Der gemeine Ork. Grüne Haut, nicht besonders helle und eigentlich nur in größeren Horden ernsthaft gefährlich. Er ist im Grunde das Fantasy-Äquivalent zum Zombie in der modernen Popkultur. Aber dies ist nur einer der Punkte, die mich beim Spielen von Orcs Must Die! ständig an Plants vs Zombies denken ließen. Beide Spiele sind interessante Variationen des Tower Defense Prinzips, die es schaffen, aus einem per se recht gelegenheitsspielerfreundlichen Genre tatsächlich ein sogenanntes Core Game zu machen und damit ganz nebenbei den einen oder anderen Gelegenheitsspieler zum Junkie anzufixen. Sie sind quasi „Coresual Games“.
SpielerinZwei ist so eine. Sie hat seit Erscheinen des Spiels bis heute unzählige Stunden mit PvZ verbraten und war sofort Feuer und Flamme als ich ihr von OMD! erzählte. „Das musst Du unbedingt kaufen!“ drängte sie mich, als ich noch darüber nachdachte, ob ich überhaupt Lust auf eine weitere TD-Variante habe.
Der Vorfreude folgte schon bald die Ernüchterung, als ich in ihrem Beisein die ersten paar Level spielte, denn der Gemahlin wurde schnell klar, dass sich Orcs Must Die! auf keinen Fall so entspannt wie ihr geliebtes PvZ spielt. Mein Angebot, sie solle es einmal selber probieren, wurde mit einem skeptischen „Nee, lass mal lieber.“ beantwortet…
Der Grund für ihr plötzliches Desinteresse war, dass sich die Mischung aus Tower Defense und 3rd-Person-Shooter nicht als reine Makulatur erwies, sondern nahezu kein Level des Spiels durch bloßes Fallenstellen zu bewältigen ist. Man muss in OMD! tatkräftig in die Verteidigung der Rifts eingreifen, indem man eigenhändig mit Armbrust, Schwert und diversen Zaubersprüchen die Gegnerwellen so ausdünnt, dass die Fallen den einfallenden Ork-Massen überhaupt Herr werden können. Im Gegenzug ist es ebenso wenig möglich, das Spiel als reine 3rd-Person-Ballerei ohne die strategische Komponente zu spielen, da die schiere Menge an Gegnern und das Design der zu verteidigenden Festungen dies unmöglich machen.
Die Story das Spiels ist nicht wichtig. Und genau so wird sie einem von Robot Entertainment (Halo Wars) in gelegentlichen Zwischensequenzen auch präsentiert: Alle großen Zauberer tot, nur noch ein mäßig begabter Zauberschüler übrig, Orks kommen durch Tore und wollen Rift erreichen, blöder Zauberschüler ist letzte Hoffnung gegen die Ork-Horden. Das „Warum?“, „Wieso?“ und „Weshalb?“ sollte einen besser nicht weiter interessieren, denn sonst könnte man Orcs Must Die! vielleicht etwas doof finden…
Unser großmäuliger Nachwuchsmagier, für dessen Design ganz offensichtlich Ash aus den Evil Dead Filmen Pate gestanden hat, muss nun also 24 Level bzw. Festungen gegen die Ork-Horden verteidigen. Hierzu kann man aus einem nach und nach freigeschalteten Arsenal von 14 Verteidigungseinrichtungen und 6 Waffen/Zaubersprüchen wählen, die man später auch noch upgraden kann. Aus diesem Angebot stellt man zu Beginn eines jeden Levels ein durch Inventarplätze begrenztes Kontingent zusammen, das man aufgrund des jeweiligen Leveldesigns und der zu erwartenden Gegner – neben den namensgebenden Orks gibt es im Spiel noch einige andere Schergen aus dem Fantasy-Einmaleins – für erfolgversprechend erachtet. Nun wird der Level mit Fallen gespickt. Jede davon kostet selbstverständlich Geld und man hat nur ein begrenztes Startbudget zur Verfügung. Neues Geld gibt es später für getötete Gegner und überstandene Wellen. Wurde das Startkapital in entsprechende Mittelalter-Mordmaschinen investiert, gibt man das Startsignal und die erste Gegnerhorde stürmt durch das Eingangstor.
Was in den ersten paar Festungen, die gleichzeitig als unaufdringliches Tutorial dienen, noch wie ein blutig-spaßiger Orkgeburtstag erscheint, wird bald zunehmend fordernder. Das Design der Festungen, die später auch gerne mal aus mehreren Einfallstoren und Rifts bestehen, und die immer fieser werdenden Gegnerwellen, zwingen oft zu mehreren Anläufen und dem entsprechenden Überdenken der eigenen Strategie. – Liegt es an meiner Fallenzusammenstellung? Kann ich sie vielleicht besser anordnen? Oder ballere ich einfach zu wenig Gegner eigenhändig ab? Vielleicht sollte ich statt des Feuerballs lieber mal den Kettenblitz einsetzen? – Die Vielfalt des einsetzbaren Mordwerkzeugs dient definitiv nicht nur dem Spaß an der möglichst krassen Zerstückelung von tumben Fantasygestalten, sondern lädt zum experimentieren mit unterschiedlichen Strategien ein und verleiht OMD! mehr Spieltiefe als man dem durchschnittlichen TD-Klon gemeinhin zugestehen möchte. Im späteren Verlauf kann man auch noch auf sogenannte „Weaver“ zurückgreifen. Diese repräsentieren drei Talentbäume, die verschiedene Fallen, Waffen und/oder den Zauberlehrling selbst für die Dauer eines Levels verbessern. Diese kosten natürlich auch Geld und schmälern im Gegenzug das Anfangsbudget, so dass man zum Levelauftakt nicht mehr ganz so viele Fallen verteilen kann.
Aber auch der Shooter-Anteil am Erfolg oder Misserfolg eines Levels ist nicht zu unterschätzen, weshalb ich mich auch für die PC-Version des Spiels entschieden habe. Mit Maus und Tastatur macht die Ballerei richtig Spaß und wirkt zu keiner Zeit wie ein Gameplay-Element, das nur um der Abgrenzung gegenüber der Genre-Konkurrenz wegen auf das TD-Prinzip aufgepfropft wurde. Für sofort tödliche Headshots muss man schon genau zielen und stumpfes Dauerfeuer führt dazu, dass die Zielgenauigkeit immer mehr sinkt. Jede Waffe verfügt zudem über eine sekundäre Angriffsfunktion, die allerdings den begrenzten Manavorrat von Zauber-Honk Ash zusätzlich strapaziert.
Aus beiden Gameplay-Elementen hätte man jeweils für sich ein durchaus unterhaltsames Download-Spiel machen können. Aber die gelungene Verquickung von beidem, Baller-Action und Tower-Defense-Strategie, die meine Frau bisher so abgeschreckt hat, ist für mich der Grund, Euch diesen Titel wärmstens ans Herz zu legen. Und vielleicht kann ich meine Gemahlin ja doch noch dazu überreden, es trotz ihrer Vorbehalte bezüglich des Action-Anteils noch einmal mit den dummen, grünen Fantasy-Zombies zu probieren…
2 Kommentare
Name gesehen, Trailer gesehen: Gekauft!
Leider noch nicht dazu gekommen, es zu installieren aber muss ich unbedingt nachholen. Und ich freue mich auf’s nachholen!
Großartiger Titel für zwischendurch. Ich bereue es echt nicht das Spiel gekauft zu haben.
Besonders die unaufdringlichen Storyelemente find ich ziemlich gelungen, den Entwicklern ist klar das die Story Grütze ist und so gibts die “Wortduelle” einfach während der Action, das wirkt dynamischer, spannender und man muss, weil man eigendlich mit dem Kämpfen beschäftig ist, durchaus auch mal schmunzeln über die Sturköpfigkeit des Protagonisten.
“Okay, scary voice in my head. Maybe it will go away if I ignore it.” Weil das ja bis jetzt immer so gut funktioniert hat ;)
Übrigends bei den Entwicklern handelt es sich ja auch nicht um irgendwelche Anfänger, immerhin ist es einer der Splitter, die aus der Zerschlagung der Ensamble Studios von Microsoft hervorgegangen ist.