Der Wecker klingelt. Ich kratze mich ein letztes Mal ungehindert am Kopf und ziehe meine Boxhandschuhe an. Nachdem ich die Küche bei dem Versuch, mir Frühstück zu machen, in ein mittleres Schlachtfeld verwandelt habe, schütte ich mir eine Tasse des viel zu starken Kaffees ins Gesicht und esse etwas unförmiges, das ursprünglich ein Marmeladentoast werden sollte. Gestärkt, aber von oben bis unten besudelt, geht es ins Badezimmer: Ich schreie mehrmals laut durchs Haus, weil ich die Mischbatterie der Dusche nur notdürftig regulieren kann. Der anschließende Gebrauch von Haarbürste, Fön und Haarlack führt zu einer durchaus interessanten, aber keinesfalls gewollten Frisur. Die Zahnbürste habe ich schon am Vortag zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades an einem Besenstiel befestigt. Die anschließende Entfernung der Zahnpasta von Gesicht, Haaren und Badezimmerdecke gebe ich nach einigen Minuten entnervt auf. Beim Anziehen zerreiße ich zwei meiner Hemden, komme dann aber doch irgendwie in meine Klamotten. Hose, Hemd und Schuhe müssen leider offen bleiben. Auf zur Arbeit! Ich wähle sicherheitshalber den Bus, da ich berechtigte Zweifel habe, eine Fahrt mit dem eigenen Wagen zu überleben…
Als ich gegen Abend wieder nach Hause komme, liegt ein recht unproduktiver, aber für meine Kollegen überaus amüsanter Arbeitstag hinter mir. Zur Entspannung spiele ich noch eine Runde R.U.S.E. auf der 360. Die Boxhandschuhe ziehe ich hierzu allerdings aus, denn das Gamepad übernimmt ihre Funktion auch alleine ganz famos…

Da sieht man dann auch großzügig darüber hinweg, dass den Entwicklern von Eugen Systems (, die schon das von mir sehr geschätzte Act Of War verbrochen haben,) kein ausgelutschteres Strategieszenario als der 2. Weltkrieg eingefallen ist, in welchem man, mehr oder weniger historisch korrekt, wichtige Schlachten und Feldzüge der Kriegsjahre 1939 bis 1945 nachspielen darf. Wenigstens hat man dem Ganzen in der Solokampagne noch einen Schuss „Mata Hari“ verpasst, so dass man dennoch eine halbwegs interessante Story geboten bekommt.




Beim Spielen ging es mir ständig wie ein Mantra durch den Kopf: „Auf dem PC ist das Spiel bestimmt toll! Hätte ich es doch bloß am PC gespielt…“


Dass das Spiel als Konsolenversion jetzt ausgerechnet in meine gichtigen PC-RTS-Spieler-Hände gefallen ist, ist da eher Pech für Ubisoft. Aber immerhin bin ich durchaus in der Lage zu differenzieren und R.U.S.E. trotz meiner persönlichen Probleme mit dem Titel mit Einschränkungen weiterzuempfehlen:

Aber auch gestandene PC-Strategen, denen die strenge Genrestandardisierung der letzten Jahre langsam auf den Senkel geht, sollten sich R.U.S.E. unbedingt einmal anschauen, denn von den erwähnten Bedienungsdefiziten befreit, ist das Spiel auch auf dem PC eine gelungene Abwechslung und bietet mit dem ganzen Bluffen und Pokern zudem einen Multiplayer-Teil, der sich wohltuend von der Konkurrenz abhebt.
Nur eines geht überhaupt nicht: Wenn man es gewohnt ist, Echtzeitstrategie am PC mit Maus und Tastatur zu spielen, kann einen auch R.U.S.E. nicht zum Konsolen-RTS bekehren. Dazu sind die plattformbedingten Boxhandschuhe dann doch einfach immer noch zu dick…
4 Kommentare
Ich kann trotz des Erläuterungsabsatzes nicht nachvollziehen, wieso du es dir nicht für den PC geholt hast. Was kommt als nächstes, du spielst Egoshooter auf der Konsole?
Oh Moment!
http://www.polyneux.de/archiv/192-im-rollstuhl-durch-die-militaerbasis-.html
:D
Wobei man zugeben muss, dass sich „Stop and Pop“-Shooter wie Gears of War sehr gut mit einem Gamepad steuern lassen. Mein Serious Sam 2 HD wird aber für den PC bestellt. ;)
@SpielerDrei:
Wo liegt das Problem? Ich bin nicht halb so konservativ, wie Du vielleicht denkst… :P ;D
Sehe ich das richtig, dass in der PC-Version mal wieder Steam Pflicht ist? Wieso wollen die (mir) keine Spiele mehr verkaufen?
@SenorKaffee
Gears of War „sehr gut“ steuerbar? In Deckung hocken, fünf bis zehn Mal hervorschauen und das Zielkreuz auf einen Punkt zu bewegen, wo die doofen Gegner immer hervorschauen, um beim nächsten Mal zu treffen ist also „sehr gut“ steuerbar? Und bei den Gegnern, die auf einen zu rennen, wild nach vorne schießend rückwärts laufen? Und an der Stelle im Gang als die Tür geöffnet werden muss fluchend panisch umher rennen und schießen, weil man nicht schnell genug zwischen Viecher am Boden anvisieren und Viecher an der Decke anvisieren wechseln kann? Der Rollstuhl-Strohhalm-Vergleich passt prima.