Wer sind eigentlich diese hoffnungslosen Naivlinge unter den Gamern, die ernsthaft erwartet haben, dass Duke Nukem Forever ein super Spiel werden würde? Jedermann konnte doch das ganze Trauerspiel der Entwicklung 14 Jahre lang verfolgen. Die ständigen Verzögerungen und Vertröstungen seitens George Broussard und seiner Bande von geldverbrennenden Nichtstuern sollten spätestens vor 10 Jahren jedem intelligenten Menschen klar gemacht haben, dass da nichts Großes mehr zu erwarten war. Mal ehrlich: Ihr seid bestimmt die gleichen Typen, die gespannt auf Homefront 2 warten, weil THQ kürzlich versprochen hat, aus der Vollkatastrophe des ersten Teils zu lernen, oder?
Die etwas abgeklärteren Menschen unter uns, und dazu zähle ich mich arroganterweise auch selbst, konnten sich aber immerhin die Hoffnung bewahren, dass da am Ende, so DNF denn wirklich mal erscheinen sollte, vielleicht wenigstens noch ein unspektakulärer, aber solider Old School Shooter herausspringen könnte. Das war zugegebenermaßen auch positives Denken, aber zumindest nicht ganz unrealistisch. Schade, dass nicht einmal das geklappt hat…

Nur kurze Zeit später wurde der baldige Release-Termin bekannt gegeben und es war damit eigentlich schon klar, dass Gearbox in dem halben Jahr nichts anderes machen würde, als den 3D Realms-Nachlass zu einem lauffähigen Spiel zusammenzukloppen. Alles hing also davon ab, wie viel von Broussards Geschwätz darüber, dass der Duke so gut wie fertig sei, wirklich wahr war. Gearbox’ einzige wirkliche Eigenleistung würde wie gewohnt lediglich darin bestehen, die PC-Version auf die Konsolen zu portieren, was, wie man so hört, mehr schlecht als recht gelungen ist.
Und was haben wir PC-Spieler bekommen? Den gleichen Scheiß wie die Konsoleros, nur vielleicht nicht ganz so abgrundtief schlecht. Aber immer noch schlecht genug:
Natürlich ist Duke Nukem Forever kein richtig gutes Spiel geworden. Das war aber, wie schon gesagt, eigentlich schon lange klar. Was dann doch etwas überrascht, ist dass auch die moderate Hoffnung auf einen akzeptablen Retro-Shooter komplett enttäuscht wurde.

Um zu verstehen, warum DNF nicht einmal als Old School FPS für alte Säcke wie mich taugt, muss ich zunächst einmal erklären, warum Duke Nukem 3D eigentlich so ein geiles Spiel war:

Der wahre Grund, warum Duke Nukem 3D bis heute zu Recht als Kultspiel gilt, ist schlicht und ergreifend der, dass es für die damalige Zeit ein verdammt gutes Spiel war! Es hatte ein tolles Leveldesign, das weit mehr als nur eine Aneinanderreihung von Gängen war. Es gab großartige Waffen, die weit über das damalige Standard-Line-Up der Konkurrenz hinaus gingen. Seine hervorragende Spielmechanik, die ich aus Ermangelung einer besseren Beschreibung einmal „extrem geschmeidig“ nennen möchte, erreichen viele aktuelle FPS-Kollegen noch heute nicht. Zudem hatte DN3D einen super-spaßigen Mehrspielerteil, der jahrelang auf jeder LAN zum Pflichtprogramm gehörte. Und mit Holo-Duke, Jet-Pack und einigen anderen Gimmicks, bot Duke Nukem 3D auch jede Menge Innovation innerhalb des noch jungen FPS-Genres. Die Second-Hand-Coolness des Dukes und ein paar nackte Brüste waren lediglich das Tüpfelchen auf dem I.


Wie schon gesagt, schwankt die Qualität der einzelnen Spielabschnitte in DNF sehr stark. Allerdings nicht zwischen „mittelmäßig“ und „gut“, sondern zwischen „geht so“ und „geht gar nicht“. Dass die Figur Duke Nukem nur noch ein peinliches Abziehbild seiner Selbst ist, habe ich ja bereits erwähnt, darum kommen wir nun zum eigentlichen Spieldesign:


Nebenbei verkommen die wenigen Endbosse, eigentlich das Highlight vieler Retro-Shooter, in DNF zum Witz, denn sie sind alle relativ leicht zu besiegen, während man an einigen „normalen“ Stellen tausend Tode stirbt, weil 6 gleichzeitig angreifende Schweine-Cops für den zerbrechlichen Duke kaum zu meistern sind. Das Auto-Healing nützt einem da rein gar nichts, weil man sich in den lächerlich engen Levels vor mehreren Gegnern kaum verstecken kann. Wie man auf die arme Idee kam, das Deckungssystem aus GoW und Konsorten zu übernehmen, aber die eigentliche Deckung in den meisten Levels weg zu lassen, weiß wohl nur der gute Broussard. Das Balancing im Spiel ist jedenfalls kompletter Mist. Ich mag Herausforderungen, aber ich mag es gar nicht, wenn mich ein Spiel verarscht bzw. schlechtes Spieldesign dazu führt, dass ich mich verarscht fühle.


Unterm Strich bleibt aber dennoch festzuhalten, dass Duke Nukem Forever für mich kein Old School Shooter im positiven Sinne ist. Dem stehen einfach zu viele, unnötigerweise eingebaute Versatzstücke aus neueren Mainstream-Shootern und vor allem eine geradezu dilettantische Ausführung im rudimentären Spieldesign entgegen.

Am Ende bleibt noch die Frage, wer eigentlich der größere Naivling war. Diejenigen, die tatsächlich geglaubt haben, DNF würde nach all den Irrungen und Wirrungen seiner Entwicklungsgeschichte tatsächlich noch ein konkurrenzfähiger Shooter werden, oder Leute wie ich, die zwar schon lange nicht mehr an das Hitspiel geglaubt haben, aber irgendwie noch die Idee im Kopf hatten, das Spiel würde wenigstens ein adäquates Remake des Kultspiels von 1996 werden…?
16 Kommentare
Ich habe DNF selbst nicht gespielt, lediglich die Demo, welche mir aber auch kein Stück zugesagt hat.
Aber ich sehe deutlich den Business Plan hinter dem ganzen. Für nen paar Kröten die IP und die über 13 Jahre hingesauten Teile aufkaufen, das ganze lieblos zusammentackern, und dann durch Nostalgie und die Erwartungshaltung, na evtl taugts ja doch was, ein Paar Einheiten absetzen und dennoch Profit machen.
Wer weiß ob es geklappt hat. Bisher sind wohl ne halbe Million Einheiten verkauft worden, wenn 2k das ganze billig über die Bühne gebracht hat könnte es sich sogar gelohnt haben.
Ich weiß nur nicht wer jetzt der wirkliche Verlierer in der ganzen Sache ist.
2k/Gearbox die mit einem grauenhaften, seit Jahren herbeigesehnten Spiel ihren Ruf bekleckert haben. Die Gamer welche auf ein gutes Spiel gehofft haben und so masslos enttäuscht wurden. Oder der Duke, der als eigentlich coole Figur jetzt 13 Jahre als Witzfigur der Gamingwelt herhalten durfte um dann am Ende mit so einem miesen Spiel abgestraft wurde, obwohl er sicher ein besseres verdient hätte…
@Raremuh: Denke auch, dass sich das gelohnt hat für 2K/Gearkbox. Den Image-Schaden sehe ich nicht. Ich würde auch sofort ein Borderlands 2 von Gearbox kaufen, weil für mich das DNF-Zusammenschustern genau das war: Aus den Bestandteilen ein lauffähiges Spiel zu machen. In DNF sind ja keine „kreativen“ Einflüsse von Gearbox enthalten, das basiert ja vermeintlich alles auf den Original-Daten. Ich denke, das war auch der Grund, warum Sie so einen halbgaren Code übernommen haben: Das Unvermögen, einen guten Duke zu machen, schreibt man doch jetzt nach Release erst Recht 3D-Realms zu.
Der treffenste Satz bisher im DNF-Aufschrei war für mich von Yahtzee von Zero Punctuation (aus dem Kopf): „Of course i expected DNF to disappoint me, just not THAT much“ – was ja auch in etwa die Kernaussage von S2 ist, so wie ich das verstanden habe. Nicht mal ein brauchbarer Old-School-Shooter kam dabei rum.
Ich habe mir auch eine Kopie von DNF zugelegt. Nicht um sie zu spielen, sondern um sie [url=http://forum.missingno.de/post/3439/#p3439]ins Regal zu stellen[/url]. DNF interessiert mich nicht, ich kenne die Vorgänger nicht, habe keinen einzigen Teil gespielt. (Dabei wäre ich mit meinen 15 Jahren vermutlich absolut die Zielgruppe für DN3D gewesen.)
Ich kann ja viele Kritikpunkte nachvollziehen, aber was mich an dem ganzen Anti-Hype stört: Fast alle diese Kritikpunkte kann ich auf jeden aktuellen Shooter anwenden. Trotzdem scheint das bei CoD, Homefront u.a. niemand zu stören.
Vielleicht habe ich es ja verpasst, aber wo wurde ein CoD oder Homefront von den Polynesen über den grünen Klee gelobt? Für diese Shooter spricht immerhin eine aktuelle Engine (= akzeptable Grafik) und kurze Spieldauer. ;)
Ich habe mit den Anti-Hype die Reaktion in der ganzen Presse oder in Blogs gemeint. Dort klingt es überall so, als ob DNF die Wiedergeburt des Satans ist. Das Spiel ist nicht der schlechteste Shooter aller Zeiten.
Der „schlechteste“ Shooter aller Zeiten war „Eat Lead – The Return of Matt Hazard“ und der hat richtig Spaß gemacht, da er sich selbst nicht richtig ernst genommen hat und einige Vertreter, die das Genre ursprünglich definiert haben, köstlich auf die Schippe nimmt.
Solltet Ihr den Titel mal auf dem Grabeltisch für
Ein auf hochglanz getrimmter Scriptshooter ohne Inspiration wie CoD leidet an sicher an Problemen, aber die sind GANZ ANDERER Natur als bei einem mit Holzleim hektisch zusammengeklebten Haufen Schreben. Aus Keramik. Das war ein Bildniss, sorry.
Manchmal frage ich mich, ob die Nukem-Fans tatsächlich kein Textverständnis mitbringen, oder ob sie in ihrer religiösen Verehrung einfach manche Dinge nicht sehen wollen.
Andreas, wenn du mit einem Haufen Klumpatsch Spass hast, ist das total super für dich. Jetzt ohne Sarkasmus, ich glaube, niemand will deinen Spass in Abrede stellen. Aber man kann doch trotzdem so realistisch sein und die Dinge schlicht beim Namen nennen. Wenn was Braunes in der Ecke liegt, stinkt und Fliegen drauf sitzen, wird das wohl kaum ein Erdbeerkuchen sein.
Wenn du jetzt mit der „oldskool“-Ausrede um die Ecke kommst, schreie ich.
Kein Grund persönlich zu werden. Ich hatte meinen Spaß mit dem Spiel,aber ich bin kein Duke-Fan. Es geht mir auch gar nicht darum, ob einem das Spiel gefällt oder nicht – jeder kann das Spiel scheiße finden. Es geht um die Argumente und warum heute jeder nur Einheitsbrei spielen will. Im Gegensatz zu dir denke ich schon, dass CoD&Co ähnliche Probleme haben: zu linear, eine Story zum Vergessen, dumme K.I.. Vor allem sind sie auch furchtbar monoton – die 6-7 Stunden, die ich in Black Ops oder MoH verbracht habe, waren für mich noch zu lang.
Andreas, sorry, der mittlere Abschnitt war allgemeiner Natur, nicht an dich persönlich gerichtet.. Was mich bei der „Verehrer“-Clique so nervt ist, dass auf offensichtliche Schwächen in Punkto Spielmechanik, Pacing, Leveldesign häufig gekontert wird mit „das ist aber der Duke“, „das ist aber der Duke-Humor, den könnt ihr nicht verstehen, weil die Metaebene so verschwunden ist, wie Dolph Lundgren von der Leinwand“ und – der immer vorgebrachte Universalvorwurf – „das ist genau richtig so, weil Oldschool“. Das SpielerZwei DNF als ein nicht-funktionales und inkohärentes Sammelsurium diversester Designdokumentphasen beschreibt, bedeutet ja nicht im Umkehrschluss, dass CoD und co. der Weisheit letzter Schluss sind. Im Gegenteil: um reine FPS ist es dieser Tage eher schlecht bestellt. Mischformen Richtung DX3, Bioshock etc mal ausgenommen.
Wenn du dagegen auch noch sagen möchtest, dass man Level breiter gestalten und großte, teure Blockbusterspiele mit einer größeren Bandbreite an Mechaniken ausstatten sollte, statt dem heuer so üblichen Nazikommunistenschiessen, dann… bin ich natürlich bei dir.
Andreas, sorry, der mittlere Abschnitt war allgemeiner Natur, nicht an dich persönlich gerichtet.. Was mich bei der „Verehrer“-Clique so nervt ist, dass auf offensichtliche Schwächen in Punkto Spielmechanik, Pacing, Leveldesign häufig gekontert wird mit „das ist aber der Duke“, „das ist aber der Duke-Humor, den könnt ihr nicht verstehen, weil die Metaebene so verschwunden ist, wie Dolph Lundgren von der Leinwand“ und – der immer vorgebrachte Universalvorwurf – „das ist genau richtig so, weil Oldschool“. Das SpielerZwei DNF als ein nicht-funktionales und inkohärentes Sammelsurium diversester Designdokumentphasen beschreibt, bedeutet ja nicht im Umkehrschluss, dass CoD und co. der Weisheit letzter Schluss sind. Im Gegenteil: um reine FPS ist es dieser Tage eher schlecht bestellt. Mischformen Richtung DX3, Bioshock etc mal ausgenommen.
Wenn du dagegen auch noch sagen möchtest, dass man Level breiter gestalten und großte, teure Blockbusterspiele mit einer größeren Bandbreite an Mechaniken ausstatten sollte, statt dem heuer so üblichen Nazikommunistenschiessen, dann… bin ich natürlich bei dir.
Wer hat denn bitte gedacht, Duke Nukem Forever würde gut werden? DNF hatte doch schon längst ein ähnlich schlechtes Image wie weiland Daikatana. Es haben doch praktisch alle erwartet, dass es schlecht wird.
Eine interessante These hast Du da, Tetz. Du sagst also, dass sich bisher knapp 600.000 Leute ein Spiel für 40-60 € gekauft haben, von dem sie schon vorher sicher annahmen, dass es scheiße sein würde?
Ja, Neugierde ist eben trotzdem ein guter Grund. Und bestimmt waren auch ein paar darunter, die den ganzen Trubel um Duke Nukem nicht richtig mitbekommen haben und den neuen Shooter, der ja auch groß auf Plakaten in der Stadt beworben wurde, halt mal kaufen.
Ich habe DNF noch nicht gespielt, werde mir das Spiel aber 100prozentig irgendwann kaufen. Einfach aus „historischen Gründen“. Irgendwie bin ich mit seiner Entwicklung ja aufgewachsen und war damals auch Feuer und Flamme, als es zum ersten Mal angekündigt wurde. Ich will vor allem selbst sehen, wo Elemente aus welcher „Epoche“ verwendet werden.
Aber ich bin nicht bereit, dafür den vollen Preis hinzublättern. Ich kaufe mir zwar hin und wieder absichtlich schlechte Filme, diese sind aber auch weitaus billiger als DNF zum Neupreis. Und zum Glück kann ich nach all den Jahren auch ohne Probleme noch ein bisschen länger warten.
Mit ca. 24 Jahren fand ich DN3D ebenfalls ganz großes Kino und kann mich der Analyse, warum das damals einfach großartig war, nur anschließen.
Ich habe erst diese first access Demo von DNF gespielt und trotz großem Entsetzen darüber aus purer Neugier und Nostalgie doch zum Schluß das ganze Teil erstanden.
Auch mich nerven wirklich das schlechte Balancing und die 2 Waffen. Über Broussard hieß es ja immer, er wüßte, was Spaß macht. Und mir geht es auch nur darum. Wenn der Duke ruft, ist Grafik eher sekundär, Realismus bei KI auch, gute Schlauchlevels sind gern genommen. Es soll ein durchgeknallter spaßiger Trip sein. Nur ist es das irgendwie nicht. Hätte man Modern Warfare damit gepaart, hätte es vielleicht geklappt. So ist MW für mich eine zu ernst geratene Schießbude mit den Anspruch von Moorhuhnjagd im Singleplayer und der Duke in jeder Beziehung halbgar. Für beides kann ich mich nach 3 Stunden nicht mehr motivieren…