Afrika Bambaataa

Bei unserem Lieblingshobby scheint es einen kleinen Afrika-Trend zu geben. Neben Sonys Fotosafari stehen in Bälde mit “Resident Evil 5” und “Far Cry 2” satte drei Spiele auf dem schwarzen Kontinent in Aussicht. Während Ersteres vermutlich eher dazu gedacht ist, alle nicht-europäischen Wohnzimmer in Chill Out-Lounges zu verwandeln, in der die Big Five abgelichtet statt umgebracht werden sollen, schlittern die beiden Actionspiele schon eher auf glitschigerem Terrain umher. “Resident Evil 4 HD”… Verzeihung, “Resident Evil 5” hat ja schon durch seinen Teaser eher unangenehmere Wellen geschlagen. Dutzende Untote mit regionaler Hautfarbe stürmen da auf die weiße Spielfigur ein und erfahren die Behandlung, die Zombies eben so erfahren. Da plärrten dann natürlich gleich ein paar Political Correctness-Alarme los. Die bösen Videospiele aber auch. Abgesehen von der Diskussion, ob Capcoms Szenenwahl für diesen Trailer ein bißchen holprig gewesen ist oder nicht, frage ich meine werte Leserschaft: habt ihr von Protesten gegen Ridley Scott’s “Black Hawk Down” gehört, wo sich hunderte Somali reichlich unmotiviert über den Haufen knallen lassen werden? Jaja, “based on a true story” und so. Wer von euch fühlte sich dabei auch an “Aliens” erinnert?

Capcom hat sich in dieser Situation dann so verhalten, wie ein ordentlicher Hersteller sich dann eben verhält: der Spielfigur Chris Redfield wird ein sexy Mädel mit ordentlich Dekolleté und passendem ethnischen Hintergrund an die Seite gestellt. Und die einfarbige Meute ist jetzt auch diversifiert. Klar, der Hersteller behauptet, er habe das Spiel nach diesem Skandälchen nicht verändert. Das lässt sich auch nicht ohne Weiteres belegen. Aber ich denke uns ist allen klar, dass sich der mitschwingende Rassismusverdacht an der Ladentheke nicht so gut macht. Und Titten gehen ja bekanntlich immer, gerade auch “exotische”.

“Far Cry 2” lässt die tropischen Inseln und Monstermutanten des Vorgängers hinter sich und begibt sich ebenfalls nach Afrika. Dschungel, Steppe, Korruption, Waffenhandel und Bürgerkrieg – damit werden hübsch alle wichtigen Klischees bedient. Das flammende Schwert äh Maschinengewehr der Rechtschaffenheit wird dabei mal wieder von einem gestandenen weißen Mannsbild geführt. Ja, er ist ein zwielichtiger Söldner auf der Suche nach Rache. Aber er ist ein weißer Bwana, der den Einheimischen mal so richtig Feuer unter dem Hintern macht. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Mich interessieren beide Spiele, sogar sehr. “Resi 5” hauptsächlich, weil es wie der 4. Teil aussieht – und der hat für meinen Geschmack nicht besonders viel falsch gemacht. An “Far Cry 2” reizen mich das Sandkastenprinzip und die Idee, “Boiling Point in funktionierend” zu erleben. Spiele mit afrikanischem Hintergrund hat man ohnehin sehr selten. Als ich das letzte Mal einen Afrikaner gespielt habe, hörte der Typ auf den Namen Shaka Zulu und wollte die Welt erobern. Nach meiner europäischen Sichtweise geht der Rassismusvorwurf bei beiden Spielen an die falsche Adresse, schlimmstenfalls könnte man den Titeln Ignoranz vorwerfen. Was ich hiermit auch tue. Es ist womöglich schwierig, dem Resident Evil-Franchise noch einen Hauptcharakter hinzuzufügen. Aber gerade bei “Far Cry 2” finde es sehr schade, dass man die Gelegenheit, eine valide afrikanische Perspektive einzunehmen, einfach so ungenutzt verstreichen lässt.