Ursprünglich wollte ich mir Lego Indiana Jones – Die Legendären Abenteuer ja für die Wii kaufen. Von wegen richtig die Peitsche schwingen und so. Aber der deutliche Preisunterschied (PC-Version: 39,99 vs Wii-Version: 59,99) hat mich auch beim dritten Lego-Film-Verwurstungsspiel wieder zur PC-Version greifen lassen. Auch als Nicht-Grafikhure bezahle ich ganz sicher nicht mehr Geld für weniger Auflösung. Zumal die Grafik im Vergleich zu den beiden Star Wars-Vorgängern tatsächlich noch einmal deutlich sichtbar aufpoliert wurde. Wobei ich allerdings einräumen muss, dass die Wii-Version auch ganz schick aussieht, weil die Präsentation aufgrund ihres besonderen Charakters nicht unbedingt nach HD-Grafik schreit. Auf jeden Fall geht die Steuerung mit einem vernünftigen Gamepad auch am PC gut von der Hand. Irgendwie schade um das Peitscheschwingen, aber nicht zu ändern. Mein Portmonee hat eine klare Wahl getroffen.
Aber egal. Spielerisch ist Indiana Jones’ Lego-Auftritt ebenso brillant wie seine beiden Vorgänger geworden, wenn nicht sogar noch etwas besser. Das liegt lustigerweise daran, dass sich eigentlich nichts Wesentliches geändert hat. Im Grunde spielt man, abgesehen von leichten Detailverbesserungen, das gleiche Spiel zum dritten Mal. Das ist jetzt nicht einmal negativ gemeint, denn das Spielprinzip besticht auch beim dritten Aufguss wieder durch Kurzweil, Zugänglichkeit und Freispielerei bis der Arzt kommt. Lediglich das Gleichgewicht von Action- und Puzzleanteilen wurde leicht zugunsten der Knobeleien verschoben, was dem Spiel aber durchaus gut tut. Das Leveldesign macht im Vergleich zu den beiden Star Wars-Vorgängern auch einen etwas netteren und durchdachteren Eindruck. Die Unterschiede sind unterm Strich allerdings so minimal, dass ich mir hier weitere Ausführungen zum Gameplay spare und Leser, die die beiden Lego Star Wars-Spiele noch nicht kennen, kurzerhand auf meinen damaligen Artikel zu Lego Star Wars II: The Original Trilogy verweise.
Bei der heutigen Schwafelei möchte ich weniger über die spielerischen Aspekte von Lego Indiana Jones – Die Legendären Abenteuer sprechen, sondern vielmehr der Frage nachgehen, warum ich diesen Teil, trotz seiner Detailverbesserungen, persönlich für den bisher schwächsten der Serie halte.
Lego Star Wars I brachte mich wirklich oft zum Schmunzeln. Lego Star Wars II sorgte sogar dafür, dass ich mehrere Male vor lauter Lachen regelrecht unter dem Schreibtisch lag. Lego Indiana Jones brachte mich, zumindest humortechnisch, eher zum Gähnen. Und zwar, weil es, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, so gut wie keinen Charme versprüht.
Ich habe ja in meinem damaligen Artikel bereits darüber spekuliert, woran es lag, dass mir das zweite LSW-Spiel mehr Spaß gemacht hat als das erste, wo sie doch spielerisch nahezu identisch sind. Ich kam zu dem Schluss, dass es an den zugrundeliegenden Filmvorlagen liegen müsse. Die Original-Trilogie war einfach tausendmal besser als der Prequel-Kinder-Quatsch, den uns Mr. Lucas danach aufgetischt hat. Klare Sache, das.
Nur leider komme ich mit diesem Ansatz bei Lego Indiana Jones nicht so recht weiter, weil ich die ersten drei Indy-Filme wirklich liebe (Der vierte Film wird hier aus Gründen des guten Geschmacks keine weitere Erwähnung finden…). Es liegt in diesem Fall also nicht einfach nur an der Vorlage. Naja, zumindest nicht direkt, aber dazu später mehr.
Ich habe ein paar Zeilen weiter oben behauptet, dass das Spiel keinen Charme versprühe. Das ist so nicht ganz richtig, denn die Lego-Komponente, die für mich sehr viel zur Faszination der Serie beiträt, kann auch beim dritten Mal überzeugen und hat seine Wirkung keinesfalls eingebüßt. Der Charme der Filmvorlage kam für mich jedoch zu keiner Zeit wirklich herüber. Bei einem Spiel zum Film kein ganz unwesentlicher Faktor, wie ich finde, und zudem einer der größten Pluspunkte der beiden LSW-Spiele. Aber woran liegt das?
Lego Indy bemüht sich, ebenso wie seine beiden Vorgänger, den entsprechenden Filmstoff gebührend durch den Kakao zu ziehen. Nur leider funktionieren die Gags größtenteils einfach nicht. Wenn Darth Vader Luke am Ende des Lichtschwertduells auf Bespin ein Familien-Polaroid vor die Nase hält, um die Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären, ist das brüllend komisch. Wenn jedoch Willie beim Anblick der offenen Affenschädel und anderer „Köstlichkeiten” am Hofe des indischen Prinzen in Ohnmacht fällt, dann zündet dies einfach nicht. Weshalb? – Natürlich, weil der exakt selbe Gag schon so im Film vor kam. Gleiches gilt beispielweise auch für die Jones-Junior-vs-Jones-Senior-Gags im dritten Film: Was auf der Leinwand, nicht zuletzt dank der Chemie zwischen Ford und Connery, wunderbar funktionierte, kann mich als 1zu1-Lego-Umsetzung nicht einmal mehr zu einem müden Lächeln bewegen. Fast alle Gags in Lego-Indy gab es genau so auch in den Filmen. Wo ist denn da bitte die teils respektlose Parodie, die die Serie bisher so unterhaltsam machte?
Bei den LSW-Spielen war das mit dem Humor eine völlig andere Sache: Da hat man sich über Szenen und Aspekte der Story lustig gemacht, die in den Filmen völlig ernst und höchst dramatisch waren. Die Spiele waren nicht nur sehr gute Action-Adventures, sondern auch 1A-Parodien der Filmvorlagen!
Was den Charme bzw. den Humor angeht, scheitert Lego Indy ganz einfach daran, dass man einen Film, der sich schon im Original überhaupt nicht ernst nimmt und ständig ein dickes Augenzwinkern zur Schau trägt, nur schwerlich parodieren kann. Man kann eben viel leichter eine Spoof-Version von „Titanic” drehen als eine von „Top Secret”. Und es ist folglich auch leichter, eine witzige Lego-Version vom „Alien”-Franchise oder der „Die Hard”-Serie auf die Beine zu stellen, als beispielweise von der „Back To The Future”-Trilogie, weil man bei letzterer das gleiche Problem hätte wie bei Indiana Jones.
Wobei, wenn ich raten müsste, mein persönlicher Tipp für die nächsten Lego-Videospiel-Projekte (nach Lego Batman) ja eher in Richtung „Lord Of The Rings” oder „Harry Potter” geht, aber was weiß ich schon…
Was jetzt vielleicht als Entschuldigung für den Entwickler gewertet werden kann, ist aber eigentlich keine, denn man hätte durchaus trotzdem einiges an Humor aus den Indy-Filmen holen können. Aber natürlich nicht, indem man einfach nur die Gags aus den Filmen mit Lego-Figuren 1zu1 nachspielt, sondern indem man die ernsten und dramatischen Szenen durch den Wolf dreht. Ansatzweise gelingt dem Spiel dies sogar an einigen wenigen Stellen: So ist die Verarsche des Tempelritters, der den Gral bewacht, tatsächlich gelungen. Und auch die eigentlich dramatischen Menschenopfer für den Gott Kali und die gefangenen Kinderarbeiter in den Minen dienen als Grundlage für ein paar gelungene rabenschwarze Gags. Eben weil dies in den Filmen wirklich ernste Szenen sind! Leider sind solche Momente im Spiel eher die Ausnahme und alles in Allem bin ich in dieser Hinsicht sehr von Lego Indiana Jones enttäuscht.
Wohlgemerkt: Spielerisch und technisch ist Lego Indiana Jones vielleicht sogar das bisher beste Spiel dieser Reihe! Das muss ich bei aller Kritik noch einmal ganz klar sagen. Nur leider fehlt mir hier über weite Strecken der besondere Charme, welchen die Serie bisher ausgestrahlt hat und welcher sie insgesamt so immens unterhaltsam machte. Wer nun wirklich die Schuld daran trägt, weiß ich natürlich auch nicht. Ob nun dem Gag-Schreiber bei Traveller’s Tales schlicht die Ideen ausgegangen sind, oder ob es tatsächlich einen negativen Einfluss seitens LucasArts gab, hinter dem ein perfider Masterplan zur systematischen Diskreditierung aller firmeneigenen Marken steckt, bleibt der Spekulation überlassen…
Es bleibt abzuwarten, was die Entwickler demnächst mit der Batman-Lizenz anstellen werden. Spielerisch ist kaum etwas zu befürchten, denn bisher funktioniert das Grundgerüst noch tadellos und wurde bisher sogar von Spiel zu Spiel immer weiter verbessert. In Sachen Charme und Humor kann allerdings auch hier vieles falsch gemacht werden, denn Batman-Parodien gab es in den letzen 40 Jahren schon mehr als genug. Kopiert man diese lediglich im Lego-Gewand, stehen die Weichen auch hier möglicherweise auf Dauergähnen. Ein weiteres Lego-Videospiel, das seine Gags nur aus abgedroschenen Offensichtlichkeiten wie Batman-&-Robin-Gayness, Pinguin-Gewatschel und Joker-Madness bezieht, werde ich dann endgültig und gnadenlos verreißen, egal wie gut die Spielmechanik dahinter auch funktionieren mag!
8 Kommentare
Ich kann mich grad nicht entscheiden: als nächstes lieber erst Lego Star Wars oder endlich mal God of War 2?
Bei GoW2 wäre ich vorsichtig: Unter Umständen geht es Dir wie mir und Du kannst das Spiel nur zur Hälfte spielen, weil Deine PS2 nicht mit Dual-Layer-DVDs klar kommt. Die waren im Laden aber ganz nett: Ich habe das Teil ganze 3 mal umgetauscht, bevor ich endlich aufgab…
Aber so kann ich wenigstens besser verschmerzen, dass mir für den dritten Teil die PS3 fehlt. Ich weiß gar nicht, wie Teil 2 ausgeht…
(Ja, so erfahren die (drei) interessierten Leser nebenbei, warum ich nie einen GoW2-Artikel geschrieben habe, obwohl ich den Erstling geradezu gefeiert habe…)
Oha. Davon hab ich ja bislang noch gar nichts gehört.
Hab ja noch eine von diesen alten PS2s, in dick und klobig mit nem röhrenden Hirsch als Lüfter.
Wobei: Mit Film-DVDs in Doublelayer-Format kommt sie auch klar. Ruckelt zwar beim Übergang immer kurz, klappt aber.
Für knapp 20 Euro wäre es ja mal einen Versuch wert.
Das Problem betrifft interessanterweise auch nicht die alten PS2s, sondern einige Slim-Modelle. Meines gehört dazu.
Na dann hab ich ja Glück gehabt :-)
komisch. hatte neulich mit gow2 auf einer alten (klobigen) probleme. an einer stelle hat er einfach nicht den nächsten abschnitt geladen.
ansonsten guter artikel (schöner titel!). ohne das spiel gepielt zu haben, kann ich gut nachvollziehen, was sache ist.
Ich hab Lego Indiana Jones vor kurzem auf dem DS durchgespielt. Man erkennt die Filme sofort wieder, das hat schon ne Menge Charme. Insgesamt ist es für mich um Längen besser als Lego Star Wars von dem ich die Komplette Saga angefangen zu spielen, aber da es nur extrem stupides Gekämpfe zu erleben gab, bin ich über 3 gespielte Level nicht hinaus gekommen. Meine gröszten Kritikpunkte an LIJ ist also nicht Charme oder abgedroschene Witze, ich fand vielmehr die sich ständig in ihren Fähigkeiten wiederholenden Charaktere einfach nervig, was soll ich mit 5 Kostümen von Indy wenn Jedes genau das gleiche kann. Zweiter Kritikpunkt sind die Power-Steine. Erst “muss” ich sie einsammeln, dann mit zusammen gesammelter Lego-Währung teuer bezahlen, nur um zum Schluss 10x die eingesammelte Währung zu bekommen. Der letzte Stein, für den ich den kompletten letzten Film durchgespielt haben muss, wahrscheinlich sogar alle Level der Charakterfähigkeiten wegen, braucht man mehrere Millionen Legos, nur um dann festzustellen, dass man 10x soviel Steine garnicht nicht mehr braucht weil man schon den Groszteil freigeschalten hat. Ich hasse Unlocks mit Selbstzweck.
Vielleicht ist das ja bei LIJ anders, aber die DS-Versionen der LSW-Spiele waren völliger Mist und hatten gameplay-technisch rein gar nichts mit den anderen Versionen gemein…