
Nachdem ich mit Area 51 das erste Mal einen Shooter auf einer Konsole durchgespielt hatte, habe ich mir eigentlich geschworen, mir dieses Gekrampfe mit der Gamepad-Steuerung nie wieder anzutun und Shooter zukünftig ausschließlich auf der einzig wahren Plattform für dieses Genre, dem PC, zu spielen. Tja, aber für einen „Waffen-Porno“ (O-Ton Alex Ward; Executive Producer bei Criterion) bin ich doch glatt schwach geworden. Keine Frage, die Steuerung hat mich auch hier genervt, obwohl sie eigentlich das Beste aus dem macht, was möglich ist. Aber um die alte Geschichte mit den Konsolen-Shootern soll es jetzt auch gar nicht gehen. Vielmehr möchte ich der Frage nachgehen, warum die Bezeichnung „Waffen-Porno“ von Presse und Publikum gleichermaßen aufgesogen wurde wie von einem trockenen Schwamm. Was macht Black zu einem Waffen-Porno?
Hier meine These:
Wenn Black ein „Waffen-Porno“ ist, dann ist Tetris ein „Puzzle-Porno“. Allerdings sind beide Aussagen totaler Quatsch.
Es erscheint zunächst sehr plausibel:
Da sind diese unglaublich geil gemachten Waffen-Animationen im Startmenü des Spiels. Das Laden, Entsichern und Abfeuern der Waffen wird dort in Hochglanz-Rendering zelebriert. Es geht ganz offensichtlich nur um das „Eine“. Indiz Nummer 1.

Sowohl die Rahmenhandlung, als auch die eigentlichen Missionen erzeugen Null Atmosphäre. Das gesamte Spiel kann man schlicht als „seelenlos“ bezeichnen. Emotionen oder auch nur irgendein tiefergehendes Interesse an dem „Drumherum“ werden zu keiner Zeit hervorgerufen. Indiz Nummer 3.
Soweit so gut. Alle drei Indizien bringt Otto Normalverbraucher auch mit Porno-Filmen in Verbindung. Aber stimmen diese Porno-Klischees eigentlich? Und warum wird das Etikett „Waffen-Porno“ überhaupt als positives Vermarktungsinstrument benutzt, wenn doch alles, was Black vermeintlich mit einem Porno-Film gemein hat, eher negativ belegt ist?
Heutzutage erzählen Pornos kaum noch Geschichten, und zwar nicht einmal ansatzweise. Die meisten Pornos bestehen heute aus ein paar zusammenhanglosen Episoden in denen es ohne jede Rahmenhandlung nur eines gibt: Hardcoreszene an Hardcoreszene. Die Zeiten eines Joe D’Amato, der in den 70ern und 80ern aufwendige „Kostüm-Pornos“ auf Zelluloid gedreht hat, sind längst vorbei. Für teure Pornos stellt heute kaum noch ein Studio die entsprechenden Mittel zur Verfügung. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie z.B. PRIVATE, aber auch diese Studios produzieren pro Jahr zwei bis drei aufwendige Filme (für das Image) und finanzieren diese durch Filme der vorher beschriebenen Sorte quer. Dieses Klischee von der Pseudo-Handlung in Porno-Filmen ist seit Jahren größtenteils überholt. Indiz Nummer 2 hat sich erledigt. Vielmehr ist das Klischee von der Pseudo-Handlung ein typisches Shooter-Klischee und unterscheidet Black in keinster Weise von den meisten anderen Shootern. Im Übrigen sind die Zwischensequenzen von Black viel hochwertiger als viele Pornos, auch wenn sie ähnlich sinnentleert daherkommen…

Bleibt noch Indiz Nummer 3: Black ist so seelenlos wie die meisten Porno-Filme auch. Bingo! Aber der Markt ist voll von Spielen jedweder Couleur, die sich rein auf die Spielmechanik konzentrieren. Und das muss ja nichts Schlechtes sein, wie ich mit dem klassischen Beispiel Tetris vorher schon andeuten wollte. Allerdings macht es ein Spiel nicht automatisch zum Porno, wenn es keine Atmosphäre oder Rahmenhandlung besitzt.
Dient der Porno-Vergleich von Alex Ward hier gar als verklausulierte Entschuldigung dafür, dass man nicht in der Lage war, eine in sich konsistente Spielerfahrung zu erzeugen?
Die Formulierung „Waffen-Porno“ ist für mich am Ende nicht mehr als eine reißerische PR-Floskel, die von einigen Medien im Zusammenhang mit diesem Spiel nur zu gerne übernommen wurde, aber genau so auch auf gefühlte 40.000 andere Spiele zutreffen könnte. Klar, das ist eine tolle Headline, vor allem wenn die Mehrzahl der Zielgruppe allein bei der Erwähnung des Wortes „Porno“ schon verschmitzt zu grinsen beginnt! Aber wenn man mal ehrlich ist: Nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich…

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