He’s just a boy, she’s just a girl, can I make it any more obvious?
She likes the sun, he’s a zomb-ay, what more can I say?
ARTE France hat hier wieder etwas Besonderes geschaffen. In einer Koproduktion mit dem belgischen Game Developer Be Revolution Gaming und den VR- und Animationsstudios 3dar und Atlas V wurde aus dem ursprünglichen VR-Film Gloomy Eyes nun ein gleichnamiges Spiel entwickelt. Der Vergleich des Grafikstils zur Machart von Tim Burton-Filmen liegt zwar nahe, aber man sollte den Vergleich auch nicht überstrapazieren, denn die Optik ist inzwischen ja nun wirklich nicht mehr auf ihn beschränkt! Das Spiel wird von den Entwickler*innen selbst als “Solo-Koop”-Abenteuer beschrieben. Man spielt nämlich direkt zwei Figuren, die sich gegenseitig beim Lösen ihrer Puzzle helfen müssen, um ihr Ziel zu erreichen: Gloomy und Nena. Die zwei Kinder lernen sich kennen und sind ab dem Zeitpunkt unzertrennlich, was nicht ganz erwartbar ist, denn sie leben in einer Welt, in der die Sonne verschwunden ist und gefährliche Zombies die Dunkelheit durchqueren. Einer von ihnen ist Gloomy – also zumindest ein Zombie ist er, gefährlich aber überhaupt nicht. Wie alle anderen Zombies in seiner Welt kann er sich nur im Schatten bewegen.

Zum Problem für ihn wird vor allem Nenas Onkel, der ehemalige Priester der Gegend und inzwischen hauptberuflich verbitterter Feind der Zombies. Anstatt wie Nena an einer Lösung der Probleme zu arbeiten und dem Verschwinden der Sonne auf den Grund zu gehen, steckt er lieber alle verbleibenden Ressourcen in Waffen und dem Predigen von Angst und Hass, man kennt das. Er lässt alle Leute wütend patrouillieren und Zombies jagen, die eigentlich meistens nur in einer Ecke rumsitzen. Nena sperrt er, wie man das mit “Prinzessinnen” gerne tut, in einem Turm ein, aus dem sie flieht, nachdem sie einen Plan zur Rettung des Sonnenlichts geschmiedet hat. Dabei lernt sie dann auch Gloomy kennen. Obwohl Sonnenstrahlen für ihn tödlich wären, zieht er aus Liebe zu seiner neuen besten (und einzigen) Freundin los, um mit ihr die Welt zu retten.

Sie reisen dem letzten Lichtglimmen hinterher und müssen dabei einige Hindernisse überwinden. Dazu gehören natürlich ihre Unterschiede im Lebensstatus und -stil. Andere Hindernisse sind aber greifbarer, wie zum Beispiel ein nicht mehr funktionierendes Boot in Schwanenform, mit dem sie Wasser überqueren müssen. Dafür gilt es verschiedene Teile in der Gegend zusammen zu suchen. Da sie aber auch mehreren Ebenen von Gebäuden verteilt sind, erweist sich dies als gar nicht so einfach. Immerhin besitzen beide Kinder unterschiedliche Fähigkeiten: Nena kann z.B. in der Sonne laufen und klettern, dafür kann Gloomy, nunja, Dinge tragen und werfen. Warum das so ist? Der einzige Grund ist der Puzzle-Aufbau. Denn nur durch diese Unzulänglichkeiten der beiden entstehen Hindernisse, die sie alleine niemals überwinden können. Für dieses süße, sich liebhabende Duo nehmen wir das also bitte einfach so hin!

Eine kleine Schwachstelle des Spiels war die Kameraführung, durch die mir vereinzelt Problemstellungen gar nicht richtig klar geworden sind. Man muss ihm aber auch zugutehalten, dass das nicht ständig passiert und die Rätsel wirklich sehr gut durchdacht und lösbar sind. Gloomy Eyes ist aber kein reines narratives Rätselspiel. Im späteren Verlauf, immer wenn der Onkel Nena wieder einsperren und die beiden trennen will, kommt Gloomy in eine Art Rage Mode und muss in einer kleine Arena einigen Gegenständen ausweichen und ein paar Gegner bekämpfen – aber keine Sorge, der Schwierigkeitsgrad bleibt hier sehr einfach! Er lockert nur das Gameplay etwas auf und bringt neue, unerwartete Elemente hinein.

Die Geschichte wird vom Totengräber erzählt. Im Kurzfilm wurde dieser noch von Colin Farrell im Englischen und Max Riemelt im Deutschen gesprochen. Letzterer war mir bisher vor allem aus der großartigen Netflix-Serie Sense8 bekannt. Das Spiel hingegen hat leider kein deutsches Voiceover spendiert bekommen und auch keinen Colin Farrell, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch, da auch Eric Nolan mit seiner düsteren Stimme sehr gruselig klingt! Ich möchte euch gar nicht alles verraten, was die zwei Kinder zusammen erleben und ob sie es am Ende schaffen, da das ja ein wenig den Reiz der Geschichte ausmacht. Wer gerne süße Gruselpuzzler und aussichtslose Storys mag, kann hier bedenkenlos zugreifen
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