Ich hacke Holz. Ich sammle Beeren. Ich suche nach Steinen in einem Flussbett und nehme diese mit in meine Hütte. Ich schlage Rehe und Wildschweine mit meiner Steinaxt tot. Aus dem Leder fertige ich Kleidung und das Fleisch brate ich über offenem Feuer. Leder? Fleisch? Ich bin doch Vegetarier! Egal, hier geht es ums Überleben. Den ganzen Tag nur Himbeeren und Pilze fressen bringt mich nicht weit. Ich renne, ich hüpfe, ich schleiche. In allem werde ich nach und nach besser.
Meine Hütte steht am Waldrand. Sie ist bescheiden, aber ich habe sie selbst gezimmert. Das war recht einfach. Holz gehackt, an eine halbwegs ebene Stelle geschleppt und zusammengedengelt. Mehr ist es nicht. Ich hatte noch einen Palisadenzaun ziehen wollen, aber es ist mir nicht gelungen, den Boden richtig einzuebnen. Einen Zaun mit zu großen Höhenunterschieden wollte ich eigentlich nicht. Aber jetzt steht er da und ich ärgere mich jedes Mal ein bisschen, wenn ich dran vorbeilaufe. Das kleine Gehege, das ich nebenan gebaut habe, ist auch krumm und schief. Ich habe darin ein Wildschwein gefangen und ich füttere es, um es zu domestizieren. Das scheint irgendwie zu klappen, aber auch nicht so richtig. Jedenfalls dauert es lange und ich verliere das Interesse.
Also ab in den Wald, Holz hacken, Beeren sammeln, alte Knochen in ebenso alten Ruinen finden. Was die da sollen? Keine Ahnung, aber es spielt immer so eine dramatische Musik auf, wenn ich mich ihnen nähere. Das ist eine willkommene Abwechslung zum etwas faden Gedudel, das den Rest der Zeit läuft. Ab und zu sehe ich ein Reh hinter einem Baum stehen. Das versuche ich dann zu erlegen, weil ich das Leder zum Craften brauche. Ich schleiche mich langsam an, mein Stealthwert ist inzwischen ganz gut, und zücke mein Messer. Ist die Distanz kurz genug, renne ich plötzlich los und ZACK! Ich steche mit meiner Waffe Löcher in die Luft, denn das Reh war zu wendig und ist mal wieder abgezischt, verdammt.
Überhaupt ist hier manches etwas hakelig. So einfach sich der Hausbau grundsätzlich gestaltet, manchmal stellt mich das Zusammenfügen der richtigen Teile doch vor größere Herausforderungen. Messer und Axt gegen Tiere und Feinde zu schwingen, ist ebenfalls simpel, aber ziemlich unpräzise. Oft kämpfe ich eher gegen das Spiel als gegen eine Bedrohung, was sich nicht besonders gut anfühlt. Einmal bin ich in einen Wassergraben gerutscht und habe versucht, am Rand hoch zu rennen oder herauszuhüpfen. Aber das Ufer war so steil, dass ich es nicht erklimmen konnte, auch wenn es manchmal aussah, als könnte ich es schaffen. Schließlich habe ich den Lauf des Grabens nachvollzogen und kam nach einer längeren Latscherei zur Mündung in einen See und konnte endlich wieder zurück zu meiner Hütte, um mich schlafen zu legen.
Überhaupt ist ein langer Spaziergang eine okaye Metapher für meine Zeit mit Valheim. Anfangs ist es etwas beschwerlich, dann hat man plötzlich irgendwie doch ein bisschen Spaß, worauf sich ein gewisses Hochgefühl einstellt. Schließlich flaut dieses aber ab und man fragt sich, was dieses Herumgelaufe denn überhaupt soll, man hat ja besseres zu tun. Im echten Leben steht man dann leider im Wald und kommt da nicht weg, da die nächste Bushalte fünf Kilometer weg ist und Jürgen, der einzige Trottel mit Auto in der Großstadt, seine Kiste gerade in der Werkstatt hat und so weiter. Valheim konnte ich einfach ausmachen und einen Film einlegen. Alles vom Sofa aus, ohne Blasen an den Füßen oder Schwielen vom Holzhacken. Dementsprechend gefällt mir Valheim besser als ein langer Spaziergang. Ein besonders großes Lob ist das allerdings nicht.
Valheim ist ein Open-World-Survival-Spiel, das zuerst für den PC veröffentlicht wurde. Mit seiner ansprechenden Low-Poly-Optik und tiefen Spielsystemen gewann es schnell zahlreiche Fans und ging ab wie ein Zäpfchen. Vor Kurzem ist eine Early-Access-Version für die Xbox erschienen, die gegenwärtig auch im Gamepass enthalten ist.
2 Kommentare
Tiermörder!!
Ich Schwein!