In Ary and the Secret of Seasons spielen die Jahreszeiten verrückt. Die vier Regionen der Welt Valdi sind es zwar gewohnt, jeweils nur eine Jahreszeit zu haben – nun sind diese jedoch vertauscht! Eigentlich sollen die vier Jahreszeitenhüter das richten, doch die sind leider verhindert (einer trauert, drei sind betrunken, um genau zu sein). Also macht sich Ary, Tochter des Winterhüters, mit dessen Magie auf den Weg, um das Klima geradezurücken.
Das klingt wie der Plot einer Cartoon-Serie, und das soll es auch. Ary bedient sich ausgiebig bei guten Cartoons wie Avatar: The Last Airbender und The Dragon Prince. Die Highlights des Spiels sind eindeutig seine wunderschön animierten Zwischensequenzen, in denen Ary Grimassen schneidet, um Ecken gezogen wird, oder clevere Dialoge mit schrulligen alten Mentorfiguren führt. Gepaart mit der Jahreszeiten-Mechanik der Welt Valdi, die sich ganz ähnlich wie die Teilung der Welt von Avatar in unterschiedliche Elemente anfühlt, macht das Ary and the Secret of Seasons zu einer tollen Hommage an eine der einflussreichsten Cartoonserien des zwanzigsten Jahrhunderts.
Durch diesen Fokus macht Ary etwas sehr ungewöhnliches mit seiner Spielstruktur: Es versteckt die für ein Action-Adventure typischen Dungeons hinter einer narrativen Erkundung der ganzen Spielwelt, die gut die erste Hälfte der Spielzeit einnimmt. Erst in den folgenden vier Jahreszeitentempeln wird Ary zu dem Puzzle-Plattformer, den man bei Spielen wie den dreidimensionalen Zelda-Titeln oder Darksiders erwartet. Davor wird zwischen den charmanten Filmsequenzen vor allem gekämpft. Die vielen Gegner in den Camps auf den Straßen machen Ary and the Secret of Seasons über lange Strecken zu einem zu rudimentären Action-Adventure, die wenigen Sprungmechaniken zu einem rudimentären 3D-Plattformer.
Ary versucht also, alles abzudecken, und macht dabei nichts komplett richtig, aber auch nichts wirklich falsch. Tatsächlich wird aus dem Gesamtpaket in Verbindung mit den liebevollen Animationen ein wirklich bezauberndes Spiel. Ary trifft zwar nicht jede Landung punktgenau, aber durch die vier frei beschwörbaren Jahreszeitensphären lässt sich die Spielphysik frei genug manipulieren, um Frust zu vermeiden. Gerade in den Tempeln bringen die Jahreszeiten-Puzzles Arys Spielmechaniken gekommt zusammen, sodass aus dem kampflastigen 3D-Plattformer dann eben doch mehr wird als die Summe seiner Teile. Nur die Technik spielt momentan noch nicht mit: Schwebende Bäume und nachladende Texturen sind bei diesem offensichtlichen Herzensprojekt aber ganz gut zu verkraften.
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