Eigentlich hatte nille neulich bereits alles zu American McGee’s Grimm gesagt. Und eigentlich habe ich die folgenden Zeilen gestern schon an anderer Stelle veröffentlicht, aber ich möchte Euch meine unfehlbare Meinung natürlich trotzdem nicht vorenthalten. Beschwerden über Artikeldoppelungen oder zu starken Gebrauch derb fäkaler Ausdrucksweise gehen im Übrigen bitte direkt an SpielerZwei… Wisst Ihr, obwohl ich alles andere als ein religiöser Mensch bin, gibt es da diese eine Stelle aus der Bibel, die ich fast auswendig kenne. Ich wette Ihr kennt sie auch und könnt sie mit mir gemeinsam herunterbeten: “The path of the righteous man is beset on all sides by the inequities of the selfish and the tyranny of evil men. Blessed is he who, in the name of charity and good will, shepherds the weak through the valley of darkness, for he is truly his brother’s keeper and the finder of lost children. And I will strike down upon thee with great vengeance and furious anger those who attempt to poison and destroy my brothers. And you will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon you.” Nun könnte man sich beschweren, dass das doch eigentlich gar kein echtes Zitat aus der Bibel ist, sondern nur eine Hommage Tarantinos an den alten Sonny Chiba-Streifen Karate Kiba. Aber das ist völlig unerheblich. Genauso unerheblich wie eventuelle Einwürfe, dass es sich bei American McGee’s Grimm auch bloß um eine Hommage an die verlorene Kunst des wirklich guten, blutrünstigen Märchenerzählens handele. Doch während man bei Tarantino immerhin sagen kann “Es ist doch bloß ein Film” und sämtlicher Bibelfiktion damit per se die Absolution erteilt, muss man sich bei McGee’s Grimm hingegen eher fragen: “Ist das nun wirklich ein Spiel?”, um im gleichen Atemzug die Intention hinter dem Titel und dessen Notwendigkeit zu hinterfragen.
Im Grunde genommen ist Grimm nichts anderes als das spielerisch eh schon recht dünne de Blob, bloß ohne die dezente taktische Rafinesse des farbenfrohen Holland-Exports, die letztgenannter durch die Möglichkeit und Notwendigkeit des Farbewechselns mit sich bringt. Ansonsten tun sich beide Titel nicht sonderlich viel. Statt eine triste Stadt mit knalligen Farben erst so richtig zum Leben zu erwecken, geht es bei Grimm eben andersherum: Der viel zu bonbonfarbenen Märchenwelt mangelt es an ordentlich Mord und Totschlag, weshalb der grimmige Zwerg errrm.. Grimm auszieht, um einem Jungen das Fürchten zu lehren und der Welt die Pestilenz in Form eines vergnügten Pissestrahls zu bescheren. Ganz ehrlich: American McGee muss in Wahrheit ein pubertierender 13jähriger sein, der sich noch so richtig an Fäkalwitzen und Furz-Spielen erfreuen kann und auch sonst alles daran setzt, auf immer und ewig in der analen Phase zu verweilen, hm?
“I see a red door and I want it painted black / No colors anymore, I want them to turn black”… Mick Jagger wäre sicherlich ganz dicke mit dem kleinen Grimm und wäre damals, als er mit seinen Rolling Stones an diesem Song schrieb, sicherlich liebend gerne voller Wonne neben dem Zwergenmann hergehüpft, den Pillermann aus der Hose baumelnd und die hübsche Prinzessin mit einem Eimer Pech übergießend – oder mit dem Pillermann auf der Prinzessin hüpfend und deren Kammerzofe mit Pech… aber lassen wir das. Sonderlich viel anderes hätte er auch gar nicht zu tun. Außerdem wäre das mit Sicherheit der größte Schrecken, der dem Jungen, der auszog das fürchten zu lernen, widerfahren könnte. Vom Gebrauch dieses Spiels vielleicht mal abgesehen. Da fällt mir ein: Hatte ich nicht irgendwo gelesen, dass im Laufe der knappen Stunde Spielzeit (die deutlich knapper ausfällt, wenn man bloß gewillt ist, die Cutscenes zur Hölle zu jagen) noch sowas wie Special Moves dazukämen? Ich hab mal des Spaßes halber die üblichen verdächtigen Tasten rund um unsere Freunde W, A, S und D gedrückt, aber da war nix am passieren dran gewesen. Nunja, vielleicht hätte ich auch auf meine Tastatur kotzen müssen, um irgendwas auszulösen. Würde passen.
Während man also darüber grübelt, welchen Märchenfrosch man küssen ficken muss, um ihm einen Tipp zu entlocken, wie man die vermutete Kackattacke wohl auszulösen in der Lage sein mag, rennt man so mir nichts, dir nichts durch die komplette erste Episode und fragt sich, warum man nicht noch ein wenig länger bleiben darf. Da waren doch noch diese ekligen Putzkolonnen, die einem immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen wollten und denen man doch gerne nochmal ordentlich einen vor den Latz pissen würde. Im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwie hat man sich dann in der Kürze der Zeit doch so unterhalten gefühlt, dass man das ganze Abenteuer doch nochmal von vorne angehen könnte. Vielleicht, um seine eigene Bestzeit zu schlagen. Muss aber nicht sein. Meine Festplatte trauert dem kürzlich dahingeschiedenen Machwerk bestimmt keine Träne nach. Für den kostenlosen Spaß, dieses kleine Pamphlet verfassen zu dürfen, war American McGee’s Grimm – A boy learns what Fear is aber immerhin allemal gut.
4 Kommentare
Irgendwie scheinen alle zu übersehen das Fäkalhumor essentieller Bestandteil der amerikanischen Comedy-Kultur ist… American McGee ist also voll auf Höhe der Zielgruppe.
Und _die_ amerikanische Comedy-Kultur sieht wie genau aus? Ich wüßte jetzt auch nicht genau, wen ich als Zielgruppe für Grimm ausmachen sollte..
Das sieht folgendermaßen aus, wenn du willst das viele Amerikaner lachen, dann baust du schwache Slapstickeinlagen rund um’s Scheisshaus ein… das fängt an bei familientauglichen Filmen (praktisch jeder Kinder im Ferienlager-Film der 80er bietet das) und geht hin zu Southpark, Scrubs, Malcom in the middle Family Guy und Jackass. Keine Springbreak-Chose ohne furzende bzw. durchfallende Idioten… von den dösigen Teenie-Comdey-Romanzendingern a’la American Pie und Highbudget-Dreck wie Scary Movie wollen wir gar nicht reden.
Frag’ mich nicht wieso, aber Amis scheinen ein Problem mit Verdauung und den dazugehörigen Geräuschen zu haben, und die Schadenfreude wenn das jemand anderem widerfährt = pure comedy gold.
Stand wohl sogar mal in der Zeit:
http://www.0509.org/blog/entry/00969
Punkt 15 und 16
Also wenn nichts geht, furzen, scheißen und kotzen führt in Amiland immer zu Lachern. Boogerman to the rescue!
Okay, meine Quelle ist Müll… das kommt wenn man unter Zeitdruck postet, aber ich finde da schon noch faktisch belegte Zahlen und Aussagen zu ;D
Später…