In einer Woche erscheint endlich South Park: The Stick of Truth. Und weil mich die Warterei noch wahnsinnig macht, erzähle ich euch jetzt zur Ablenkung ein bisschen etwas darüber, wieso South Park trotz der unrühmlichen früheren Lizenztitel eine Serie ist, die so gut mit Videospielen kann, wie wohl keine andere.
Acclaim hat South Park getötet – die Schweine!
Als dieser knuddelig aussehende Cartoon 1999 im deutschen Fernsehen startete, war ich ziemlich schnell ziemlich begeistert. Anfangs spielte natürlich Neugierde auf das Skandalpotential eine große Rolle, Dank der primitiven Vermarktungsstrategie von RTL, die die Serie nur auf Schimpfwörter reduzierte. Aber wenn man einige Folgen gesehen hat und ein bisschen sein Hirn einschaltet, lernt man die gesellschaftskritische Satire und cleveren Anspielungen zu schätzen, die dahinterstecken. Zuerst wurden die zu einer für Schüler untragbaren Uhrzeit ausgestrahlten Folgen von mir noch liebevoll auf Videokassetten aufgenommen, aber als der Nachschub auf sich warten ließ, mussten die O-Ton-Folgen im Netz besorgt werden. 15 MB große Realplayer-Dateien, bestehend aus verschwommenen Pixelhaufen in unnatürlichen Farben, schlichen auf den elterlichen PC und wurden auf mehrere Disketten verteilt wie ein Schatz gehütet. Dann begann das Mitschreiben von Zitaten und Abmalen der Figuren auf Löschblätter und schließlich startete ich meine eigene Fanseite. Ein Regal wurde für überteuertes Merchandising freigeräumt und das letzte Mulder & Scully Poster eingerollt, um durch The many Deaths of Kenny McCormick ersetzt zu werden. Praktischerweise waren uns die Amerikaner 2 Staffeln voraus, und so existierten zu diesem Zeitpunkt bereits drei Videospiele zu South Park, für die ich die kargen Reste meines Taschengeldes ausgeben wollte. Im Kaufhaus Joh (r.i.p. oh Kleinod kleinstädtischer Kleinsteinkäufe) entdeckte ich tatsächlich eines davon: Chef’s Luvshack.
Wie sich später herausstellten sollte, war es ein Glückskauf, denn im Gegensatz zu dem Shooter South Park und dem Rennspiel South Park Rally konnte ich mit dem Koch der Schulkantine zumindest ein paar spaßige Stunden verleben. Die 2D-Grafik war ansehnlicher als der merkwürdige 3D-Ansatz der anderen beiden Titel und die Mischung aus Quiz und Minispielesammlung funktionierte als Partyspiel ganz gut – wenn man sich erst einmal damit abgefunden hatte, die meisten Fragen nicht beantworten zu können. Es ging öfter um ominöse amerikanische Bands als um South Park. Die Minispiele zwischen den langweiligen Quizfragen waren jedoch sehr beliebt bei mir und meinen Freundinnen, denn man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass Flashspiele damals noch in ihren Anfängen steckten (vor allem ohne eigenen Internetanschluss) und der große Trend der Minispielesammlungen in weiter Ferne lag. Wir hatten doch nix! Da konnte so ein Asteroids Klon mit pupsenden Kanadiern einen noch begeistern, wenn man zusammen auf eine Tastatur hämmerte.
Allerdings war das, was die Firma Acclaim damals im Dreierpack auf den Markt gespuckt hatte, rückblickend der Serie unwürdig. Verlassen wir kurz die Perspektive des konsumfreudigen Fangirls und begeben uns zur PlayStation 2 Premierenparty, die am 18. Oktober 2000 in Los Angeles stattfand (hier das Video dazu). Auf dem blauen Teppich fanden sich neben anderen Promis, die natürlich alle schon seit Ewigkeiten begeisterte Gamer waren, auch Trey Parker und Matt Stone ein, die Erfinder South Parks und verantwortlich für jede einzelne Episode. Wie das so läuft wurde ihnen ein Mikrofon ins Gesicht gedrückt und sie durften beteuern, dass sie Videospiele ganz gut finden. Auf die South Park-Spiele angesprochen verzogen sie allerdings das Gesicht und stellten klar, wie unzufrieden sie mit deren Qualität seien.
Eine so direkte Abfuhr sprach Bände. Die beiden kündigten an, dass sie erst dann wieder ein richtiges South Park-Spiel veröffentlichen würden, wenn sie sicher sein konnten, dass sie diesmal damit zufrieden sind. Und sie blieben tatsächlich standhaft. Die Lizenzen wurden jahrelang nicht neu vergeben, was sie allerdings nicht davon abhielt, sich innerhalb der Serie ausgiebig mit Videospielen zu beschäftigen.
Liebe machen mit Blizzard
Dass es Trey Parker und Matt Stone ein persönliches Anliegen ist, ein qualitativ hochwertiges Lizenzspiel zu veröffentlichen, kommt nämlich nicht von ungefähr. Die beiden behaupten nicht nur, ihre Freizeit gerne vor der Konsole zu verbringen, sondern man merkt es South Park immer wieder an. Geht es in den Folgen um Videospiele, ist eine authentische Begeisterung für dieses Thema zu spüren, auf die man in Fernsehserien auch heute noch nur selten trifft. Witze über Videospiele zu machen, ohne peinlich zu wirken, ist außerdem nicht einfach, denn schließlich sind Gamer nicht gerade ein unkritisches Publikum. Wie oft habe ich schon über bemühte Anspielungen auf „Nerd-Themen“ nur genervt die Augen verdrehen können. Bei South Park hingegen wirkten sie nie bemüht.
Ausgerechnet die in Fanumfragen beliebteste South Park-Folge aller Zeiten beschäftigt sich ausschließlich mit World of Warcraft (Videoclip). Wie haben sie es geschafft, Gamer und Nichtgamer, WoW-Fans und WoW-Hasser unter einen Hut zu bekommen? Die Hintergründe dazu sind ziemlich interessant.
Außergewöhnlich an dieser Folge war schon, dass sie nicht wie üblich innerhalb einer Woche produziert wurde, sondern viel mehr Zeit investiert wurde. South Park baut häufig Anspielungen auf aktuelle Entwicklungen ein, was einer der Gründe dafür ist, dass sich Trey Parker und Matt Stone mit den Jahren einen extrem engen Zeitplan angewöhnt haben (…neben der Begründung, dass sie sowieso immer alles bis zur letzten Minute aufschieben). Meines Wissens nach ist das in dieser Form einmalig für eine Zeichentrickserie. Möglich ist die Produktion einer Folge innerhalb von 6 Tagen nur mit einem eingespielten Team und weil alles vor Ort erledigt wird. Die meisten Figuren werden von Trey Parker und Matt Stone gesprochen, die Animationen direkt nach den Tonaufnahmen erstellt und erst am Tag der Ausstrahlung geht die Folge an den Sender Comedy Central. Soviel zum normalerweise üblichen Produktionsprozess.
Als die Idee aufkam, dem beim Team der South Park Studios beliebten World of Warcraft eine Folge zu widmen, entschlossen sich Trey Parker und Matt Stone dazu, Blizzard um Hilfe bei den Animationen zu bitten. Sie strebten einen möglichst authentischen Look für die Ingame-Szenen an, und tatsächlich kam die Zusammenarbeit zu Stande. So etwas passiert normalerweise nicht bei South Park. Man fragt zwar hin und wieder zur rechtlichen Absicherung um Erlaubnis, bevor eine Firma oder ein Produkt in eine Folge eingebaut werden, allerdings gibt man normalerweise nur eine grobe Zusammenfassung der Handlung weiter. Die eigene Unabhängigkeit soll nicht gefährdet werden, was leicht passieren kann, wenn man das, was man parodieren möchte, mitreden lässt. Immerhin ist South Park häufig sehr kritisch in seiner Darstellung, und Gags gehen schon mal unter die Gürtellinie. Videospiele scheinen allerdings fast immer in einem positiven Licht dargestellt zu werden. Klar werden auch die Klischees vom dicken, pickeligen WoW-Spieler eingebaut – aber letztendlich wird dem Spiel vor allem ein augenzwinkerndes Denkmal gesetzt, das kaum einem WoWler richtig wehtut. Eine Liebeserklärung an die Begeisterungsfähigkeit, mit der wir uns wie ein kleines Kind über Loot freuen und das Hochleveln manchmal eine Spur zu ernst nehmen. Diese Mischung konnte nur gelingen, weil die Beteiligten selber Spieler waren, aber über sich lachen konnten. Blizzard widmete der Folge später sogar ein Item (Slayer of the Lifeless) und eine Karte im WoW Trading Card Game. Es gibt außerdem ein Achievement für das Umarmen eines toten Spielers der gegnerischen Fraktion, das „Make Love not Warcraft“ heißt.
Die Folge Make Love, not WarCraft wurde 2006 ausgestrahlt, in Staffel 10, und ist bis heute das bekannteste Beispiel dafür, wie Videospiele ihren Weg ins South Park-Universum gefunden haben. Es gab allerdings noch viele weitere.
Vom Okama GameSphere zum PS4 Brack Friday Bunduru
Widmen wir uns den Konsolen. Bei den frühen South Park-Staffeln fällt auf, dass man reale Firmennamen im Vergleich zu heute noch vermied. Wurde doch einmal ein echtes Spiel oder eine Konsole erwähnt (wie etwa die begehrenswerte Dreamcast oder Kennys ColecoVision), dann nur nebenbei. Als das erste Mal eine Konsole das Kernelement der Handlung bildete, wurde sie extra dafür erfunden. Das geschah in der Folge Towelie (Staffel 5), als neben dem titelgebenden kiffenden Handtuch der Okama GameSphere eingeführt wurde, der auf den Nintendo GameCube anspielte (Videoclip). Die Kinder stolpern durch eine abenteuerliche Handlung, wollen aber eigentlich nur endlich in Ruhe zocken. Der GameSphere tauchte danach noch in weiteren South Park-Folgen im Hintergrund auf, bis heute kann man ihn hin und wieder in den Kinderzimmern entdecken. Inzwischen dürfte er einen gewissen Retro Charme für die Jungs haben. „Okama“ bedeutet übrigens so viel wie „Schwuchtel“, und da Trey Parker Japanisch spricht, ist dies sicher kein Zufall.
Etwa ab der 8. Staffel erfolgte dann ein auffälliger Umbruch. Markenprodukte wurden beim Namen genannt und sogar komplette Folgen drehten sich um sie. Von Werbedeals ist nichts bekannt, es war vielmehr eine Entscheidung, um die Parodien direkter wirken zu lassen. Womöglich war man auch durch den Erfolg der Serie selbstbewusster geworden und traute sich nun zu, sich mit den rechtlichen Bedingungen herumzuschlagen. Eine Xbox 360 oder PS3 gehörte nun einmal in jedes Kinderzimmer.
In der ersten mit einem Emmy ausgezeichneten South Park-Episode Best Friends Forever (Staffel 9) wird Kenny ein so guter PSP-Spieler, dass er als „der Auserwählte“ die Armeen des Himmels gegen die der Hölle zum Sieg führen soll. Zu Beginn sieht man die Kinder dem Erscheinen des Handhelds in einer langen Schlange entgegenfiebern (Videoclip). Ein Thema, das auffallend häufig aufgegriffen wird. In der Doppelfolge Go God Go (Staffel 10) lässt sich Cartman einfrieren, weil er die lange Wartezeit bis zum Erscheinen der Wii nicht aushält (Videoclip). Trey Parker erzählte dazu, dass er selbst sich so sehr auf die Konsole freute, dass er dies unbedingt verarbeiten wollte. Dass es ebenfalls um das schwergewichtige Thema Atheismus ging, war für ihn im Vergleich dazu geradezu nebensächlich. Und wie gut konnte ich mich damals mit dieser Folge identifizieren!
Das aktuellste Beispiel für den Einbau bald erscheinender Konsolen ist die Black Friday-Trilogie (Staffel 17), in der die Kinder Pläne schmieden, um günstig an eine PS4 bzw. Xbox One zu kommen. Der Konsolenkrieg wird hier mit Anspielungen auf Game of Thrones zu einem episch-lustigen Abenteuer verwurstet, das ganz nebenbei auch noch die perfekte Einstimmung auf The Stick of Truth ist. Aber dazu später mehr. Microsoft und Sony mischen sich persönlich in das Geschehen ein und Bill Gates darf beweisen, dass er ein harter Kerl ist (Videoclip). Trey Parker und Matt Stone verhielten sich übrigens diplomatisch, als sie auf der letzten E3 gefragt wurden, ob sie sich eher eine Xbox One oder eine PlayStation 4 holen würden: „Wir kaufen beide, dafür sind wir reich.“
Von Vomit Cop zu Heroin Hero
Aber nicht nur auf Konsolen wird in South Park gespielt und angespielt. Auch bestimmte Videospiele werden parodiert. Manche offensichtlich, manche dezent im Hintergrund platziert. Hierbei kann man ebenfalls zwischen erfundenen und real existierenden Titeln unterscheiden.
Eines der frühesten Beispiele für ein fiktives Spiel ist das zu dem Anime Chinpokomon in der gleichnamigen Folge der 3. Staffel. Ja, die Anspielung auf ein bekanntes Nintendo-Suchtmittel wurde hier nicht gerade dezent versteckt… Es geht darum, dass die Erwachsenen South Parks herausfinden, dass ihre Kinder von den Japanern durch den Chinpokomon-Hype und die dazu gehörigen Merchandise-Artikel einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Sie sollen Pearl Harbor bombardieren! In dieser Folge spielten Videospiele allerdings noch eine untergeordnete Rolle, da es mehr um die Fernsehserie und die Plüschfiguren ging.
Auf dem Okama GameSphere spielten Stan, Kyle, Cartman und Kenny dann Thirst for Blood, in dem sich Monster mit Kettensägen verkloppen. So etwas mögen Kinder nun mal! Im South Park-Universum schien das Spiel sehr erfolgreich zu sein, denn man konnte es noch Jahre später in den Regalen von Videospieleläden und in Arcade Hallen entdecken. Bei solchen Szenen lohnt sich übrigens grundsätzlich ein Blick in den Hintergrund, denn dann fallen einem viele nette Details auf. Ein Running Gag ist zum Beispiel Vomit Cop, ein ebenfalls frei erfundenes Spiel, bei dem ich mich frage, was wohl sein Inhalt ist. Mindestens 6 Fortsetzungen zog es schon nach sich, man hat es aber bisher noch nie jemanden spielen sehen.
In der bereits erwähnten Folge Best Friends Forever spielte Kenny zwar auf einer originalgetreuen PSP, allerdings hatte man sich das Spiel Heaven and Hell nur ausgedacht. Eine ähnliche Verschmelzung von Fiktion und Realität kam auch in der Folge Guitar Queer-o (Staffel 11) vor. Zu Beginn sieht man die Kinder Guitar Hero spielen, und auch der echte Titel wird genannt (Videoclip). Die Detailverliebtheit geht so weit, dass das Klacken des Controllers und die Songauswahl übernommen wurden. Ein interessantes Statement zu ihrer Form von „Product Placement“ in South Park haben Trey Parker und Matt Stone übrigens im Guitar Queer-o Audiokommentar abgegeben (hier kann man ihn sich anhören). Die Handlung der Folge dreht sich darum, dass Stan ein so guter „Gitarrist“ wird, dass er eine Rockstar-Karriere führen kann – inklusive dreckigem Abstieg. An dieser Stelle wird ein weiteres Spiel eingeführt, das Heroin Hero heißt und natürlich frei erfunden wurde.
Trey Parker und Matt Stone mögen Musikspiele. Ich erinnere mich an Fotos aus ihrem gemeinsamen Ferienhaus in Colorado, in dem zwar alle Privatgegenstände vor dem Shooting beiseite geräumt worden waren… zwischen all den noblen Möbeln fiel aber ein RockBand-Schlagzeug auf. Rock Band wurde dann auch tatsächlich noch einmal extra in eine South Park-Folge eingebaut, und zwar in eine Szene von Whale Whores (Staffel 13). Cartman gibt darin Lady Gagas Poker Face zum Besten (Videoclip), und diese Version des Songs fand später sogar ihren Weg in die Rock Band-Bibliothek. Als Cartman zu singen, kann einem ganz schön Halsschmerzen bereiten…
In der 14. Staffel sind vor allem zwei Parodien erwähnenswert. Zu Beginn der Folge Sexual Healing sieht man Szenen aus Tiger Woods PGA Tour 11 – nur dass hier nicht das Golfspielen im Vordergrund steht. Man spielt die Streitigkeiten zwischen Woods und seiner Exfrau nach, die damals die Klatschpresse dominierten (Videoclip). In der Folge You have 0 Friends nimmt sich South Park Facebook vor. Stan wird in das soziale Netzwerk hineingezogen und erscheint seinem Freund Kyle in dessen Farmville Farm (Videoclip). Die Idee dazu kam wie bereits bei World Of Warcraft daher, dass viele Mitarbeiter der South Park Studios zu dieser Zeit nebenbei Farmville spielten, wenn sie gerade nichts zu tun hatten. So spiegelt South Park die aktuellen Trends wieder: von den MMORPGs zu F2P.
Ja, es gibt wirklich viele Spieleanspielungen in der Serie. Aber auf eine muss ich noch eingehen! Eine ziemlich aktuelle. In der Folge Informative Murder Porn (Staffel 17) wollen die Kinder ihre Eltern von schädlichen Serien fernhalten. Sie versehen die Sender dafür mit einem Passwortschutz und die Sicherheitsfrage lautet: „Wie zähme ich ein Pferd in Minecraft?“. Denn das ist etwas, was Eltern ihrer Meinung nach garantiert nicht wissen können.
Allerdings lernen die Eltern dann mit Hilfe eines Verräters tatsächlich, wie man Minecraft spielt – und das hat auf einige von ihnen beängstigende Auswirkungen (Videoclip). Die Folge spielt clever mit dem Vorurteil, dass Kinder Realität und Fiktion laut den Erwachsenen nicht auseinander halten können, indem sie die Rollen vertauscht. Eine Woche vor der Ausstrahlung hatte eine kuriose Meldung die Runde gemacht, der zufolge Minecraft dafür verantwortlich gewesen sein sollte, dass ein Grundschüler mit Waffen und einem Hammer zur Schule gekommen war. Markus “Notch” Persson gab übrigens die Einwilligung, Minecraft vorkommen zu lassen, obwohl ihm vorher nur eine grobe Zusammenfassung des Drehbuchs gezeigt werden konnte. An der Produktion beteiligt war er nicht, schrieb aber nach der Ausstrahlung bei Twitter, dass ihm die Folge sehr gut gefallen hätte.
Und damit wären wir auch schon am Ende dieses kleinen Überblicks über die Videospieleanspielungen in South Park. Es ist nur eine Auswahl, aber ich hoffe, sie zeigt, dass das Thema dort schon immer ernst genommen wurde.
Der Stab der Wahrheit
Aber was machten Trey Parker und Matt Stone in Hinblick auf ihr eigenes Spiel? Sie hielten ihre Ankündigung in Ehren, abzuwarten, bis eine Umsetzung möglich sein würde, die ihren Ansprüchen und denen der Fans gerecht werden würde. In den letzten Jahren erschienen nur ein paar kleine Lizenztitel, wie South Park Let’s Go Tower Defense Play! und South Park: Tenorman’s Revenge für Xbox Live Arcade. Allerdings wirkten diese eher wie Fingerübungen. Interessant war daran höchstens, dass die South Park Studios die Entwickler zum Teil beim Erstellen der Grafiken unterstützten.
2011 war es dann endlich so weit: Es wurde enthüllt, dass Trey Parker und Matt Stone mit Obsidian Entertainment an einem großen South Park-Rollenspiel arbeiteten – und das sorgte für große Aufregung in Fankreisen! Aber auch darüber hinaus. Hellhörig werden konnte man, weil Obsidian nicht für austauschbaren Lizenzmüll bekannt war und genügend RPG-Erfahrung mitbrachte. Und die Screenshots erst! Sie sahen aus wie aus einer Folge. Auf der E3 2012 wurde der erste Trailer zu South Park: The Stick of Truth (Der Stab der Wahrheit) präsentiert und Trey Parker und Matt Stone erzählten kurz etwas über das Spiel (sehenswert wegen ihrer Seitenhiebe auf die Vernetzung verschiedener Geräte, die damals in aller Munde war). Die ersten Videos von Ingame-Szenen bestätigten dann, dass es gelungen war, den typischen Papplook exakt zu kopieren. Ein Unterfangen, das komplizierter ist, als es auf den ersten Blick aussieht, denn tatsächlich handelt es sich auch bei der Grafik der computeranimierten Serie um viele voreinander geschichtete 3D-Objekte. Ein realistisch aussehendes South Park-Spiel ist deshalb nach Angaben der Entwickler erst in den letzten Jahren überhaupt technisch möglich geworden. Trey Parker und Matt Stone haben alle Dialoge selber aufgenommen und außerdem das “Drehbuch” geschrieben, das so umfangreich geriet, dass es sogar gekürzt werden musste. Eine solch enge Zusammenarbeit hat es bei den alten South Park-Spielen nicht gegeben.
Einen kleinen Dämpfer erhielt die Vorfreude zwar Ende 2012, als der Publisher THQ Insolvenz anmeldete, Ubisoft die Lizenz erwarb und sich der Release erheblich verzögerte, allerdings stieg sie in den letzten Wochen wieder merklich an. Die Vorschauberichte klingen durch die Bank sehr positiv. Was soll jetzt noch schief gehen? Immerhin sah man Matt auf einem Paparazzifoto das Buch The Art of Game Design lesen… NEIN! Selbstverständlich google ich nicht nach Paparazzifotos von den beiden, was denkt ihr denn. Pff. Schnell zurück zu South Park.
Wie bereits angedeutet, wurden in die Black Friday-Trilogie, die Ende 2013 ausgestrahlt wurde, einige Anspielungen auf The Stick of Truth eingebaut. Am Ende entsagen die vom Konsolenkrieg desillusionierten Kinder der hart erkämpften Xbox One, um ganz einfach wieder draußen mit Stöcken zu spielen. Natürlich in ihren Fantasy-Outfits, die sie auch später im Spiel tragen werden. Erwähnenswert ist aber nicht nur diese kleine Eigenwerbung, sondern auch ein Zitat, in dem man sich über die Pre-order-Praktiken bei Videospielen lustig macht. Kurz zuvor waren nämlich die Vorbestellerboni zu The Stick of Truth angekündigt worden.
Was ich an Trey Parker und Matt Stone immer besonders geschätzt habe, ist, dass sie sich genauso über sich selbst lustig machen können, wie über andere. Vor South Park sind alle gleich. Wenn The Stick of Truth diesen typischen Humor tatsächlich auf ein Videospiel übertragen kann, sollte dabei etwas Grandioses herauskommen. Ich bin jedenfalls optimistisch. Ach ja, Stichwort Humor! Sehr schade, dass die europäische Konsolenversion im Vergleich zur amerikanischen um 7 Szenen geschnitten sein wird, in denen es um Analsonden und Abtreibungen geht. Wer die Serie kennt, weiß, dass die Analsonde eine Anspielung auf die Pilotfolge ist, in der Cartman von Außerirdischen entführt wurde. Dies wiederum war inspiriert durch echte Entführungsgeschichten, die Trey Parker und Matt Stone während ihrer Kindheit in Colorado aufschnappten. Dass wir auf einmal etwas zensieren müssen, was seit 17 Jahren im Fernsehen ausgestrahlt wird, wirkt befremdlich. Wie explizit ist die Darstellung, dass sie das rechtfertigt? Oder liegt es nur daran, dass man als Spieler aktiv in das Geschehen eingreift? Was die Abtreibung angeht, ist das zwar ein sensibles Thema, es kommt aber, finde ich, stark auf den Zusammenhang an – zu dem bisher auch noch nichts bekannt ist. Bisher habe ich mich nie darüber aufregen müssen, wenn es in South Park um Abtreibungen ging. Ich bin also sehr gespannt, was genau es mit diesen Szenen auf sich hat und warum sie entfernt wurden. Hoffentlich äußert sich Ubisoft dazu noch.
Irritierend ist übrigens, dass die PC-Version laut Ubisoft nicht von diesen Eingriffen betroffen ist. Dass alle deutschen Versionen darüber hinaus mit zensierten Hakenkreuzen bedacht wurden, verwundert nicht, wenn man an andere Spiele denkt. Im Falle von The Stick of Truth wirkt es höchstens noch eine Spur inkonsequenter, weil es so sehr wie eine Folge der Serie aussieht, diese aber wegen der Auslegung des Kunstbegriffes verfassungsfeindliche Symbole nicht zensieren muss. Ich persönlich empfinde diesen Eingriff als nicht allzu tragisch, weil er den Inhalt nicht verändert, aber würde mir wünschen, dass endlich mehr nach dem Kontext und nicht nach dem Medium entschieden wird. Aber das „Videospiele sind Kunst“-Fass brauche ich jetzt nicht zu öffnen… dann kommen wir hier ja nie zu einem Ende.
Jetzt soll es bitte endlich schneien, damit ich mich einfrieren lassen kann. Bis zum 6. März.
10 Kommentare
mit dem 6. März wird es in Deutschland wohl nichts…
Ja, das ist unglaublich! Noch länger warten… wobei der ganze Tumult ja fast schon erheiterend ist, wenn es nicht so traurig wäre.
Wie es aussieht, ist ja ein vergessenes Hakenkreuz Schuld (Zitat eines Entwicklers: “We missed one out of like a thousand. We’re getting it fixed ASAP.”). Deswegen gibt es eine komplette Rückrufaktion der deutschen Version und auch bei Steam wird es nicht wie geplant veröffentlicht.
Wie schon oben gesagt: Lächerlich, wenn man bedenkt, dass in der Serie die selben Symbole nie zensiert wurden.
Ich hab mit South Park – abgesehen von der WoW-Folge xD – nix am Hut, aber muss zu diesem geilen Schrieb dazu gratulieren.
Vielleicht guck ich mir doch noch mal ein paar Folgen an mit all dem im Hinterkopf. Aber sicher nur OV!
Ich bin ein großer Fan von South Park
thx für diesen herrlich detaillierten “Artikel”. Schön zu wissen daß es noch Blogger gibt die SouthPark kennen UND schätzen :)
Das freut mich :).
Übrigens bin ich seit ein paar Tagen glückliche Besitzerin der U.S. Version und sehr begeistert. Man bekommt massenhaft Fan Service geboten, aber auch ein unterhaltsames Kampfsystem und eine eigenständige Story mit gelungenen Anpielungen auf Videospieleklischees. Es macht richtig Laune. Vor allem bin ich überracht, wie vollgepackt die Welt ist – nichts wiederholt sich, an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Bisher bin ich bei etwa 17 Stunden und werde wohl erst mit über 20 Stunden den Abspann sehen.
Das erste Spiel seit einer Weile, das ich mal wieder durchgespielt habe und versucht habe jede Ecke zu erkunden. Besser hätte man South Park nicht umsetzen können. Dass manchen das Spiel zu kurz vorkommt, liegt wohl vor allem daran, dass es so gut ist – da will man einfach nicht, dass es endet.
Einzig die “Magie” per Tastatur zu erlernen fand ich sehr schlecht (speziell die Magie, die einem Randy beibringt) und habe dafür extra einen Anschluss für meinen Xbox-Controller gekauft. Dann ging es vollkommen problemlos.
Aktuell mein Favorit als Spiel des Jahres.