dem Auslösen der verstärkten Versionen der Spezialangriffe auf dem rechten Trigger ist nicht nur das Steuerungssystem, sondern das gesamte Fähigkeiten- und Talentesystem von DS3 so kompromisslos auf das Gamepad zugeschnitten, dass eine vernünftige Tastatursteuerung schlicht ein Ding der Unmöglichkeit ist. Mit dem Gamepad einen verstärkten Verteidigungszauber aufzurufen, indem man beide Trigger gleichzeitig zieht und beispielsweise X drückt, ist relativ simpel. Man kann ohne Probleme währenddessen mit dem linken Analogstick weiter den Charakter steuern. Nun versucht mal, gleichzeitig Shift, Eins und die Leertaste zu drücken und euch währenddessen mit WASD noch fortzubewegen. Viel Spaß!
Weshalb der Nachfolger einer Reihe, die bisher nur auf dem PC eine Rolle spielte (den PSP-Ableger Throne of Agony lassen wir aufgrund seiner miesen Qualität und weil ihn sowieso niemand außer mir gespielt hat, mal außen vor), plötzlich als ganz klarer Konsolentitel antritt, ist mir ein Rätsel. Selbst an Stellen, an denen es gar nicht nötig wäre, grenzt man sich eindeutig von den Vorgängern ab. Jeremy Soules altes Dungeon-Siege-Hauptthema sucht man in Teil 3 vergebens. Dieses Thema entstand zwar zu einer Zeit, als Soule für praktisch alle großen westlichen Rollenspiele die Musik schrieb – im selben Jahr zum Beispiel noch für Neverwinter Nights und Morrowind -, weshalb ich den typischen Soule-Stil irgendwann auch nicht mehr hören konnte. Inzwischen wäre ich, man glaubt es kaum, aber eigentlich ganz dankbar, würde man ihn ab und zu noch einmal in Rollenspielen erleben. Ein Dungeon Siege ohne Soules Hauptthema fühlt sich einfach nicht richtig an.
Das Problem ist weniger, dass Dungeon Siege III ein schlechtes Spiel wäre, denn das ist es ganz und gar nicht, sondern dass der Name Dungeon Siege gänzlich andere Erwartungen an ein Spiel weckt, als die, die Teil 3 zu erfüllen gedenkt.
Das Kampfgeschehen ist für sich genommen nämlich gerade im späteren Spielverlauf eine Wucht. Meine Archon geht beim Ausweichen in einer Stichflamme auf, um dann an einem ganz anderen Ort wieder zu erscheinen. Sie beschwört Feuerteppiche, die Gegner verbrennen und Verbündete heilen, sie verschießt Feuerbälle und ruft Flammensäulen hervor. Richtig gespielt ist die Archon überall und nirgends und bekommt selbst kaum Treffer ab, während sie für ihre Gegner ein regelrechtes Inferno entfacht. Selbst schuld. Wer würde freiwillig eine Frau angreifen, die einen halben Meter über dem Boden schwebt und flammende Haare hat?
Das macht absolut Laune und wäre noch viel besser, wenn man denn öfter zum Kämpfen käme. In der ersten Spielhälfte wird der Flow aber zu häufig abgewürgt. Entweder stehen mal wieder Gespräche mit hilfsbedürftigen Bauern an oder es wollen nach einem Levelup Punkte auf Fähigkeiten und Talente verteilt werden. Ein weiterer Bruch mit dem originalen Dungeon Siege, bei dem der Spielfluss aus Kämpfen und Looten nur selten unterbrochen wurde. Im Original wurden die Charaktere automatisch besser in dem, was sie taten, ohne dass der Spieler jemals hätte eingreifen müssen. Im dritten Teil müssen bei einem Levelup neue Fähigkeiten erlernt werden, es muss entschieden werden, welche Fähigkeiten man durch Fertigkeiten verbessert und danach wartet die schwierige Entscheidung, mit welchen Talenten man, nun ja, alles außer Fähigkeiten verbessert. Das ist mindestens drei Nummern zu umständlich und bietet gegenüber der automatischen Variante kaum einen Vorteil, weil ich natürlich die Talente und Fertigkeiten auswähle, die das verbessern, was ich sowieso andauernd benutze.
Glücklicherweise bekommen wir es bei den Levelups nicht auch noch mit Attributen wie Stärke und Weisheit zu tun. Die finden sich stattdessen auf den Items, auch wenn das völlig unlogisch ist. Beim Levelaufstieg Intelligenz und Ausdauer zu steigern und dafür Dank einer neuen Waffe Gegner lähmen zu können, ergäbe mehr Sinn als die umgekehrte Anordnung in DS3. Dazu kommt, dass das Spiel neben den klassischen Rollenspielattributen auch einige Neuzugänge wie zum Beispiel “Verhängnis” zu verzeichnen hat, die nicht im Tutorial oder im Mouseover erklärt werden, sondern lediglich in der Onlinehilfe. Selbst mit dieser Erklärung bleibt stellenweise unklar, welchen Wert Punkte auf bestimmten Attributen letztendlich haben. Wirkliche Rüstungssets gibt es nicht, aber Items innerhalb eines Spielbereichs sind jeweils so gestaltet, dass sie optisch zueinander passen. Was natürlich bedeutet, dass alle Helme, die man zum Beispiel in der Festung findet, gleich aussehen. Items innerhalb eines Bereichs haben, wenn man alle Attribute zusammenzählt, auch meist eine ähnliche Gesamtpunktzahl. Diese Punkte sind nur jeweils völlig unterschiedlich – und keineswegs immer sinnvoll – auf die Attribute verteilt. Lifeleech – also die Fähigkeit, dem Gegner Lebensenergie zu entziehen und sich selbst damit zu heilen – heißt hier “Chaos: Vampir” und ist wie in den meisten Actionrollenspielen über die Maßen stark. Davon abgesehen kommt man im normalen Schwierigkeitsgrad aber auch dann klar, wenn man sich mit den Attributen gar nicht genauer beschäftigt, sondern alle halbe Stunde mal nachschaut und den Kram ausrüstet, der aktuell insgesamt am meisten Punkte hat. Wirklich tolle Waffen gibt es im Grunde auch erst im letzten Spieldrittel, aber sei’s drum. Die Itemization eines Spiels, dessen bester Kampfstab “Absolution” heißt, kann nicht wirklich schlecht sein.
(Randnotiz an Bioware: Denkt nicht, dass ihr besser wärt. Setteile so ins Spiel zu integrieren, dass der Spieler, kaum dass er ein Set vollständig hat, das erste, deutlich bessere Teil des nächsten Sets findet, ist schlicht und einfach dämlich. Die meisten Spieler von Dragon Age 2 werden nur das letzte Set länger als zehn Minuten vollständig getragen haben. Ist natürlich andererseits nicht so schlimm, weil bloß das letzte Set wirklich gut aussah.)
Eine andere Art von Item hat man sich dagegen gänzlich geschenkt. Ähnlich wie im kommenden Diablo 3 gibt es in Dungeon Siege III keine Heiltränke mehr. Stattdessen lassen die Gegner ab und an Kugeln mit Lebensenergie oder Fokus fallen. Das funktioniert derart gut, dass man sich fragt, warum man die Pen&Paper-Spielmechanik Heiltränke überhaupt jemals in Videospiele übernommen hat und wie sich diese vom Entwickler bereitgestellte Cheat-Methode so lange in Videospielen halten konnte. Natürlich gibt es zum Ausgleich Defensivzauber, die den Lebensbalken langsam über Zeit wieder auffüllen, natürlich gibt es besagte Energiekugeln, die man im Block-und-Ausweich-Ballett aber erst einmal erreichen muss. Trotzdem ist es ein Segen, dass man mit seiner Lebensenergie jetzt richtig haushalten muss und dass man der Möglichkeit beraubt ist, einfach einen Trank einzuwerfen, damit alles wieder gut wird. Das war immer eine Spur zu simpel. Ein wenig erinnert mich das an Killzone 3. Dort gibt es ein Level, das man in einem riesigen Walker durchquert. Meines Erachtens ist es das beste und spannendste Level im ganzen Spiel – weil der Walker kein Autoheal hat. Das einzige Problem an der Sache, um zu DS3 zurückzukommen, ist, dass Lifeleech jetzt noch weniger verzichtbar ist als früher.
Ebenfalls keine Blöße gibt sich Dungeon Siege III bei der Hauptsache des Spiels – den Dungeons. Ob es Grüfte, verlassene Herrenhäuser oder Festungen sind oder gar die geniale alte Gießerei: Jede Lokalität hat nicht nur grafisch ihr ganz eigenes Design, sondern besitzt auch spielerisch Eigenständigkeit. Dungeons, die von A nach B verlaufen, sind ebenso dabei wie Dungeons mit einzelnen Flügeln, die nacheinander abgearbeitet werden müssen, und längere Dungeons, bei denen man am Schluss durch eine Geheimtür wieder an den Anfang gelangt oder von einem NPC wieder zurück an den Eingang teleportiert wird. Dass man lange Wege doppelt laufen muss, kommt relativ selten vor, Frostgipfel und Rukkenvahl einmal ausgenommen. Ungünstig, weil gerade das Startgebiet Rukkenvahl die in der Demo enthaltene Gegend ist. Dennoch muss man generell sagen, dass DS3 in dieser Hinsicht ein sehr kurzweiliges Spiel ist und es praktisch keine Dungeons gibt, die sich wie der Magierturm in Dragon Age oder die Goblinminen in Dungeon Siege 1 ewig ziehen. Man ist immer schon wieder weg, bevor man sich an irgend etwas satt gesehen hat.
(Randbemerkung an Bioware: Nein, anderthalb Höhlen und eine Lagerhalle reichen nicht! Vor allem dann nicht, wenn man an den Hauptgegenden auch schon spart und nur eine einzige Stadt statt eines ganzen Landes anbietet. Egal was ihr sagt, das ist keine “Innovation, die die Core-Gamer nicht verstanden haben”, das ist EA-Sparzwang vom Feinsten.)
Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal über ein Actionrollenspiel sage, aber die Krönung von Dungeon Siege III ist die Story. Hier ist das Spiel seinen Urahnen meilenweit überlegen. Ein Planescape: Torment oder Mask of the Betrayer sollte man natürlich nicht erwarten, aber man merkt schon, dass DS3 aus dem gleichen Stall kommt. Ohne Drift ins Metaphysische geht es natürlich auch hier nicht, aber was mich maßlos begeistert, ist, dass Obsidian scheinbar schlicht keine Spiele kann, in denen der Antagonist einfach nur böse ist. Auch Jayne in DS3 hat letzten Endes nachvollziehbare Motive. Herrgott, das ganze Spiel hat ein Motiv: Rache. Wie weit kann, wie weit darf sie gehen? Was stellt sie mit den Menschen an? Jayne Kassynder ist die Elektra der Actionrollenspiele. Nur dass die Elektra Strauss’ und Hofmannsthals keinen strahlenden Helden hatte, der sie gerade noch rechtzeitig … aber ich möchte nicht zu viel verraten.
Besonders, da auch Obsidians Umgang mit Entscheidungen in Videospielen wieder einmal vorbildlich ist. (Bemerkung an Bioware: Schaut euch das an! Hinschauen, verdammt! Ihr habt Dragon Age 2 in dieser Hinsicht völlig an die Wand gefahren!) Das Verfahren ist im Grunde das gleiche wie in Mask of the Betrayer. Obsidian lässt den Spieler im gesamten Verlauf nicht eine einzige nebensächliche Entscheidung treffen. Pseudo-Entscheidungen wie in Dragon Age 2 gibt es praktisch gar nicht. Die Entscheidungen, die man früh im Spiel trifft, haben meist dezente, die später getroffenen Entscheidungen gar keine Auswirkungen auf den eigentlichen Spielverlauf, aber sie alle haben große Auswirkungen auf das Ende.
Mein Lieblingsbeispiel dafür ist Kaylyn aus Mask of the Betrayer. Je nachdem, wie man als Spieler mit ihr umging und welche Entscheidungen man im Spiel traf, konnte die Geschichte für sie auf fünf verschiedene Arten enden. Nur für sie, nur ihren Erzählstrang betreffend! Insgesamt hatte Mask of the Betrayer dutzende verschiedene Enden. In DS3 ist das ähnlich. Hier sind es zwar nur zwei oder drei verschiedene Schicksale für herausragende Personen, dennoch ergeben sich durch die Kombination sicherlich mindestens ein Dutzend Enden. Man bekommt als Spieler ein wirklich persönliches Ende, passend zu den getroffenen Entscheidungen. In meinem ersten Spieldurchlauf wollte ich vor allem fair und gerecht handeln und habe damit letztendlich dafür gesorgt, dass Jayne Kassynder ein Schicksal widerfährt, das unfassbar brutal und unmenschlich ist. Ich wollte das nicht, aber ich hätte es kommen sehen können. Mit Sicherheit werde ich DS3 noch ein zweites Mal durchspielen, allein schon, um dieses Ende zu korrigieren. Ich kann das so nicht stehen lassen.
Obsidians Talent für wirklich bemerkenswerte Orte kommt in DS3 vor allem in Stonebridge zum Tragen. Einer Stadt, deren Bürger vor Jahrzehnten die Legion nicht nur vertrieben, sondern die in der Stadt verbliebenen Legionäre gnadenlos töteten, obwohl diese, da zum Schutz eben dieser Bürger verpflichtet, sich nicht einmal wehrten. Die Stimmung, die einem entgegenschlägt, wenn man nun als Legionär nach Stonebridge zurückkehrt, ist gewaltig. Misstrauisch, vorsichtig, voller Angst begegnen einem die Leute, und zwar nicht wegen der Taten, die man selbst als Legionär begangen haben mag, sondern wegen der Verbrechen, die die Bürger Stonebridges an der Legion verübt haben, und wegen ihrer Angst, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wegen einer Angst, für die man, so wird einem mitgeteilt, doch bitte Verständnis haben möge.
Ich weiß nicht, wie man sich als jüdischer Bürger im Deutschland der 50er- und 60er-Jahre gefühlt haben mag. Aber eines weiß ich: Dass es ein Videospiel schafft, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie das gewesen sein muss, ist eine großartige Leistung. Und Dungeon Siege III schafft das, obwohl es noch dazu ein Actionrollenspiel ist, also einem Genre entspringt, das nicht unbedingt dafür bekannt ist, seinen Spielern überdurchschnittlich viel Denkleistung abzuverlangen.
Wenn man denn ein Fazit ziehen möchte, so kann es nur folgendes sein: Dungeon Siege III ist ein wunderbares Spiel, das leider völlig zwischen den Stühlen sitzt. Es ist ein reines Konsolenspiel, das einer PC-Reihe entstammt. Es ist ein Actionrollenspiel, das den Flow während des Kämpfens häufig mit Dialogen unterbricht und das wenig Langzeitmotivation bietet, weil man in 15 Stunden einmal durch die Geschichte durch ist und man seinen Charakter nicht in den nächsthöheren Schwierigkeitsgrad übernehmen kann. Es ist ein Spiel, bei dem mir völlig unklar ist, wen genau es eigentlich ansprechen soll – außer mir selbst. Trotzdem hoffe ich, dass es sein Publikum finden wird.
(Randnotiz an Bioware: Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, die Dragon Age-Reihe an Obsidian zu überschreiben. Okay, bei KotOR2 hat das nur leidlich geklappt, aber NWN2 haben sie hervorragend hingekriegt. Ich wage gar nicht, mir vorzustellen, wieviel besser ein Dragon Age 2 von Obsidian geworden wäre als das, was ihr abgeliefert habt. Ihr habt’s einfach nicht mehr drauf.)
Fast hätte ich es vergessen: Stonebridge hat nun eine Steinbrücke. Und was für eine!
16 Kommentare
Bisher hab ich ja DSIII nur mit einem Achselzucken links liegen lassen.
Ich glaube ich ändere das mal nach diesem Bericht und hol es mir :)
Dann verlagern wir die Diskussion von Twitter mal hierher: Ich bin noch nicht besonders weit im Spiel, aber bisher ödet es mich ziemlich an. Es sieht gut aus, aber das Kampfsystem finde ich zum Kotzen. Andauernd krepiere ich, weil eine Gruppe von Banditen mich “gangrapet” und gerade weil es keine Tränke gibt, die ich für eine SEHR sinnvolle Spielemechanik halte. Das mit dem Blocken und Ausweichen ist in der Theorie gut, in der Praxis aber vermurkst, da meine Figur dann ständig mit dem Rücken zu den Gegnern steht, bis ich sie umgedreht habe, habe ich schon wieder Treffer kassiert… Und ich möchte in einem Kampf nicht ständig wie ein Bodenturner rumrollen müssen.
Die Items… naja… was eine “entschlossene Unterhose” sein soll, bleibt wohl ein Geheimnis der Übersetzer… Und dass mir angezeigt wird, dass eine Rüstung meine Stats verbessert, ich sie dann aber, ohne dass dies erklärt würde, doch nicht anlegen kann, finde ich ebenfalls grenzwertig.
Die Story ist bislang ziemlich belanglos, wobei ich da gerne zugebe, dass ich noch gar nicht weit genug bin, damit sich diese voll entfalten könnte. Aber wirklich beim Ball hält sie mich, im Gegensatz zu Dragon Age 1 und 2, wo ich von Anfang an gefesselt war, nicht.
Ich weiß auch gar nicht, was das Dragon-Age-2-Gebashe soll. DA2 hat mit Sicherheit seine Schwächen (die erwähnten Dungeons), aber ich persönlich fand es trotzdem gelungen und in vielen Teilen auch besser als den Vorgänger.
Auch mir ist unklar, wen das Spiel ansprechen soll. Ich selbst scheine es jedenfalls nicht zu sein.
Das alles klingt tatsächlich, als könnte es mir gefallen. Dabei hatte ich es doch schon unter irrelevant zu den Akten gelegt!
Erstaunlich, mir geht es ebenso. Muss das jetzt zumindest mal antesten…
@Tim: Spielst du mit Maus und Tastatur? Keines deiner Probleme mit dem Kampfsystem kann ich bei mir mit dem Gamepad wirklich nachvollziehen. Gerade das “mit dem Rücken zu den Gegnern”-Problem hatte ich… nie. Ob einem das häufige Ausweichen gefällt, ist natürlich Geschmackssache.
Du kannst alle Rüstungen anziehen, die zu deinem Char passen. Welche das sind, sieht man recht deutlich an dem Bild des Charakters, das bei der entsprechenden Rüstung angezeigt wird.
Das DA2-Gebashe hat einen einfachen Grund. Ich halte dieses Spiel für den absoluten Tiefpunkt dessen, was Bioware bisher veröffentlicht hast.
Nein, ich spiele mit dem Gamepad auf der Xbox. Und mir ist das schon recht häufig passiert.
Ich finde DA2 weiterhin toll. ;-)
Ich will dir den Spaß daran auch nicht vermiesen. ;)
Welchen Char spielst du in DS3? Hast du den NPC-Begleiter schon dabei? Ich frage, weil sich das Problem mit dem Ausweichen durch den etwas entschärft. Der hat ja auch ab und an mal Aggro. (Meine Kombination aus selbst zaubern und NPC-Schwertkämpfer vorschicken ist in der Hinsicht natürlich auch günstig…)
Ich spiele Katarina. Und nein, ich habe den NPC noch nicht dabei. Bin jetzt gerade in der Sturmliedhöhle und werde im Bosskampf nach ca. 20 Sekunden zerfetzt, 30 wenn ich ein bisschen Glück habe. Und meine Frusttoleranz bei sowas ist relativ gering, weshalb ich’s beiseite gelegt habe und jetzt erstmal Chrono Trigger zocke.
Vlt. versuche ich’s mal noch mit einer anderen Figur, aber wie gesagt, bisher hinterlässt das Spiel bei mir nur einen gerade mal mittelmäßigen Eindruck. Story (hab’s mir selbst gespoilert und nachgeschaut): Meh, Gameplay: Meh, Charaktere: Meh. Und wenn ich dann hier lese und von Freunden höre, dass man’s nach 12-15 Stunden durch hat, muss ich ein Lachen unterdrücken – da sind ja sogar 8-Bit-RPGs länger und ich erwarte von einem guten RPG einfach eine gewisse Länge.
Nun ja. Es hätte länger sein dürfen, gar keine Frage. 15 kurzweilige Stunden sind mir trotzdem lieber als wenn jemand nur für 10 Stunden Inhalt hat und das auf 30 Stunden streckt, die im Vergleich zu den 90 des Vorgängers immer noch ein Witz sind. Ja, ich bin schon wieder bei DA2. :)
Katerina habe ich nur kurz angespielt. Mir ist sie schon bei der Standardattacke zu lange unbeweglich am Ort festgenagelt. Die Archon ist da flexibler. Stell ich mal in den Raum, ohne dich damit unbedingt zum Weiterspielen überreden zu wollen. Andererseits sind die Hexen nämlich, wenn man erst die einfachen und zum Schluss die Oberhexe umnietet, nicht sehr schwer im Vergleich zu dem, was noch kommt.
Dungeon Siege 1 habe ich geliebt. Dungeon Siege 2 habe ich nach anspielen der Demo nichtmal mehr mit dem Arsch angeschaut. Nun ist also Teil 3 da und die Demo fand ich ok, scheint potential zu haben.
Da einem DS3 in UK mittlerweile für unter 20€ nachgeschmissen wird, steht es nun also in meinem Regal und wartet auf seine Chance. Diese bekommt es kommende Woche, dann werde ich zusammen mit meiner Freundin im lokalen Koop starten.
Ich bin nach deiner Schilderung der actionreichen Kämpfe etwas skeptisch, ob es ein Spiel für sie ist. Man wird sehen. Ich jedenfalls freue mich drauf.
Ich habe es nun auch nachgeholt und gestern Abend beendet mit meiner Archon. Schwierig, schwierig…
Gerade in der ersten Spielhälfte musste ich extrem mit mir Kämpfen, das Spiel nicht wieder beiseite zu legen. Zum Einen wollte die Geschichte mich so gar nicht packen und zum Anderen fand ich es erschreckend, wie ich weder mit großem Blick auf Talente und Items ziemlich easy da durchmaschierte. Das Problem war einfach, dass mir die Skills & Items einfach total egal waren, ich habe nur 2 Stück regelmäßig benutzt, war vollkommen ausreichend. “Feuerbla irgendwas, mit 10% Heilungsbla” hat mich null interessiert, weils mich auch nicht interessieren musste, ich brauchte das nicht zu wissen, komme ja trotzdem weiter.
Ich lass mich gerne korrigieren, aber gab es wirklich keine Karte? Ich habe alle Nebenquests aus meinem Log gemacht, aber scheinbar muss ich irgendeinen NPC mit Quest übersehen haben, sehr ärgerlich. :(
In der zweiten Spielhälfte dann war mir zwar immernoch alles egal, was Skillungen, Items etc. angeht, aber immerhin haben mir die wenigen Kämpfe irgendwann dann doch Spaß gemacht, auch wenns fast außschließlich beim A u. B drücken blieb. Ab und an mal ausweichen, war Dragon-Age-mäßig okay. :) Die Story nahm dann auch an Fahrt auf und zum Finale hin fand ich sie sogar durchaus packend. Das hat mir dann auch btw. mal wieder bewiesen, dass es sich hin und wieder doch lohnt, Spiele trotz Fehlstarts durchzuspielen. Zumindest kann man es ja mal versuchen. Manchmal kriegen sie eben doch noch die Kurve, nicht immer klar, aber eine Chance sollte man ihnen schon geben.
Also DS3 ist für mich definitv kein Dragon-Age-2-Killer, auch wenn ich DA2 auch über einige Strecken enttäuschend fand. Bioware hat es imho immer noch mehr drauf, interressante Charakter zu erschaffen und auch bei der Inszenierung der Gespräche und den geschichtlichen Höhepunkten haben sie die Nase immernoch vorne finde ich. Dass das bei DA2 aber schon grenzwertig war, keine Frage.
DS3 ist in der Hinsicht von Beginn an extrem zäh, ich habe da bis zum Ende hin keinen Charakter getroffen, der mich wirklich weggekickt hat, die waren mir alle dermaßen egal, auwei. Die einzige, die wirklich etwas Profil an den Tag legte war Jeyne selbst, aber die trifft man ja erst am Ende so wirklich.
Es ist seltsam, aber DS3 und DA2 sind für mich irgendwie so Hack’n Slay-Light und RPG-light, beim einen machen die Kämpfe etwas mehr Laune aber die Inszenierung taugt nichts, beim anderen sind die Kämpfe dröge, aber die Inszenierung etwas besser. Ich hatte mit beiden Spielen dennoch meinen Spaß, wenn auch mit Abstrichen. Ob ich DA lieber in den Händen von Obsidian sehen möchte? Nein, ich will eigentlich nur, dass BioWare sich wieder auf ihre früheren Stärken besinnen soll.
DS3 hat schon Laune gemacht für ein paar Tage, aber ich denke, ich werde es auch schnell wieder vergessen. Und das ist schon bißchen schade.
[quote]Es ist seltsam, aber DS3 und DA2 sind für mich irgendwie so Hack’n Slay-Light und RPG-light[/quote]
Das kann ich so unterschreiben. Gerade im Vergleich mit gewissen anderen Spielen, die gerade anstehen, ist es kein gutes Hack’n’Slay. Schon gar kein DA2-Killer, das sind komplett unterschiedliche Spiele. Aber ein paar Sachen macht es halt besser.
Was die Inszenierung der Gespräche und der Zwischensequenzen angeht, ist Bioware Obsidian Jahre voraus. Da ist DS3 auf einem Stand vor Mass Effect.
Der Ausblick auf Mass Effect 3 auf der letzten gamescom hat mich überzeugt, trotzdem wird DA3 für mich wahrscheinlich kein Tag-1-Kauf.
Bei Obsidian würde ich mich einfach freuen, wenn sie überhaupt mal wieder ein klassisches Rollenspiel machen würden. Mask of the Betrayer ist ‘ne Weile her.
Zum Schwierigkeitsgrad noch: Schwer ist das Spiel ja wirklich nicht unbedingt, aber die erste Archon fand ich doch ganz schön zackig. Dumm halt, dass das mehr oder weniger die schwerste Stelle im Spiel ist. Aber in der Koop-Partie, die ich mit einem Kumpel gestartet habe und in der wir die Nebenquests vor der ersten Archon überwiegend ausgelassen haben, waren wir, als wir bei der ankamen, tatsächlich zu schwach. Sicher 10-15mal gestorben und neu gestartet und sie, wenn überhaupt, mit Ach und Krach in die zweite Phase gekriegt. Dummerweise geht, wenn man schon nur den Garten bei der Archon betritt, das Tor hinter einem zu. Man kommt nicht mehr raus, um die Nebenquests noch nachzuholen, obwohl der Bosskampf ja erst startet, wenn man das Haus betritt.
Chris, hast du es geschafft alle Sidequests zu machen? Ich war gestern ganz traurig am Ende, dass ich den Erfolg nicht bekommen habe. :'(
Ich weiß nicht, wo ich eine Quest hätte übersehen können, das Logbuch war leer, aber ich muss irgendwo einen NPC nicht gesehen haben, der evtl. noch ein Quest für mich hatte. Ich habe grad keine Lust nochmal nachzuschauen, aber gabs denn eine Übersichtskarte, außer der Minimap, die man hätte nutzen können?
“Perfektionist”? Nein, hab ich nicht. Gar nicht bemerkt bisher. Weiß auch nicht, wo ich was verpasst haben sollte…
Und, hast du Rajani besiegt, ohne dich heilen zu müssen? ^^ Das Rivalen-Achievement hab ich auch nicht.
Ja, das Rivalen-Achievement habe ich geschafft, dass bin ich nach dem Finale nochmal angegangen, zusammen mit dem “das kann ich sogar blind”-Erfolg. Nach ein paar Versuchen hatte ich den Dreh bei ihr gut raus. Insgesamt auch ein guter Bosskampf, da die Gute schon auch manchmal gut tricksen kann.^^
Irgendwann in der Mitte des Spiels habe ich mal auf Hardcore gestellt, aber das war doch zu knackig so ganz allein.
[i]Mask of the Betrayer[/i] kenne ich leider nicht, gibt es das nur für PC? Wenn ja, dann muss ich leider drauf verzichten, glaube das schafft meine Kiste nicht mehr und auf dem Mac spiele ich grundsätzlich nicht.
[i]Mask of the Betrayer[/i] ist das erste AddOn zu Neverwinter Nights 2. Gibt’s wirklich nur für den PC, aber das Hauptspiel ist von 2006, also sind die Hardwareanforderungen noch recht… übersichtlich.
Ansonsten, nun ja, fitzelige Steuerung, komische Kameraführung, sehr unausgewogener Schwierigkeitsgrad, aber unglaublich tolle Story. Viel Licht, aber auch viel Schatten, wie man’s von Obsidian gewohnt ist. Der Link oben verweist auf meinen Text bei d-frag damals.