Im November diesen Jahres habe ich eine neue Mitbewohnerin bekommen. Sie stammt aus Kyoto und hört auf de- Oh, halt, diese unbenutzten Textentwürfe von einem Vorgänger-Kollegen sind ja doch nicht so unbenutzt, wie ich dachte. Ähh, also… Ich hab da einen Freund! Einen sehr guten Kumpel aus Montreal. Er hatte mich mal mit seiner Freundin Steam aus Portland Connecticut besucht und ich fand, sie gaben ein sehr schönes Paar ab. Als er mich mit seiner nächsten Freundin, der PS3, besucht hatte, war er immer noch derselbe Spitzen-Kumpel, aber ich denke ihre Beziehung war nicht ganz so toll. Nun war er neulich wieder da. Diesmal seiner neuen Freundin, der Wii U.
Uff, okay, diese ganzen Referenzen machen mich noch viel fertiger, als es ein Wrestling-Match gegen den Unternehmer mit seinem Würger-Slam und dem Grabstein-Piledriver machen würde. Ich habe mir jedenfalls eine Wii U gekauft für (aber nicht nur) den Director’s Cut eines meiner persönlichen Highlights der letzten Jahre, nämlich Deus Ex: Human Revolution.
Die offensichtlichste Neuheit ist dabei die Verwendung des Gamepads. Der Wii U-Controller wird hauptsächlich für die Umgebungskarte, Hacking und die üblichen Gimmicks benutzt. Rein spielerisch hat es zwar eigentlich keinen Mehrwert, aber dennoch gefällt mir das Gamepad und ich spiele gerne damit. Besonders schön passt das Gamepad auch beim Lesen der Zeitungen und Bücher, die es im Spiel als Tablet-ähnliche Objekte gibt. Außerdem gibt es auf dem Gamepad Shortcuts, mit denen ich schnell in mein Inventar, meine Augmentierungen oder ähnliche Menüs wechseln kann, was eine sinnvolle und bequeme Funktion ist. Auf einem Controller habe ich normalerweise um die 20 Knöpfe, ein D-Kreuz und zwei Analog-Sticks, aber auf dem Wii U-Gamepad habe ich auch noch diesen dicken Screen, auf dem man dem Spieler viele zusätzliche Buttons als Hotkeys anbieten könnte, was man bisher eher vom PC kennt. Also mal so als Vorschlag, falls ihr gerade an einem Spiel für die Wii U arbeiten solltet und Ideen braucht. Kein Ding, bedient euch ruhig.
Der größte Anreiz für den Director’s Cut waren für mich die veränderten Boss-Kämpfe. Im Detail wurden die Boss-Räume erweitert und es gibt nun Terminals zum Hacken, mit denen ich Turrets oder Wachroboter aktivieren kann. Bei Yelena – dem 2. Bossgegner – kann ich zusätzlich Gas in den Boss-Raum leiten. Das ist schon eine Steigerung gegenüber der Vorlage und dämpft eine der größten Macken ein, indem ich als hackender Ghost entgegen meiner Spielweise keine dicke Wumme für den Notfall herumtragen muss. Dennoch hatte mich immer noch etwas gestört und ich musste länger darüber nachdenken, bis ich darauf kam. Vorher habe ich mir nämlich mehr Varianz gewünscht, die ich nun in Form der hackbaren Terminals habe. Aber dennoch schalte ich damit wieder nur Waffen frei, die ich zwar nicht in meinem Inventar trage, aber dennoch benutze, um den Lebensbalken der Endgegner, der nun auch optional angezeigt wird, zu verkleinern. Der geniale Coup bleibt dabei aber irgendwie noch immer aus.
Man vergleiche die Bosskämpfe mit dem ursprünglichen Deus Ex, wie es Grobi schon im Poly-Talk ansprach. Dort konnte der Spieler gegen Anna Navarre innerhalb der Handlung je nach meinem Verhalten an drei verschiedenen Zeitpunkten stattfinden und es gab die Möglichkeit, das Passwort für ihren Killswitch zu erhacken, womit ich sie gar nicht bekämpfen musste. Bei Boss Nummer 2, Gunther Hermann, konnte ich durch Social Activity und Hacking auch sein Killswitch-Passwort erhalten. Walton Simons hingegen hatte zwar kein Killswitch, aber ich konnte aus der Unterwasser-Basis fliehen und den Kampf in ein offenes Feld verlagern, wo freundlich gesinnte Robo-Wachen ihn erledigten. Die Bosskämpfe sind repräsentativ dafür, was für ein Klassiker der erste Teil der Reihe geworden ist, an den Human Revolution nicht ganz rankommt. Es ist eher ein Action-Spiel mit RPG-Elementen, während es bei DE1 umgekehrt war. Dies ist aber auch so ein fundamentales Problem, welches man nicht einfach mit überarbeiteten Bossräumen beheben kann. Im ersten Teil stand mehr die Spezialisierung im Vordergrund, während ich bei Human Revolution in einem Durchgang jede Augmentierung erspielen könnte und zum Allzweck-Charakter werde. Daneben gab es aber auch mehr von diesen kleinen und vor allem auch subtilen Handlungsverzweigungen.
Aber hier vergleiche ich Human Revolution auch mit einem absoluten Klassiker. Insgesamt denke ich also, dass ich mit der Meinung einiger Mit-Polynesen konform gehe. Es ist für sich genommen kein schlechtes Spiel und gehört wie gesagt zu meinen persönlichen Favoriten aus der (noch) aktuellen Generation. Mich spricht einfach das Cyberpunk-Setting an, zu dem der Soundtrack und auch der grafische Stil mit all den gelb-/gold-Tönen einen großen Teil beitragen. Rein spielerisch wird konstant, bis auf die Boss-Gegner, eine alternative Schleichroute gegeben und ich bin ein großer Fan des Deckung-Systems geworden, mit dem es sich so schön flüssig schleichen lässt. Auch die “Dialog-Kämpfe,” die leicht variieren, gefallen mir sehr gut und ich würde mir durchaus mehr davon auch in anderen Spielen wünschen. Bei der eigentlichen Handlung bemerkte ich bei meinen letzten Durchgang einige schwache Momente, wie den dämlichen Plan, sich auf gut Glück mit einen Frachter nach Singapore verschiffen zu lassen. Aber gerade in den Nebenmissionen, in denen der Spieler tiefer in diese Welt des Jahres 2027 eintaucht, werden viele interessante Konflikt-Potenziale aufgezeigt. So werden die Menschen zwar durch Augmentierungen leistungsstärker, aber dies fördert eine Zweiklassen-Gesellschaft, in der ich Augmentierungen, die sich wiederum nicht jeder leisten kann, brauche, um noch mithalten zu können.
Ansonsten ist mir im Detail eine kleine Leveländerung aufgefallen und es ist nun möglich, in der Picus-Nachrichtenzentrale ungesehen das Terminal zu hacken, während man auf den Aufzug zur Untergrund-Ebene wartet, da mehrere Boxen die Sicht der Gegner blockieren. Dazu bietet der Director’s Cut Boni, wie Entwickler-Kommentare im Spiel und einen Spieler-Guide, u.a. mit Informationen zu den Bosskämpfen oder den Fundorten der XP Bücher. Außerdem ist auch der Missing Link-DLC im Hauptspiel enthalten und auf die ehemaligen Vorbesteller-Inhalte wie die Tracer Tong-Mission muss man auch nicht verzichten. Der Director’s Cut ist im Großen und Ganzen also wirklich nur die typische Wii U-Fassung mit einigen kleineren Boni. Man muss diese Fassung also nicht unbedingt haben, aber sie ist ganz in Ordnung. Loben will ich auch noch Square Enix, die auf Steam den Besitzern des eigentlichen Spiels einen Rabatt von bis zu 80% bieten.
Von der Wii U allgemein bin ich ziemlich begeistert, wobei es voreilig wäre, schon von der besten Next Gen-Konsole zu sprechen, da PS4 und XBone gerade erst im November rauskamen. Soweit gefällt mir die Wii U aber tatsächlich am besten. Sie mag die Hardware-schwächste Konsole sein, aber dafür denke ich auch nicht, dass die aktuelle Technik schon völlig ausgereizt sei. Rein von den Spielen bieten die neuen Konsolen lediglich leicht verbesserte Versionen an, die auch noch auf aktuellen Konsolen laufen. Und wenn die Phase vorbei ist, dann habe ich auch noch immer den PC, auf dem die meisten Spiele laufen werden. Die Wii U hingegen hat sich langsam schon warm gelaufen und bringt jetzt ihre exklusiven Top-Spiele, auf die ich bei den anderen Plattformen noch lange warten werde – wenn sie denn kommen.
Darüber hinaus bietet die Wii U das beste Feature überhaupt, nämlich Abwärtskompatibilität, womit für mich als Nichtbesitzer der Vorgänger-Konsole der Wert der Wii U enorm gesteigert wird. Die Spieleangebote der beiden Konsolen würden mich einzeln nur halb so sehr interessieren, wie sie es zusammen tun – das gilt auch für Microsofts und Sonys aktuelle Konsolen. So hingegen gibt es für mich genug gute Spiele, um mir eine Wii U zu kaufen. Den Schwund beim Indie-Markt kann man dann auch mit einem großen Angebot an Virtual Console-Spielen eindämmen, wodurch ich auch endlich mal Super Metroid gespielt habe. Ich finde es ist ein sehr großes Versäumnis, dass dieses Feature so dermaßen vernachlässigt wird, aber die HD-Fassungen der aktuellen Konsolen hätten sich vermutlich auch nicht sonderlich gut gemacht, wenn man die Originale weiterhin hätte spielen können. So hingegen ist es natürlich clever von Microsoft und Sony, die Spiele bezogen auf die HD-Fassungen und den aktuellen Hardware-Wechsel doppelt verkaufen zu können.
15 Kommentare
Man bekommt für was einen Rabatt wenn man was hat? Für die Wii-U-Version, wenn man DX:HR für Steam gekauft hat? Das fände ich in der Tat genial. Oder anders herum? Dann wäre es zwar noch nett, aber nichts besonderes, da das Spiel schon bei diversen Sales für kleines Geld zu haben war.
Ich vermute mal, das hat mit der Wii U nichts zu tun, sondern man bekommt den Director’s Cut günstiger, wenn man das Hauptspiel schon hatte. Beides PC.
Im Moment ist davon allerdings nichts zu sehen. Es ist Chrismas Sale und der DC kostet so oder so 10 Euro, was für mich als Besitzer des ursprünglichen Spiels nicht irre attraktiv ist. Zumal die Savegames nicht übertragbar sind.
Pardon für die späte Antwort, aber es ist jedenfalls wie Chris es sagte: Man bekommt auf Steam einen Rabatt auf den DC, wenn man die Non-DC-Variante in Steam gekauft hat. Ich glaube aber, für die vollen 80% muss man auch den Missing Link-DLC gekauft haben.
Danke für die Klarstellung. Finde ich persönlich damit reichlich unspektakulär. ;-)
Naja, ich hatte ja eher die Befürchtung, Square Enix würde den DC als neuen Vollpreis-Titel verkaufen wollen oder ähnliches – siehe dazu auch meinen “Liebe Square Enix”-Artikel. Von daher bin ich positive überrascht, dass sie im Endeffekt nur 5€ für das Upgrade verlangen.
Nun ja. Ich habe Missing Link nicht, sondern nur das originale Hauptspiel, und Steam würde von mir für den DC 20 Euro wollen. So wie von jedem anderen auch. Missing Link kann man einzeln nicht mehr erstehen und der Umstieg auf den DC würde bedeuten, dass die alten Savegames nicht mehr gehen, so dass ich nicht einmal mehr die Möglichkeit hätte, schnell an den Content aus Missing Link ranzukommen.
Juckt mich jetzt nicht groß, weil ich DX:HR zwar sehr gut in Erinnerung habe, aber es bestimmt kein zweites Mal durchspielen werde. Hätte ich Interesse daran, fände ich das alles allerdings sehr bescheiden gelöst.
(Im Gegensatz übrigens zum Vollpreis für die Tomb Raider: Definitive Edition für PS4. Ist für mich auch nicht attraktiv, aber ich kann das Drama darum nicht ganz verstehen. Wenn GTA 5 für PC und hoffentlich für PS4 erscheinen wird, wird es auch zum Vollpreis herauskommen, obwohl es auf anderen Plattformen längst weniger kostet. Wird das irgendjemand in irgendeiner Form anstößig finden?)
Ich vermute aber, bezüglich dem Preis ist das ein Fehler und die haben ihn nach dem Winter Sale nicht auf das alte Schema zurückgesetzt. Hier bewerben sie das Spiel mit den Preisnachlässen und es wird nirgends etwas von einem zeitweiligen Angebot gesprochen.
Ein “Geschenk” ist dieses Upgrade auf den DC natürlich nicht. Aber wenn ich mal den Vergleich zu DVD/BD ziehen darf: Da gibt Dir keiner auch nur einen Cent Rabatt, wenn Du als Besitzer der normalen Film-Version später noch zusätzlich mit dem DC oder der SE liebäugelst. Von daher ist es immerhin etwas, nech…
Wobei man bei der DVD/BD die “Normalversion” einfach verkaufen kann und sich dann den DC oder die SE zulegen (oder andersherum). Wie viel (oder wenig) man beim Verkauf einer “gebrauchten” DVD/BD bekommt, steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.
Solche “Upgrades” habe ich durchaus schon gemacht; z.B. Skyrim (PS3) für 25€ verkauft und für 30€ die Legendary Edition für PC geholt. ;)
Eigentlich nicht. Du bezahlst als Vorbesitzer aktuell den Vollpreis für den DC. Das von Le Don erwähnte Upgrade-Programm gibt es seit dem Winter Sale nicht mehr. Nur darauf mache ich aufmerksam. Die ursprünglichen Preise von 4 bzw. 8 Euro für Vorbesitzer – je nachdem, ob sie auch den DLC haben – hätte ich absolut okay gefunden. 20 Euro durch die Bank für alle finde ich übertrieben. Möglicherweise ist das wirklich schlicht ein Fehler. Man wird sehen.
Der Vergleich mit Filmen auf DVDs/BDs hinkt gewaltig. Da gehst du dem PR-Namen “Director’s Cut” auf den Leim. Der DC ist auch nicht mehr als ein riesengroßer Patch im Sinne beispielsweise der Enhanced Editions der Witcher-Reihe. Ich erwarte ja nicht, sowas kostenlos zu bekommen, sobald der Inhalt über reine Fehlerbehebung hinausgeht. Aber bei Videospielen und vor allem innerhalb Steams kann man sowas in der Regel als DLC nachkaufen und bekommt nicht etwa dasselbe Spiel in verschiedenen Versionen mehrfach in die Library geknallt.
Arkham Asylum und Arkham City gehören zu den wenigen Ausnahmen, die ich kenne. Da gab es komplett neue Versionen mit inkompatiblen Savegames, weil GfWL aus den Spielen entfernt werden musste. Als Altbesitzer hat man die nun doppelt in der Library. War kostenlos, weil die alten Fassungen gar nicht mehr spielbar sind, aber auch die Besitzer der Ursprungsfassung ohne jegliche DLCs haben nun die GOTY-Edition. Rocksteady spart das Aufwand, denn die einzelnen DLCs sind nun komplett aus Steam verschwunden, und als Spieler freut man sich.
Ist denn der DLC wirklich der einzige Unterschied zwischen den DXHR-Versionen?
Laut Don vor allem die veränderten Bosskämpfe, Audiokommentare der Entwickler, Missing Link und Vorbesteller-DLCs wie Tracer Tong (aber ehrlich, der ist verzichtbar). Bei Eurogamer sprach man noch von verbesserter KI, leicht verbesserten grafischen Effekten und kleineren Umbauten in manchen Leveln.
Klingt schon nach einem guten Paket, keine Frage.
Aber dann ist mein Film-Vergleich doch gar nicht so daneben. Ihr stellt ja die Rechnung auf, was der DLC alleine kosten würde etc., aber wenn man mit dem DC mehr bekommt, als nur das normale Spiel plus DLC, dann ist das doch eine Milchmädchenrechnung.
Naja, da gehts halt um physische Medien. Wie Missingno schon sagte, hast du die alte Version ja noch, wenn du dir eine Special Extended oder sonstwas zulegst und kannst die verkaufen oder verschenken oder was auch immer. Unter anderem, weil die DVD/BluRay an keinen Account gebunden ist. Niemand erwartet, dann die DVDs ausgetauscht zu bekommen, genauso wie niemand erwartet, später zusätzliche Filmszenen online dazukaufen zu können, oder Bruce Willis ein neues Outfit und eine neue Wumme kaufen zu können. Das ist bei Spielen – zumal wenn online bezogen – aber überhaupt nicht ungewöhnlich.
Eigentlich genau andersherum. Weil der DC im Moment für Vorbesitzer und Nicht-Vorbesitzer exakt gleich viel kostet, mache ich die Rechnung auf, dass ich als Vorbesitzer hier ein zweites Mal für Inhalte bezahle, für die ich – auf Steam, also der gleichen Plattform! – bereits bezahlt habe. Wieviel am DC nun wirklich neu ist und was davon schon mal in irgendwelchen DLCs war, ist dabei doch gar nicht wichtig.
Um mal die Kurve weg vom Geld zu kriegen: Die Wii-U-Steuerung mit der Karte und den E-Mails auf dem Display des Tablets sieht für mich an dem ganzen DC-Kram eigentlich am reizvollsten aus.
Mittlerweile scheint das alte Preis-Schema wieder hergestellt zu sein. Für mich als Besitzer des eigentlichen Spiels und des DLC’s gilt jedenfalls wieder der 80%-Rabatt und es scheint wohl wirklich nur eine zeitweilige Panne wegen des Winter-Sales gewesen zu sein.